Die Magie der zwölf Rauhnächte beginnt mit der Wintersonnenwende. Es sind vielleicht die wichtigsten Tage des gesamten Jahres. Sie sind mystisch, voll purer Energie und bieten eine Reihe an Möglichkeiten, die entdeckt werden wollen. Sage ich, dass die Magie hier beginnt, so ist das nicht ganz korrekt. Es gibt für ihren Zauber keinen wirklichen Anfang und auch kein Ende. Sie kann uns das gesamte Jahr über begleitet.
Die Magie der Rauhnächte
Für alle Menschen, die mit den alten Bräuchen leben, endet das Jahr mit Samhain, dem Fest der Ahnen. An diesem Tag sind die Tore zur Anderswelt weit geöffnet. Es ist die Nacht, die den Übergang vom Alten zum Neuen symbolisiert.
Der Tag nach Samhain ist der erste Tag des neuen Jahres. Vielleicht aber auch, und daran glaube ich ganz fest, ist das alles gar nicht so starr, sondern ein fließender Übergang, ein Prozess über Samhain hinaus.
Immer, wenn der Herbst die Blätter fallen lässt, die Erde sich schlafen legt, Nebel über die Lande ziehen und alles ruhiger und besinnlicher wird, beginnt sich ein Zauber über uns zu legen. Wir spüren die Ruhe in uns selbst. Nicht nur die Natur zieht sich zurück, auch wir leben mehr und mehr in unserem Inneren. Das Außen der Welt wird unbedeutender.
Mit jedem Tag, den wir uns vom Sommer entfernen, kommen wir wieder mehr in uns selbst an. So lassen auch wir alles fallen, hüllen uns in einen Mantel der inneren Einkehr und fühlen unser Menschsein viel deutlicher als im Rest des Jahres.
Es ist nun eine Zeit angebrochen, in welcher unsere Herzen eine tiefe Ruhe finden. Der Tag der Wintersonnenwende, an dem das Licht neu geboren wird, verbirgt tiefe Sehnsüchte. Wir sehnen uns nach Heilung alter Wunden, nach tiefer Liebe und dem Hauch eines neuen Glanzes, eines neuen Lichtes in uns.
Tauchen wir ein in die Magie der Rauhnächte.
Mit der Wintersonnenwende beginnen die Rauhnächte
Selbst, wenn wir nichts von all den Mondphasen, den Zyklen des Jahres und den Bräuchen wüssten, würden wir zu dieser Zeit die Sehnsucht nach einer Zeit außerhalb der Zeit in uns spüren.
Als die Menschen noch ihren alten Göttern huldigten, als sie noch den Ruf des Jahres in sich spürten, folgten sie den Zyklen des Mondes. Seine Phasen waren wesentlich leichter zu erkennen, als die der Sonne. Ein Mondmonat dauert in etwa 29,5 Tage. Wird dieser Zeitraum mit der Anzahl der 12 Monde multipliziert, so ergeben sich 354 Tage. Es fehlen also 11 Tage und 12 Nächte des Jahres. Die Zeit der Rauhnächte, die Zeit außerhalb jeglicher Zeit.
Wir spüren die Wurzeln dieser alten heidnischen Feste in uns. Unser ursprüngliches Volk hat diese Feste wahrlich zelebriert. Es wurde gefeiert, orakelt, geopfert. Die alten Götter wurden geehrt.
Es ist aber auch schon immer eine Zeit gewesen, sich selbst wieder wahrzunehmen. Es ist die Zeit der offenen Herzen – sich selbst gegenüber und auch gegenüber den Menschen, welche uns nahe stehen. Noch heute sind unsere Herzen in dieser magischen Zeit voller Großmut. In keiner Zeit des Jahres wird soviel voller Mitgefühl all jener gedacht, die es weniger gut haben in ihrem Leben.
Es liegt alles in uns verborgen. Kein Lauf der Welt kann diese innere Stimme, die wir in den Rauhnächten deutlich hören, verstummen lassen.
Die Tore zu allen Dimensionen öffnen sich. Wir treten in einen Raum voll der Wunder, mit euphorischen Höhen, aber auch mit melancholischen Tiefen. Es waren heilige Feste für unsere Vorfahren und es ist schön zu erleben, dass heutzutage viele Menschen zu diesem alten Glauben zurück finden.
Für mich gehören die Rauhnächte unbedingt dazu, wenn ich von einem fließenden Prozess spreche. Jetzt lassen wir das alte Jahr erst wirklich gehen. Die Zeit der Rauhnächte liegt für mich zur einen Hälfte im alten und zur anderen Hälfte im neuen Jahr.
Rufen auch dich die Rauhnächte?
In den meisten Erklärungen zu den Rauhnächten beginnen diese am Heiligen Abend. Christliche Elemente fließen in neuzeitlichen „Überlieferungen“ ein. Ob eine christlich geprägte Anpassung der alten Heidenbräuche oder die ursprünglichere Version der Rauhnächte gefeiert wird, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Auch wenn ich selbst den Ursprung präferiere, möchte ich andere Lebensweisen nicht missachten. Ein Mensch darf und muss seinen eigenen Weg finden und gehen. Ich freue mich über jeden Einzelnen, der überhaupt die alten Bräuche ehrt.
Die Tore zu den Dimensionen öffnen sich zum Tag der Wintersonnenwende, dem kürzesten Tag des Jahres und zugleich der längsten Nacht. Unsere Welt wird von mystisch, magischen Kräften durchströmt. Diese besondere Energie, welche für jedes Lebewesen deutlich spürbar ist, hält eine ganze Weile an. In diesem einmaligen Zauber liegt die wahre Kraft der Rauhnächte.
Du bist herzlich eingeladen, in dieser Zeit, mit dir selbst in Kontakt zu treten. Es liegt an dir, die Magie der Rauhnächte zu nutzen, um dich selbst zu erneuern. Der Ruf ist da, aber du allein entscheidest, ob du ihm folgen magst.
Gerne führe ich dich durch diese besondere Zeit der Rauhnächte. Gemeinsam werden wir tief in unsere Seele blicken und unseren eigenen inneren Kern erkennen. Wir ehren das alte Wissen, werden vieles davon nutzen und doch etwas Eigenes daraus kreieren. Ich führe dich zurück zu alten Wunden, welche geschlossen werden möchten. Helfe dir gern dein wahres Ich zu finden, wenn nötig und erwecke die Liebe in dir zu neuer Stärke. Sei bereit in die Tiefe zu reisen und du wirst um so höher fliegen können.
Im Verborgenen liegen oftmals die größten Wunder
Mit dem Beginn der Rauhnächte werden die Tage wieder länger. Die Dunkelheit wird mehr und mehr verbannt. Die Zeit des Lichtes beginnt.
Die große Göttin hat zur Wintersonnenwende, wie in jedem Jahr, einen neuen Gott zur Welt gebracht. Sie legt sich nun zur Ruhe und das Gotteskind, welches gleichbedeutend mit der Sonne ist, wächst allmählich zu einem jungen Knaben heran.
Noch ist er im dunklen Schoße verborgen, doch schon zu Imbolc, dem Fest des Lichtes, wird er ein stattlicher Bursche sein.
Die Sonne wurde im Schutz der Dunkelheit neu geboren, wie auch vieles im Erdreich noch nicht sichtbar, aber bereits neu geboren ist. Die Blumenzwiebeln und Samen beginnen sich auf ihre Wiederkehr vorzubereiten. Sie werden erwachen, keimen und sich dem Licht entgegen strecken.
Alles was tot schien wird lebendig, alles was im Dunkel lag tritt ins Licht.
Es ist eine Zeit der Wandlung, wenn man will. Es ist die Zeit der Wiedergeburt allen Lebens.
Die Zeiten des Nebels liegen hinter uns. Die Tage und Nächte, an denen die Blätter von den Bäumen fielen und nach und nach in das Erdreich übergingen. Alles Leben der Natur hat sich komplett in das Innere der Erde zurückgezogen und beginnt sich nun, wenngleich noch im Verborgenen, im magischen Raum der Rauhnächte neu zu regen.
So wie die Natur im Nebel lag, so lag auch unser Gemüt oft in dichte Schwaden gehüllt. Jetzt aber kommt die Zeit der Klarheit.
″Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.″, sagte einst Antoine de Saint-Exupéry und recht hat er. Es scheint als würde die Natur ruhen. Sie hat ihre alten Kleider abgelegt und mitunter fallen nun dicke, weiße Flocken vom Himmel und lassen die Lande nahezu märchenhaft erscheinen.
Allerorten wird es still, Ruhe kehrt ein. Du kannst die Stille hören, wenn du einmal mit dem Herzen lauschst.
Ein ganz besonderer Zauber liegt in der Winterluft. Die Sonne steht tief und legt einen fein schimmernden, goldenen Glanz über unsere Welt.
Die drei Nornen, Hüterinnen des Schicksals aller Menschen, verweben die unsichtbaren Fäden für das kommende Jahr. Alles wird neu erschaffen.
Manche Tiere ziehen sich zum Winterschlaf zurück. Die Welt scheint tief und fest zu schlafen.
Doch wie auch im Erdreich so manches Leben sich schon regt, so schlummert auch in einigen Lebewesen ein Geheimnis im Verborgenen. Ein ganz besonders Schönes hüten die Rehe. Seit ihrer Brunftzeit im August, tragen sie den Samen neuen Lebens in sich. Die befruchtete Eizelle bleibt über Wochen ruhend im Eileiter. Erst jetzt, wenn die Rauhnächte an der Schwelle zum Neuen stehen, werden diese Eizellen beginnen sich zu entwickeln und ein neues Wesen wird erschaffen.
Ist das nicht wahrlich zauberhaft?
Schreibe ein Rauhnachtstagebuch
Vieles wird geschehen in den Rauhnächten. Diese Zeit steckt voller Wunder, du wirst es sehen. Je intensiver du bereit bist, die Zeit zu erleben, dich auf sie einzulassen, desto so mehr wirst du entdecken. Beobachte die Welt um dich herum ganz genau und achte in jenen Tagen vor allem auch auf den Wandel in deinem Inneren. Was geht in all der Zeit in dir vor?
Ich empfehle dir, in dieser intensiven Zeit Tagebuch zu führen. Schreibe alles auf, was dir auffällt. Notiere die Träume, welche die Rauhnächte dir schenken. Sie haben dir viel zu erzählen und flüstern dir zu, was das nächste Jahr dir bringen wird.
So wie die 13 Wünsche, die wir dem Feuer übergeben, sollen sich auch unsere Träume der jeweiligen Rauhnacht in chronologischer Reihenfolge (1. Rauhnacht = Januar, 2. Rauhnacht = Februar, etc. ) erfüllen. Das Tagebuch sollte schon morgens griffbereit neben deinem Bett liegen, damit du sogleich deine Träume eintragen kannst.
Beobachte dich selbst ganz genau und bringe deine Gedanken zu Papier.
Es gilt all unser Erleben dieser intensiven Zeit festzuhalten, damit wir nichts vergessen.
Lasse nach jeder Rauhnacht in deinem Tagebuch etwa ein bis zwei Seiten Platz. So kannst du zum Beispiel im nächsten Januar zu den Seiten über die erste Rauhnacht zurückkehren und dir dann notieren, was sich für dich erfüllt hat.
Ich kann dir nur ans Herz legen, dieses Rauhnachtstagebuch anzulegen. Fülle es und es wird dich im kommenden Jahr wie ein guter alter Freund begleiten und – so bin ich sicher – an mancher Stelle auch sehr verblüffen.
Sei dabei, wenn die Rauhnächte unsere Herzen verzaubern
In den Ursprüngen der Rauhnächte, in der alten wahrlich rauen Zeit, fürchteten die Menschen wohl nichts so sehr wie den Unmut der Gottheiten. Die Zeiten waren hart und die Winter lang. Mit der Kälte hielt auch oft der Tod Einzug in die Welt unserer Vorfahren. In der Natur noch etwas Essbares zu finden war nahezu unmöglich.
Jeder Winter war ein erbitterter Kampf um das eigene, nackte Überleben. Die Ernte war eingefahren, das Feuerholz geschlagen und nun blieb ihnen nichts weiter übrig als zu hoffen, dass es reichen würde, um den Winter zu überstehen.
Es blieb ihnen genügend Zeit für Rituale, Zeremonien und Gebete. Was auch sonst konnten sie jetzt noch tun? So boten sie ihren Göttern Opfer dar um Gutes zu erbitten und zelebrierten so manchen Brauch, um das Böse zu verjagen.
Heute plagen uns andere Sorgen als Hunger und Kälte. Eine jede Zeit hat ihre Schatten- und ihre Sonnenseiten. Selbst, wenn wir nun nicht mehr um unser pures Überleben besorgt sein müssen, so haben auch wir mit unseren, zumeist inneren, Dämonen zu kämpfen.
Häufig fühlt es sich an, als lebe unsere Zeit schneller als das Ticken einer Uhr. Wir sind müde und ausgelaugt. Es passiert so unglaublich viel, dass wir Mühe haben da noch mitzukommen. Am Ende eines Jahres sind wir immer häufiger nur noch leer und ausgebrannt. Es scheint, wir sind mit unseren Kräften am Ende. Gerade dann ist es um so wichtiger, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen.
Stelle dich den Dämonen des letzten Jahres und lege den Balsam der Heilung auf deine Wunden. Schöpfe neue Kraft und finde heraus, welcher Weg für dich der Richtige ist.
Ich werde dich dabei nicht alleine lassen. Lasse dich in die magischste Zeit des Jahres fallen und Wunder können geschehen. Für jede Einzelne der Rauhnächte habe ich dir einen roten Faden gespannt, an welchem du entlang gehen kannst. Altes Wissen habe ich mit den Anforderungen der neuen Zeit verbunden und du bist von ganzem Herzen eingeladen mich vertrauensvoll zu begleiten.
DIE ZWÖLF RAUHNÄCHTE
Zwölf Rauhnächte – zwölf Artikel: Du bist herzlich eingeladen, im Fundus meiner Rauhnachtsartikel zu stöbern. Ich wünsche Dir eine zauberhafte Rauhnachtszeit und ein Meer voller Wunder im kommenden Jahr.