Das Leben ist ein Sammelsurium an Momenten. Du lebst im Hier und Jetzt, deine Gedanken verweilen (manchmal viel zu oft) in der Vergangenheit, die Zukunft liegt verträumt vor dir. Du genießt gerade dein Glück oder verfluchst deinen Schmerz. Was immer dir gerade widerfährt, es fühlt sich ewig an. Wie für eine lange Zeit bestimmt, wenn nicht gar für das ganze Leben.
Ich verrate dir jetzt mal etwas:
„Auch das geht vorüber!“
Es gibt keine Regeln in deinem Leben, alles kann geschehen. Alles ist im Wandel. Alles fließt! So schipperst du nun in einem Boot auf dem Fluss des Lebens dahin und weißt nicht wann der nächste Sturm dein Schiff zum Kentern bringt. Mag sein nichts dergleichen geschieht und statt dessen gleitest du durch eine wunderschöne blühende Landschaft. Führt der Weg nach der nächsten Gabelung durch modriges Gewässer voller Trostlosigkeit oder folgt ein Rafting im reißenden Strom. Die Wahrheit ist: Du weißt es nicht. Egal was du glaubst, wie sicher du dir bist, dass alles so weitergeht wie jetzt in diesem Moment, du weißt einfach nicht was kommt.
Dieser Gedanke kann sehr beunruhigend sein, wenn wir voll des Glückes sind und sehr tröstlich, wenn einem gerade Leid widerfährt. Wie gerne schieben wir derartige Überlegungen ganz schnell wieder in die hinterste Ecke, wenn sie in uns aufkeimen. Im Grunde des Herzens wissen wir, dass nichts auf dieser Welt vorhersehbar ist, aber die Wenigsten von uns sind bereit diese unverrückbare Tatsache zu akzeptieren.
Hab ich dich erwischt?
Gehörst du auch zu den Menschen, die sich nicht bewusst machen wollen, dass im nächsten Augenblick dein gesamtes Leben eine Wendung nehmen kann? Macht dir diese Vorstellung Angst und du möchtest diese Worte hier eigentlich gar nicht so recht lesen? Gerade dann solltest du mir deine Aufmerksamkeit noch ein paar kostbare Minuten lang schenken.
Ich möchte dir eine kleine Geschichte erzählen
Es war einmal im Irgendwann, irgendwo zwischen den Meeren am Ende und Anfang der Welt, eine kleine paradiesische Insel. Sie war ganz und gar zauberhaft. Wohin der Blick auf fiel, erspähte er phantasievolle Blumen. Wundersame Bäume mit den saftigsten Früchten regten ihre Krone stolz in den Himmel. Schmetterlinge tanzten in der Sonne. Die Menschen dort waren so trunken vor Glück, dass sie den ganzen Tag lachten und sangen. Ein Juwel inmitten der Meere.
Packte einen der Hunger, so brauchte nur die Hand nach einer der zahlreichen Früchte ausgestreckt werden. Kam der Durst, so gaben viele türkisfarbene Quellen zu trinken. Alles auf dieser Inseln war im Überfluss vorhanden.
In diesem kleinen Paradies lebte Sanjivani, ein alter und überaus kluger Mann mit weißem Bart, der ihm bis zum Bauchnabel reichte und spitzbübischen klaren Augen, wie die eines jungen Burschen, der die ganzen Abenteuer der Welt noch vor sich hat. Oh wie gescheit er doch war. Hatte jemand aus dem Volk eine Frage, die ihm auf der Seele brannte, so ging er zu Sanjivani und wurde stets durch dessen Antwort von der Last des Nichtwissens befreit. Ja Sanjivani war ein wirklich weiser alter Mann.
Manchmal jedoch, war zu sehen, wie sich sein Blick für den Bruchteil eines Augenblickes trübte und ein Hauch von Kummer über sein Gesicht huschte. Sanjivani selbst spürte diesen Moment sehr wohl, aber er wusste nicht so recht was ihm geschah. So faltete er blitzschnell diesen kleinen dunklen Schatten zusammen und verstaute ihn tief in seinem Inneren, vor aller Welt und sich selbst verborgen.
Eines Tages indes geschah es, dass riesige Wolken den Himmel verdunkelten, sich zu Bergen auftürmten und ein furchtbares Unwetter über das paradiesische Kleinod hereinbrach. Riesige Meereswellen peitschten über die Insel, so manch einer wurde fortgespült und ward das letzte Mal gesehen. Bäume wurden entwurzelt, Hütten niedergerissen, Familien entzweit. So schnell wie der Sturm gekommen war, so schnell verschwand er wieder. Seine Hinterlassenschaft war ein einziges Chaos und das Leid der Menschen erhob sich klagend in den Himmel.
Nach dem ersten Schock versammelten sich die Überlebenden und suchten einander Trost. Weinend saßen sie am Boden und wussten sich keinen Rat. Auch Sanjivani weilte unter ihnen und betrachtete mit leidvollem Herzen das Geschehen. Plötzlich fing der Schatten in seinem Innern an zu zappeln und zu strampeln, bis Sanjivani nichts anderes übrig blieb, als ihn zu nehmen.Er holte ihn hervor, faltete ihn auseinander und betrachtete ihn aufmerksam. Ein hoffnungsvolles Lächeln erhellte sein Gesicht. Sanjivani erhob sich von seinem Platz, stieg auf einen kleinen Felsvorsprung und verkündete allen Versammelten mit stoischer Ruhe folgende Botschaft: „Auch das geht vorüber!“. Seine würdevolle Ausstrahlung und diese vier kleinen Worte ließen ihre Tränen trocknen. Sie begannen die Schäden auf der Insel zu beseitigen.
Hütten wurden wieder aufgebaut, neue Bäume gepflanzt und jegliches Chaos verschwand mit der Zeit mehr und mehr, so dass bald nichts mehr von all dem Unheil erkennbar war. Bald waren die Herzen der Menschen wieder voll der Freude und des Glücks und ein riesiges Fest wurde gefeiert. Sanjivani unterbrach mitten in all dem bunten Geschehen die Trommler und die Flötenspieler und verkündete mit fester Stimme: „Auch das geht vorüber!“ Er sah den Unmut in den Augen der Menschen, welche in diesem Moment alles hören wollten nur gerade das nicht und wiederholte noch einmal mit aller Ruhe in der Stimme: „Auch das geht vorüber!“ Einer nach dem Anderen begann zu begreifen und nickte wissend um die Vergänglichkeit des Augenblickes mit dem Kopf. Die Musik begann wieder zu spielen und die Menschen tanzten und sangen bis spät in die Nacht.
Auch das geht vorüber
So ist es im Leben. Alles hat einen Anfang und alles hat ein Ende. Nichts ist ein fortwährender Zustand. Sei dir dessen bewusst, immer wieder. Weißt du um die Vergänglichkeit, so spendet dieses Wissen dir Trost in schwierigen Zeiten und du weißt all deine glücklichen Tage mehr zu schätzen.
Fürchte die Vergänglichkeit nicht, es würde keinen Sinn machen. Sie kommt und geht und die Welt dreht sich weiter und weiter. Schätze jeden Augenblick, sei er gut oder schlecht. Es gibt keinen Grund es nicht zu tun, denn alles wird anders werden. Immer wieder.
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