Wir könnten den Blick in alle Ecken der alten Welt schweifen lassen und würden in jedem Winkel die tiefreichende Macht uralter Göttinnen und starker Frauen erkennen. In jeder Frau findet sich ein Funken dieser Ur-Göttin. Du trägst diesen Funken in dir, ich trage ihn in mir und alle anderen Frauen auf dieser Welt ebenso.
Wir Frauen sind so stark, so voller Kraft und reich an Wissen. Wir sind und waren die Heilerinnen. Wir sind und waren die Hebammen. Frauen sind und waren Schamaninnen, Kräuterkundige, Hexen, Geschichtenerzählerinnen, Gebärende. Eine Frau ist Vermittlerin zwischen den Welten und im eigenen Heim, eine Seherin oder auch eine Bewahrende. In der alten, sehr alten Zeit war die Urkraft der Göttin in uns gewaltig. Ihre Energie loderte glühend und stark. Stolz der Blick, weise die Handlungen.
Erinnere dich der Priesterinnen von Avalon. Die weibliche Kraft war tief in der alten Kultur verwurzelt. Einst in der Ära der Hohepriesterinnen, Druidinnen, Völvas, Walküren und Heilerinnen, waren diese Frauen hoch geachtet. Denken wir an die großen Göttin Frigg, denken wir an Freyja, die Holle, Skadi oder auch die drei Nornen, im Keltischen verkörpert durch Brigid, Modron und Cailleach. Welch eine geballte, weibliche Kraft.
Doch der Glanz der Göttin verblasste
Im Zuge jedoch, vor allem auch der Christianisierung, ward die Frau dem Manne mehr und mehr Untertan. Das duale Gleichgewicht zwischen maskuliner und femininer Kraft wurde nachhaltig zerstört und ist noch immer längst nicht wieder hergestellt. Der Glanz der Göttin ist verblaßt, doch längst nicht erloschen.
Einst floh Lilith vor Adam, weil diese sich seiner Knechtschaft nicht beugen wollte. Seither ist sie die Ausgestoßene, die Verachtete, ein weiblicher Dämon. All dies, weil sie es wagte -Nein- zu sagen. Ihre Kraft verbinde ich stark mit der Kraft der schwarzen Mondin. Sie haben ihr Wesen in Stücke gerissen, sie verleumdet, an den Pranger gestellt, Lügen verbreitet und all dies, weil sie unangepasst war. Sie war kein Mäuschen, keine Sklavin des Mannes wie Eva. Und selbst dieser gehorsamen Eva musste der teuflische Funken angedichtet werden. So habe sie sich von Satan, in der Gestalt einer Schlange, verführen lassen und Adam die Früchte der Erkenntnis gereicht. Das Patriarchat schien sich über Jahrhunderte von der Verunglimpfung der Frau zu nähren. Frauen wurden mundtot gemacht, auf Scheiterhaufen verbrannt, stigmatisiert und als niedere Wesen eingestuft. Wir sind auf dem Weg der Heilung, doch noch längst nicht am Ziel. Die Göttin in uns ruft mit lauter Stimme. Es ist Zeit, ihr Gehör zu schenken.
Die Kraft des Weiblichen muss zurückkehren
Es ist immer in großen Tönen von Gleichberechtigung die Rede, per Gesetz scheint alles bestens geregelt und doch hat die männliche Welt noch immer Angst vor allzu starken, allzu präsenten Frauen. Sie werden schlechter bezahlt, erreichen auf wesentlich schwierigeren Wegen Führungspositionen, werden auf Äußerlichkeiten reduziert, zahlen für gleichwertige Pflege-Produkte mehr Geld, haben sich noch immer in erster Linie um Haushalt und Familie zu kümmern und und und. Die Liste ist lang. Etwa jeden dritten Tag wird hierzulande eine Frau durch ihren Partner oder Expartner getötet. Zu diesen Morden kommen jedes Jahr eine noch höhere Anzahl an Mordversuchen.¹ Jede dritte Frau wird in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Gehen wir Nachts durch die Straßen, so halten wir einen Schlüssel zwischen den Fingerknöcheln geklemmt. Papier, auch das eines Gesetzes ist geduldig, doch wir sind noch weit entfernt von einer Gleichberechtigung in den Köpfen.
Einander die Hand reichen
Der Verlust unserer weiblichen Kraft schmerzt. Die Unterdrückungsmaschinerie hat ganze Arbeit geleistet. Es blutet mir das Herz, wenn ich sehe, dass es oftmals auch Frauen selbst sind, die andere Frauen verletzen, statt ihnen die Hand zu reichen. Ich spüre die Sehnsucht nach einem Erwachen der weiblichen Kraft in uns. Es geht gar nicht darum, sich über die männliche Kraft zu erheben. In dieser Zeit sind auch hier viele verlorene Seelen auf der Suche nach ihrem Platz. Es geht um einen Kontakt auf Augenhöhe. Zur eigenen Stärke zurückfinden und sie auch leben zu dürfen. Anerkannt, verehrt und geschätzt zu werden, in Gegenseitigkeit. Das Wesen der Natur wieder in Balance zu bringen. Kein Mensch auf dieser Welt, egal ob männlich, weiblich, divers oder was auch immer darf unterdrückt und diskriminiert werden.
Wir brauchen alle Kräfte für das Gleichgewicht in dieser Welt.
Also liebe Männer, besinnt euch eurer Stärken, eures Wesens und zeigt der Welt, dass ihr mehr seid, als Wesen, die sich Anderen überlegen fühlen und aus diesem Verhalten ihren eigenen Wert bemessen. Seid aus euch selbst heraus stark.
So wie wir, all wir wundervollen und zauberhaften Frauen unsere Kräfte wieder finden müssen.
Die eigene Göttin in uns erkennen
Wir Frauen tragen den Funken uralter Göttinnen in uns. Selbst die konservativste Version einer Frau trägt in sich das Potential der weiblichen Urkraft. Ob sie das nun will oder nicht. Dieser Funken glimmt in all unseren Handlungen. Er durchzieht unser alltägliches Leben, unseren Umgang mit der Welt, anderen Wesen und Menschen.
In dir schlummert der Funken der uralten Göttin. Das Wissen um die Geheimnisse der Natur, der Zyklen des Lebens, vor allem auch der Zyklen unserer Begleiterin, der Mondin. Über Jahrhunderte waren wir mit ihr verbunden und wir sind es noch immer. Die Einen können es sehen und in jeder Faser ihres Wesens spüren, die Anderen haben vielleicht nur den Hauch einer Ahnung, dass es etwas gibt, dass mächtiger in ihnen ist, als sie es je für möglich halten würden.
Sei unangepasst
Das Wesen der Frau wird oft verharmlost. Es sei stets friedfertig, ausgleichend, liebend und fürsorglich. Wer bitte sagt denn, dass in uns Frauen nicht eine große Kriegerin steckt, eine Walküre? Wo steht geschrieben, dass wir nicht alle Mächte nutzen dürfen? Warum sollen wir uns nicht zur Wehr setzen, wenn nötig? Wieso sollen wir lieb, artig und angepasst sein, wenn wir unseren Schmerz doch laut hinausrufen möchten.
Wir dürfen ALLES sein. Uns im wilden Tanz verlieren, die Trommeln laut erschallen lassen, unseren Gesang erheben. Wir dürfen uns selbst beschützen und all das, was wir lieben. Deine Worte dürfen fordern, dein Blick durchbohren. Niemand hat das Recht unser Wesen zu beschneiden. Wir dürfen einander die Hand reichen und gemeinsam über Feuer springen. Möchten wir leise sein, so sind wir leise. Möchten wir laut sein, so sind wir laut.
Lass deine Göttin leuchten
Nimmt dich die Mondin unter ihr schwarzes Gefieder, so legt sie zugleich einen Mantel des Schutzes um deine Seele. Neumond ist eine ideale Zeit, sich aus dem Alltag zurückzuziehen und in die Besinnung zu gehen. Es ist die Zeit, in der wir die Samen der Zukunft pflanzen und uns von all dem trennen, was unser Leben bremst.
Finde einen Weg dich zu leeren. Den Ballast der Vergangenheit abzuschütteln. Manchen Frauen gelingt dies, indem sie in tiefe Meditation gehen und so ihr Gleichgewicht wieder herstellen. Andere Frauen umarmen die Natur, vielleicht einen Baum oder laufen barfuss über erdigen Grund. Wir können uns im Tanz befreien, in einem reinigenden Bad, durch eine Räucherung oder vielleicht auch einem lauten, kräftigen Schrei. Du allein solltest dich am besten kennen und wissen, wie du am ehesten in deinen Raum der innerlichen Ruhe einkehren kannst.
Vielleicht möchtest du ein oder mehrere Kerzen entzünden?
Die Kraft von Räucherwaren nutzen
Natürlich kannst du all die folgenden Räucheroptionen direkt auf eine Kohle legen, aber ich empfehle in diesem Fall eine sanfte Räucherung. Entweder variierst du die Kohleräucherung ein wenig oder nimmst ein Sieb zu Hilfe. Bringe dieses Sieb weit genug auf einem Gefäß über einem Teelicht an, dass die Räucherwaren ganz leicht ihre Wirkstoffe abgeben und dabei nicht verbrennen. Da die Mischung auch Harz verwendet, kannst du etwas Sand in das Sieb geben und auf diesem das Räucherwerk auflegen. Dann kannst du auch mit dem Sieb näher an die Flamme gehen.
Möchtest du lieber bei Kohle bleiben, so gib etwas Sand auf die Kohle nachdem diese vollständig durchgeglüht ist und sich eine weiße Schicht auf der Oberfläche gebildet hat.
Die perfekte Mischung für den Skorpion Neumond
Ich empfehle dir für diese Räucherung eine Mischung aus Rosmarin, Königskerze, Myrrhe, etwas Kampher und wenn vorhanden auch etwas von den Mohnblüten. Rosmarin, Myrrhe, Königskerze und Mohnblüten kannst du zu gleichen Teilen vermengen. Du kannst aber auch anhand der gleich folgenden Erklärung etwas mehr von der Räucherware nutzen, die dir am ehesten zuspricht. Nur beim Kampfer bitte zurückhaltend sein und im Verhältnis nur etwa die Hälfte gebrauchen.
Rosmarin hilft dir nicht nur loszulassen, es schenkt dir Selbstvertrauen, fördert deine Schöpferkraft und deine Intuition.
Die Königskerze lässt dich sowohl in die Zukunft, als auch in die Anderswelt sehen. Auch sie stärkt das Selbstvertrauen und fördert deine spirituellen Kräfte. Sie ist eine gute Wahl, weil sie auch als Lichtbotin der Sonne fungiert und somit deren Aspekte mit in deine rituelle Handlungen bringt. Zu Neumond gehen Sonne und Mond ja stets eine enge Bindung ein. Außerdem legt sich der Rauch einer Königskerze wie Balsam um deine seelischen Wunden.
Die Myrrhe ist Botin der Mondin und vor allem auch sehr erdend.
Die Mohnblüten sind eng mit dem Sternzeichen des Skorpions verbunden. Sie bringen Wärme und Harmonie in die Räucherung. Zudem fördern Mondblüten deine Träume. So kannst du vielleicht in der folgenden Nacht noch entdecken, was sich jetzt noch nicht zeigen mag. Möchtest du deine Karten, Runen oder andere Hilfsmittel um Rat bitten, so sind Mohnblüten ebenfalls bestens geeignet, die Divination zu fördern.
Spüre in dich hinein
Hast du dir eine Atmosphäre geschaffen, in denen deine Gedanken reisen können, so begib dich auf die Suche nach der Göttin in dir. Wo liegen deine göttlichen Stärken, welche Urkraft der Göttin schlummert in den Tiefen deiner Seele?
Hast du schon immer die Gabe der Intuition gefühlt, hast du vielleicht einen Blick für die Zukunft und die Seele einer Seherin? Vielleicht bist du besonders gut daran, anderen Menschen zu helfen oder kennst dich in der Kräuterkunde sehr gut aus. Verfügst du vielleicht über heilende Kräfte? Kannst du besonders gut deine Sippschaft zusammenhalten und bist eine gute Vermittlerin? Begeisterst du durch deinen Tanz oder deinen Gesang? Erzählst du gerne die alten Geschichten und hilfst dabei das alte Wissen zu hüten oder reist du mit deiner Trommel zu deinen Spirits?
Spüre in dich hinein, finde deinen Kern, dein Wesen. Es kann auch etwas sein, dass ich gar nicht aufgezählt habe.
Hast du das Gefühl, dass da einfach nichts ist, dann gib nicht auf. Ich weiß ganz sicher, dass es da ist. Habe Geduld, sei sanft mit dir und schenk dir all die Zeit, die es braucht, damit du dich und die Göttin in dir entdecken kannst. Vertraue darauf, dass es die Göttin in dir gibt, auch wenn du sie vielleicht noch nicht sehen kannst. Ich versichere dir, dass sie existiert.
Schlussgedanken
Mir ist es wichtig, noch einmal zu betonen, dass es nicht darum geht, die Männer auszuklammern. Ja, die Wunden des Patriarchats liegen tief, aber die Heilung liegt nicht in einem Alleingang der Frauen. Die Frauenkraft darf, nein sie muss sich erheben, leuchten und erstarken, aber machen wir dabei nicht den gleichen Fehler und stellen unser eigenes Sein über das von Anderen. Finden wir durch das Erwachen der Göttin in uns einen Weg der Gleichwertigkeit.
Und meine lieben Frauen
Bitte stützt euch gegenseitig, hört auf gegeneinander zu kämpfen, wie es viel zu oft zu sehen ist. Du bist eine Göttin, die Frau neben dir ist eine Göttin und die Frau, welche du gestern trafst und die Frau, die du morgen treffen wirst ist ebenfalls eine Göttin.
Seid nachsichtig miteinander. Nicht selten liegt in den Menschen, die wild um sich schlagen und verletzen ein tiefer Schmerz. Versuche zu erkennen, wachse über dich selbst hinaus. Schau, welche Frau deine Hilfe braucht. Gehe auf sie zu und biete ihr deine Hand. Schick die Frage „Ja und wer hilft mir?“ zum Donnerdrummel, denn da gehört sie hin! Jede selbstlose Tat stärkt deine eigene Kraft. Dies ist einfach immer so. Tust du Anderen etwas Gutes, so heilt ein Stück deiner Seele und nicht selten wirst du reicher beschenkt, als du es als Einzelkämpferin je könntest. Stößt du auf Widerstand oder gar eine böse Abwehr, so gräme dich nicht, sondern sei stolz auf dich, denn du hast dazu allen Grund. Schaue einzig und allein auf deinen eigenen Wert, den du durch deine Selbstlosigkeit erhöht hast und hebe stolz deinen Blick.
Ich hoffe, du kannst die Göttin in dir nun schon ein wenig spüren. Nutze den Neumond, spüre in die Tiefe und verlässt dich der Mut, so denke an all die anderen wundervollen Frauen da draußen, die jetzt ebenso wie du auf der Suche nach der Göttin in sich selbst sind. Ihr alle seid am Ende eine Einheit, eine Göttin.
¹) 111 Morde sowie 192 Mordversuche an (Ex-)Partnerinnen im Jahr 2019 (Femizide in Deutschland 2019)