Die Brennnessel kennt hierzulande wirklich jedes Kind. Sie wächst quasi überall und wer hat sich nicht schon einmal an ihr verbrannt? So manch ein menschliches Wesen weiß vermutlich, dass es gut für das Blut ist, einen Tee mit Brennnesseln zu trinken. Nur die Wenigsten aber wissen, welch großartige Heilkräfte sonst noch in dieser ganz besonderen Pflanze stecken und reduzieren sie schändlich auf ein Unkraut.
Nun, ich helfe gerne dabei, dies zu ändern. Reisen wir in ihre vielfältige Welt. Nehmen wir sie jedoch erst einmal stichpunktartig unter die Lupe.
Die Brennnessel ist auch bekannt als:
Donnernessel, Grosse Nessel, Hanfnessel, Nettel, Saunessel
Botanischer Name:
Urtica dioica (Große), Urtica urens (Kleine)
Familie:
Brennnesselgewächse, Urticaceae
Blütenfarbe:
gelblich, grünlich
Blütezeit:
Juli – Oktober
Verwendbare Pflanzenteile:
Blätter, Wurzel, Samen
Sammelzeit:
März bis August, Samen: Frühherbst
Die wundervolle Vielfalt der Brennnessel
Die Brennnessel wird von Kindern oftmals gefürchtet und von den Erwachsenen zumeist als unnützes Unkraut angesehen.
Ja es tut ein wenig weh, wenn wir mit unserer Haut eine Brennnessel berühren. Es juckt, es brennt und wir bekommen einen Ausschlag. Die Utikaria (Nesselsucht) verdankt ihren Namen der Brennnessel, weil der plötzlich auftretende Ausschlag aussieht, als hätte es einen Kontakt mit der Brennnessel gegeben. Alles in allem kommt die Brennnessel nicht gut weg. Jedoch völlig zu unrecht!
Wer von Gicht und Rheuma geplagt ist, der wird die wertvollen Eigenschaften der Brennnessel zu schätzen wissen. Schon Pfarrer Kneipp empfahl einst das sogenannte Nesselpeitschen. Bei dieser Methode sind die Wirkstoffe, die das Brennen auf der Haut verursachen genau die Bestandteile, welche eine heilende Wirkung bei Gicht und Rheuma aufweisen.
Doch warum brennt es eigentlich?
Eine Brennnessel ist zumeist mit Brennhaaren besetzt. Hierbei handelt es sich um speziell gebaute Drüsenzellen. Diese Drüsenzellen sitzen auf einer Art Sockel, sind lang gestreckt, werden vom Körper weg schmaler und enden mit einem aufgesetzten Köpfchen. Der Fußteil ist angeschwollen und sehr dünnwandig. Sein Inneres ist mit einem Zellsaft (Nesselgift) gefüllt. Bei der Berührung eines Brennhaares bricht dessen Köpfchen ab und es entsteht eine schräg angespitzte Kanüle. Diese dringt in die Haut ein und der Zellsaft wird in das Gewebe der Haut gespritzt. Die Mischung aus Serotonin, Acetylcholin und Histamin verursacht die Reizung der Haut. Es brennt!
Die Hautrötungen werden vermutlich durch das Histamin ausgelöst. Das Serotonin und Acetylcholin allerdings wirkt schmerzlindernd, indem sie die Durchblutung in den Gelenken fördern. Das Acetylcholin regt die Blutgefäße an, die Durchblutung steigt. Das Serotonin fördert die Durchblutung in der Skelettmuskulatur. Je besser die Durchblutung eines Körpers funktioniert, um so besser können Giftstoffe und Krankheitserreger abgebaut werden.
Wie ist die Brennnessel aufgebaut?
Die Große Brennnessel liebt stickstoffhaltige Böden, ist ein- oder mehrjährig und wird bis zu 1,5m hoch. Die Stengel sind vierkantig. Die Blätter sind zumeist gelappt oder gezahnt. Die Blütenstände sind grünlich, gelblich und recht unscheinbar. Im Inneren befinden sich ungegliederte und unverzweigte Milchröhrchen.
In unseren Breitengraden ist ebenfalls die Kleine Brennnessel heimisch. Sie ist einjährig und wir nur etwa 50cm hoch. Die Blätter sind bis zu 5cm lang und eiförmig.
Die Brennnessel, mehr als nur eine bekannte Heilpflanze
Bereits im Altertum waren die heilenden Kräfte der Brennnessel bekannt. Wie bereits erwähnt wurden junge, frische Brennnesseln verwendet, um Urticationen (Peitschungen) bei chronischen Erkrankungen wie Rheuma und Gicht durchzuführen.
Essenzen aus dem frischen Kraut können äußerlich und innerlich angewendet werden. Bei der äußeren Anwendung wird es zum Beispiel zur Verbesserung des Haarwuchses, bei Hauterkrankungen, Verletzungen oder zum Gurgeln verwendet. Ihre innere Wirkung hat sich vor allem bei Bronchitis, Anämie, Muskel- und Gelenkrheumatismus bewährt. Studien zeigten, dass Präparate aus Brennnesselextrakten ähnlich gut wirkten wie nichtsteroidale Antirheumatika. Die Kombination beider Produkte führte oft sogar zu einer Verminderung der Dosis oder mitunter gar einer kompletten Absetzung der konventionellen Rheumamittel.
Bevor die Baumwolle in Europa eingeführt wurde, spielte die Große Brennnessel eine bedeutende Rolle als Faserpflanze. Die reißfesten, langen Bastfasern wurden durch das Kochen in einer Lauge isoliert und zu einem sogenannten Nesseltuch verarbeitet. Aus diesem wurden zum Beispiel Hemden oder Bettwäsche hergestellt. Bei der Herstellung der Fasern fallen auch Holzanteile ab, die zur Gewinnung von Papier genutzt werden können.
Ab den Neunziger Jahren wurden vermehrt sehr faserhaltige Brennnesseln gezüchtet. Sie werden unter anderem in den Glasfasern in Verbundwerkstoffen eingesetzt, zum Beispiel in der Autoindustrie.
Wasserextrakte aus Brennnesseln werden in Landwirtschaft und Gartenbau als Insektizid und Fungizid eingesetzt. Mit dieser Art Brennnesseljauche kann auch wunderbar der heimische Garten gedüngt werden.
Doch schauen wir einmal auf die Einsatzmöglichkeiten im privaten Bereich.
Rezepte mit der Brennnessel
- harntreibend und blutbildend
- schleimlösend
- regen die Gallenfunktion an
- lindern Magenbeschwerden
- helfen bei Durchfall
- Erleichterung bei Beschwerden einer gutartigen Prostata – Vergrößerung (Wirkstoff: Beta-Sitosterin)
- wertvoll für die Produktion roter Blutkörperchen (hoher Eisengehalt)
- reinigt Harnwege
- wirkt entschlackend
Achtung: Bei eingeschränkter Herz-oder Nierenfunktion sowie bei einer Histaminintoleranz sollte die Brennnessel nicht angewendet werden.
Brennnesseltee bei Erkrankungen des Harnweges
- 2 TL getrocknetes Brennnesselkraut / Brennnesselblätter
- 1 Tasse kochendes Wasser
- 10 Minuten ziehen lassen
- 8 – 10 Tassen täglich (reichlich trinken)
Brennnesseltee – Kur bei Erkrankungen von Muskeln und Gelenken
- 2 TL getrocknete Brennnesselwurzel (getrocknet, gehackt)
- 1 Tasse kaltes Wasser
- Wurzel mit dem kalten Wasser zum Kochen bringen
- 1 Minute kochen lassen
- vom Herd nehmen und etwa zehn Minuten ziehen lassen
Anwendung: 3 Wochen lang, bis zu 6 Tassen täglich
Brennnesseltee bei Erkrankungen der Haut
- 2 TL getrocknetes Brennnesselkraut
- 1 Tasse kochendes Wasser
- Kraut mit kochendem Wasser übergießen
- zehn Minuten ziehen lassen
Anwendung: Einen Monat lang, fünf bis sechs Tassen täglich
Brennnesseltee bei Prostata-Erkrankungen
Durch den in der Brennnesselwurzel befindlichen Wirkstoff „ Beta-Sitosterin“, kann bei einer gutartigen (durch den Arzt diagnostizierten) Vergrößerung der Prostata , der Drang des vermehrten Wasserlassens, durch das Trinken des Tees zu einem Rückgang der Beschwerden führen.
- 2 TL Brennnesselwurzel (getrocknet, gehackt)
- 1Tasse kaltes Wasser
- Wurzel mit kaltem Wasser zum Kochen bringen
- fünf Minuten kochen lassen
- Tee etwas abkühlen lassen, danach abseihen.
Anwendung: 4 – 6 Wochen lang, morgens und abends schluckweise eine Tasse Tee
Zubereitung der Brennnessel-Samen
Köstlich in:
- Müslis
- Suppen
- Dips
- Salatdressings
- Smoothie
- im Brotteig
- als natürliches Nahrungsergänzungsmittel
- Einfach in der Anwendung sind Gewürzmischungen mit Brennnesselsamen. Diese gibt es in verschiedenen Variationen, z. B. mit Salz, mit Chili oder mit Pfeffer und Salz.
Für die Ernte bitte Handschuhe anziehen. Den Samen einfach vom Samenstand abstreifen. Die Brennnesselsamen, welche leicht nussig sind, können frisch oder getrocknet verwendet werden.
Brennnessel-Gemüse
- grob zerkleinerte Brennnesselblätter
- Topf mit etwas Wasser
- Samen der Brennnessel
- gutes Bio Öl
- Pfeffer, Salz, Knoblauch
Die Blätter fallen, ähnlich wie beim Spinat, bei der Zubereitung stark in sich zusammen. Das Wasser im Topf aufkochen. Die Blätter hinzufügen, kurz wirken lassen und anschließend durch ein Sieb abtropfen lassen. Etwas Knoblauch in einer Pfanne mit Öl anrösten, das Blattgemüse hinzufügen und mit Pfeffer, Salz und Brennnesselsamen abschmecken.
Das Rezept lässt sich beliebig variieren.
Brennnesselhaarwasser
- 50g einer Blätter- und Wurzelmischung
- 1/2 Liter Apfelessig
Mischung 3 Wochen in der Sonne stehen lassen und anschließend die festen Bestandteile durch Sieben entfernen.
Pur oder maximal im Verhältnis 1:5 in die Kopfhaut einmassieren und 30 Minuten wirken lassen. Im Anschluss mit klarem Wasser ausspülen.
Der Apfelessig wirkt zudem gegen eine juckende Kopfhaut und sorgt für samtig weiche Haare.
Für alle Ungeduldigen die schnelle Variante:
- Aufgeführte Mischung aufkochen
- 3-5 Minuten ziehen lassen
- Behandlung, wie beschrieben, mit dem Sud durchführen
Bei Rheuma und Gicht
Die betreffenden Körperpartien mit frischen Blättern einreiben oder mit der Pflanze auf die betroffene Stelle schlagen. Es wird jucken und brennen, aber auch ein wohlig warmes Gefühl entstehen.
Reinigendes Dampfbad für das Gesicht
- 5 EL Brennnessel
- 1 l Wasser
Das kochende Wasser über die Brennnessel gießen und die Dämpfe etwa 10 Minuten lang auf das Gesicht einwirken lassen.
Brennnesselsalat
- 400 g junge Brennnesseln
- 1 kleine Möhre
- Saft einer Zitrone
- Salz, Pfeffer
- 3 EL Native Öl Deiner Wahl
- 1 Knoblauchzehe
Anwendung:
Die Brennnesselblätter waschen und abtropfen lassen. Größere Blätter in kleinere Stücke rupfen. Die Möhre mit Hilfe eines Spiralschneiders grob zerkleinern und mit den Blättern vermischen.
Die Knoblauchzehe zerdrücken und mit den restlichen Zutaten vermengen. Anschließend das Ganze vorsichtig dem Brennnessel – Möhren – Gemisch beifügen.
Brennnessel Gelee
- 750 ml Apfelsaft
- 2 Hände voll frische Brennnesselblätter
- 1 Zitrone
- 1 kg Gelierzucker
Die Brennnesselblätter in den Apfelsaft geben und über Nacht ziehen lassen. Anschließend aufkochen und durch ein Sieb abgießen. Den aufgefangenen Saft mit dem Zitronensaft und dem Gelierzucker nach Packungshinweis aufkochen. In heiße, sterile Gläser füllen. Sofort verschließen und kopfüber aufstellen.
Es gilt Folgendes zu beachten!
Alle hier aufgeführten Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze sind als Beispiele aus der Naturheilkunde gedacht. Sie ersetzen bei gesundheitlichen Beschwerden nicht den Besuch eines Arztes oder ausgebildeten Heilpraktikers. Sie sind keine Anleitung zur Selbstbehandlung, sondern zeigen exemplarisch etwaige Behandlungsmöglichkeiten auf. Entgegen der Empfehlung geschieht eine Anwendung aller hier aufgeführten Rezepturen, homöopathischen Mittel und sonstigen Heilmittel eigenverantwortlich. Interessierte sind aufgefordert, sich selbständig bei einem Arzt, Apotheker oder sonstigen Fachkraft über die genauen Dosierungen und Wirkungsweisen inklusive möglichen Kontraindikationen zu informieren und beraten zu lassen.