Ein Riss geht durch unser Land
Wir sind per se keine Plattform für Politik, wenngleich wir uns zu den politisch interessierten Menschen zählen.
Heute jedoch mischen wir uns ein! Wir möchten kein Fähnchen im Wind dieser Zeit sein. Es ist uns ein Bedürfnis Flagge zu zeigen: Eine Flagge für Liebe, Menschlichkeit und Mitgefühl.
Durch unser Land geht ein tiefer Riss: Auf der einen Seite die braune Brut unter dem Deckmantel der besorgten Bürgerschaft dieses Landes, die uns glauben machen wollen, dass sie unser aller Wohl im Blick haben. Die sich unverschämt das Recht herausnehmen für die Mehrheit des Volkes zu sprechen! – Ich habe keine Worte für Euch, nur Verachtung –
Auf der anderen Seite all die wunderbaren Menschen, die nicht lange zögern, sondern helfen wo es nur geht. Sie spenden, sie trösten, sie bieten ein Dach über den Kopf, ein offenes Ohr und opfern uneigennützig ihre Zeit. Menschen, die plötzlich aus der Masse heraustreten und großartiges leisten. Zum Beispiel Jette aus Berlin: Kurzerhand beschloss sie gemeinsam mit Murat, einem Gemüsehändler, zu helfen und seither bringen sie Obst und Gemüse zu den Flüchtlingen und haben bereits ein kleines Netzwerk der Hilfsbereitschaft auf die Beine gestellt. Künstler, wie Howald & Thölen, die nicht einen Moment zögern und gemeinsam mit Anderen kostenlos auf einem „Refugees Welcome“ Fest in Bremen singen. Menschen, die einfach zur nächsten Spendenstelle fahren und mit anpacken: Sachen sortieren, zusammenlegen und weiterleiten. Der Berliner Andreas Tölkes, der kurzerhand Flüchtlinge in seiner Wohnung unterbringt, damit sie die Nacht nicht auf der Straße verbringen müssen. Ihr seid viele und ihr seid wunderbar!
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Nun und dann ist da noch der riesige Graben in der Mitte, mit all seinen Nischen und Verstecken. In ihm lungern die Schweigenden, die Leute, die das alles nichts angeht. Die keine Meinung haben, weil ihr häuslicher Friede nicht gestört werden soll oder eine Meinung haben, aber diese dann doch lieber für sich behalten, weil es unbequem sein kann laut zu denken. Menschen, denen das alles so ziemlich auf den Keks geht. Die keine Statements mehr lesen wollen, weil es langsam wirklich anfängt zu nerven. Die Leisetreter, Unsichtbaren, Stillschweigenden, Genervten!
Ich muss euch mal kurz stören
Ich richte mich heute an euch, die ihr da im Graben hockt und nicht gesehen werden wollt oder nicht mehr hinschauen könnt.
Wir brauchen Euch!
Es ist nicht die richtige Zeit zu schweigen. Es ist nicht die richtige Zeit wegzuschauen. Es ist nicht die richtige Zeit so zu tun, als hätte unser Land kein Problem.
Das hatten wir doch alles schon einmal …
Ich war nicht dabei, als Deutschland im braunen Sumpf versunken ist, als Bücher verbrannt und Menschen ihrer Religion wegen gejagt, gedemütigt, geschändet und getötet wurden, aber niemand kann mir erzählen, dass die Menschen damals von alledem nichts wussten. Wir sind heute noch nicht so weit, wie damals, als es finster wurde in unserem Land. So finster, dass angeblich nichts zu erkennen war von den Gräueltaten. Wir bewegen uns aber in diese Richtung und keiner weiß wohin das alles führen wird.
Niemand, der klaren Verstandes ist, kann heute behaupten, er wüsste nicht was gerade geschieht. Er wüsste nichts von all dem Hass den Flüchtlingen gegenüber. Er wüsste nichts von brennenden Asylantenheimen und Übergriffen!
Jeder Einzelne von uns ist dieser Tage in der Pflicht seinen Beitrag nach seinen Möglichkeiten zu leisten und nach seinen Möglichkeiten schließt ein NICHTSTUN aus!
Verbannt aus Euren Köpfen das verkorkste kleinkarierte Denken, dies sei euer Land. Ja wir leben hier in diesem Land, aber das alles basiert auf einen riesigen Zufall. Ihr seid privilegiert und habt die Hosen gestrichen voll, dass irgendjemand euch irgendetwas von diesem Status nehmen könnte. Eure Gelder, eure Steuern fließen nicht in Scharen in den Rachen der Flüchtlinge, eure Gelder fließen ganz woanders hin. In die dicken Bäuchen der korrupten Machenschaften dieses Landes.
Bedenkt: Unsere Rüstungsindustrie hat auch Waffen verschickt! Waffen mit denen das Volk in Syrien getötet wird. Finanziert auch von unseren Geldern! Die Menschen wollen nicht im Krieg leben, sie flüchten. Was verflixt würdest Du denn tun? Flüchten unter schwierigsten Bedingungen, die von unserem Verstand kaum erfasst werden können. Viele sterben auf dieser Flucht. Denkt doch einmal darüber nach, was das bedeutet! Das geliebte Kind zu verlieren, die Frau, den Mann, den Bruder, die Schwester. Was würde das für Dich bedeuten?
Ehrlich, ich wäre froh, wenn die ganzen sinnlosen Ausgaben unserer Gelder bei den Flüchtlingen ankommen würden! Dann hätte das alles zumindest einen Sinn, dann würde nicht Blut an unseren Händen kleben.
Es ist unsere verdammte Pflicht diesen armen Menschen zu helfen!
Es ist unsere verdammte Pflicht dem braunen Abschaum die Stirn zu bieten!
Es ist auch deine Pflicht!
Schweigen, wegschauen und ignorieren macht dich zum Täter.
Unsere Nationalität gehört nicht Deutschland, Syrien, Eritrea, den Balkan-Staaten, Afghanistan, Somalia, Irak, … unsere Nationalität ist Mensch!
Ich definiere mich nicht über meine zufällige Geburt in diesem Land. Ich definiere mich über meine Menschlichkeit, meinen Grad an Mitgefühl, meine Empathie, meine Liebe, meine Hoffnung, mein Vertrauen und meinen Verstand.
Das Dilemma mit dem Schweigen
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold gilt hier nicht!
Jedes Schweigen stärkt die Unmenschlichkeit, lässt den braunen Dreckhaufen größer erscheinen als er ist.
Hört nicht weg, wenn Stammtisch-Parolen die Menschlichkeit verletzen. Selbst wenn ihr nur ein kleines Räuspern schafft und demonstrativ den Tisch verlasst, ist das mehr als gar nichts zu tun!
Kommt raus aus euren Verstecken in dem dunklen Graben. Macht euch nicht klein, damit ihr ja nicht gesehen werdet. Richtet euch auf und stellt euch auf die Seite der Menschlichkeit. Lasst euer Herz sprechen. Reicht den Armen die Hand, schenkt ihnen ein Lächeln, spendet ihnen Kleidung oder Geld, wenn ihr etwas geben könnt.
Nutzt eure Netzwerke und zeigt, dass sie willkommen sind und das wir nicht wollen, dass Geschichte sich wiederholt!
Seid euren Kindern ein Beispiel, damit sie nicht die Achtung vor euch verlieren und euch eines Tages fassungslos anschauen, wenn ihr versucht ihnen unter stottern zu erklären: “ Das habe ich ja nicht gewusst!“
Ihr verliert nichts, euer Lebensstandard wird sich dadurch nicht ändern. Ihr werdet Essen haben wie zuvor, ihr werdet wohnen wie zuvor und ihr werdet leben wie zuvor. Ihr könnt nur gewinnen! Öffnet euer Herz für Flüchtlinge, fürchtet sie nicht und lehnt sie nicht ab, nur weil sie eine andere Nationalität haben, eine andere Haut, eine andere Sprache, einen anderen Glauben.
Jetzt ist die Zeit das Richtige zu tun! Du entscheidest dich in diesen Tagen, was für ein Mensch du sein möchtest. Einer der wegschaut oder einer der hilft?
Wir appellieren an eure Herzen, an euren Verstand und an euer Mitgefühl. Bitte helft mit, dass wir in einem Land leben können, dessen wir uns nicht schämen müssen.
Übrigens: Wir sind nicht reich und haben daher gut reden, aber auch wir versuchen zu helfen wo es nur geht! Letztes Wochenende haben wir das Auto voll mit neu gekauftem Spielzeug für Flüchtlingskinder gepackt und wir hatten beide Tränen in den Augen, als wir gesehen haben mit welcher Freude und Dankbarkeit die Kinderaugen gestrahlt haben, als die Sachen an sie verschenkt wurden. Dieses Bild im Kopf macht mich zum Menschen, lässt mich wahrhaftig leben und sorgt dafür, dass ich noch in den Spiegel schauen kann ohne mich meiner zu schämen!
Ihr müsst nicht zwingend in euer Portemonnaie greifen. Das verlangt niemand! Es ist EINE von zig Möglichkeiten! (Wir spenden übrigens immer lieber direkt bei den Menschen vor Ort, andere Spendenmöglichkeiten findet ihr unter anderem hier: http://www.blogger-fuer-fluechtlinge.de/spenden/)
Tut einfach nur was – irgendwas! Bitte!
Die Schuld der Leisen
Der Sommer tanzt ein Totenreigen.
Die Blinden blinder als zuvor,
die Stummen üben sich im Schweigen,
kalt stinkt der Sumpf im deutschen Moor.
*
Die zugenähten Lippen tauber Leute
sagen einst dann ganz bewusst
auf die Frage nach dem Heute:
„Ich hab von all dem nichts gewusst!“.
*
Der Frevel dieser Unsichtbaren,
der stillen Dulder dieser Zeit,
liegt in dem Nähren dieser Scharen
nicht gelebter Menschlichkeit.
*
Selbst die Blinden könnten sehen
was geschieht in diesem Land.
Selbst die Lahmen könnten gehen
doch sie stehen stumm am Rand.
*
In den Rachen brauner Münder
werfen sie ihr eisig Schweigen,
füttern sie zu ihren Kindern
gezeugt aus Blut der ewig Feigen.
*
Fühlt ihr euch frei von jeder Sünde,
schließlich sagtet ihr kein Wort,
so hört was ich euch hier verkünde
auch Schweigen nährt den Völkermord.
Vielleicht stecken ja auch nicht alle im Graben, sondern erholen sich in der Sonne am Mittelmeer:
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