Wie läuft es denn so bei dir morgens? Oder vielleicht auch mittags, wann immer du so aufstehst. Bist du vollkommen strukturiert oder komplett planlos? Beides kann funktionieren, je nach Typus. Ich habe es probiert. Bist du jedoch planlos und jeder Morgen ist die totale Herausforderung für dich, so empfehle ich dir eine Methode aus dem Land der Yogis.
Dinachariya
Klingt irgendwie kompliziert, oder nicht? Ist es für so manch einen auch. Vielleicht jedoch aber genau das Richtige für dich. Im Ayurveda, der traditionellen indischen Heilkunst, finden sich viele einfache, aber doch sehr wirkungsvolle Methoden, für ein umfassendes und vor allem tief gehendes Wohlbefinden.
Dinachariya ist eine davon.
Aber was ist das nun genau. Dinachariya ist eine strukturierte, tägliche Morgenroutine. Sie läuft nach den Traditionen der alten, indischen Heilkunst ab und ist seit Jahrtausenden erprobt. Die Gelehrten des Ayurvedas sind der Meinung, dass diese morgendliche Routine dir innere Balance und Gesundheit schenkt. Mit dieser Methode legt sich ein friedlicher Glanz um die rauen Ecken und Kanten des Alltags. Klingt doch toll, oder?
Ich bin und bleibe wohl ein Langschläfer, ein Snoozer, wenn der Wecker zu früh klingelt! Mit den Hühnern aufstehen ist nichts für mich, meine innere Uhr wehrt sich gegen diese Praxis. Es fällt mir schwer meinen Tag vor Sonnenaufgang zu beginnen, wenngleich es sich nicht immer vermeiden lässt.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da versuchte ich krampfhaft meinen Tag um fünf Uhr in der Früh zu starten. Ehrlich gesagt, es war furchtbar. Inzwischen sehe ich das Ganze mit einem Augenzwinkern und bleibe entspannt. Ich habe den Druck komplett herausgenommen. Alles, was inneren Unfrieden erzeugt, so durchfuhr mich eines Tages glücklicherweise die Erkenntnis, ist auch alles andere als ayurvedisch.
Der ayurvedische Start in den Tag
Bereits im Charaka Samhita, einem alten Grundlagenwerk der aryurvedischen Medizin, ist Dinachariya erwähnt. der Einstieg in den Tag. Am Anfang ist der Ablauf recht ungewohnt, aber mit der Zeit entwickelt sich eine angenehme Routine. Der Körper und die Psyche wird gereinigt.
Der frühe Morgen ist dein Freund, so heißt es. Meiner nicht, aber ja vielleicht deiner. Die ideale Zeit zum Aufstehen liegt zwischen 5 und 6 Uhr in der Früh, im Ayurveda vor dem Aufgang der Sonne. Strecke und recke dich und starte liebevoll in den Tag, vielleicht mit ein paar inneren Dankesworten an dein Leben. Es ist eine wundervolle Zeit für eine Meditation, welche dir viel innere Balance für den Tag schenkt.
Bist du am frühen Morgen auch mehr Zombie als Mensch, so stehe auf, wann es sich für dich perfekt anfühlt. Es bringt nichts, sich zu zwingen.
Eine Anleitung für Dinachariya
Trinke nach dem Aufstehen mindestens ein Glas heißes Wasser (Achtung Pitta Typen bitte nur zimmerwarm), besser sind zwei Gläser. Koche das Wasser auf und lasse es für 10 Minuten weiter köcheln. Das Wasser regt unsere Darmtätigkeit an und kann durch ein leichtes Reiben des Bauches unterstützt werden.
Im Anschluss spüle deine Augen mit kaltem Wasser, es erfrischt und macht munter.
Ziehe zwei Tropfen Sesamöl durch deine Nase hoch. Das schützt die Nasenschleimhäute.
Zum ayurvedischen Tagesablauf gehört jeden Morgen die Reinigung der Zunge mit einem Zungenschaber aus Edelstahl oder Kupfer. Im Körper lagern sich Schlacken aus unserem Stoffwechsel (dem sogenannten Ama) ab. Je mehr Belag sich auf der Zunge befindet, desto stärker ist der Organismus belastet. Diese Toxine bilden sich häufig durch eine falsche Ernährungsweise.
Die Zahnreinigung erfolgt mit fluoridfreier Zahnpasta, welche selbst hergestellt sein kann.
Im Anschluss folgt das Ölziehen. Hierbei kannst du Kokos- oder Sesamöl (nicht geröstet!) verwenden. Ich nehme immer Sesamöl. Nimm circa 2 – 3 Esslöffel Öl in den Mund und ziehe es für etwa 5-10 Minuten durch deine Zähne. Das Ama sammelt sich in dieser Zeit im Öl und wird dann einfach ausgespuckt. Bitte nicht in den Abfluss, da es diesen mit der Zeit verstopft und die Kläranlagen unnötig belastet.
Anschließend erfolgt eine kurze ayurvedische Ölmassage, bei der du deinen kompletten Körper (inklusive Gesicht und Kopfhaut) mit einem ayurvedischen Öl oder Sesamöl massierst. Für die Massage nimmst du entweder die Hand oder eine Bürste. Ich verteile das Öl auf meinem Körper und reibe es anschließend mit der Bürste ein.
Dies ist der richtige Moment für Yoga. Einige Sonnengrüße oder Asanas deiner Wahl dürfen dich ruhig leicht ins Schwitzen bringen, denn dadurch dringt das Öl noch tiefer in dein Gewebe ein.
Im Anschluss empfiehlt sich eine kurze, nicht zu heiße Dusche.
Ein kleines Frühstück wird empfohlen. (Ich bin Anhängerin von OMAD – one meal a day – und weiß, es geht auch ohne.)
Der weitere Tagesverlauf
Sind wir mit Dinachariya in den Tag gestartet, so können wir die indischen Lehren auch im weiteren Verlauf eines Tages nutzen. Zur Mittagszeit brennt in unserem Körper Agni, das Verdauungsfeuer. Zwischen 10 und 14 Uhr ist es am stärksten. Innerhalb dieses Zeitrahmens solltest du die Hauptmahlzeit des Tages essen. Befeuere mit Nahrung dein Agni, dann ist es lodernd und mächtig. Es verleiht dir Power für den weiteren Tag.
Lasse den Abend ruhig ausklingen. Die letzte Mahlzeit, welche eher klein ausfallen sollte, isst du idealerweise vor 19 Uhr, besser noch vor 18 Uhr. Die meisten Ama (Schlacken) sammeln sich übrigens an, wenn zwischen 22 Uhr am Abend und 2 Uhr am Morgen gegessen wird.
Es wird empfohlen um 22 Uhr schlafen zu gehen, damit der Reinigungsprozess des Körpers in Ruhe ablaufen kann.
Vor dem Schlafengehen sind folgende Praktiken empfehlenswert:
- Yoga zur Entspannung
- kurze Meditation oder Reflektion des Tages
- Spaziergänge
- Dankesworte für den Tag
Klingt alles erstmal ziemlich stressig, oder? Wir gewöhnen uns innerhalb von etwa 3-4 Wochen an diese Routine und hältst du so lange durch, so sind die positiven Effekte etwas, dass dich umhauen wird.