In den alten heiligen Mysterien galt die Acht als Zahl der Eingeweihten. Dieser Status war erreicht, wenn der Pfad durch die sieben vorherigen Sphären gelungen ist und körperliche Zwänge wie eine zu alte Haut abgestreift wurden.
So wie mit dem achten Tag eine neue Woche beginnt, ist mit dieser Zahl eine neue Ebene erreicht, ein Wandel vollzogen und ein neuer Kreislauf kann beginnen.
Einen anderen achtteiligen Kreislauf kennen wir aus dem heutigen unter spirituell-magisch Interessierten üblichen Jahreskreis. In diesem „Wheel of the year“ teilen wir das Jahr in vier „germanische“ und vier keltische Feste ein: Imbolc, Frühjahrs-Tagundnachtgleiche (Ostara), Belteine/Beltane, Sommersonnenwende, Lughnasadh, Herbst-Tagundnachtgleiche (Mabon), Samhain und die Wintersonnenwende. Die Feste werden teils an unterschiedlichen Daten ausgerichtet, mal nach dem Mond, mal nach der Natur, mal strikt nach Datum – da möge Jede*r den eigenen Weg finden.
Folge mir nun gerne auf den Spuren dieser geheimnisvollen Zahl.
Die Acht, eine Reise durch die Geschichte
Versuchen wir doch einmal, uns der Acht auf dem Pfad der Geschichte zu nähern und schauen uns in der alten Welt etwas genauer um.
Die Zahl der Ištar
Im alten Babylon war die Acht die Zahl der Ištar. Aus diesem Zeichen gingen acht Strahlen hervor.
Ištar war die wohl wichtigste babylonische Göttin. Sie wurde als Morgen- und als Abendstern verehrt.
Ištar wurde zwar den Göttinnen zugeordnet, trat aber mit männlichen und weiblichen Attributen in Erscheinung. Als Kriegsgöttin trug sie einen Bart und hält ein Sichelschwert in der Hand. Als Göttin des sexuellen Begehrens hält sie ihr Gewand oft hoch oder hält ihre Brüste in beiden Händen.
Ihr Symboltier ist der Löwe und eben jener achtzackiger Stern. In ihr sind beide Energien stark vertreten: Yin und Yang – Eros und Logos, wie es heutzutage gerne umschrieben wird.
Für Siegmund Freuds durchaus sehr kontrovers diskutierte psychoanalytische Persönlichkeitstheorie stand Eros für den Lebenstrieb, Logos für den Todestrieb – der später dann in Thanatos umbenannt wurde. Thanatos war ein griechischer Gott des Todes.
Die Energie von Eros ist die pure Libido. Logos / Thanatos ist der Trieb, der zu Auflösung und Zerstörung führt. Ištar verkörpert beide Prinzipien.
Ganz allgemein gesehen, ist Logos seit der antiken Philosophie die menschliche (teils auch göttliche) Vernunft – die Weltvernunft und wird mit dem Geist und Verstand gleichgesetzt. Eros ist das sehnsuchtsvolle, sinnliche Verlangen – eine durch die Seele und den Geist geadelte Liebe.
Die Acht in der Bibel
Es ist nicht möglich, einen Artikel über die Acht zu schreiben und dabei das Christentum zu ignorieren.
Obwohl in mir die Seele einer Heidin steckt, entführe ich dich kurz auf die Arche Noah. Eines Tages sah Gott den Geist seiner Schöpfung durch die Taten der Menschen verletzt und er schickte die Sintflut. Noah baute die Arche und nahm von jedem Lebewesen ein männliches und ein weibliches Exemplar an Board. In manch einem Song wird gemunkelt, dass die Saurier nicht an Bord durften und aus diesem Grunde ausgestorben sind.
Von den Menschen aber haben genau acht Exemplare diese Sintflut überlebt. Noah selbst und seine Frau, ihre drei Söhne und deren Frauen. Mit dieser biblischen Geschichte ging ein Kreislauf zu Ende, Wandlung geschah und das Weltliche ist wiederauferstanden.
Gott korrigierte mit dieser Sintflut seine eigene Vorstellung von der Welt und den auf ihr lebenden Menschen. Er führte quasi ein Reset durch, eine Neuschöpfung.
Dieser dahinter liegende Gedanke spiegelt sich auch darin wider, dass ein Taufbecken acht Ecken hat. Die christliche Taufe ist mit der Vorstellung der Wiedergeburt im Geiste von Christi verbunden. Sie ist quasi eine Mini-Sintflut der bis dato Ungläubigen.
Die dreimalige Wiederholung der Acht, also die 888, ist die Christuszahl und steht für Jesus. Er ist derjenige, der den Tod überwunden hat.
Im Mittelalter konnte sowohl die Kirche als auch ein Herr ein „Acht und Bann“ über andere Menschen aussprechen. Diese – im Grunde genommene Verfluchung – schloss diesen Menschen aus der sozialen und geistigen Gemeinschaft aus. Er war fortan vogelfrei. Als Vogelfreier oder Vogelfreie musste der Mensch sich wandeln, damit überhaupt die Chance geboten war, wieder in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
Im Judentum wird ein neugeborener Junge am achten Tag beschnitten. Eine Frau gilt am achten Tag nach ihrer Monatsblutung wieder als rein.
Die Acht im Buddhismus / Taoismus
In diesen östlichen Lehren ist von einem achtfachen Pfad die Rede. Es handelt sich um einen Weg, der in die Erlösung aus der Samsara – dem immerwährenden Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt, dem ewigen, irdischen Sein – führt.
Der Taoismus / Daoismus spiegelt das Prinzip in den acht Triagrammen wider, den bā guà – die acht Orakelzeichen. Sie entstammen dem Buch „I-Ging“, das Buch der Wandlungen. In der Natur entsprechen die acht Symbole dem Himmel, der See, dem Feuer, dem Donner, dem Wind, dem Wasser, dem Berg und der Erde. Als Zeichen wurden drei Linien genutzt, die jeweils das Yin und das Yang als Energien innerhalb eines Symbols darstellen. Das Yin wird durch zwei Linien gezeichnet _ _ und das Yang durch eine durchgehende Linie __.
Nur der Himmel (drei Yang-Linien) und die Erde (drei Yin Linien) tragen einzig die männliche oder weibliche Energie in sich. Alles dazwischen entsteht aus dem gemeinsamen Wirken von Yin und Yang.
Die Acht und der (ewige) Wandel
Alles bisherige zeigt uns, dass die Acht für einen Wandel steht. Die Acht schließt einen Kreislauf, der mit der Eins – dem Akt einer ersten Schöpfung – begann. VORLÄUFIG zumindest! Schauen wir in das Reich der Astrologie.
Die Verbindung zur Astrologie
Astrologisch ist die Acht dem Skorpion, dem Mars, Pluto und dem achten Haus zugeordnet.
Menschen, deren Geburtshoroskop eine starke Betonung in den Zeichen Jupiter-Mars und Skorpion aufweist, greifen in der Regel recht stark in ihre äußere Umwelt ein. Sie haben so ihre eigenen Vorstellungen von der Welt und hängen meist in einem sturen Entweder-Oder-Prinzip fest. Wie Gott mit seiner Sintflut machen sie keine Kompromisse. Sie fühlen alles und jedem auf den Zahn und versuchen stetig die Welt ihren eigenen Vorstellungen anzupassen.
Sie sehen sich oft als heilende Wesen, sind mal dem schwarz-magischen – mal dem weiß-magischen Zauber zugetan. Ich nutze die Begriffe der schwarzen und weißen Magie hier nur rein metaphorisch, für mich hat die Magie selbst keine Farben. So wie ein Messer töten oder erschaffen kann, so kann Magie für das Böse oder das Gute eingesetzt werden. Die Seelenkräfte der Menschen mit Jupiter – Mars – Skorpion-Energie entscheiden sich meist für eine der beiden Seiten.
Ihre Energie legt den Finger in Wunden, sucht stetig nach der (eigenen) Wahrheit und belegt Missstände und Personen, ganz nach mittelalterlicher Manier, mit Acht und Bann. Sie versuchen, in immer tiefere Bereiche vorzudringen und können dabei zuweilen skrupellos sein und alle Machttrümpfe ziehen.
Den Mars haben wir schon einmal getroffen, in der Eins. Dort ist er als Herrscher des Widders in Erscheinung getreten, nun als Herrscher des Skorpions. In der Eins – dem Widder-Mars – war die Energie von der Tat, dem unbedingten Willen zu erschaffen geprägt. In der Acht – dem Skorpion-Mars – steht der unbedingte Wunsch im Vordergrund, die unverrückbare Vorstellung von dem, was sein soll. So wurde aus einer einstigen Bewegungsenergie (1) eine Energie der Wandlung (8).
In der ersten Schöpfung (1) existiert bereits der Keim ihrer eigenen Zerstörung und die daraufhin mögliche Heilung (8).
Die Lemniskate
Diesen kosmischen Kreislauf, die Wandlung – die Geburt und den Tod mitsamt der Wiedergeburt – finden wir in der liegenden Acht, der Lemniskate. Dieses Symbol gipfelt in die fortwährende Reinkarnation, das Samsara des Lebens und somit in die Sphäre der Unendlichkeit.
Die Lemniskate kann aber nicht nur als liegende Acht, sondern auch als doppelte Null betrachtet werden, was diese beiden Zahlen dann miteinander verbindet.
Die Null ist der göttlich-kosmische Urzustand, das energetische Feld unendlicher Möglichkeiten. Der Wandel der Acht führt stets in dieses Feld zurück.
Zusammen sind die Null und die Acht ein immer währendes und bis in alle Ewigkeit bestehendes Potential der Schöpfung.
Nun vielleicht erinnerst du dich an die anfänglichen Ausführungen. Dieser achtfache Pfad und somit der ewige Kreislauf kann durchbrochen werden. Dies ist der Weg der Erleuchtung, wie beispielsweise im Buddhismus.
Das achtfache Flechtmuster
Dieses Symbol wird oft als Amulett angefertigt. Es kann dich allein durch das Betrachten in eine tiefe Trance führen und wird deswegen gerne für Meditationen eingesetzt. Um diesen tiefen Zustand der Trance zu erreichen, muss die endlose Linie fortwährend mit den Augen verfolgt werden. Somit wird die Form selbst zu einem Yantra, einer Figur, die heilende, positive Kräfte in uns auslöst. Auch hier treffen wir schlussendlich wieder auf die Symbolik des achtfachen Pfades.
Die zwölf kleinen Dreiecke stehen für die zwölf Tierkreiszeichen. Das Quadrat in der Mitte wird auch als Diamant bezeichnet – es ist der Punkt, wo sich die vier größeren Dreiecke ineinander schieben. Neben der Acht spielt das Symbol auch mit der Drei und der Vier.
Das achtfache Flechtmuster steht auch für acht Tugenden:
- richtiges Benehmen
- richtige Kontemplation¹
- richtige Bemühung
- richtiger Glaube
- richtige Beschäftigung
- richtige Entschlossenheit
- richtige Selbstwahrnehmung
- richtiges Reden
Das Doppelquadrat
Ein einzelnes Quadrat mit vier Ecken steht für die Ordnung (des Irdischen). Seine Verdopplung, die Acht wird in diesem Symbol erreicht, indem ein schräg liegendes Quadrat hinzugefügt wird. Dieses schräg liegende Quadrat steht für die Unordnung. Zumindest ist es dazu in er Lage, die Energie, die eigentliche Ordnung zu stören.
Das Symbol wird auch benutzt, um entgegengesetzte Ideen oder Prinzipien darzustellen, ähnlich des Symbols der Doppelfurka oder auch dem Gegensatz von Yin und Yang.
Die dritte Möglichkeit ist eine Anspielung des Symbols auf das natürliche Universum, in welchem beide Pole – die Ordnung und die Unordnung – zu einer harmonischen Gesamtheit verschmelzen.
Der Fixstern
Dieser Stern mit seinen acht Ecken wurde in der Antike meist schwarz dargestellt. Er
war ein Symbol für die Fixsterne in unserem Universum, mitunter auch für die Gesamtheit der Planeten.
Das Oktagramm
Hier sehen wir in der Mitte zwei ineinander verflochtene Quadrate. Eines steht dabei aufrecht, das Andere ist diagonal gedreht.
Beide zusammen sind ähnlich voneinander getrennt, wie es auch im Hexagramm der Fall ist, nur das es sich dort um Dreiecke handelt.
Das endgültige Symbol entsteht, wenn die Linien der Quadrate einfach verlängert werden und an dem Punkt enden, wo sie aufeinander treffen. Am Ende haben wir einen achtzackigen Stern, der als Symbol der Regeneration angesehen wird.
Das Universum
Du siehst hier eine alte gnostische Darstellung des Universums anhand eines einfachen Symbols.
Der Kreis in der Mitte ist die Himmelskuppel. Im inneren das göttliche Schlangenzeichen, ein gedrehtes „S“. Der Buchstabe „S“ leitet sich von einer gekrümmten Schlange ab und ist nicht ohne Grund ein zischender Laut.
Die Himmelskuppel stützt die acht Sonnenstrahlen und das Zeichen für das Universum war erschaffen.
Das Femegericht
Kommen wir mit dem letzten Symbol zu einem Teil der Geschichte, der sehr düster ist – dem Symbol für das Femegericht.
Das Zeichen besteht aus einer doppelten Swastika und war das mittelalterliche Zeichen für die Femegerichte in Österreich und Deutschland.
Es handelt sich bei dieser Art Gericht um Geheimtribunale zur Verfolgung von Juden und Häretikern². Kein Wunder, dass auch die Inquisition später ihre schmutzigen Finger im Spiel hatte.
Im 19. Jahrhundert wurde der Gedanke der alten Femegerichte weitergeführt. Sie dienten jetzt der Lynchjustiz, als eine Art Untergrund-Gesellschaft, und schürten hasserfüllt den Antisemitismus.
Du kennst vielleicht das Symbol der „Schwarzen Sonne“aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie haben hiermit eine Variante des alten Symbols erstellt und so eine neue Form erschaffen, um die alte düstere Geschichte, den alten Hass fortzuführen.
Die Acht und die Nacht
Aber schließen wir den Artikel nicht mit solch einem traurigen Kapitel ab, obwohl – Lassen wir das Dunkel erstrahlen und tauchen wir ein in die Nacht.
Der Astrologe Hajo Banzaf fand eine erstaunliche Verbindung zwischen der Acht und der Nacht. Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
In vielen europäischen Sprachen besteht der Unterschied zwischen dem Wort „Nacht“ – einem Symbol für das Unbewusste – und dem Wort „Acht“ darin, dass das anführende „N“ entfällt, mit dem in dieser Sprache [auch] das Wort nein beginnt, welches wiederum in den Symbolbereich des Unbewussten gehört.
englisch
– night – eight – no –
°
französisch
– nuit – huit – non –
°
italienisch
– notte – otto – no –
°
spanisch
– noche – ocho – no –
°
portugiesisch
– noite – oito – não –
°
schwedisch
– natt – ått – nej –
°
norwegisch
– natt – åtte – nei –
°
niederländisch
– nacht – acht – nee –
°
deutsch
– Nacht – acht – nein –
Quellen:
¹ Begriffserläuterung: https://de.wikipedia.org/wiki/Kontemplation
² Mensch, der von der Kirchenlehre abweicht
Schlapp, Peter (2010), Astrologie und das Geheimnis der Zahlen: Tierkreiszeichen und Planeten im Lichte der Zahlensymbolik. Tübingen astranova.
von Kirschner, Johann (2014), Lehrbuch der Numerologie: Zahlen als Schlüssel der Seele. (1. Aufl.). Berlin Firavarti Verlag.
Walker, Barbara G. (2003): Das geheime Wissen der Frauen. Arun Verlag.
Walker, Barbara G (1997): Die geheimen Symbole der Frauen. Heinrich Hugendubel Verlag.