Das ewige Gerangel zwischen Kopf und Herz
Wir alle streben nach einer harmonischen Balance zwischen Herz und Kopf. Innere Ruhe und Ausgeglichenheit sind wertvolle Güter, die uns oftmals abhanden gekommen sind. Durch Yoga und ein Leben in Spiritualität können wir Frieden finden.
Soll ich oder soll ich nicht? Diese Fragen, egal zu welchem Thema, tauchen immer wieder auf. Nun, wer kennt es nicht: Das Herz sagt das eine und der Verstand rät zu etwas ganz anderem und schon ist das Dilemma groß! Wer hat nun recht, was ist zu tun?
Pauschal lässt sich das nicht so einfach beantworten, auch wenn ich aus persönlicher Erfahrung heraus meinem Herzen mehr traue, als meinem Verstand. Eine Garantie für die richtige Entscheidung ist es indes nicht.
Eines jedoch ist klar und wird auch von der heutigen Wissenschaft nicht bestritten: Je ausbalancierter das harmonische Verhältnis zwischen Kopf und Herz ist, desto stärker ist unsere Kraft der Selbsterkenntnis. Es fällt uns somit leichter, den richtigen Weg zu wählen.
Je schlechter die harmonische Verbindung zwischen Herz und Kopf funktioniert, desto weiter klaffen deren jeweilige Ratschläge an uns auseinander. Es wird schwer für uns, eine Entscheidung zu fällen und wir leiden unter dem inneren Ungleichgewicht.
Bringen wir also unseren Verstand und unser Herz in Einklang. Je stärker es sich in einer harmonischen Balance zueinander befindet, je stärker ist unser persönliches Wohlempfinden. Es heißt: „Einen starken Geist kann nichts erschüttern.“ Ich würde es erweitern auf: „Eine starke ausgeglichene Balance zwischen Geist und Seele kann so schnell nichts erschüttern.“
Sorgen wir für eine Balance zwischen Kopf und Herz
Diese Balance lässt sich trainieren. Dazu bedarf es ein wenig Geduld und vor allem eine gehörige Portion Offenheit gegenüber Methoden, die vor allem auf unser Seelenleben gerichtet sind. Ich rede hier von Imaginationen, Visionen, Flow, Yoga, Atmung, Meditation sowie andere (zum Teil leider auch heute noch belächelte) Formen von spirituellem Handeln. Wir müssen dazu bereit sein, unseren Verstand ein wenig von seinem hohen Ross zu zerren und uns in spirituelle Welten begeben. Mit einer Einstellung, dass dies alles Humbug und Firlefanz sei, wird der Verstand wohl für alle Ewigkeiten das letzte Wort bei allen Entscheidungen haben, ob es nun zum Besten des Einzelnen ist oder nicht.
Es gibt verschiedene Methoden, die im Coaching aber auch in der Verhaltenstherapie erfolgreich eingesetzt werden, um das Ungleichgewicht zwischen Herz und Kopf auszugleichen und die Selbsterkenntnis zu steigern.
Eine Möglichkeit ist das bereits angesprochene Visualisieren. Hiermit ist im Speziellen das Visualisieren von Handlungsmöglichkeiten gemeint. Steht nun zum Beispiel eine wichtige Entscheidung an, so können wir uns in eine visuelle Meditation begeben. In unserem Kopf versuchen wir, uns so genau wie möglich die zukünftige Situation vorzustellen. Dabei malen wir uns alles so detailliert aus, wie es nur irgend geht. Wir bringen uns mental in diese Situation und achten dann ganz genau auf die Reaktionen unseres Körpers. Welche Gefühle empfinden wir in dem Moment? Variiere ruhig die Situationen in deinem Geiste, wenn es mehrere Handlungsmöglichkeiten gibt. Entscheide dich letztendlich für die Vision, welche sich richtig angefühlt hat. Warst du glücklich, zufrieden, stark und mit allem im Fluss, so war die Balance zwischen deinem Kopf und deinem Herzen sehr hoch und du kannst voller Zuversicht diesen Weg einschlagen.
Übungen, die gezielt auf eine innere Entspannung ausgerichtet sind, stärken das Band zwischen Herz und Kopf. Dein eigenes Körpergefühl nimmt zu und kräftigt dein inneres Vertrauen zu dir selbst. Dies fördert die Selbstbestimmtheit deines Handelns. Je mehr du mit dir selbst im Einklang bist, um so weniger bist du bereit, Kompromisse einzugehen und um so selbstbestimmter kannst du leben. Meditationen fördern diese innere Stärke in einem hohen Maße und je intensiver du dich selbst spürst und kennenlernst um so besser lernt dein Verstand auf die Vorlieben deines Herzens Rücksicht zu nehmen.
Bist du innerlich zerrissen und findest den Weg nicht von selbst, dann scheue nicht davor zurück, mit anderen Menschen in den Dialog zu treten und über deine emotionalen Erlebnisse zu sprechen. Öffne dich Schritt für Schritt und du findest zu deinem Selbst.
Dein Selbst oder auch die perfekte Harmonie zwischen Kopf und Herz erkennst du an einem inneren Strahlen, welches du vielleicht schon einmal an einem Menschen, im besten Fall an dir selbst, erlebt hast. Dies rührt aus einer tiefen inneren Zufriedenheit. Unser Lächeln, unsere Körpersprache, die Atmung und die gesamte Art und Weise uns auszudrücken gleicht einem inneren Leuchten. Du wirst es sofort erkennen, wenn du es gefunden hast.
Schlüsselwort: Stress
In der modernen Volitionspsychologie werden zwei Persönlichkeitseigenschaften unterschieden. Volition ist ein Prozess der Selbststeuerung, bei der durch eine gezielte Handlung bewusst und willentlich Ziele und Motive in Resultate umgesetzt werden. Ein Mensch, der handlungsorientiert lebt, haftet sich nicht an dem Innenleben seiner Gedankenwelt fest, sondern überdenkt diese und agiert. Er wird bei Missgeschicken die Lage kurz reflektieren und einen neuen Versuch starten. Der lageorientierte Mensch kann sich nicht von seinen Gedanken und Gefühlen lösen, um eine Aufgabe zu meistern, er hängt quasi in der aktuellen Lage mit seinen Emotionen fest.
Im hektischen Alltag ist ein vermehrtes Auftreten von Stress kaum zu vermeiden. Lage- und handlungsorientierte Menschen bewältigen diese Situationen mit eklatanten Unterschieden. Während die handlungsorientierten Menschen mit Stress recht gut umgehen können, haben Lageorientierte hierbei durchaus Schwierigkeiten. Ihnen fehlt größtenteils die Fähigkeit, Stress selbstgesteuert regulieren zu können.
Dies bedeutet auf die Thematik bezogen, dass Handlungsorientierte verhältnismäßig gut die Balance zwischen Kopf und Herz halten können, wobei Lageorientierte die Harmonie zwischen diesen beiden Kontrahenten recht schnell verlieren.
In der Wissenschaft liegen Befunde vor, die belegen, dass ein Gefühl von Verbundenheit gegenüber anderen Menschen positive Auswirkungen auf die Stressverarbeitung bei lageorientierten Menschen hat. Martin Stade¹, Diplom Psychologe, untersuchte diesen Tatbestand in seiner Diplomarbeit unter dem Aspekt der Verbundenheit im Rahmen der Spiritualität.
Seine These lautete, dass Spiritualität eine spezielle und intensive Form der Verbundenheit darstellt, sei es mit anderen Menschen, Umgebungen, Transzendentem oder einer Form des Gottes. Zudem nutzte er in seinen Studien ganzheitliches Yoga um dieser Spiritualität einem Rahmen zu geben.
Kombiniere Yoga & Spiritualität für eine harmonische Herz-Kopf-Balance
Im Resultat wurde festgestellt, dass Menschen mit einer stärker ausgeprägten spirituellen Überzeugung weniger durch Stress aus der Ruhe zu bringen waren und zudem einen handlungsorientierten Weg zur Bewältigung suchten.
Sie waren dadurch in der Lage, den Stress schneller und besser zu bewältigen.
Nach einem höchst spirituellen Yoga Aufenthalt von vier Tagen zeigte sich bereits, dass die Balance zwischen Herz und Kopf bei den Lageorientierten, welche ja eigentlich starke Schwierigkeiten haben, Stress zu bewältigen, sogar eine höhere Übereinstimmung aufwies, als bei den Handlungsorientierten oder den nicht spirituell Lageorientierten.
Je stärker also die Spiritualität um so stärker auch die Fähigkeit, die Balance zwischen Kopf und Herz herzustellen und zu halten und um so höher auch die Fähigkeit, Stress zu bewältigen.
In der Arbeit zeichnete sich ab, was seit Jahrtausenden für spirituell lebende und Yoga praktizierende Menschen ausser Frage steht: Spiritualität, vor allem auch in Verbindung mit Yoga, sorgt für eine starke innere Harmonie von Geist und Seele, welche sich nicht mehr so leicht aus den Fugen bringen lässt. Egal ob du nun ein handlungs- oder lageorientierter Mensch bist, durch regelmäßiges Yoga innerhalb eines spirituellen Rahmens, gleichen sich beide Persönlichkeiten an und können einander ebenbürtig eine nur schwer zu erschütternde harmonische Herz Kopf Verbindung aufbauen.
¹)Stade, Martin „Training der Selbsterkenntnis durch Spiritualität?“
In: Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer/innen e. V. (BYV) und Yoga Vidya e.V.
Yoga Vidya Journal. Mantras und Musik. Nr. 30
Verlagsort: Yoga Vidya e.V.., Yogaweg 7, 32805 Bad Meinberg
2015. S. 40f