Es ist der elfte Neumond nach der Wintersonnenwende. Wicca und andere neu-pagane Strömungen empfinden Samhain als ein Fest des Dunkelmondes und werden nun dieses Jahreskreisfest feiern. Im altnordischen Raum gab es hingegen das Ahnenfest Alfablót – dies war ein Fest des zehnten Vollmondes nach der Wintersonnenwende.

Das kann alles sehr verwirrend sein, doch einem Faktor können wir immer vertrauen – unserer eigenen Intuition. Persönlich feiere ich das „große“ Samhain-Fest mit in der Nacht zum ersten November. Für mich alleine erspüre ich die Energien und erlebe mein „kleines“ Samhain über einen Zeitraum von meist drei, vier Tagen. Auf diese Tage verteile ich viele kleine Rituale.

Beispielsweise das Erstellen einer neuen Jahreskerze für die Wintersonnenwende. Vom Neumond bis zum neuen Erwachen der Sonnenkraft aus dem Schoß der Mutter Erde sind es nur noch 47 Tage, sie werden wie im Flug vergehen. Der Lichterkranz wird genau vier Wochen vor der Wintersonnenwende das erste Mal entzündet am 23. November, der erste Tag des Schützen in nicht ganz drei Wochen.

Noch aber steht die Sonne im Skorpion und hat am vierten November ein Stelldichein mit der schwarzen Mondin. Ihr erstes Rendezvous im neuen Hexenjahr.

NEUMOND in SKORPION

SONNE in SKORPION

04. November 2021

22:14:35 MEZ / Berlin

Schwarze Mondin

Neumond-Rendesvouz von Sonne und Mond im Skorpion

Der Skorpion passt ganz und gar zu den Energien dieser Tage, jetzt wo die Göttin Cailleach ihre Regentschaft angetreten hat und die Natur sich schlafen legt. Er ist das Schattenreich der Sternzeichen-Welt, die Dunkelkammer des Kosmos. In Hexenkreisen ist er der Kraft der Hekate und Kali zugeordnet.

Die Zeit des Skorpiones hat im Leben der Kelten das alte Jahr beendet und das neue begann. Isis, im alten Ägypten war sie die Göttin der Wiedergeburt, der Magie und auch des Todes, wurde oft mit einem Skorpionkörper dargestellt. Der Skorpion war bei diesem alten Volk ein heiliges Tier – ein Symbol des Lebens und auch der Zerstörung.

Im Mittelalter wurden Hexen oft als Geschöpfe des Skorpions bezeichnet, die Menschen fürchteten seine Kraft, da sie ihn eng mit dem Tod, dem Teufel und allem Bösen verbanden.

Die Energie des Skorpions wirkt von der Außenwelt tief hinein in den Raum unseres Inneren, in die Tiefen der eigenen Schatten. Wird es gefährlich, so sticht er zu und vernichtet, was ihm in die Quere kommt. Er kämpft um sein Leben und verteidigt es mit aller Härte. So sind seine Schwingungen von einer unbändigen Hartnäckigkeit geprägt, von einem starken Willen am Leben festzuhalten, was auch immer es koste. Er ist eng mit unseren spirituellen Kräften verwoben.

Diese Kräfte werden wir zum Neumond deutlich spüren, denn er steht im vierten Haus – in unserer ureigenen Wurzelkraft. Wie eine Schlange rollt er sich in der Tiefe ein, bereit blitzschnell emporzusteigen, wenn es nötig wird.

Die Sonne weckt in diesem Haus unser Selbstbewusstsein – vermischt jedoch mit der starken Energie des Skorpions ist es vor allem unser „sich des eigenen Selbst-bewusst-sein“. Lebenskraft fließt durch unsere Adern. Wir fühlen uns wohl in unserer Haut und sind gerne bereit neue Wege zu gehen, die jedoch durch die Schatten führen, wenn wir diesen Weg bisher vermieden haben.

Die schwarze Mondin reist, mit der Kraft des Skorpions im Gepäck, gewiss gerne durch das vierte Haus. Dieser Tanz der Mondin im Reich der Schatten, tief in unseren Wurzeln, weckt starke Emotionen in uns. Wir sind sehr feinfühlig, hoch sensibel für alles, was mit uns in Berührung kommt. Dies kann wie Wellen über uns hereinbrechen, für ein Wechsel der Emotionen tief in unserem Inneren führen.

Es erhöht aber auch unsere Aufmerksamkeit für andere Menschen, Wesen und Räume. Die Antennen unserer Intuition sind weit ausgefahren und wir sind auch für die Empfindungen unserer Mitmenschen offen. So können wir uns gut einfühlen und eine sehr vertraute Ebene aufbauen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass wir uns auch sehr leicht durch andere Menschen beeinflussen lassen können. Vor allem Hochsensible sollten vorsichtig sein, damit sie im Gefühlsbad nicht von einer zu starken Welle erschüttert werden.

Triple Moon

… und dann ist da noch Uranus

Wusstest du, dass Uranus der einzige Planet ist, der nicht dem griechischen, sonder dem römischen Pantheon entspringt – zurückzuführen auf den Himmelsgott Uranos? Er ist der Sohn der Gaia, der Erdgöttin selbst. Sie hatte ihn im Schlaf geboren und wollte ihn später zum Manne nehmen. Nun derlei geschieht ständig in der Götterwelt.

Jedenfalls erwiderte Uranos die Liebe seiner Mutter und auch ihren Wunsch. Er betete sie an. Voller Inbrunst blickte er auf sie herab und versprühte fruchtbaren Regen in all ihre Öffnungen. Aus diesen erhoben sich die Blumen, die Bäume, das Gras – und mit ihnen die Vögel und Tiere der Welt. Der Regen war so stark, dass die Flüsse anschwellten und zu Meere wurden.

Gemeinsam zeugten Gaia und Uranos die verschiedensten Urgewalten: die einäugigen Zyklopen etwa oder auch die Giganten, die Titanen und Titaninnen. Aber die Liebe zerbrach, als Gaia Kinder gebar, die Uranos verabscheute: hundertarmige Riesen von halbmenschlicher Gestalt. Der Himmelsgott stoß sie wütend in den Leib der Mutter zurück und sie litt unbeschreibliche Qualen.

Gaia wollte Rache! Sie bat die Titanen um Hilfe an und Sohn Kronos erhörte ihr Flehen. Sie gab ihm eine Sichel und so begab es sich, dass just in dem Moment als Uranos sich, wie in einer jeden Nacht, auf die Erde herabsenken wollte, Kronos blitzschnell zur Stelle war. Er stellte sich zwischen Uranos und der Erde, ergriff sein Gemächt und trennte dieses mit der Sichel kurzerhand vom Körper des Vaters.

Er warf die Genitalien wütend ins Meer – und aus all dieser Grausamkeit heraus erwachte neues Leben wie Schaum aus den Wellen – die Liebesgöttin Aphrodite. Ihr Beiname war übrigens Philomedes, die „Genitalienliebende“. Grausamkeit und Liebe liegen oft sehr dicht beieinander.

Seit diesen Geschehnissen gingen Gaia und Uranos getrennte Wege. Erde und Himmel waren für immer voneinander getrennt.

In der Astrologie ist Uranus der Herrscherplanet im Zeichen des Wassermannes. Er verkörpert die Lust an Neuem, besitzt einen großen Schöpfergeist, hasst jede Form von Fesseln, denkt über alle Grenzen hinaus und erfindet sich stets neu.  All diese Eigenschaften verdankt er weniger seiner Rolle als Himmelsgott, als vielmehr der Zeitqualität des gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Lebens zur Zeit seiner Entdeckung.

Zum Neumond stehen Sonne und Mond dem Uranus direkt gegenüber. Neue Impulse werden wie Blitze in unseren Köpfen einschlagen. Grenzen sind dazu da, um sie zu überwinden. Wir möchten so viel und vor allem mehr. Mehr Leben, mehr Tiefe, mehr Raum. Bloß keine Enge, keine Verpflichtungen, keine Starre.

Wir brauchen Esprit, geistreiche Gespräche, intellektuelle Herausforderungen  – jegliches Mittelmaß ist jetzt einfach nur unbefriedigend. Das kann anstrengend sein. E ist wie ein aufkeimender, schwierig zu stillender Hunger. Wir wollen wie der Gott Uranos die ganze Welt mit unserem Sein befruchten – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Triple Moon

Bist du bereit für diesen Tanz mit der schwarzen Mondin?

Du bist es, was zu diesem Neumond zählt. Deine Reise führt mitten durch dich hindurch, hinaus in die Außenwelt, im dreifachen Salto zurück in die eigenen tiefsten Katakomben der Seele und mit neuem Schwung wieder mitten in das Leben hinein. Es ist ein wilder Tanz.

Der Freiheitsdrang ist stark – unabhängig sein, ver-rückt sein, unbedingt leben wollen, erfahren wollen, spüren wollen. Bei diesem Tanz drehst du Pirouetten um dich selbst und behältst trotz allem alles um dich herum fest im Blick. Du wirst viel spüren, mit ganzen feinen Sinnen das Leben schmecken – wie süß oder bitter es auch sein mag.

Vielleicht ergreifst du diese Chance und tanzt einfach mal so frei, als würde der ganze Kosmos nur dir gehören. Raus aus dem Korsett des Alltags und frei atmen. Es sei uns allen gegönnt.

Schwarze Mondin