1 – Die Eins ist die Erste aller Zahlen. Egal von welcher Seite aus wir diese Zahl betrachten, sie ist der Ursprung des Lebens. Sie ist das, was zuerst da war. Sie ist eine vollkommen reine Form des Seins, welche sich in allem widerspiegelt, dass nach ihr folgen wird.
Die Eins – ganz pragmatisch
Die Eins ist eine Konsequenz aus der Null.
Die Null war das Nichts, das Alles enthält – ein leeres Blatt Papier mit der Essenz aller Möglichkeiten, vollkommen in ihrer endlosen, geistigen Natur – symbolisiert durch ein Oval, einen Kreis.
Die Eins wird zumeist als Punkt dargestellt. Sie ist das erste Erwachen in der Null. Die Null mit einem Punkt in der Mitte, welchen sie aus sich selbst heraus geboren hat, ist das astrologische Symbol der Sonne.
Die Sonne ist eine wunderbare Metapher für das Wesen der Eins. Sie zentriert sich in der Mitte unseres Universums, steht somit im Zentrum unseres Sonnensystems. Die Sonne ist die Grundvoraussetzung für alles Leben auf unserer Erde.
Die Hermetik beruht auf Hermes Trismegistos. In seinen Lehren ist der Vater die Sonnen -, die Feuerkraft. Über sein schöpferisches Zusammenwirken der vier Elemente steht geschrieben:
„Sein Vater ist die Sonne [Element Feuer], seine Mutter der Mond [Element Wasser], der Wind [Element Luft] hat es in seinem Bauch getragen, seine Amme ist die Erde [Element Erde].“¹
Wir können die Eins dem Element Feuer zuordnen. Die Power des Feuers, die Energie der Sonne ist eine durch und durch universelle Kraft. Sie ist in allem enthalten, so wie auch die Eins in allen nach ihr kommenden Zahlen enthalten ist. Jede einzelne Zahl kann durch die Eins geteilt werden. Nur was ist mit der Eins selbst?
Multiplizieren² wir die Eins, so ändert sich nichts – es ist und bleibt eine Eins.
1 x 1 = 1
Gleiches gilt bei der Division, es ändert sich nichts am Ergebnis.
1 / 1 = 1
Was auch immer wir wollen, steckt in uns und lässt sich nicht vermehren. Wir wollen, was wir wollen. (Multiplikation)
Der Wunsch etwas (von dem Leben) zu wollen ist tief in uns verankert, wir können uns davon nicht lossagen. Wir können nicht einfach nicht wollen. (Division)
Die Geburt aus dem Chaos
Nehmen wir einmal die Null als das Chaos, so ist die Eins, die Geburt aus diesem Chaos.
In der Nordischen Mythologie existierte das Chaos (die Null), bevor das erste Wesen das Licht der Welt erblickte. Die Eins war der Feuerfunke aus Muspelheim (Heimat der Feuerriesen im Süden), der auf das Eis von Niflheim (Eis-, Nebelwelt im Norden) traf. Aus dieser Kollision heraus entstand der Ur-Riese Ymir, das erste Wesen.
Das schmelzende Eis brachte auch die Kuh Auðhumbla hervor, welche aus dem Eis heraus Buri gebiert, den Stammvater der Götter. Der wiederum zeugte einen Sohn namens Burr (Börr). Aus Ymirs Linie stammt die Riesin Bestla, welche sich mit eben jenem Burr vereinte und drei Söhne zur Welt brachte: Odin, Vili und Ve.
Odin, Vili und Ve, die einst den Riesen Ymir erschlugen, das erste Wesen, und aus seinen Überresten die Welt erschufen – so wurde aus dem Feuerfunken die Eins, die in allem enthalten ist.
Auf dieses Prinzip treffen wir in vielen Schöpfungsmythen. In monotheistischen Religionen ist die Zahl Eins der Gott – die Einheit, aus der (dem) die Welt erschaffen wird.
Das Feuer entstand durch den Geist der Finsternis, wandelte alles in Licht und Wärme und schuf dadurch die erste Ordnung nach dem Ur-Chaos.
Die Kraft des Feuers wird der männlichen Energie zugesprochen, wie auch die Luft. Beide Symbole sind durch ein nach oben gehendes Dreieck symbolisiert. Das Wasser und die Erde, mit der Dreiecksspitze nach unten, sind den weiblichen Energien zugeordnet.
Die ungeraden Zahlen werden ebenfalls der männlichen Kraft, die geraden Zahlen der weiblichen Kraft zugeordnet. Mit dieser Aufteilung habe ich teilweise so meine Schwierigkeiten. Mein persönliches Empfinden steht dieser Zuordnung der Energie oftmals entgegen, so auch bei der Eins. Für mich ist die Eins zwittrig, so wie Ymir, der aus sich selbst heraus eine neue Generation an Riesen gebar.
Ein Bezug zur Astrologie
Die astrologische Einordnung der Eins empfinde ich als stimmig, sie macht in vielerlei Hinsicht einfach Sinn. Sie ist ganz simpel dem ersten Sternzeichen zugeordnet, dem Widder und somit auch seinem Herrscherplaneten, dem Mars. Der Widder ist natürlich dem Element des Feuers zugeordnet. In all dem steckt eine ungeheure Kraft.
Widder = Feuer = Mars = Kraft = WOLLEN
Im Monotheismus heißt es: „Sein Wille geschah.“ Wir Menschen wachsen durch ein gesundes: „Ich will.“
Die Eins möchte also etwas und sie hat die Kraft zur Umsetzung ihres Wollens. Allein dieses Wollen genügt, um etwas in Bewegung zu setzen. Die Eins selbst, erinnere dich an die Multiplikation und die Division, möchte als Widder-Mars-Kraft einfach erstmal nur – nichts weiter.
1 = Ich will
Dieses Wollen jedoch breitet sich aus, es durchzieht alles was folgt.
2 = Stier / Venus = Ich will fühlen.
3 = Merkur / Zwilling = Ich will mich austauschen.
etcetera pp
Das Wollen ist ein innerer Ruf, ein Entschluss für kommende Handlungen.
Der Moment der Schöpfung ist eine Reaktion auf die Leere (0), damit sich die ihr innewohnende Fülle materialisieren kann (1). Die Eins ist die in sich ruhende Kraft, das tiefe Durchatmen bevor es so richtig losgeht – der göttliche Funke, der alles in Brand setzen wird.
Schlussgedanken
Wir haben die Null – einen Kreis, der alle Möglichkeiten der Entfaltung enthält, das leere Blatt Papier, das noch nichts von seiner Bestimmung weiß und doch alles werden kann. Wir können diese unendlichen Möglichkeiten immer mehr und mehr zusammenziehen, in eine immer stärkere Konzentration bringen, bis wir einen Punkt, die Eins erhalten. Der sichtbar gewordene Anfang, der bereit ist, zu explodieren und sich in allem auszubreiten.
1
=
Mittelpunkt (der Sonne)
=
in sich ruhende Kraft
=
Erste Existenz
=
Erste Identität
⇓
Wird zur Schöpfungskraft.
⇓
Ursprung der universellen Einheit
⇓
Die Lebensenergie für ALLES was kommt.
⋅
Reisen wir zum Schluss in das Reich des Tarot und schauen auf den Magier, der Karte der Großen Arkana, welche der Eins zugeordnet ist. Er ist der Schöpfer, der beginnt zu manifestieren, indem er Körper und Geist vereint. Im gewissen Sinne ist der Magier ein Alchimist, der die Elemente zu nutzen weiß, um in der Welt Veränderungen zu bewirken. Er ist ein durch und durch aufrechter Mensch, der allein durch seine Willenskraft und Entschlossenheit in der Lage ist, zu erschaffen.
♥
¹Paracelsus-Magazin, Olaf Rippe: Die vier göttlichen Wurzeln der Existenz [I]. (Stand 04.2017). https://www.paracelsus-magazin.ch/paracelsusmedizin/die-vier-goettlichen-wurzeln-der-existenz-i/.[09.02.2021]
²Schlapp, Peter (2010), Astrologie und das Geheimnis der Zahlen: Tierkreiszeichen und Planeten im Lichte der Zahlensymbolik. Tübingen astranova.
Weitere Quellen:
- von Kirschner, Johann (2014), Lehrbuch der Numerologie: Zahlen als Schlüssel der Seele. (1. Aufl.). Berlin Firavarti Verlag.
- Hundley, Jessica (2020), Bibliothek der Esoterik: Tarot. Köln TASCHEN GmbH.