Imbolc ist das erste Jahreskreisfest nach der Wintersonnwende. Nun legt sich die alten Cailleach zur Ruh und Brigid übernimmt den Holunderstab. Der Winter muss weichen und der Frühling macht sich bereit, unsere Welt zu erobern.

Nacht vom 1.02. zum 02.02.

Neuheidnisch: 2. Vollmond nach der Wintersonnenwende

oder zum zweiten zunehmenden Mond

Imbolc wird auch Oimelc oder Brigid genannt

Ornament Trennlinie

Die Mondphasen und die Jahreszeiten hatten einen unermesslichen Wert für die Menschen in der vorchristlichen Zeit. Der Mond, Symbol der Göttin, wurde im Dunkel der Nacht verehrt. Religiöse Feste und magische Rituale im Schein des Mondlichtes wurden zelebriert.

Zudem fanden über das Jahr verteilt acht Jahreskreisfeste statt. Die eine Hälfte orientierte sich dabei an den Sonnenwenden und den Tagundnachtgleichen. Ein jedes von ihnen verheißt den Beginn einer neuen Jahreszeit:

Es heißt häufig, dass die anderen vier Jahreskreisfeste sich nach den Mondphasen richteten. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich die vermutlich Ältesten der Jahreskreisfeste an den Wurfzeiten der Tiere und den Lebenszyklen der pflanzlichen Natur orientierten:

 

Imbolc, das verschollene Fest

Wenngleich auch wir hier inzwischen von Imbolc reden, so hat dieser Begriff seinen Ursprung bei den Kelten. Übersetzt bedeutet Imbolc so viel wie „Anlegen der Schafe zum Säugen„, denn nun erblicken bald die ersten Lämmchen das Licht der Welt.

Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Imbolc kein Fest ist, welches den Jahresbeginn zelebriert. Es handelt sich vielmehr um eine Lustration, sprich einer rituellen, kultischen Reinigung (teils durch Opfergaben). Der Winter forderte Jahr für Jahr seinen Tribut und mit Imbolc lösten sich die Menschen einst von den Härten dieser kalten, teils grausamen Zeit. Nicht selten war der lange Winter ein Kampf um das nackte Überleben.

Es gibt nur sehr wenige Überlieferungen zu Imbolc, da dieses Fest schon in Vergessenheit geriet, als die Menschen überhaupt mit den ersten schriftlichen Aufzeichnungen über keltische Feste begannen. Umso schöner, dass Imbolc in der heutigen Zeit neu erblüht.

Imbolc fiel, wie die übrigen Jahreskreisfeste, dem katholischen Christentum zum Opfer, welche dem heidnischen Treiben ihren eigenen Stempel aufdrückten. Fortan lief Imbolc unter dem Fest der Brigida von Kildare, zu Ehren einer Äbtissin um *451 bis † 525 weiter, die allerdings viele heidnische Aspekte aufweist.

Nimmt es Wunder, dass in diesem Namen unsere uns gut bekannte keltische Göttin Brigid auftaucht, die Jüngste der Dreifachen Göttin?

Zu Imbolc übernimmt Brigid den Kraftstab aus Holunder von der weisen Alten, der Göttin Cailleach. Dieser Kraftstab, welcher sich auch oft auf Abbildungen der Äbtissin Brigida von Kildare findet, verleiht die Macht über das Wetter und die Elemente.

Keltischer Knoten

 

Imbolc, Fest der Brigid

Bei den Kelten herrscht im Winter die Göttin der Dunkelheit und des Todes. Ihr Name ist Cailleach. Gemeinsam mit Modron und Brigid kann sie als Teil der dreifachen Göttin angesehen werden, welche über die Jahreszeiten herrschen.

Brigid legt zur Sommersonnenwende ihren Kraftstab unter einen Holunder. Modron ergreift diesen Stab und alles im Lande beginnt zu reifen. Zu Samhain wird der Stab abermals unter einen Holler gelegt und als Modron in einem Becken zu Bade geht, wandelt sie sich in Cailleach, welche wiederum den Stab an Brigid weiterreicht.

Cailleach selbst ist es, welche die schlafende Schlange weckt, welche für den Zerfall und die Erneuerung steht. Diese Schlange beendet den Winter. Cailleach legt den Stab zu Imbolc unter einen Holunder und verwandelt sich in einen Stein. Brigid ergreift den Stab und der Frühling lässt nicht mehr lange auf sich warten. Bald werden die ersten Schneeglöckchen seine Ankunft bezeugen.

Diese alten Mythen sind nicht in Stein gemeißelt und finden sich in vielen Variationen, aber vielen gemein ist: Die herrschende Göttin verwandelt sich zu Imbolc von der weisen Alten und Totengöttin Cailleach hin zu jungfräulichen Göttin Brigid.

Die Triskele - Symbol der Kelten

Wer ist Brigid?

Brigid, die Göttin des Frühlings und des Feuers, wurde auf einer Türschwelle zwischen Flammen und Lichtsäulen geboren, so heißt es mitunter. Ein riesiger Flammenturm stieg aus der Stirn der Neugeborenen auf. Er reichte bis in den Himmel hinein. Seit diesem Tage war sie untrennbar mit dem Element des Feuers vereint.

Als kleines Kind schlief sie in einem Meer aus Flammen. Ihre Lebenskraft hält die Flammen allzeit am Lodern. Sie ist die Lichtjungfrau und einstige Sonnengöttin und im walisisch-keltischen Raum ist Imbolc untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Auch Brigid von Kildare wurde auf einer Türschwelle geboren und steht eng mit dem Feuer im Bunde.

Brigid ritt in manchen Mythen zum Ende des Winters auf einem Hirschen, weckte die Samen und schüttelte die Bäume, so das alle Säfte des Lebens von neuem zu sprießen begannen.

Der Winter, welcher alles Leben in seinem Inneren eingeschlossen hatte, wird nun durch die Kraft Brigids, die Kraft der Sonne verdrängt, welche neues Leben schenkt. So ist Imbolc auch ein Fest der Fruchtbarkeit und des Lichtes. Es ist auch heute noch in vielen Gegenden, wie zu den Zeiten der Kelten, üblich an diesem Tage große Feuer zu entzünden, die das Licht der Sonne erwecken sollen. Das Leben erneuert sich, löst sich aus seiner inneren Ruhe und strebt hinaus in die weite Welt.

In skandinavischen Ländern tragen einige Frauen noch immer eine Krone mit einer brennenden Kerze auf ihrem Haupt. Überhaupt werden zu Imbolc viele Kerzen entzündet.

Imbolc ist nicht in Vergessenheit geraten. Dem Winter wird der Garaus gemacht.

Die Göttin (sowie auch die heilige Brigid) ist zudem auch die Patronin der Hebammen und Schutzgöttin der Gebärenden. Sie ist die Göttin der Poeten, Musiker und Künstler und wachte seit jeher über die Kräfte der Heilkünste. Imbolc ist daher auch ein Tag, an dem Rituale zelebriert werden, welche von Wintererkältungen heilen sollen.

Bei den Druiden galt Brigid zudem als Göttin der Wahrheit. So wie wir heute eine eidesstattliche Erklärung abgeben, war es üblich – unter Berufung auf Brigid – zu schwören, die Wahrheit zu sagen.

Keltischer Knoten

Der Götterbär

In einer Überlieferung ist vom Götterbären die Rede. Zu Imbolc erwacht er das erste Mal aus seinem tiefen Schlaf und verlässt seine Höhle. Unter seinem Pelz verborgen schützt er den jungen Sonnengott Lugh. Er tritt hinaus in das Licht des Tages und vergewissert sich, dass die Sonne nun allmählich stark genug ist, ihn und alles Leben zu wärmen.

Wir erkennen diesen Ansatz in dem Märchen von „Schneeweißchen und Rosenrot“ wieder. Unter dem Pelz des Bären verborgen leuchtet Gold und der junge Prinz, unser Sonnengott, ist in ihm verborgen. Brigid ist sowohl in Schneeweißchen als auch in Rosenrot verkörpert. Die Erdenmutter finden wir in der Figur der alten Mutter, welche dem Bären im Winter Zuflucht gewährt. Sie entspricht im keltischen Raum der bereits erwähnten Cailleach und steht hierzulande für Frau Holle oder auch Frau Percht.

 

Keltischer Knoten

Bräuche zu Imbolc

Dem weiblichen Oberhaupt der Familie obliegt die Leitung dieses Festes. Sie weiß auch, dass nun die Zeit gekommen ist, um gründlich aufzuräumen. Alles wird gereinigt, eine Art vorgezogener Frühjahrsputz.

Kennen wir das nicht, der Wunsch, der sich mehr und mehr in uns verfestigt, wieder Frische und neues Leben in unsere Räume zu bringen? Ich sage es immer wieder: Wir tragen alles Wissen in uns.

Zu Imbolc werden auch die Wohnräume von energetischen Altlasten durch Räucherungen befreit. Du kannst dazu gerne den einheimischen Salbei und auch Beifuß verwenden.

Die Triskele - Symbol der Kelten

Opfergaben zu Imbolc

Wie bereits erwähnt, heißt es unter anderem, dass Brigid in der Dämmerung auf einem Hirsch durch die Lande zieht. Es ist daher Brauch ihr am Abend vor Imbolc Opfergaben auf das Fensterbrett zu legen.

Aus einer Geschichte aus der Grafschaft Mayo ist folgendes Ritual überliefert:

„Die Hausherrin sammelte circa acht bis zehn Tage vor dem Fest „die Tropfen“. Sie stellte also immer ein klein wenig Milch beiseite, welche sie dann am Vorabend zu Imbolc zu Butter schlug. Es gab meist nur noch sehr wenig Milch zu dieser Jahreszeit, aber die Hausherrin ließ sich dieses Ritual nicht nehmen. Es hieß, das Fest sei mager, wenn keine Butter auf dem Tische steht.“

Ein wenig dieser Butter wurde auch der Brigid geopfert, was mich sehr an die Opfer an Frau Holle in der Hollenacht erinnert.

Zudem ist es üblich, Kuchen aber auch Brot auf das Fensterbrett zu legen. Vor der Haustüre indes vergieße einen Schluck Milch. Übrigens, ich denke sie freut sich dabei genauso gut über reine Pflanzenmilch.

Die Triskele - Symbol der Kelten

Kerzen zu Imbolc

Kerzen werden zu Imbolc hergestellt, gesegnet und allerorts im Haus entzündet. Eine Kerze wird dabei in jedes Fenster gestellt und bis zur Morgendämmerung brennen gelassen. Passt hierbei bitte unbedingt auf, dass wirklich NICHTS passieren kann. Stellt die Kerze in ein absolut feuerfestes Gerät. Nicht jedes Gefäß ist dafür geeignet, auch sollte der Abstand von der Kerze zur Außenwand groß genug sein, dass die Hitze das Material nicht sprengen kann. Seid ihr euch da nicht sicher, dann lasst das bitte oder nehmt LED Kerzen.

Es finden auch heutzutage noch Lichterprozessionen von Kindern statt, denn sie symbolisieren den unschuldigen Neubeginn.

Die Triskele - Symbol der Kelten

Das Kreuz der Brigid

Aus der Gegend von Tallow im County Waterford stammt folgende Geschichte:

„Nachdem die Sonne in der Nacht vor Imbolc unterging nahm das Oberhaupt der Familie die Sichel zur Hand und verließ das Haus. Er ging um ein Bund Schilf zu schneiden und versteckte dieses in der Nähe des Hauses. Später in der Nacht holt er das Bündel und geht mit diesem mit dem Lauf der Sonne um sein gesamtes Anwesen. Am Eingang des Hauses angekommen wartet die Familie bereits auf ihn. Er kniet nieder und spricht: „Gebt mir etwas und lasst mich eintreten.“ „Wer ist da?“, fragt die Familie. „Ich bin es, Brigid.“

Eine zweite und noch eine dritte Runde um das Anwesen folgt und ein jedes Mal werden die Gleichen Fragen gestellt und die gleiche Antwort gegeben.

Nun darf er wieder in das Haus eintreten, er legt das Bündel auf den Tisch, bedankt sich und lädt alle ein, sich zu ihm zu setzen. Es wird gespeist und im Anschluss basteln alle gemeinsam aus dem Schilfbündel ein Brigidkreuz.“

In der Geschichte ist, mal abgesehen vom Brigidkreuz, ein weiteres typisches Element der keltischen Traditionen zu erkennen, die sogenannte „durchwachte Nacht“, „set-night“ im Englischen genannt. Alle blieben in dieser Nacht auf und nahmen teil.

Auch du kannst zu Imbolc eines der Zeichen Brigids, das Brigid-Kreuz basteln, welches stark an ein Sonnenrad erinnert. Es heißt, dass auch dieses Kreuz sich durch das Christentum veränderte. So war es im Ursprung ein Kreuz mit drei Enden, entsprechend einer Triskele. Du kannst dieses drei- oder vierarmige Kreuz über deiner Haustür aufhängen und um Schutz für die kommende Zeit bitten.

Die Triskele - Symbol der Kelten

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Die Triskele - Symbol der Kelten

Der Bau einer Strohpuppe

Auch dieses Ritual findet sich in der Geschichte aus der Grafschaft Mayo wieder. Der Hausherr besorgte sich Kleidung, welche als brat Brighde diente, der Mantel der Brigida. Das Kleidungsstück gehörte jenem Familienmitglied, welches die gefährlichste Arbeit erledigte und bei dieser Arbeit am häufigsten getragen wurde. Meist war dies der Hausherr selbst, so zum Beispiel als Fischer auf hoher See.

Diese Person benötigte im kommenden Jahr besonders starken Schutz. Zumeist nahmen sie eine Jacke oder Mantel für das brat Brighde. Der Hausherr ging mit dem brat in die Scheune. Dort nahm er ein langes Bündel Weizen und umwickelte dieses mit dem brat, denn es sollte somit den Anschein eines menschlichen Wesens erwecken. Wie ein Kind nahm er das Bündel auf den Arm und legte es vor die hintere Haustüre.

Er ließ es bis zum Abendessen liegen und erklärte dann, er ginge nun die Brigid holen. Er ging aus dem Vordereingang hinaus, umrundete das Haus und kniete sich mit dem Bündel vor die Hintertüre. Laut rief er der Familie zu: „Teigi ar úr nglúna agus foclaigi úr súile agus leigi isteach Brighid.“ Die Familie antwortete: „Sé beatha, Sé beatha.“ Auch diese wurde dreimal wiederholt.

Der Mann steht auf und geht mit dem Bündel zur Vordertüre. Die Familie ruft indes weiter: „Sé beatha, Sé beatha.“  Als der Hausherr durch die Vordertür eintritt verstummten sie und sprachen nun: „Mush! Sé beatha agus á sláinte.“

Den brat stellte er vorsichtig am Tisch ab, die Familie speiste und im Anschluss wurde der brat an einem sicheren Ort bewahrt. Dem brat Kleidungsstück wurde ein weiterer Stoff hinzugefügt. Im Laufe des Jahres nahm man von diesem immer wieder ein Stückchen weg, um zum Beispiel Zahn- oder Kopfschmerzen zu lindern.

Nach dem Liebsten schielen

Die Frauen tanzen zu Imbolc und wehe ein Mann wagt es, sich ihnen zu nähern, so wird er den Hieb einer Holundergerte zu spüren bekommen, denn noch ist nicht Beltane, das Fest wo die jungen Männer die jungen Frauen umwerben. Dieses Fest ist noch voller Unschuld und absolut rein. Neugierig sind die jungen Mädchen aber schon, welchen Mann sie erhalten. So versammeln sie sich in der Nacht vor dem Dorf und warten lauschend auf Hundegebell. Dort wo der Hund bellt, ist der zukünftige Freier zu Haus.

Die Triskele - Symbol der Kelten

Die Aussaat wird rituell vorbereitet

Für die Menschen spielt die Saat und die später damit verbundene Ernte eine überlebenswichtige Rolle. So werden die alten, unfruchtbaren Geister der dunklen Jahreszeit durch das Verbrennen einer Strohpuppe verjagt und die Getreidesaat rituell geweiht. Es werden Getreidekränze in Form des Sonnenrades gewickelt und aufgehängt. Sie sollen Glück für die Ernte bringen.

Keltischer Knoten

Wieviel Heidentum steckt in den Bräuchen?

Wir neigen immer sehr schnell dazu alle christlichen Feste einfach auf das Heidentum umzudeuten. Fakt ist jedoch, dass keine heidnischen Bräuche für Imbolc überliefert sind. Alle oben aufgeführten Bräuche reichen auf eine Zeit zurück, in der das Christentum bereits allgegenwärtig war.

Forscher, wie zum Beispiel Francoise Le Roux, glauben jedoch, dass der Schluss zulässig ist, dass Imbolc der großen Göttin Brigid geweiht war. Die Ähnlichkeit zum Namen der Heiligen Brigida von Kildare ist wohl kaum durch einen Zufall zustande gekommen. Es wird auch stark davon ausgegangen, dass die Reinigung und Lustration auf das Heidentum zurück gehen.

Vielleicht sollten wir die Dinge eher pragmatisch angehen. Mag vielleicht das ein oder andere Ritual, welches heutzutage unter dem Deckmantel des Neopaganismus vollzogen wird, seinen Ursprung im Christentum haben, so spielt das für mich nur eine untergeordnete Rolle. Fühlt es sich richtig an, passt es in unser Heidenherz, dann spricht nichts dagegen die Bräuche zu nutzen, wenngleich wir nicht sicher sein können, ob der Ursprung nun älter als das Christentum ist oder nicht.

So können wir heute auch nicht mehr sagen, wann genau das heidnische Imbolc zelebriert wird. Die Datierung des Festes auf den 01. Februar ist gewiss alt, aber was davor war, weiß niemand. Für mich fühlt es sich meist passend, manchmal jedoch auch zu früh an.

Es bleibt aber noch immer der der Blick auf Sonne und Mond. Die Feste der Kelten richteten sich weniger nach der Sonne, das war eher bei den Germanen Brauch. Bleibt also der Mond. In der heutigen Zeit haben sich viele Neuheiden auf den zweiten Vollmond nach der Wintersonnenwende geeinigt, mitunter ist auch vom zweiten zunehmenden Mond zu lesen.

Finde für dich ganz persönlich heraus, wann der richtige Zeitpunkt für Imbolc gekommen ist. Spüre in dich hinein und hab ein wundervolles Fest.


Doppelpfeil