Brigid ist wohl eine der bedeutendsten Göttinnen der keltischen Mythologie. Sie ist unter vielen Namen bekannt. Brigid ist die Bride/Braut, die Brigit, auch Brighid, die Brigantia oder auch die heilige Brigid des späteren Christentums. – Ein Bezeichnung aber bringt ihre Persönlichkeit besser als alle anderen zum Ausdruck: Breo Saighead (auch Breo Aigit, Breo Aigitmeans). In diesem Namen kommt ihre Kraft als „fiery arrow“, als „feuriger Pfeil“ zum Ausdruck.
Im Feurigen Pfeil steckt all ihr Schaffensdrang und die Power ihrer Inspiration, aber auch eine verdeckte Verbindung zu Waffen und dem Kampf. In einer recht späten Geschichte im Zusammenhang mit der christlicher Version der heiligen Brigid, unterstützt diese den Kampf gegen die Göttin Badb und ihrer Übermacht von zwei Armeen¹.
Hinter dieser feurigen Göttin steckt jedoch mehr, eine Poetin, eine Schmiedin, eine Heilerin. Ihr Fest ist das keltische Imbolc, wenn es Zeit ist, dem Winter Lebewohl zu sagen und den Frühling willkommen zu heißen.
Brigid, die bedeutende, keltische Göttin
Viele ihrer Geschichten gehen auf Legenden aus dem Volk zurück, werden in alten Sagen weitergetragen und noch heute in den Stuben erzählt. Vor allem die Brigid als „feuriger Pfeil“ findet sich ausschließlich in diesen alten Geschichten und nicht in wissenschaftlich belegbaren Quellen.
Das Feuer spielt in ihrem Wirken eine bedeutende Rolle. Sie ist die Schutzgöttin des Herdfeuers, eine Bewahrerin des Feuers. Nicht nur bei der heidnischen Göttin, auch bei der heiligen Brigid von Kildare. In Kildare soll einst der Heilige Tempel der Brigid gestanden haben. Es wird erzählt, 19 Priesterinnen hüteten dort die ewige Flamme, am 20. Tag aber hütete die Göttin selbst dieses heilige Licht, soweit der Mythos.
In der späteren St. Brigid Kathedrale, so heißt es, brannte die ewige Flamme der heiligen Brigid zu Ehren 1000 Jahre lang. Diese Flamme wurde 1993 von den Brigidine Sisters neu entflammt. Diese weltweite Vereinigung folgt dem Weg der Brigid, wandelt auf ihren Spuren.
So ist Brigid fürwahr eine Hüterin des ewigen Feuers. Doch nicht nur das knisternde, Flammen auflodernde Feuer ist gemeint. Erhebt sie sich an Imbolc, so hütet sie auch das Licht, das Feuer und die Sonne der Welt. Das Dunkel der Winterzeit muss weichen und mit ihr ein anderer Aspekt der Göttin, der sich unter dem Namen der alten, der dunklen Wintergöttin Cailleach verbirgt.
So lodert das Feuer über die Landen, wenn die Sonne vom Himmel strahlt und die Erde wieder fruchtbar wird. Betrachten wir diese Seite der göttlichen und auch der heiligen Brigid, so steckt in ihr die Kraft der Erneuerung, die Fruchtbarkeit allen Lebens. So wundert es nicht, dass Brigid auch als Schutzpatronin der Hebammen gilt.
Das Feuer ist ein Symbol der Inspiration, der neuen Wege und erwachenden Kräfte. Dieses Feuer der Brigid strotz vor Kraft, flackert lebendig und wild, erobert das Leben und trägt die Kraft der Jugend in sich. Das Feuer, welches im Herd das Essen wärmt und die gute Stube heizt, erzählt von einer anderen Brigid, einer fürsorglichen, mütterlichen Kraft, welche mit Hingabe nährt und uns Menschen mit Wärme versorgt.
Sehen wir Brigid als dreifache Gottheit an, so passt dies zu Modron, der mittleren der Drei – die Mütterliche. Dieser Aspekt ist auch näher an der christlichen, der heiligen Brigid. Sie erinnert an die Wärme in unseren Herzen, die Güte und Hilfsbereitschaft. Sie erinnert an gedeckte Tische und Gastfreundlichkeit und auch an die Barmherzigkeit.
Auch in meiner Meditation für Imbolc habe ich die Kraft des Feuers und der Brigid genutzt, mit der das eigene, innere Feuer erweckt werden kann und den Weg für neue Abenteuer des Lebens ebnet.
Brigid ist die Göttin des Herdfeuers, des Schmiedefeuers und des Feuers der Inspiration, den Flammen unserer eigenen Schöpferkraft. Sie lebt in jedem Licht, in jedem Schein.
Vor allem in Schottland ist sie eine Muttergöttin des Herdes. An ihrem Festtag am ersten Februar öffneten die Frauen alle Fenster und Türen des Hauses und baten um den Segen der Brigid. Einfach Puppen aus Maisfäden wurden in diesen Tagen gebunden, welche die noch junge, sonnige Brigid darstellten, die die Sonne bringt und den Winter vertreibt.
Am Vorabend wurde das Herdfeuer ausgefegt, zur Asche wurden die Puppe und ein Birkenzwei gelegt. Fand sich am nächsten Tag ein Zeichen in der Asche, so war das Glück groß, denn das Heim war gesegnet. Dieser Brauch ist eng an die heilige Brigid geknüpft und ich denke, es ist an der Zeit, einen Blick auf Brigid und ihrer heilige Schwester zu werfen.
Heidnische Brigid vs. Heilige Brigid
Die Heidin und die Heilige, die Keltin und die Christin – dies sind ihre zwei bekanntesten Erscheinungsformen. Über die heilige Brigid ist steht viel mehr geschrieben, als über die vorchristliche, keltische Göttin.
Die heilige Brigid ist auch als Brigid von Kildare bekannt. Sie ist die Tochter, so alte Mythen, eines heidnischen Vaters, des Druiden Dubthach. Ihre indes christliche Mutter Broicsech gehörte den Pikten an. Die irdische Existenz der heiligen Brigid gilt als gesichert. Viel wurde über sie geschrieben und in so manch alter Sage ist schwer zu sagen, von wem hier nun die Rede ist, von der Heiligen oder der Heidnischen.
Wer weiß, vielleicht ist die christliche Brigid am Ende eine Manifestation der heidnischen Brigid oder gar eine Inkarnation. Die Parallelen zwischen den Beiden sind groß und auffallend. Für das Verständnis der Brigid ist es hilfreich, die Schranken im Kopf einfach fallen zu lassen. Schieben wir die Religion beiseite und werfen wir unseren Blick auf ihr übergeordnetes Wesen, so lässt sich Brigid am ehesten verstehen. So würde es wohl auch Brigid selbst handhaben. Sie schützt den Menschen, egal welcher Herkunft. Wir können das auch. Letztendlich sind wir alle eines Ursprungs.
Die Autoren Dirk Grosser und Jenni Appel fassen Brigid sehr schön in einem Satz zusammen, das Buch ist unten in den Quellen verlinkt und durchaus empfehlenswert:
Als Göttin symbolisiert Brigid den weiblichen Aspekt der lebendigen Welt.
Gelebte Geschichte geht ihre eigenen Wege und wird zu einer Geschichte, die niedergeschrieben wird. Und Brigid hat in all der Zeit überlebt. Sie hat ihren eigenen Weg gefunden, nicht in Vergessenheit zu geraten. Brigid ist eine der Göttinnen, die niemals verschwunden ist. Ob nun heidnisch oder nicht, in beiden Varianten hat ihr Wesen, ihr Geist überdauert.
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Die heilige Brigid
In Kildare heißt es, die heilige Brigid wurde in Umeras geboren, nur fünf Kilometer von Kildare entfernt. Dies war etwa 453 nach Christus. Ein Druide weissagte der Mutter des irischen, noch ungeborenen Kindes:
Das Kind in deinem Bauch ist ein Wunder! Auf dieser Erde wird es keine Zweite geben, die so strahlend scheint, wie sie. Sie wird leuchten wie eine Sonne inmitten der Sterne des Himmels.
In einigen Quellen heißt es, der Herr rief die Mutter zu sich, als sie im neunten Monat schwanger war. Sie eilte los, aber kam an der Schwelle der Tür zum Stehen. Die Fruchtblase platze und sie kniete nieder, um das Kind zu gebären. Eine Schwelle ist immer ein Ort zwischen zwei Welten und allein dies wird dieses Kind ganz besonders sein lassen. Ein Kind der Schwelle, eine Reisende zwischen den Welten und auch eine Hüterin der Schwelle aus dem Reich des Winter in das Reich des Frühlings hinein.
Es wird erzählt, sie habe als Kind jegliche Nahrung verweigert, außer die Milch einer weißen Kuh mit roten Ohren, einem Tier der Feenwelt, so heißt es. Rote Ohren kennzeichneten die Wesen, die Boten der Anderswelt waren. Dies unterstreicht die Fähigkeit der Brigid, zwischen den Welten zu reisen. Und klingt das alles nicht ganz und gar unchristlich, um nicht zu sagen heidnisch?
Und auch den Aspekt des Feuers finden wir in der alten Geschichte, denn als das Kind auf der Schwelle dem Leib der Mutter entstieg, brach gerade der Morgen heran und die Sonne ging auf.
An anderer Stelle wird erzählt, der heidnische Vater war es, der träumte, dass dies ein ganz besonders Kind sei. Er solle sie nach der göttlichen Brigid benennen soll und ein Druide weissagte ihm zudem: Die Tochter würde strahlend und leuchtend wie die Sonne sein.
In einer anderen Geschichten heißt es, ein großes Feuer brach im Haus aus, in der die Wiege mit der kleinen Brigid stand. Die Mutter versorgte gerade die Tiere im Stall. Nachbarn eilten herbei und wollten das Baby retten, aber als sie beim Haus ankamen, war das Feuer verschwunden und nirgendwo eine Brandspur zu finden.
Auch in ihrem späteren Leben tauchte das Feuer auf. So soll eine Feuerkrone von ihrem Kopf bis zum Dach der Kirche gelodert haben, als sie vom Bischof ihren Schleier bekam.
Viel Wundersames wird über die heilige Brigid berichtet. So verschenkte sie Lebensmittel, die alsbald auf dem Teller oder im Kessel wie durch Zauberhand wieder auftauchten, als hätte sie nichts fortgegeben. Sie soll viele Leprakranke durch die Kraft eines Gebets geheilt haben und schenkte gar einem Sternenkind mit ihrem eigenen Atem das Leben.
Doch lasst mich noch von ihrem magischen Mantel erzählen.
Brigid suchte nach einem Grundstück für ihre heilige Abtei und fand in Kildare ein wunderschönes Stück Land, welche von einer alten, heiligen Druideneiche bewacht wurde. Dies war das Land vom König von Leinster. So bittet sie ihn um das Land, aber er möchte davon nichts hören.
Brigid bat um die Führung Gottes und ging abermals zum König. „Kann ich das Land haben, das mein Mantel bedecken kann?“, fragte sie und hielt ihm ihren Mantel hin. Der König lachte und willigte ein. Sobald nahmen vier Mägde der Brigid den Mantel an seinen vier Ecken und spannten ihn soweit über das Land, dass die Abtei genügend Platz finden würde. Der König fiel auf die Knie, als er das sah und schenkte ihr das ganze vom Mantel überspannte Land.
Dies war dann auch der Ort, wo die schon erwähnte ewige Flamme tausend Jahre brannte, vom fünften bis zum sechszehnten Jahrhundert. Nur im Jahre 1220 löschte Henry de Loundres, der Erzbischof von Dublin die Flamme aus. Bald darauf aber wurde sie erneut entzündet und brannte bis zur Reformation weiter.
Die heidnische Brigid
Steigen wir tief in das Reich der Mythen hinab und lassen wir uns nieder auf dem dunklen Boden einer uralten Zeit. Auf diesem dunklen Boden wuchs ein mächtiger Baum heran, welcher von Danu, dem göttlichen Wasser des Himmels, genährt und gepflegt wurde, bis der Baum zur heilgen Eiche Bíle wurde. Von diesem fielen zwei Eicheln herab.
Aus der einen Eichel entstieg Dagda, der gute Gott. Aus der zweiten Eichel entstieg Brigantu / Brigid, die Erhabene. Beides waren sie Kinder aus der Verbindung von Danu und Bíle.
Dagda und Brigid sahen einander verwundert an, denn ihre Aufgabe war keine geringere, als die Rettung der Welt aus dem Chaos. So sollten sie die Erde mit den Kindern von Danu, der Muttergöttin, bevölkern, denn aus ihrem göttlichen Wasser entspringt das Leben.
Dagda und Brigid ließen sich am göttlichen Wasser der Danu nieder, welches Richtung Osten bis hin zu einem fernen Meer führte. Überall erblühten fruchtbare Täler und die beiden Geschwister nannten das Wasser nach der Muttergöttin und gaben ihm den Namen Danuvius, heute als Donau bekannt. An den Ufern bauten sie die vier großen Städte Falias, Gorias, Finias und Murias, in denen fortan die Kinder der Danu leben und gedeihen sollten.
Diese Menschen sahen Dagda als ihren Vater an und nannten ihn den „Vater der Götter“. Ihre Mutter Brigid war die Weise, die viel von Danu und der Eiche Bíle lernte. Sie wurde die Mutter der Heilkunst, der Handwerkskunst, insbesondere der Schmiedekunst und der Poesie.
Und sie war auch eine Göttin der heilenden Quellen, allein schon durch ihre Verbindung zu ihrer Mutter Danu – die Urgöttin und Quelle allen Lebens.
Es heißt, das Wort Danu stammt aus einer Zeit, die noch viel älter als die keltische Sprache sei und etwa 4500 – 2500 v. Chr. gesprochen wurde. Danu ist das Wasser. Auch im ältesten Teil der Veden, dem Rigveda, wird sie vor gut 3000 Jahren erwähnt und als Göttin der urzeitlichen Gewässer benannt.
So hat Brigid also nicht nur eine enge Verbindung zum Feuer, sondern ebenso auch zum Wasser in die Wiege gelegt bekommen. Nicht nur die Kelten hielten Quellen für Tore zur Anderswelt. Denken wir nur an Frau Holle oder auch die Saligen. Quellen sind zudem ein Ort der Reinigung und der Heilung und verfügen, besonders als Mondwasser und Sonnenwasser, über heilende Kräfte.
Die Quellen sind so heilige Orte, dass auch die dort stehenden Bäume als heilig betrachtet werden. So wurden lange Zeit, wenn ein Mensch schwer erkrankt war, an diese sogenannten Wunsch- oder auch Lumpenbäume, Fetzen der eigenen Kleidung gebunden. Verrottete der Stoff, so verrottete auch die Krankheit.
In anderen Geschichten ist die Mutter der Brigid unbekannt und Dagda nicht ihr Bruder, sondern ihr Vater. Mal heißt es, Dagda hatte drei Töchter und allesamt hießen sie Brigid. Jede von ihnen hatte einen Aspekt inne und nur zu dritt waren sie ein Ganzes. Als Göttin der Inspiration war sie wortgewandt und poetisch – sie war Muse und Prophetin zugleich. Als Göttin der Schmiedekunst besaß sie die Kraft der Transformation, war sie stark und kunstfertig. Als Göttin der Fruchtbarkeit bringt sie Segen und reiche Ernte für das Land. Wir haben eine Dichterin, eine Schmiedin und eine Heilerin.
In anderen Geschichten aber war sie die einzige Tochter des Dagda. In manchen Erzählungen hatte Brigid einen Ehemann namens Bres, mit dem sie einen Sohn hatte. In anderen Geschichten ist sie die Gemahlin von Tuirenn und Mutter mehrerer Söhne. Fast alle diese Überlieferungen stammen aus der späteren, christlichen Zeit und lassen viel Raum für Spekulationen.
Manche meinen auch, Brigid sei die Tochter von Dagda und Morrighan, der dreifachen Göttin der weiblichen Macht und des Todes und auch hier treffen wir wieder auf den Aspekt der Trinität. Auch hier war sie eine Göttin der Dichtkunst, eine Göttin der Schmiedekunst und zudem eine „Frau der Blutegelkunst“ (Heilkunst).
In einigen Geschichten taucht Brigid allein auf, in anderen wird sie als die drei Schwestern erwähnt, später auch die drei Brig(h)ids – Mutter, Tochter und Großmutter. Im Aspekt der dreifachen Göttin lässt sie sich auch mit der mütterlichen Modron und der alten Cailleach verknüpfen.
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Die Göttin der Dichtkunst
Wie auch das Element des Feuers, taucht der Aspekt der Brigid als Göttin der Dichtkunst immer wieder auf. Das altirische Glossar „Sanac Cormaic“ (Cormacs Flüstern) berichtet, dass Brigid nicht nur eine große Göttin, sondern auch eine große Dichterin war, die von anderen Dichtern verehrt wurde.
Es gibt keine überlieferten Geschichten, wo sie selbst als Dichterin auftaucht, aber sie wird immer wieder als Göttin der Dichter erwähnt, was vermutlich einen Grund hat. Es wird in der Hinsicht viel spekuliert. Wie wir ja schon gesehen haben, ist Brigid eine wirklich große Göttin, die ihr göttliches Handwerk perfekt versteht. Schließlich stammt sie direkt von einer Urgöttin ab.
Also denke ich bei der Dichtkunst natürlich auch an die Kunst des „galdr“, wie es zum Beispiel der große Gott Odin beherrscht. Die Kunst mit Worten Magie zu formen. Wesen, die des galdr mächtig sind, verstehen mit der Dichtkunst ganz gezielt Magie zu weben. Vielleicht war dies auch eine Gabe der Göttin Brigid, mich würde es nicht verwundern.
In jedem Fall ist ihre Erwähnung als Göttin der Dichter sehr bedeutsam. Die Dichter der keltischen Kultur waren überaus wichtige Menschen, sie waren die Bewahrer der Geschichte, die Historiker der alten Zeit. Es wurde einst nichts aufgeschrieben, aber in Geschichten und Liedern versponnen. Ein wahres Wesen der Dichtkunst hatte den Status der Unsterblichkeit, da sein Name für immer genannt werden würde, wenn seine Geschichten weitergegeben werden.
Und was mich dem Verdacht, Brigid als große Künstlerin des galdr zu sehen, auch näher bringt, ist die Tatsache, dass einst auch den Dichtern selbst nachgesagt wurde, dass sie verschiedene Arten der Magie beherrschten, ähnlich den einstigen Druiden.
Brigid und ihr Fest Imbolc
Die Göttin und auch die Heilige sind eng mit dem Imbolc Fest am ersten Februar verbunden.
Imbolc ist ein Fest des Neubeginns. Die Wintergöttin Cailleach wird durch die junge Brigid abgelöst und diese holt den Frühling zurück. Das Wort selbst bezieht sich auf den Milcheinschuss der Mutterschafe, deren Lämmer nun bald geboren werden.
Wir schauen nun wieder in die Zukunft, richten unser Augenmerk auf den Neubeginn allen Lebens. Das Jahresrad dreht sich, die Samen gehen in der Erde auf. Es ist eine Zeit, in der wir überlegen, was das Morgen uns bringen soll, in der wir uns innerlich auf all das Kommende ausrichten und unsere eigenen Samen säen.
Wir locken, wie auch Brigid, die Sonne aus ihrem Versteck, damit sie die Welt jeden Tag mehr erhellt und ihre Kraft das Leben neu sprießen lässt. Es ist eine Zeit der Reinigung, der Erneuerung – wo nicht selten auch der erste Frühjahrsputz auf den Weg gebracht wird.
Wir ehren mit Kerzen und Ritualen die Kraft der Sonne, räuchern unser Heim und putzen es für das neue Jahr heraus.
Im Christentum ist es die Zeit von Maria Lichtmess, wo Lichterzüge um die Kirchen ziehen. Jeder Mensch trägt seine eigene Kerze und nimmt diese mit nach Hause, da sie als schützender Talisman schlimmere Übel abwenden sollen. Ich vermute, dass dieses Symbol des Feuers als schützender Aspekt auch schon im vorchristlichen Brauch zu finden war.
Viele Mythen ranken sich um Brigid und Imbolc. In einer alten Geschichte reist sie über das Land und streut überall die Schneeglöckchen aus. Ist das Werk getan, so lüpft sie ihren Mantel und das ganze Land ist wieder grün.
Das Schneeglöckchen war lange Zeit ein Attribut der christlichen Maria, setzte sich aber auch im Neuheidentum als Symbol für die Fruchtbarkeit der Erde durch. Wo auch immer die Wurzeln liegen mögen, es macht absolut Sinn diese Frühblüher für die Rückkehr des Frühlings zu nutzen.
Bei den Kelten ist es also Brigid, die den Frühling bringt. Bei den Germanen ist es die Göttin Eostre, wobei erwähnt sei, dass es dazu kaum Quellen gibt und bei den Römern die Göttin des Wachstums Maia, einstige Nymphe der Griechen. Eostre scheint eng mit dem Fest der Erneuerung zu Ostern verbunden. Maia ist Namensvetterin des Monats Mai, wenn der Winter endgültig verloren hat.
Bei den Slawen fügt die Göttin Erce den Furchen der Erde Trankopfer aus der neuen Milch hinzu, um die Erde zu nähren. In der griechischen Mythologie kehrt Persephone aus der Unterwelt zurück, um das Land wieder fruchtbar werden zu lassen. Im Winter regiert sie als Königin der Toten.
Brigids Geschichten unterscheiden sich, aber immer wieder ist sie eine Wanderin, die über das Land zieht und den Frühling bringt. Nicht selten führt ihr Weg von Haus zu Haus, spendet sie Segen und Heilung und segnet sie die heiligen Brunnen und Quellen.
Es heißt übrigens: Ist es zu Imbolc sonnig und schön, so ist die alte Cailleach nur mal eben trockenes Holz holen und der Winter setzt bald wieder ein. Ist das Wetter jedoch stürmisch und kalt, so verabschiedet sich die Wintergöttin und überlässt Brigid das Zepter und schon bald werden die Tage schön.
In einer Legende fliegt Cailleach über die Berge und das Meer hinweg, um eine Quelle zu besuchen. Trinkt sie von dieser, so verwandelt sie sich in ihre jugendliche Gestalt und erwacht als Brigid. Zu Samhain, wenn Cailleach sich erhebt, schlägt sie den Holunderstab auf die Erde und die Welt friert an. In Brigids Händen aber beginnt aus ihm neues Leben zu sprießen.
Cailleach verwandelt sich in einen Stein und ruht bis zum nächsten Samhain, denn immer weiter dreht sich das Rad des Lebens.
Brigid und du
Wie aber können wir nun die Göttin des Herdfeuers, der Dichtkunst, der Schmiedekunst, der Inspiration, der Hebammen und Heilkraft, die Göttin des Feuers und der heiligen Quellen anrufen – wie können wir uns mit ihrer Kraft, ihrem Geist und Wesen verbinden?
Wir können uns ihr Wesen ganz und gar bewusst machen und überlegen, wie wir das für uns nutzen können. Brigid ist ein lebendiger, sprudelnder Geist – mit Feuerkraft durchtränkt. Sie bringt neues Leben in das Land. Wo also schlummert in dir die Schöpferkraft, was inspiriert dich wirklich? Welche Pläne hast du für deine Zukunft. In welcher Hinsicht fühlst du dich frei und leicht und wie kannst du diesen Zustand erreichen? Wofür brennst du?
Brigid fragt eindeutig nach deinem Potential, deinen Visionen und deinem inneren Feuer.
Du kannst sie über die Dichtkunst erreichen, in der Poesie, dem geschriebenen oder auch gesprochenem Wort. Lass dich vom Geist der Worte berühren, nutze sie für deine Zauberkunst oder auch, um einfach nur deine Gedanken niederzuschreiben, zu reflektieren und zu verstehen. Worte haben die Kraft Magie zu schmieden, denke immer daran.
Das Schwellenfest Imbolc liegt zwischen dem Winter und dem Frühjahr, zwischen dem was verloren war und nun neu erblüht, was in der Erde ruhte und nun neu austreiben wird, liegt zwischen Tod und Leben. In all dem liegt stets die Power der Transformation. Das Alte geht nie vollkommen verloren und doch wird stets und immer wieder Neues erschaffen. Was möchtest du erschaffen? Was darf sich erheben, vielleicht auch das erste Mal?
Fühle wie Brigid, spüre sie durch deine Adern fließen und erschaffe dir dein Leben. Sei eine Hüterin, ein Hüter deines eigenen Feuers.
Quellen:
Grosser, Dirk; Appel, Jennie. Brigid- Lebe die Weisheit einer Heiligen, Göttin und Druidin (German Edition). Schirner Verlag. Kindle-Version.
Ellis, Peter Berresford. The Mammoth Book of Celtic Myths and Legends (Mammoth Books 196). Little, Brown Book Group. Kindle-Version
¹The Celtic Goddess. John Hunt Publishing. Kindle-Version.
Michelle Skye. Goddess Alive!: Inviting Celtic & Norse Goddesses into Your Life. Kindle-Version.
Weatherstone, Lunaea. Tending Brigid’s Flame. Llewellyn Worldwide, LTD.. Kindle-Version.