Ein letzter Sommer-Vollmond erwacht. Jedes Jahr gibt es diesen einen Moment, indem das erste Mal der Duft des Herbstes durch die Lüfte weht. Es ist ein ganz besonderer Odem der Zeit, der unverkennbar von dem kündet, was kommen wird. Gestern habe ich ihn das erste Mal vernommen und heute fällt beruhigend der Regen gegen die Scheiben, ziehe ich mir das erste Mal, eine wollene Decke über meinen leicht fröstelnden Körper und versinke im Versprechen des Herbstes, bald die Blätter zu färben, die Welt in bezaubernde Farben zu wandeln.
In mir breitet sich Freude aus. Leichten Herzens lasse ich den Sommer ziehen, bereit in die Dunkelzeit einzutauchen. Ich habe das Gefühl, dass es mir mit jedem Jahr leichter fällt, den Rhythmus der Natur mit meinem eigenen in Einklang zu bringen. In diesem Jahr war ich ihm einen kleinen Schritt voraus. Mag sein, dass es daran lag, dass ich in den letzten Monaten ganz und gar in mein bald erscheinendes Buch über die Zeit von Samhain eingetaucht war. Es war ein Jahr voller tiefer Atemzüge, neuer Erfahrungen und tief reichender Erlebnisse und es ist an der Zeit, bewusst und achtsam auszuatmen – das pralle Leben ziehen zu lassen. Ich weiß nicht, wie es dir ergeht, aber ich freue mich auf eine Zeit der Besinnung, Reflexion, Stille und Ruhe. Freue mich auf den kühlenden Herbstwind, die Klarheit in der Luft, die brausenden Stürme, die bunten Blätter und das Knistern des verwelkenden Laubes. Noch aber ist es nicht soweit. So leicht gibt sich der Sommer nicht geschlagen. Schauen wir, welchen Zaubermond er an seinem Ende für uns bereit hält.
VOLLMOND in FISCHE
SONNE in JUNGFRAU
10. September 2022
11:59:02 MEZ / Berlin
Der Vollmond in den Fischen
In den Urgewässern der Schöpfung selbst erwacht er, der letzte Sommer Vollmond des Jahres. Boten der Winterzeit sind die Fische, ein Zeichen, welches das Rad der Tierkreiszeichen beendet, ehe sich mit dem Widder der Frühling erhebt. Welche Botschaft mögen die Fische für uns haben?
Bei den Kelten sind die Lachse ein Symbol tiefer Weisheit, aber auch in anderen Kulturen sind es Fische, die das tiefe Wissen in sich tragen. Sie treiben mal mit dem Strom und stemmen sich, wie der Lachs, dem wilden Treiben des Wassers entgegen. Sie sind in einer tieferen Ebene zu Hause, im Reich der Flüsse, Bäche, Seen und Meere.
Das Wesen der Fische entspricht dem des Wassers selbst. Die fließende Kraft erzählt von der uns innewohnenden Fähigkeit, die irdische Welt, die hinter oder über ihr liegenden Dimensionen wie auch die Schwellenräume dazwischen, intuitiv wahrzunehmen. Es gibt keine Grenzen, die Quelle wird zum Bächlein, dieser zum Fluss, der sich in den Weiten der Meere verliert. Still ist es in der Tiefe des Wassers, selbst wenn die Wellen tosen. Wir sehnen uns nach diesem ruhenden Pol, der ruhenden Mitte, wie heftig die Wellen des Lebens auch schlagen mögen.
Im Tarot entsprechen sie dem Mond, die achtzehnte Station des Narren auf seiner Lebensreise. Auch er erzählt von der Kraft der Intuition. Die Karte ist eng mit der Welt des Fühlens verbunden. Der Mond schenkt Licht in der Dunkelheit, erleuchtet selbst die dunkelsten Pfade. Mit ihm hat der Narr letztendlich eine Ebene erreicht, in der alle Grenzen zerfließen, aufgehoben sind.
Achte zum Vollmond auf deine Träume, in ihnen findest du Botschaften anderer Sphären. Die spirituelle Energie im Zeichen der Fische schwingt hoch. Es ist ein wunderbarer Moment, um Mondwasser herzustellen, das dich in der Dunkelzeit begleiten wird. Lade gerne auch deine magischen Amulette, Heilsteine und Utensilien im energetischen Kraftfeld des Mondes auf. Es ist nicht nötig, dass sein Licht auf sie scheint. Es sind die Schwingungen, die Frequenzen, die abgespeichert werden. So kannst du sie auch am Vormittag des Vollmondes selbst hinauslegen und zugleich die Kraft der Sonne als quasi Bonus hinzufügen.
Neptun ist es, der das Zeichen der Fische regiert. Er übernahm das Reich von seinem einstigen Herrscher Pluto. Neptuns kosmische Heimat ist das zwölfte Haus, ein weiter Raum der Geheimnisse, des Verborgenen. Sein Wesen ist universell, sein Geist weit geöffnet. Es bedarf einer gewissen inneren, irdischen Ruhe und Ordnung, ehe wir seine Essenz wirklich verstehen. Ihm ist ein altruistisches Denken zueigen – selbstlos und über den Dingen schwebend, ohne urteilend zu sein. Langsam zieht er seine Bahnen. Ganze vierzehn Jahre verbringt er in einem Tierkreiszeichen. Derzeit befindet er sich in seiner Heimat, im Zeichen der Fische und zieht erst im Jahre 2026 weiter. So lockt er weiter unsere verborgenen Fähigkeiten, hilft er der Intuition zu trauen und spirituell zu erwachen.
Seine Energien sind derzeit rückläufig, was noch bis zum 04. Dezember anhält. Dies bewirkt, dass wir klarer sehen, auf was es wirklich ankommt. Wir sollen das Wahre, das Echte der Existenz erkennen und uns nicht über die Sicht durch eine rosarote Brille vom Kern des Seins ablenken lassen. Nicht immer angenehm, aber im derzeitigen Prozess des Wandels mehr als überfällig. Die Zeit, in welcher Trugbilder uns täuschen konnten ist vorbei, nur was wirklich von Bedeutung und bis in den Kern hinein authentisch ist, wird diesen Aufbruch in neue Zeiten überdauern.
Die Sonne in der Jungfrau
Sie, die Jungfrau ist die Herrscherin über den Merkur, welcher in der Waage wandelt und mit dem Vollmond für 22 Tage rückläufig wird. Ihre Heimat ist das sechste Haus. Sie ist die Perfektionistin unter den Tierkreiszeichen. Ihr ästhetisches Ansinnen ist stark ausgeprägt. Sie liebt geordnete Strukturen und Klarheit in allen Dingen.
Das größte der Zeichen stellt „Astraea“ dar, eine himmlische Jungfrau der griechischen Mythologie. Wie aber auch im nordischen, beispielsweise bei den Drei heiligen Jungfrauen (Bethen), hat das jungfräuliche eine andere Bedeutung, als in der heutigen Zeit. Es steht eher für eine vom Manne eigenständige, unabhängige Frau. Astraea lässt sich mit „Sternenmädchen“ oder auch „sternenklare Nacht“ übersetzen. Sie ist eine Göttin der Gerechtigkeit, Unschuld, Reinheit und wie passend, der Genauigkeit.
Sie war die Letzte der Unsterblichen, die im Goldenen Zeitalter mit den Menschen zusammenlebte. Als die Gier der Menschen zu groß wurde, verließ auch sie das irdische Reich. Sie stieg in den Himmel auf und weilt seither als Sternbild der Jungfrau über uns. Es heißt, eines Tages wird Astraea zur Erde zurückkehren und die Rückkehr des künftigen Goldenen Zeitalters mit sich bringen, dessen Botschafterin sie war.
„Iam redit et virgo, redeunt Saturnia Regna“.
„Schon kehrt auch die Jungfrau Astraea zurück, es kehrt zurück die Herrschaft des Saturnus“.
Verse des Dichters Vergil in der Ekloge aus dem Jahr 40 v. Chr.
Die Jungfrau, die gerechte Göttin kehrt zurück, Saturn übernimmt wieder die Herrschaft.
Vermutlich hätte gegen ein solches, neu erwachende Zeitalter derzeit kaum jemand etwas einzuwenden. Es ist aber an uns selbst, die Karre aus dem Dreck zu ziehen. Wir haben uns lang genug auf höhere Instanzen verlassen.
Die Energie der Jungfrau appelliert an das Ich-Bewusstsein, an die eigene, innere Stärke. Sie fordert auf, die eigenen Werte zu leben und zu verteidigen. Alles jedoch eingebettet im Wohle der Gemeinschaft.
Ihr Herrscherplanet Merkur ist mit dem Vollmond, wie erwähnt, rückläufig. Irgendwie immer dann, wenn ich mit der Bahn reisen möchte, aber das nur mal so nebenbei. Es geht jedes Mal schief, doch bleibe ich optimistisch.
Wir dürfen nun besonders gut auf unsere Kommunikation achtgeben und sollten es tunlichst vermeiden, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. In der Rückläufigkeit treten vermehrt Missverständnisse auf, die sich mit einem höheren Maß an Achtsamkeit jedoch vermeiden lassen. Ausfälle bei Bussen und Bahnen sind an der Tagesordnung, die Technik spielt verrückt und ständig kommt jemand zu spät. Schließe keine neuen Verträge ab, wenn du es vermeiden kannst.
Insgesamt sind wir aufgerufen mehr Verständnis aufzubringen, uns zu gedulden und alles mit mehr Bewusstsein anzugehen.
Welche Energie bringt der Vollmond sonst noch?
Merkur befindet sich zum Vollmond in Opposition zu Jupiter, der im Widder steht. Dies beflügelt unsere Fähigkeit, sich auszudrücken. Es ist ein Tag der großen Worte, aber sprechen wir sie nur gelassen aus, wenn wir ihnen auch Taten folgen lassen.
Der Mond hat sich einen Gefährten an seine Seite geholt, den bereits erwähnten Neptun, Herrscher der Fische. Das potenziert unser emotionales Empfinden enorm. Wir sind in der Lage, uns in andere Wesen hineinzuversetzen. Mit viel Fingerspitzengefühl, dem rhetorischen Geschick von Merkur/Jupiter und einem tiefen Mitgefühl, können wir auf menschlicher Ebene einander näher kommen. Wir öffnen unsere Herzen, sind bereit, zuzuhören. Hochsensible Menschen können dies als Belastung wahrnehmen, da wir uns schnell in die Gemütslage unseres Gegenübers hineinziehen lassen. Es gilt, gut aufzupassen, welche inneren Gefühle die eigenen sind und welche von außen in uns widerhallen.
Lilith, ebenfalls in einem Gefühls-Tierkreiszeichen stehend (Krebs), ruft, wie schon mehrfach in diesem Jahr, die Verbindung zur Mutterlinie auf den Plan. Dies kann ein tiefes Bedürfnis nach mütterlichem Schutz in uns wachrufen, vor allem, wenn die Seele auf dieser Ebene einiges an Verletzungen erfahren hat.
Zu diesem Vollmond erwacht vor allem die weibliche Seite in uns. Es ist ein Vollmond voller Emotionen. Wir suchen die nährende Kraft, vermögen aber auch, sie großzügig zu schenken. Der Kern unserer weiblichen Urkraft wird zum Klingen gebracht. Es ist eine wunderbare Zeit, um sich mit den Göttinnen des Mondes zu verbinden, siehe auch das unten verlinkte Vollmondritual.
Es gilt, bei sich selbst zu bleiben, auf die innere Stimme zu lauschen, dem Ruf der Intuition zu folgen und die eigenen, emotionalen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Gut möglich, dass sich die inneren Kinder melden und Aufmerksamkeit für ihre Schmerzkörper verlangen. Nimm dir den Raum, für sie zu sorgen.
Es ist kein Tag der großen Handlungen, der Aktionen und erst recht nicht ein Tag, dem wir auf der Ebene des Verstandes begegnen sollten. Übergeben wir dem Fühlen das Zepter. Lassen wir uns tief in die Energien der wärmenden Mondin fallen und erlauben wir uns eine liebevolle Selbstfürsorge.