Können wir das Wetter orakeln oder sogar beeinflussen? Für naturverbundene Menschen ist es hilfreich, das Wetter im Blick zu behalten. In manchen Gegenden ist dies sogar unerlässlich, wie in den Bergen. Lerne, die Natur und die Welt an sich zu beobachten und mit ein wenig Aufmerksamkeit und Übung wirst auch du das Wetter vorhersagen können – ganz ohne Hexerei.
Möchtest du das Wetter beeinflussen, so versuche es einmal mit kleinen Wetterritualen. Im Artikel stelle ich dir zum Abschluss drei Möglichkeiten vor.
Zum Einstieg möchte ich dir die Zeigerpflanzen des phänologischen Kalenders vorstellen – sie geben im Jahreskreislauf einen groben Überblick, in welche Jahreszeit wir gerade wechseln. Bei alledem ist zu beachten, dass nicht nur die Welt selbst, sondern auch das Wetter aus den Fugen geraten ist. So können wir uns leider nicht mehr so gut auf die Zeigerpflanzen im Jahresrad verlassen wie einst. Gut möglich, dass eine Pflanze den Frühling verspricht, uns dann aber doch noch einmal der Winter in seine klirrenden Zangen nimmt.
Zeigerpflanzen im Jahreskreis
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Die Blüten der Hasel kündigen den Vorfrühling an.
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Auch das Schneeglöckchen ist eine Pflanze im phänologischen Kalender, die vom Vorfrühling erzählt. Sie ist eine sogenannte Ersatzpflanze, falls es beispielsweise keine Hasel gibt.
Die alten Bauern wissen jedoch auch:
„Wenn die Schneeglöckchen sich vor dem Frühling verneigen,
nistet oft genug Frost noch in den Zweigen.“
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Die Forsythie weist darauf hin, dass der Frühling nun kräftiger wird. Sie zeigt den wirklichen, den ersten Frühling an und ist nun mehr als nur ein Versprechen.
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Mit der Apfelblüte ist der Frühling vollkommen erwacht. Gibt es nun wider Erwarten doch noch einmal strengen Frost, so leidet nicht nur der Apfelbaum sehr darunter.
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Auch die jungen Eichenblätter zeigen sich, wenn der Frühling sich voll entfaltet hat.
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„Blüht die Esche vor der Eiche, gibt es eine große Bleiche,
blüht die Eiche vor der Esche, gibt es eine große Wäsche.“
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Blüht die Esche zuerst, so wird der Sommer trocken.
Ist es anders herum, kann sich die Natur auf viel Regen freuen.
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Blüht der Holunder, so ist der Sommer nicht mehr weit.
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Zeigen sich die Blüten der Linde, so beginnt der Hochsommer.
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Es ist Johanni-Zeit, wenn die Johannisbeeren blühen, auch sie zeigen den Hochsommer an.
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Die ersten Äpfel läuten den Spätsommer ein.
Sie brauchen immer wieder mal einen schönen Sommerregen, um zu gedeihen.
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Die Holunderbeeren sind reif und der Herbst kündigt sich an.
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Sind die Eicheln reif und fallen vom Baum, so ist der Herbst voll entfaltet.
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Nun färben sich auch viele Blätter bunt.
Verfärben sich die Blätter der Eiche, so ist der Spätherbst erreicht.
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Der Winter beginnt, wenn die Eichenblätter auf die Erde gefallen sind.
Beispiele für Wetterpflanzen
Welche Pflanzen aber können uns denn nun verraten, ob der Tag sonnig oder regnerisch wird. Es gibt so einige dieser sogenannten Zeigerpflanzen, ein paar möchte ich an dieser Stelle vorstellen.
Die Silberdistel
Die Silberdistel gehört mit zu den zuverlässigsten Pflanzen, wenn es darum geht, das Wetter vorherzusagen. Leider ist sie nicht überall zu finden. Sind ihre Blüten geschlossen, dann kannst du davon ausgehen, dass es recht bald regnen wird. Sind sie allerdings weit offen, so ist es erstmal sonnig.
Das Gänseblümchen
Das Gänseblümchen mag auch keine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Es verschließt dann lieber ihre Blüten, um diese vor zu viel Nässe zu schützen. Es liebt einfach trockenes Wetter und zeigt sehr zuverlässig drohenden Regen an. Schon bei einer kleinen Erhöhung der Luftfeuchtigkeit kannst du beobachten, wie die Blüten sich hochstellen und nicht mehr weit geöffnet sind.
Die Sonnenblume
Sie verschließt die Blüten, wenn Wolken aufziehen. Sind die Blüten bei Sonnenschein ebenfalls geschlossen, dann wird Regen kommen.
Die Königskerze
Die Königskerze dreht ihre Blüten in den Osten, wenn es sonnig wird und in den Westen, wenn der Regen kommt. Sie wird im Volk auch als Wetterpflanze bezeichnet.
Sie verrät uns aber nicht nur, ob die Sonne scheint oder Regen droht. Die Königskerze sagt auch den Schneefall voraus. Bilden sich im ersten Jahr Blattrosetten, so schaue sie dir genau an. Sind die Blätter oben dicht gewachsen, so wird der Schnee lange auf sich warten lassen. Sind sie aber im unteren Bereich gut ausgebildet, so schneit es wahrscheinlich schon im Dezember.
Birken
Hier ist deine Nase gefragt. Beginnen die Birken intensiv zu duften, so kannst du mit Regen rechnen.
Linden
Ähnlich wie bei der Birke kannst du auch hier drohenden Regen riechen. Bei einem nahenden Gewitter ist der intensive Duft der Blüten gute 30 Meter weit wahrnehmbar.
Wilde Möhren
Bist du in der Natur unterwegs, so habe die Dolden der Wilden Möhre im Blick. Stehen sie aufrecht nach oben gestreckt, kannst du im schönsten Sonnenschein weiterwandern. Biegen sie sich nach innen, so wird Regen kommen.
Sauerklee
Du möchtest wissen, wie der Sommer wird?
Blüht der Sauerklee kaum, so steht ein trockenes Jahr bevor. Sind seine Blüten indes reichlich, so wird die kommende Zeit regenreich.
Ob akut Regen droht erkennst du an den Blättern, sie ziehen sich dann nach oben oder unten zusammen. Je enger sie zusammengezogen sind, desto schneller kommt der Regen. Da die Samen bei hoher Luftfeuchtigkeit prall gefüllt sind, schleudern sie regelrecht, wenn wir sie berühren.
Beobachte auch die Wolken
Nicht nur an den Pflanzen können wir das Wetter ablesen, auch die Wolken verraten uns so einiges.
Ziehen sogenannte Cirren am Himmel entlang, die sich nicht auflösen, so wird sich vermutlich das Wetter ändern. Diese Cirruswolken sind Eiswolken in sehr großen Höhen (8.000 – 12.000 Metern) und kündigen eine Warmwetterfront an, vor allem, wenn sie sich zu Schleierwolken verdichten. In den kommenden 48 Stunden wird sich sehr wahrscheinlich das Wetter verschlechtern.
Amboss-Wolken haben klare Grenzen und türmen sich auf. Meist kündigen sie nicht nur Regen, sondern auch gleich ein Gewitter an, wobei auch Hagelschauer möglich sind.
Altostratus-Wolken sind mittelhohe Schichtwolken. Sie sind meist bläulich bis gräulich gefärbt.
Im Gegensatz zu den Ambosswolken haben sie keine klare Kontur. Die Sonne versteckt sich dahinter und ist meist kaum zu erkennen. Ist die Sonne gar nicht mehr zu sehen, so dauert es oft nur 3 Stunden bis es regnet. Ist sie noch als heller Fleck erkennbar, so sind es 6 Stunden. In erst etwa 9 Stunden kann es regnen, wenn die Sonne nur wenig getrübt und noch gut sichtbar ist.
Sinkt der Luftdruck, so steigt Nebel auf. Steigt der Nebel so weit auf, dass sich Wolken bilden, dann werden diese höchstwahrscheinlich Regen bringen. Steigt er nicht auf, so wird der Tag schön.
Rituale, um die Wettergötter milde zu stimmen
Wetterrituale sind uralt, da vor allem unsere Vorfahren darauf angewiesen waren, dass ein gutes Wetter eine gute Ernte bringt. Schließlich hing ihr Leben davon ab.
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Steckt Arnika an, steckt Arnika an
das sich das Wetter scheiden kann.
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Schutz vor Unwetter
Um die Ernte zu schützen, wurden zur Sommersonnenwende beispielsweise die Felder rundherum mit Arnika abgesteckt. Sie hielten den Kornwolf auf den Feldern, der bis zur Ernte über das Korn wacht. Läuft der Kornwolf davon, so kommt ein Dämon auf dem schwarzen Bock (schwere Unwetter) daher und reitet so lange durch das Feld, bis die ganze Ernte vernichtet ist. Eine andere Schutzpflanze war die schon erwähnte Königskerze.
Es wurden zu dieser Zeit auch Bündel aus Haselzweigen im Hof aufgestellt, um Unwetter fernzuhalten. Zugleich schützen sie vor bösen Geistern.
Um die Erntezeit zu schützen, stellten sie einst zu Lughnasadh Kornpuppen auf, die erst zum Ende der Erntezeit verbrannt wurden. Übrigens wurde niemals alles geerntet, eine letzte Garbe blieb immer für die Naturgeister stehen.
Bei drohendem Unwetter wurde Radau gemacht, um die bösen Wettergeister zu verjagen, noch heute läuten mancherorts dafür die Glocken der Kirchen. Es wurden auch Kräuterbuschen verräuchert, um sich zu schützen. In diesen waren Wetterpflanzen eingewebt, wie eben jene Königskerze, Johanniskraut, Beifuß, Rainfarn, Arnika, Dost, Holunder, Kamille, Klette, Margerite, Ringelblume, Schafgarbe, Gundelrebe, Gänseblümchen oder auch Quendel.
Auf den Hausdächern pflanzten sie einst Hauswurz, damit der Blitz nicht einschlug. Wetterkräuter wurden auch in den Herd geworfen, begleitet von Beschwörungen.
Heutzutage dürfen wir uns alter Bräuche wieder besinnen, vor allem der Dank an die Naturgeister sollte wieder zu einer Selbstverständlichkeit werden. So kannst du selbst deinen Garten abstecken, Kräuterbuschen binden und vor allem den Brauch der letzten Garbe wieder aufblühen lassen.
Bitte um Regen
Einst gab es die Regensteine. Bei Trockenheit wurden sie mit Wasser begossen oder in dieses eingetaucht. So hofften die Menschen, den Regen herbeizurufen. Dies könnten wir auch heutzutage fortführen.
Einst gab es den Maiprinzen, der als Sinnbild den Frühlingsgott verkörperte. Er war dicht mit Gras, Laub und den jungen Zweigen der Birke umhüllt. War er umhüllt, so wurden auch Regenzauber gesprochen.
Im Ruodlieb (einem Versroman aus dem 11. Jahrhundert) verurteilt sich eine Ehebrecherin selbst und wies die vollständige Vernichtung ihres Körpers an:
„Aber ich bitte, daß ihr nach drei Tagen den Leichnam abnehmt,
ihn verbrennt und die Asche ins Wasser werft,
damit die Sonne nicht ihren Glanz verbirgt noch die Wolke Regen versagt,
damit man nicht sagen kann, Hagel schade meinetwegen der Erde.“
Vermutlich sollte hier durch die Blume gesprochen das Böse der Frau verkörpert werden, die gefährliche (Wetter-)Hexe.
So drastisch müssen wir nicht zu Werke gehen, damit es das Wetter gut mit uns meint. Wir können aber durchaus um Regen bitten, wenn die Natur ihn braucht. Wir können aufhören, über den Regen zu schimpfen. Geist formt Materie – wir bekommen, was wir mit unseren Gedanken formen.
Oder wie wäre es mal mit einem ordentlichen Regentanz?
Apropo Geist formt Materie …
Ich möchte mit einer wirklich sehr einfachen Methode diesen Artikel beenden. Ich und Menschen in meinem Umfeld haben diese simple Methode zig Male erfolgreich erprobt. Wir haben schlicht und einfach gutes Wetter bestellt, wenn wir es brauchten. Die Erfolgsquote liegt nicht bei 100 Prozent, aber sie kann sich sehen lassen.
Sitzen wir gemütlich im Garten beisammen, so beschließen wir beispielsweise, dass der angekündigte Regen erst dann einsetzt, wenn wir zurück ins Haus gehen. Probiere es einmal aus. Kein Schnickschnack – einfach nur eine kurze, ehrlich gemeinte Bitte. Es klappt wunderbar.