Göttin Freyja erinnert mich an Lilith, die erste Frau Adams, die nicht zu bändigen war. Wie diese lässt Freyja sich nicht unterjochen, weiß sie sich zu behaupten, pfeift auf Sittsamkeit und Konventionen und ordnet sich ganz gewiss nicht dem Willen eines Mannes unter. Beide sind sie ungezähmte (Ur)-Göttinnen des Weiblichen.
Freyja – wild & verführerisch
Nicht selten wird Freyja mit Frigg verwechselt und umgekehrt. Sehen wir einmal von ihrem Treiben in den Rauhnächten ab, so haben sie jedoch nicht viel gemein, außer vielleicht – nein, ich möchte noch nicht zu viel verraten.
Frigg ist häuslich, sittsam und zwölf Mondphasen lang recht tugendhaft. Freyja ist wild, verführerisch und auch gefährlich. Sie ist die Göttin der Leidenschaft, der Sexualität und eine Meisterin der Zauberei, des Seiðr¹.
Archetypus der Muttergöttin?
Es ist wohl der ständigen Vermischung von Frigg und Freyja zu verdanken, dass Letztere oft als Archetypus der Muttergöttin angesehen wird. Diese Rolle wird Freyja nicht gerecht, ohne die Rolle selbst abwerten zu wollen. Sie wäre aber für eine Göttin wie Freyja zu eng gefasst, zu sehr an Haus und Hof gebunden, zu sehr an den Mann.
Freyja ist nicht großartig mütterlich. Sie taucht auch nicht als Schenkerin der Fruchtbarkeit, des menschlichen Lebens auf. Im Segensspruch der Oddrúnargrátr, der Klage Oddruns aus der Lieder-Edda heißt es zwar, es waren bei der Geburt des Kindes: „gütige Geister, Frigg und Freyja und andere Götter“ anwesend, aber das bringt sie eher mit einer Schutzgöttin in Verbindung.
Hat Freyja eigene Kinder?
Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Snorri² erwähnt in der Edda zwei Töchter: „Hnoss“ und „Gersimi„. Beide Bezeichnungen sind umgangssprachliche Bezeichnungen für einen „Schatz“. In der Skaldik³ geschieht es zweimal, dass ein echter Schatz auch als Tochter der Freyja bezeichnet wird.
Freyjas Tränen sind Tränen aus Gold, also wahrhaftige Schätze, wir kommen noch darauf zu sprechen. Mag sein, dass die alten Geschichten von diesem Gold, als ihre Töchter, ihre Schätze reden. Möglich ist es auch, dass einfach ihre enorme Macht zum Ausdruck gebracht werden soll. Freyja gilt auch als Göttin des Wohlstandes.
Es bleibt also ein Rätsel.
Freyja und Freyr – Die Herrin und der Herr
Freyja (oder auch Freya geschrieben) ist im Altnordischen nichts weiter als eine Bezeichnung für eine Herrin. Es ist also erstmal nur eine simple Anrede. Der eigentliche Name fehlt und er ist auch nicht bekannt. Beziehungsweise ist es so, dass in den alten Schriften mehr als genug Namen für Freyja auftauchen und wer weiß, vielleicht ist ja einer davon ihr wahrer Name?
Das Gegenstück im Nordischen zu Freyja ist Freyr, der Herr. Wir müssen nicht weit schauen, um diesen Herren zu finden. Er ist kein geringerer als Freyjas Zwillingsbruder.
Das beide Gottheiten als Freyja (Herrin) und Freyr (Herr) bezeichnet wurden, zeigt ihren hohen Stellenwert, denn niemandem sonst gebührte dieses Alleinstellungsmerkmal. Allein in dieser Tatsache zeigt sich die Hochachtung vor dem göttlichen Zwillingspaar und die aufrichtige Verehrung der Zwei durch den Menschen.
Freyr soll Verbindungen zu dem keltischen Gott Cernunnos, dem „Gehörnten“ aufweisen, aber das sei hier nur erwähnt.
Im heutigen Hexenkult, vor allem in dem Zweig der Wicca, werden oftmals Gott und Göttin angebetet. Gut möglich, dass sich dies einst von Herr und Herrin ableitete, also Freyr und Freyja.
Da Freyja sich um wirklich gar nichts schert, vor allem nicht in der Liebe, ist es nicht wirklich verwunderlich, dass Freyr und Freyja nicht nur Geschwister, sondern wohl auch Liebende waren. Dies zumindest wirft Loki ihnen in der Lokasenna, seinen Zankreden aus der Edda vor.
Das Zwillingspaar spiegelt sich gegenseitig die jeweils eigene Macht und doch sind sie durchaus verschieden. Freyja ist eine Göttin der Reichtümer, ihre auf die Erde fallenden Tränen finden wir als Gold wieder. (In der Skaldik wird Gold nicht selten als die Tränen Freyjas bezeichnet.) Der Reichtum Freyrs liegt in der Fruchtbarkeit der Felder und des Viehs.
Vielleicht nicht nur Zwillinge, sondern gar eins?
In der nordischen Mythologie ist es nicht ganz unüblich, dass ein und dieselbe Person sich in der Geschichtsschreibung in zwei Gestalten aufspaltet, also derselbe Typ eines Gottes eine männliche und eine weibliche Ausgabe hervorbringt. wie zum Beispiel auch bei Njörd und Nerthus. Beide liegen etymologisch ganz eng beieinander und so verhält es sich auch bei Freyja und Freyr. Es gibt Für- und Gegensprecher dieser Theorie.
Es wäre also auch denkbar, dass sie auf eine Gottheit zurückzuführen sind.
Freyja und die freie Liebe
Die Göttin der Leidenschaft ließ ganz gewiss nichts anbrennen. Loki sagt, von den Asen und auch von den Alben waren sie ALLE ihre Liebhaber.⁴ Aber nicht nur Götter und Alben erlagen ihrem Liebeszauber, sie sagte auch nicht zu menschlichen Helden nein.
Im Hyndlalied wird einer ihrer Geliebten erwähnt: Óttar. Dieser hat um sein Erbe gewettet. Jetzt brauchte er dringend Hyndlas, eine alte Riesin mit Zauberkräften, Hilfe.
Freyja überredet Hyndla mit ihr nach Walhalla zu reisen und ihr die Abstammungsgeschichte Óttars zu erzählen.
So reiten sie: Hyndla auf einem Wolf, Freyja auf einem Eber, den Hyndla schnell als Óttar erkannte. Auf dem Ritt erzählte die Riesin alles, was Óttar wissen muss. Als Freyja jedoch noch einen Trank von Hyndla forderte, der das Gehörte im Gedächtnis des Geliebten verankern sollte, verwehrte die Riesin ihr dies.
An dieser Stelle finden wir einen weiteren Charakterzug der Freyja, ihr durchaus auch schon einmal feindseliges Auftreten. Sie droht Hyndla, einen Feuerzauber zu sprechen, der für ein nicht stillbares Verlangen nach körperlicher Liebe sorgt. Sehr passend für Freyja, nicht wahr? Nun, Hyndla wollte den Rest des Lebens nicht in sexueller Erregung verbringen, also redete sie.
Die Riesin versucht noch Óttars Trank mit einem Fluch zu belegen, aber auch das vereitelte Freyja.
Ganz so großzügig, wie sie scheint, ist sie dennoch nicht gegenüber ihrem Liebhaber, denn seine Forderung hat einen Preis. Hyndla ist eine sehr zuverlässige und hellsichtige Jötin⁵. Sie sieht, dass Freyja ihren Geliebten zum Todesritt einlud. So hat Óttar den Ritt zwar überlebt, aber danach waren seine Atemzüge gezählt.
Kleine Anmerkung am Rande: Der Ausritt der Hyndla und der Freyja durch die Lüfte kann möglicherweise als Vorlage für die spätere Andichtung sogenannter Besenritte im Mittelalter gesehen werden.
Od – Der vielleicht ganz besondere Ehemann
Freyja erscheint viel zu frei, zu selbständig, als dass sie sich an nur einen Mann binden würde. Und doch soll es diesen Einen geben. Er verließ sie eines Tages und Freyja selbst weinte bittere Tränen, während sie ihn allerorten suchte.
Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Treue fester Bestandteil des Ehegelübdes war, also warum dieser Gram?
Wer war dieser Od, der Freyja ehelichte?
Schauen wir einmal auf seinen Namen, da klingelt doch schon was, oder etwa nicht? Genau, sprachlich leitet sich der Name Od von keinem Geringeren als Odin ab. Es ist sogar recht wahrscheinlich, dass Od und Odin ein und dieselbe Person sind. Das liegt nicht nur daran, dass beide Gottheiten stark mit der Sexualität verbunden sind und es schon mehr als seltsam wäre, wenn ausgerechnet sie keine sexuelle Verbindung eingehen würden.
Es lässt sich noch ein anderer Punkt anführen. Eines der Namen aus alten Überlieferungen, vor allem In Bezug zur Wilden Jagd lautet Wodan. Wod ist die ältere Form von Wodan.
Wod – Wodan, Od – Odin
Falls sie wirklich verheiratet waren, so war dies ganz gewiss eine sehr freie und offene Ehe.
Gut möglich aber auch, dass Freyja niemals eine Ehe einging und die Verbindung zu Od eher auf ihre große Vertrautheit miteinander hindeutet. In der isländischen Sörla Páttr wird sie auch nicht als Frau Odins, sondern als seine Geliebte erwähnt. Zudem muss sie den Riesen als unverheiratete Göttin bekannt gewesen sein, denn ständig begehrte einer von ihnen sie zum Weibe.
Asin, Wanin oder irgendwie von allem ein bisschen?
Freyja stammt von den Wanen, dem alten Göttergeschlecht ab. Ihr Vater ist Njörd, ihre Mutter die Wintergöttin Skadi.
Eines Tages befanden sich die beiden großen Göttergeschlechter, die Asen und die Wanen im Krieg. Freyjas Rolle in dieser tödlichen Auseinandersetzung war ebenso maßgebend wie die von Odin, aber dazu kommen wir später, wenn ich dir von den Zauberkräften der Freyja berichte.
Als der Krieg beendet war, beziehungsweise aufgehoben wurde, begaben sich sowohl Freyja als auch Freyr freiwillig als Geisel in die Obhut der Asen. Snorri ignoriert ihre Abstammung vollkommen und rechnet sie direkt den Asen zu. Er geht sogar soweit zu behaupten, dass Freyja „die herrlichste der Asinnen, wie ihr Bruder Freyr der trefflichste unter den Asen sei„.
Reden wir von ihrer Rolle bei den Asen und dem Krieg zwischen den Göttergeschlechtern, so kommen wir nicht umhin von einer alten Zauberin, der Gullveig zu berichten.
Gullveig, Zaubergöttin der Wanen
Gullveig ist eine alte Wanengöttin, die Hüterin der Schätze. Sie brachte die Gier nach Gold in die Welt der Götter. Sie waren so verrückt nach dem Golde, dass sie aus Gullveig das Geheimnis um dessen Herkunft herausforderten.
Die Götter stießen die alte Zaubergöttin mit ihren Speeren, aber das genügte nicht. So wurde sie in des Heervaters Halle dreimal verbrannt und dreimal erneut geboren. Als Heid sprach die Völuspa von Gullveig. Eine mächtige Zauberin, die Seiðr ausübte und nun feindselig den Asen gegenüberstand, bis ein erbitterter Krieg entflammte.
Gullveig (Heid) wird oftmals mit Freyja gleichgesetzt. Beide sind Göttinnen des Goldes. Sie scheuen nicht davor zurück, Streit vom Zaun zu brechen und ja, auch Freyja ist der Zauberei, des Seiðr mächtig. Diese Gleichsetzung ist durch und durch spekulativ, aber es gibt auch keine Argumente, die diese Vermutung widerlegen.
Lassen wir diesen Gedanken kurz zu.
Ist Gullveig keine Geringe als Freyja selbst, so ist ihre dreifache Verbrennung nichts anderes als ihre Initiation. Vom Speer verwundet und verbrannt erlangt sie die Kenntnisse des Seiðr.
Moment einmal!?
Vom Speer verwundet, woher kennen wir das? Ganz genau, aus der Initiation Odins. Hing er nicht vom Speer verwundet neun Nächte lang im Weltenbaum, ehe er sämtliche Kenntnisse über die Runen erlangte? Ein Zufall? Nun, das mag jede:r selbst entscheiden. Heid jedenfalls war die größte Völva, also Seherin der alten Zeit und Odin war der größte Dichter der alten Zeit, der mit Worten seine Zauber webte.
Geschrieben steht, dass Freyja den Asen die Zauberkunst lehrte, so finden wir es in der Snorri-Edda, in der Ynglinga saga. Der Runologe Edred Thorrson meint, zwischen Odin und Freyja bestand eine Art Tauschgeschäft. Sie lehrte ihn in der Kunst des Seiðr und er lehrte sie in der Runenkunde.
Vor allem in der heutigen Zeit wird Heid oft als die ältere Freyja angesehen. Sie wandelte sich von der Göttin des Goldes und der körperlichen Liebe zur weisen und magischen Zauberin des Seiðr.
Ihre Rolle im Spiel von Leben und Tod
Warum hätte der Krieg zwischen den Wanen und Asen ewig dauern können? Nun das ist einfach erklärt. Odin und Freyja sind beide Gottheiten des Todes, wenngleich sie auf verschiedenen Ebenen wirken.
Mit seinem Speer Gungnir erwählt Odin all jene auf dem Schlachtfeld, die des Todes sind. Klingt nach einem leichten Spiel für die Asen, wäre da nicht Freyja. Ist Odin der Todesbringer, so ist Freyja die Wiedererweckerin. Jeden den Odins zum Tode verurteilte, ließ Freyja wieder auferstehen, ob nun Ase oder eben Wane. So machte der Krieg irgendwann keinen Sinn mehr. Asen und Wanen einigten sich auf ein Unentschieden.
Der Todesgott Odin nutzt seine Kraft todbringend. Als Göttin des Todes obliegt Freyja die Macht über das Leben.
Freyja sind Schlachten nicht unbekannt. Im Grimnismal 14 steht, dass sie täglich die Hälfte aller Gefallenen wählt, die andere Hälfte fällt Odin zu. Freyja sei also auch als Göttin der Schlacht genannt.
In ihrer Halle Folkwang (Heer-Ebene) wies sie den Gefallenen ihre Plätze zu. Bei den Gefallenen handelt es sich allesamt um großartige Helden. Es ist nicht gewiss, ob sie auch wie die gefallenen Krieger in Walhalla zu Ragnarök, dem Untergang der Welt, an der Seite der Einherjar kämpften.
Möglich ist auch, dass sie einfach bei Freyja ausharrten und das Ende Ragnaröks abwarteten. So schrieb Snorri: Jetzt übernahm Freyja die Leitung aller Opfer, denn sie allein war von den Göttern [nach Ragnarök] noch am Leben.
Das Brisingamen
Das Brisingamen ist der kostbare Halsschmuck der Göttin Freyja. Sie ließ ihn von vier Zwergen anfertigen. Als Preis forderte jeder Zwerg eine Nacht mit der Göttin. Sie wollte den Schmuck unbedingt und war ja nun auch kein Kind von Traurigkeit.
Odin war, sagen wir mal not amused. Er befahl Loki den Schmuck zu stehlen. Freyja würde das Brisingamen nur zurück bekommen, wenn sie einen Krieg zwischen den Königen anzettelt. Und sie bekam es zurück.
Ein Halsschmuck war bereits seit der Steinzeit bis in die Eisenzeit hinein ein Statussymbol für Ehre und Macht. Es ist ein wichtiges Attribut der Göttin, mit welchem sie sich gleichzeitig über die anderen Göttinnen erhebt.
Ein Halsband ist auch ein Zeichen für die Umgürtelung der Erde. So kann das Brisingamen als Zeichen einer bestehenden Herrschaft als Erdgöttin gesehen werden.
Brisingamen kann „von den Feurigen“ bedeuten, was auf die Zwerge hindeutet. Es kann aber auch ein „feuriger Halsschmuck“ sein. In diesem Fall wäre es vermutlich aus Gold, denn Gold wurde von den Skalden oft mit dem Wort Feuer umschrieben.
Fakt ist jedoch, niemand weiß, wie das Brisingamen aussieht. Vielleicht ist es ein Goldkragen, bestehend aus vier Ringen für die jeweils vier Zwerge oder aber es ist aus vier Schnüren hergestellt. Die Zahl vier ist nicht ganz unbedeutend, war doch die Welt einst eine Scheibe, die aus vier konzentrischen Ringen bestand: Midgard, Asgard, das Meer, welches Midgard umschließt und Utgard.
Welch machtvolles Erheben dies für Freyja bedeuten würde!
Oder doch ein Gürtel?
In einer anderen Theorie ist vom Brisingamen als Gürtel die Rede. An Gürtel wurden einst die Schlüssel gebunden. Wer die Schlüssel hat, dem gebührt die Herrschaft über Haus und Hof. Der Gürtel steht auch im Zusammenhang mit der Funktion einer Schutzgöttin für Frauen zur Geburt eines Kindes.
Das tönt wieder sehr nach einer Vermischung von Freyja und Frigg, deren Rolle als Hausherrin viel eher zu einem solchen Gürtel passt.
Der Eber, der Falke und zwei Katzen
Loki erzählt, dass er von Freyja das Gewand des Falken lieh, um in dessen Gestalt zu reisen. Es ist anzunehmen, dass auch Freyja dieses Falkengewand nutzte, um die Welten Yggdrasils zu bereisen. Auch Frigg reist als Falke durch die Landen. Odin reist als Adler und auch von einigen Jöten ist dies bekannt.
Kann es also sein, dass die Adler den Männern und die Falken den Frauen vorbehalten war? Möglich wäre es.
Freyja reiste nicht nur die Lüfte, auch auf dem Boden war sie imposant unterwegs. Wie im Bild dargestellt steht sie auf ihrem Wagen, der von zwei Katzen gezogen wird.
So ganz einig waren die Forscher sich da allerdings nicht. Da das genutzte Wort „fres“ neben Katze auch Bär bedeutet, könnte sie auch ein Bärengespann geführt haben, so zum Beispiel die Vermutung der Gebrüder Grimm. Jedoch stehen sich das Seiðr und die Katze näher, als der Bär. Schließlich trägt die Seherin aus der Eriks-Sage Handschuhe aus Katzen- und nicht aus Bärenfell.
Sprechen wir hier von Katzen, so reden wir vielleicht auch von etwas größeren Geschöpfen wie dem Luchs, obgleich es schon in der Eiszeit Hauskatzen gab. Zudem wurde in der Grabkammer des Oseberg-Schiffes ein Schlitten als Beigabe für eine Hohepriesterin gefunden. Dieser Schlitten weist nicht nur eindeutige Katzenköpfe-Schnitzerein an den Ecken auf, auch das Hinterbrett enthält eindeutig die Darstellungen einer Katze im Kampf mit einer Schlange.
Fehlt noch das Schwein. Das gab es gewiss zu Festmahlen, aber davon ist hier nicht die Rede. Freyja hatte einen von den Zwergen Dain und Nabbi erschaffenen Eber namens Hildisvíni. Er hatte goldene Borsten und ward Freyjas liebstes Reittier. Das Hyndlalied weiß davon zu berichten. Wie aber schon erwähnt, deutet sie jedoch auch an, dass die Ebergestalt ihr Held Óttar sein könnte. Gullinborsti ist der Eber, auf welchem ihr Bruder Freyr reitet, eine weitere der vielen Gemeinsamkeiten.
Nutze die Göttin für dein magisches Wirken
Möchtest du mit der Unterstützung der Göttin arbeiten, so lerne zuerst, dich mit ihr zu verbinden. Kannst du schamanisch Reisen, so versuche sie ganz gezielt aufzusuchen. Keine Sorge, wenn das bei dir nicht klappt. Die Magie kennt viele Wege.
Du kannst eine kleine Skulptur von Freyja anfertigen oder auch kaufen, wenn du magst. Schenke ihr einen schönen Platz, der schon ein wenig Liebe ausstrahlen sollte. Ich denke, sonst wird sie sich dort nicht sonderlich wohl fühlen.
Beschenke sie auch gerne. Sie mag ganz gewiss Liebeslieder und -gedichte. Freyja fühlt sich von den Runen angezogen. Du kannst also deine Verse in Runenschrift verfassen. Die Rune Fehu ist neben Frigg und Freyr auch mit der Göttin Freyja verbunden.
Hast du das Gedicht, die Verse oder das Lied verfasst, so rezitiere oder singe es. Die Übergabe an Freyja kann mittels Feuer geschehen, wirf deine Zeilen einfach im Anschluss in die Flammen. Vergiss bei allem nicht, sie anzurufen. Sie sollte schon wissen, dass sie gemeint ist. Es ist auch immer von Vorteil, sich aufrichtig zu bedanken.
Freyjas Stein ist der Gagat, so heißt es heutzutage, probiere es einfach selbst aus. Persönlich nutze ich, abgesehen vom Reisen, ein Amulett – eine handgefertigte Nachbildung eines archäologischen Fundes.
Die Farben der Göttin sind ein miteinander verwobenes schwarz und weiß, dass dadurch grau erscheint. Ich finde dies sehr passend. Sie kann stark in weißen wie auch in schwarzen Denkmustern verankert sein und doch vermischt sie beides zumeist zu einem facettenreichen Grau. Es geht also über ein reines Schwarz-Weiß-Denken hinaus.
Sei kreativ, finde einen Weg zur Göttin. Nutze ihre Farben, ihre Vorlieben und lasse dich dabei einfach von deinem Bauchgefühl leiten.
Beispiele für die magische Arbeit
Ist es dir gelungen, dich mit Freyja zu verbinden, so wird sie dir in schwierigen Zeiten eine Stütze sein. Rufe sie an und bitte sie um Beistand. Sie ist eine außerordentlich mutige und starke Göttin und wird dich kraftvoll leiten. Manchmal genügt es auch schon, sich ihrer Power zu erinnern und ihrem Vorbild einfach nur zu folgen.
Du kannst sie um Hilfe anrufen, wenn dir Unrecht widerfahren ist. Wie wäre es mit einem Mojo-Zauber, dem du ein Attribut der Freyja hinzufügst? Der Zorn der Göttin kann sich bei Ungerechtigkeit explosionsartig entladen, agiere also ein wenig mit Vorsicht. Geht es bei dem Unrecht um Lügen, so zeigt sie dir den Weg zur Wahrheit und diese wird gnadenlos sein, so wie Wahrheiten immer ein Stück weit gnadenlos sind.
Mangelt es dir an Standfestigkeit, so bitte Freyja, dir ein wenig Starthilfe zu leisten. Eines ist die Göttin ganz gewiss stets, sich selbst und ihren Prinzipien treu.
Läuft es mit dem Geld nicht so, dann bitte sie um ihre Schätze, die Liebe ihrer Töchter. Bei nicht beweglichen Gütern, wie Haus und Hof, wende dich lieber an Freyr.
Kurzum, du kannst Freyja neben der Hilfe bei finanziellen Problemen in allen Belangen anrufen, die Stärke, Mut, Wahrheit, Liebe und Aufrichtigkeit erfordern. Freyja macht was sie will und sie würde nie etwas anderes tun.
Sie ist die Göttin der Frauen. Also ihr Lieben – seid nicht zögerlich, wenn ihr eure Rechte einfordern oder verteidigen wollt. Du kannst vollkommen selbstbestimmt leben und lieben, wen immer du willst.
Lassen wir in uns allen ein wenig das Feuer der Freyja aufflammen.
¹) Seiðr: Eine Form der nordischen Zauberei, die eng an die Göttin geknüpft ist. Sie steht nicht in Verbindung mit Runenzauber, oder nicht rituelle Weissagung.
²) Snorri: Isländischer Skalde (Dichter) und Historiker, Autor der Snorri-Edda, auch (nicht stets zurecht) Jüngere Edda genannt.
³) Dichtkunst der Skalden
⁴) Hollander: The Poetic Edda, S. 279
⁵) = Riesin
Bilddatei:
Doepler, Emil. ca. 1905. Walhall, die Götterwelt der Germanen. Martin Oldenbourg, Berlin.