Habe ich bei Überschrift und Bildauswahl alles richtig gemacht, so habe ich die – Drei Sekunden Regel – perfekt umgesetzt. Und nein, damit meine ich nicht, dass ich alles Essbare, das ich innerhalb von drei Sekunden vom Boden aufhebe, noch in den Mund stecken darf. In der kurzen Zeitspanne von drei Sekunden wird blitzschnell entschieden, ob wir uns etwas ansehen möchten oder lieber nicht.

In den nächsten 30 Sekunden wird diese Schnellauswahl mit dem Verstand noch einmal überprüft: Bin ich hier wirklich richtig? Interessiert mich dieser Text?

Bleibst du am Ball, so wird es nach drei Minuten wirklich herausfordernd, denn dann ist der Punkt erreicht, wo unser Gehirn beginnt abzuwandern, wenn uns eine Materie nicht wirklich fesselt. Ich muss mich also entweder kurz fassen oder meine Faszination für die Drei so gekonnt auf dich übertragen, dass du bis zum Ende dabei bleibst. Challenge accepted und sicherheitshalber dreimal auf Holz geklopft: Toi, toi, toi!

Triskele

Die Drei ist einfach überall

Ehrlich, fällt dir eine Zahl ein, die präsenter in unserem alltäglichen Leben ist als die Drei?

Omne trium perfectum.

„Alle Dreiheit ist vollkommen“ oder wie wir hierzulande sagen: Alle guten Dinge sind drei. Wusstest du, dass diesen Spruch schon unsere Heiden kannten, dass er sogar aus dieser Zeit stammt? Wandeln wir ihn mal ein wenig um und schauen ihn noch einmal an:

Alle guten Thinge sind drei.

Ein Thing war einst eine Gerichtsverhandlung. Die Angeklagten hatten drei Chancen vor diesem Gericht zu erscheinen. Nutzten sie diese nicht, so konnten sie auch ohne Anwesenheit und somit ohne Verteidigung verurteilt werden.

Die Drei in der Mythologie

Gehen wir noch weiter zurück, bis in das Reich der Mythen hinein. Dort begegnen uns die drei Nornen: Skuld, Verdandi und Urd. Sie verkörpern gleich mehrere Grundprinzipien der Drei.

Skuld – Verdandi – Urd

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Jungfrau – Mutter – Greisin

Geburt – Leben – Tod

Solch eine Trinität begegnet uns auch im Keltentum. Denken wir nur an den Aspekt der dreifachen Göttin: Brigid, Modron und Cailleach. Bei den Griechen hingegen finden sich die Schicksalsgöttinnen in den drei Moiren¹, bei den Römern sind es die drei Parzen². Oder denken wir an die griechische Mythologie mit den drei Gorgonen³, eine von ihnen war Medusa. Auch die Rachegöttinnen treten in der griechischen Mythologie als Triade auf, die drei Erinnyen⁴, bei den Römern als die drei Furien⁵ bekannt.

Vielerlei Triaden begegnen uns in der Götterwelt. Die drei Brüder Zeus, Poseidon und Hades bei den Griechen. Auch die Musen waren einst drei, nicht wie später neun.

Der Philologe Hermann Usener stellte die These auf, dass die Menschen dazu neigten, die Kombination von Dreien in die Welt der Götter hineinzutragen. Fast so, als wäre es sonst nicht komplett, nicht rund genug. Es gibt Theorien die besagen, dass die göttliche Einheit im Christentum einst die Kombination von Vater, Mutter und Sohn war, nur dass die Mutter später gegen den Heiligen Geist ausgetauscht wurde und wir stattdessen die Dreieinigkeit von Vater, Heiliger Geist und Sohn auferlegt bekamen.

Vater

= Gott = Schöpfer aller Lebewesen

Heiliger Geist

= Geist Gottes, der Weisheit, Glaube und Liebe schenkt

Sohn

= Jesus = Sohn Gottes / Gottes Sohn

Wir können auch Adam, Eva und die Schlange wählen. Wir können von den drei Heiligen sprechen, die Jesus Geburt verkündeten oder die drei Frauen an seinem Grab: Maria Magdalena, Mutter Maria und Johanna. Aus diesem Grab ist Jesus im Übrigen nach drei Tagen wieder auferstanden.

Im Hinduismus treffen wir die Triade in Brahma, Vishnu und Shiva.

Tief in den Mythologien und auch im alten Glauben ist die Heiligkeit der Bäume verankert, wobei auch sie in ihre drei Hauptteile aufgegliedert sind: Wurzel, Stamm und Krone.

Von der Mythologie zur Hermetik

Und auf wen lassen sich die Hermetischen Schriften zurückführen? Den dreimal mächtigen Hermes – den Hermes Trismegistos. Er ist der größte Philosoph, der größte Priester und der größte König.

Später auch in der Alchemie

Die Alchemie hat ihren Ursprung im 1./2. Jahrhundert. In den alchemistischen Lehren finden sich die drei Philosophien der Spagyrik, eine uralte Herstellungsmethode zur Heilung – die Trias Principia. Diese drei Prinzipien sind: Sulphur, Mercurius und Sal.

Sulphur ist das brennbare Prinzip, ein Gemisch aus Feuer und Luft, auch Feuerluft genannt. Mercurius ist das flüchtig-flüssige Prinzip aus dem Element Wasser und Sal ist das feste, formgebende Prinzip aus dem Element der Erde.

Sulphur/SulfurMercuriusSal
Geist / Seele*Seele / Geist*Körper
WollenFühlenDenken
ChaosBewegungForm

Die Zuordnungen sind dabei nicht zwingend festgeschrieben, sondern flexibel angelegt, so war bei *Paracelsus die Seele dem Sulphur und der Geist dem Mercurius zugeordnet.

Ebenso darf die Zuordnung der drei Bestandteile nicht wortwörtlich genommen werden.

Es heißt, alles was aus der Natur hervorgeht, besteht aus diesen drei Verbindungen:

Sulphur – Schwefel

Mercurius – Quecksilber

Sal = Salz

Dabei geht es nicht um Wortklauberei, sondern um die Verkörperung eines Prinzips. Bei uns Menschen ist das der Körper (Sal), die Seele (Sulphur) und der Geist (Mercurius). Bei den Pflanzen sind es die Mineralstoffe und Spurenelemente (Sal), die ätherischen Öle (Sulphur) und der Alkohol (Mercurius).

Springen wir zu Euklid in das 3. Jahrhundert

Der griechische Mathematiker Euklid von Alexandria hat sich überlegt, wie er aus einem Kreis (die Null) und ihrem Mittelpunkt (die Eins) mit Hilfe einer Linie (die Zwei) ein gleichschenkliges Dreieck entwerfen kann, die Drei.

Euklid gleichschenkliges Dreieck

  1. Er zeichnete einen Punkt. (1)
  2. Von diesem Punkt zog er eine Linie zum Gegenpunkt. (2)
  3. In den Anfangspunkt der Linie (A) steckte er einen Zirkel und zog mit diesem am Endpunkt (B) einen Kreis.
  4. Nun steckte er den Zirkel in den Endpunkt (B) und zog den Kreis durch den Anfangspunkt (A).
  5. Nun verband er noch jeweils den Anfangspunkt (A) und den Endpunkt (B) mit dem oberen Schnittpunkt der beiden Kreise (C) und erhielt ein absolut gleichschenkliges Dreieck, unsere Drei.

Wer meine Beiträge aufmerksam verfolgt, den dürfte das letzte Gebilde an meinen Artikel über die Zwei erinnern und der darin enthaltenen Passage über die Vesica Piscus. Grob herunter gebrochen entspricht es dem Prinzip von Yin und Yang. Was aber ist dann die Drei, also das Dreieck in der Vesica Priscus?

Triskele

Aus zwei Gegensätzen entsteht etwas Neues

Aus einer Quelle unendlicher Möglichkeiten (der Null) begann eines Tages die Schöpfung (die Eins). Irgendwann aber wurde es langweilig und es wurde ein Gegenüber gesucht (die Zwei). Wir waren in drei Stufen im Reich der puren Polarität angekommen: Yin und Yang. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Was aber war mit dem Yin im Yang und dem Yang im Yin? Wo war die Verbindung? Das Bewusstsein zwischen unserem analytischen Denkvermögen der linken Hirnhälfte und unseren emotionalen Fähigkeiten der rechten Hirnhälfte. Für diese neue Bewusstseinsebene, der Verbindung und Kommunikation zwischen den Polaritäten bedarf es der Drei. Diese Zahl ist eine Verschmelzung von Eins und Zwei.

Der Protagonist dieses Beitrages lebt also von seinen beiden Komparsen, der Eins und der Zwei:

1 + 2 = 3

die Drei ist Grau - sowohl als auch

Aus Schwarz (1) und Weiß (2) wird Grau (3). Es gibt kein Entweder-Oder-Prinzip mehr, sondern nun existieren auch die Nuancen dazwischen und somit ein sowohl-als-auch-Prinzip. Wir sind zu geistiger Erkenntnis gelangt und dadurch in der Lage, alle Schattierungen zu sehen. Wir sind durch die Bildung der Drei nun völlig flexibel und können rational mit unserer schöpferischen (geistigen) Kraft (1) und unseren Emotionen (2) umgehen.

Et Voilà! Die rechte und die linke Gehirnhälfte kommunizieren miteinander.

Wäre dies nicht so, dann könnten wir vermutlich nicht einmal bis drei zählen. Und apropos Kommunikation: Sagte ich schon, dass die Drei der Plaudertasche unter den Planeten zugeordnet ist, dem Merkur?

Von der Eins zur Drei

Wir können jetzt also denken! Wir können unsere Handlungen reflektieren und Konsequenzen aus unseren Taten ziehen, sowie Entscheidungen treffen. Die Schöpferkraft, die in der Eins erwacht ist, hat nun die Mittel zur Verfügung bekommen, mit dieser Schöpfung auch umzugehen, sie zu organisieren. Wir können aktiv Einfluss nehmen.

Die Drei ist also die erste Form, die unser Bewusstsein erschafft. Es ist eine echte Beziehung zwischen Yin und Yang entstanden, ein wahrer Austausch.

Veni, vidi, vici.

Ich kam, ich sah, ich siegte. Übrigens auch so ein Dreier-Ding.

Triskele

Hokuspokus Fidibus, drei Mal schwarzer Kater!

Shakespeare’s Macbeth beginnt mit dem Auftritt der drei Hexen. Sie sind die treibende Kraft in dem Drama. Sie sind die weird sisters“, was eine Verbindung zu den drei Schicksalsgöttinnen herstellt, denn wie diese, können die ‚weird sisters‘ das Wyrd, das Schicksal vorhersagen.

Nicht nur in vielen künstlerischen Werken ist die dreifache Hexenkraft präsent, auch in der Magie selbst ist sie verankert. Das fängt schon damit an, dass jeder dritte Tag eines Monats als Glückstag gilt. Versuche doch einmal einen Zauber an einem dritten Tag, vielleicht auch noch im dritten Monat. Ich bin sicher, er wird großartig gelingen.

Du kannst für solch ein Ritual die dreifache Kraft in vielerlei Varianten nutzen. „Die Macht der Drei“ kennen wir nicht nur aus Fernsehserien wie „Charmed – Zauberhafte Schwestern“. Die Kraft der magischen Drei ist tief im Bewusstsein einer Hexenseele verankert.

So tief, dass leider auch mit der Wicca-Bewegung stetig die Lüge verbreitet wird, dass alles dreifach auf uns zurückfällt, was wir aussenden. Ehrlich? Das widerspricht nicht nur dem Grundsatz der Polarität, des Karmas und des gesunden Menschenverstandes, es ist auch unnötig angsteinflößend.

Sage Zaubersprüche dreimal auf, so lehrten es uns schon unsere Ahnen. Iss drei Blüten der Schlüsselblume und du bist gegen Dämonen und Fieber geschützt.

Beschwörungen führe ich immer im Rhythmus von ‚3 – 7 – 13‘ aus, so auch Besprechungen. Für einfache Zauber wende ich die Dreier-Regel an. Fühle ich, dass es nicht genügt, so erhöhe ich auf Sieben. Möchte ich die Energie des Mondes einfließen lassen, nutze ich die Dreizehn.

Bei einer rituellen Reinigung durchschreite ich drei Ebenen:

  1. Erweckung durch Klang
  2. Reinigung der Energien
  3. Aufbau eines Schutzes

Je nach Notwendigkeit vollziehe ich die einzelnen Schritte dabei auch in dreifacher Form:

  • dreifache Erweckung durch Klang
  • drei Runden der Reinigung
  • dreifacher Schutz

Für Räuchermischungen nutze ich die Drei ebenfalls. Ich wähle bevorzugt:

  • ein Harz
  • ein Kraut
  • ein Holz

Und ist es nicht auch absolut magisch, dass zwei Menschen gemeinsam einen Dritten erschaffen können?

Triskele

Noch nicht genug?

Erinnerst du dich an das „Veni, vidi, vici.“, das nennt sich: ein Trikolon. Ich sagte ja, noch so ein Dreier-Ding.

Diese Art der Redewendung wurde in der Antike erfunden und war bei den großen Rednern sehr beliebt. Das macht übrigens heutzutage auch die Werbung, sie findet dies quadratisch, praktisch, gut.

Eine andere Form der Dreiteilung ist die Klimax, wobei „Veni, vidi, vici“ schon eine sehr klassische Klimax ist. Hierbei wird in drei Schritten gesteigert. „Heute herrsche ich über die Stadt, morgen dann über das Land und dann über die gesamte Welt.“

Eine ursprüngliche Form wird verstärkt:

„Heut back‘ ich, morgen brau‘ ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.“ Dies ist auch eine Klimax und gleichzeitig meine Überleitung zum Reich der Märchen, denn auch dort ist die Drei in allen Variationen vertreten.

Im Märchen treten meistens drei Hauptakteure auf, wie beispielsweise: Rotkäppchen, Großmutter und der böse Wolf. Es gibt die drei Wünsche der guten Fee, die drei Aufgaben, die unbedingt erledigt werden müssen und auf deren Weg natürlich auch drei Gefahren lauern.

Triskele

Schlussworte

Alle Schriftwerke bestehen zumeist aus drei Teilen: einer Einleitung, einer Mitte und einem Schluss.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es geschafft habe, die 3-Minuten Regel zu durchbrechen und du noch immer interessiert liest, aber dennoch ist es Zeit, zum Ende zu kommen, das Ganze hier soll ja nicht ewig und drei Tage dauern.

Verträge müssen meist zum Dritten eines Monats gekündigt werden, oftmals ist da auch Rechnungsschluss.

Stein ist bei gleichem Volumen etwa dreimal so schwer wie Wasser.

Bei der Recherche zur Drei sah und hörte ich die Drei plötzlich überall. Die strenge Stimme einer Mutter, die gleich bis drei zählen würde: Eins, zwei … gefolgt von einer langen Pause und der förmlich in der Luft explodierenden Hoffnung, das Kind möge doch bitte aufhören, damit sie nicht auch drei sagen müsse.

In der Musik findet sich die Drei in der Harmonie des Dreiklangs, in der Farblehre in den drei Grundfarben rot, gelb und blau, aus denen sich alle Farben des sogenannten RGB-Farbraumes mischen lassen.

Ich lebe mit den Phasen des Mondes vom Neumond (1) zum Vollmond (2) zurück zum Neumond (3).

Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte und möchte ich wirklich stabil sitzen, so wähle ich einen dreibeinigen Hocker.

In meinem Studium kristallisierten sich meine geistigen Erkenntnisse durch die drei klassischen Methoden der philosophischen Triade: These, Antithese und Synthese.

Die Drei macht alles irgendwie komplett, eine wunderbare Zahl, die uns von Geburt an durch unser Leben begleitet, bis hin zum Tod.

Erst mit der Drei entsteht eine echte Beziehung in unserem Leben, erfahren wir Austausch und Erkenntnisse. Also möge sie dreimal hochleben, die wundervolle Drei.


 

Quellen:

¹Eduard Norden(1. Januar 1956), Agnostos theos. Untersuchungen zur Formengeschichte religiöser Rede, (4. unveränderte Aufl.), B.G. Teubner.

Schlapp, Peter (2010), Astrologie und das Geheimnis der Zahlen: Tierkreiszeichen und Planeten im Lichte der Zahlensymbolik. Tübingen astranova.

von Kirschner, Johann (2014),  Lehrbuch der Numerologie: Zahlen als Schlüssel der Seele. (1. Aufl.). Berlin Firavarti Verlag.

Wikipedia:

¹https://de.wikipedia.org/wiki/Moiren

²https://de.wikipedia.org/wiki/Parzen

³https://de.wikipedia.org/wiki/Gorgonen

https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnyen

⁵ebd.