Seit Anbeginn aller schriftlichen Aufzeichnungen ist die Divination oder auch Mantik, also die Kunst der Wahrsagung nachgewiesen. Vermutlich ist die Gabe der Voraussicht so alt wie die Menschheit selbst. Die Methoden der frühesten Zeiten muten für unser heutiges Verständnis recht grausam an.

Bei der Haruspizium nutzten die Menschen einst die Eingeweide geschlachteter Opfertiere für den Blick in die Zukunft. Bei der Teratomantie mussten Missbildungen für die Divination herhalten. Das lassen wir besser hinter uns. Schauen wir stattdessen, welche Möglichkeiten wir heute in der magischen Arbeit nutzen können, um ein Abbild des Kommenden zu erhalten.

Bei der Wahrsagung können wir die Mantik, die pure Vorhersagung künftiger Ereignisse und die Divination unterscheiden. Auch die Divination blickt in die Zukunft, geht jedoch über die Mantik hinaus. Sie sagt nicht nur die Zukunft vorher, sondern deutet auch die göttlichen Zeichen.

Mantik kommt aus dem Griechischen, benannt nach der Seherin Manto. Die Divination stammt vom lateinischen divinatio für ‚Wahrsagung‘ ab.

Die Kunst der Wahrsagung

In der Astrologie werden die Himmelskonstellationen für eine Vorausschau genutzt. In der magischen Arbeit, wie der Hexenkunde, liegt der Kernbereich der Divination in der Intuition. Eine wahre Völva, eine Seherin, benötigt keine greifbaren Utensilien für den Blick in die Zukunft. Sie kann verschiedene Werkzeuge nutzen, die jedoch eher als eine Stütze dessen zu sehen sind, was sie eh schon weiß.

Ich kann nicht sagen, ob in uns allen die seherische Fähigkeit angebunden ist und sie nur unterschiedlich stark im Verborgenen schlummert. Hat nicht jeder schon einmal eine Vorahnung gehabt, die prompt eingetreten ist? Auch hier können wir sehen, dass die Mantik eng mit der Intuition verbunden ist. Im Folgenden stelle ich sieben praktische Werkzeuge der Wahrsagung vor.
Zahl Eins

Divination mit Hilfe der Runen

Völva Zitat aus der Edda Vers 20:

Davon kommen Frauen, vielwißende,

Drei aus dem See dort unterm Wipfel.

Urd heißt die eine, die andre Werdandi:

Sie schnitten Stäbe; Skuld hieß die dritte.

Sie legten Looße, das Leben bestimmten sie

Den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend.

Sie schnitten Stäbe. Die Nornen sind nicht nur die Weberinnen des Schicksals, sie sind auch die weisen Frauen der Runen. Sie schnitzten die Stäbe und legten mit ihnen die Lose. Ob aus ihnen heraus die Runen entstanden, ist nicht gewiss. Ich halte es jedoch in Anlehnung an die Edda für wahrscheinlicher, als, wie so oft zu hören, Odin zum Vater der Runen zu erklären. Ja er hing neun Tage vom Speer verwundet an einem Aste des Weltenbaumes Yggdrasil. Als er herabfiel, da FAND er die Runen. Ihm, der stets auf der Suche nach der Weisheit war, wurde die Gabe geschenkt, vollkommene Kenntnis über die Runen zu erhalten.

Jeder einzelnen Rune ist eine Bedeutung zugewiesen. Meiner Erfahrung nach sind Runen mal sehr direkt und dann wieder sprechen sie in Rätseln. Möchtest du die Runen für die Divination nutzen, so lerne sie zuvor erst einmal genau kennen. Das kann Monate, gar Jahre dauern. Du wirst jedoch recht schnell merken, ob sie dir Zugang gewähren.

Hast du dich intensiv mit den Runen beschäftigt, dann wirst du sie am Ende auch zu legen wissen. Persönlich ziehe ich in bestimmten Situationen eine einzelne Rune, zum Beispiel in den einzelnen Rauhnächten. Bei persönlichen Fragen, werfe ich Holzstäbe und schaue, welches Runenmuster entsteht.

Zahl Zwei

Die Kunst des Handlesens

In der Antike und früheren Hochkultur Indiens, Ägyptens oder auch im babylonischen Reich galt die Kunst des Handlesens, die Chiromantik, als eine Geheimwissenschaft. Im Zeitalter der Aufklärung wurde diese hohe Kunst der Vorhersage weithin als Aberglaube abgetan, dabei hat sich selbst die Kirche der Handlesekunst bedient. Der älteste, lateinische Text steht in einem Psalter geschrieben, dem Eadwine Psalter. Dieser wurde 1160 von Eadwine und weiteren Mönchen der Christ Church in Canterbury geschrieben.

Berühmte Anhänger und Wegbereiter spiritueller Lehren, wie Agrippa von Nettesheim oder auch Robert Fludd, sahen in den Zeichen der Hand ein Abbild des Kosmos, was auf die Lehren des Hermes zurückgeht, insbesondere seinem Grundsatz: Wie oben, so unten. Wie also der Makrokosmos, so der Mikrokosmos.

Etwa zwischen 1550 und 1700 erschienen hierzulande viele Bücher über die Kunst des Handlesens. Bist du an dieser hohen Form der Wahrsagung interessiert, so halte nach älterer Literatur über die Kunst der Chiromantik Ausschau.

Zahl Drei

Tarot, wenn Karten reden

Es gibt viele Karten, die Auskunft über die Zukunft geben können. Zahlreiche Orakelsets sind im Umlauf. Das Tarot sei an dieser Stelle in Kürze erläutert.

Das älteste, bekannte Tarotkarten-Deck ist das Visconti-Tarot. In diesem Deck waren die einzelnen Karten noch nicht nummeriert. Dies geschah erst im 16. Jahrhundert mit den ersten Vorläufern des Marseille-Tarots. Die Nummerierung bezieht sich auf die sogenannte große Arkana, bestehend aus 22 Karten, wobei die Karte des Narren für gewöhnlich gar nicht oder mit einer Null gekennzeichnet ist. Insgesamt besteht ein Deck aus 78 Karten, wobei 56 davon die kleine Arkana bilden.

Die drei bekanntesten Decks sind das Marseiller-, das Crowley- und das Rider-Waite-Tarot. Ersteres entstammt bereits dem 16. Jahrhundert, 1910 folgte das Rider-Waite-Tarot und 1944 wurde das Crowley-Set veröffentlicht. Letzterer ist als Schwarzmagier in Verruf geraten, was der Beliebtheit des Decks jedoch kaum geschadet hat.

Interessiert dich die Kunst der Wahrsagung durch das Legen von Tarot, so schaue dir mehrere Decks an und suche dir das aus, welches dich förmlich in den Bann zieht. Versuche, bei der Deutung erstmal auf deine eigenen Gedanken und Gefühle zu den Abbildungen zu achten, ehe du sie im Einzelnen recherchierst. Nutze für den Einstieg nicht das gesamte Deck, sondern beschränke dich auf die große Arkana. Dies wird dir den Zugang erleichtern.

Zahl Vier

Die Welt unserer Träume

Mir geschieht es sehr oft, dass die Zukunft in meinen Träumen zu mir spricht. Sie ist die häufigste Form meiner Mantik. Das habe ich mir nicht ausgesucht und es geschieht nicht bewusst. Inzwischen kann ich die Divination, welche mich im Schlaf überkommt sehr gut von den „normalen“ Träumen unterscheiden. Sie fühlt sich absolut realistisch an, als wäre ich wach.

Gut möglich, dass sich die Zukunft auch in deinen Träumen offenbart, wenngleich sie ein ganz anderes Muster aufweisen kann, als bei mir. Es ist immer ratsam, auf die eigenen Träume zu achten und ich kann nur dringend empfehlen, ein Traumtagebuch zu führen. So wirst du auch erkennen, ob und wie stark deine Träume auf zukünftige Visionen ausgerichtet sind.

Zahl Fünf

Lesen im Kaffeesatz

Die Geburtsstunde des Kaffeelesens lag wohl im alten Orient. Aus der Ursprungsregion Kaffa im Südwesten Äthiopiens gelangte der Kaffee und mit ihm auch die Kunst des Lesens im 14. Jahrhundert in das Reich der Osmanen, nach Arabien. Bald schon wurde Mocha, eine Stadt im Jemen, zur Hauptstadt des Kaffees. Die Kunst des Kaffeelesens breitete sich von dort recht schnell aus und war vor allem in der Türkei äußerst beliebt.

Für die traditionelle Form des Lesens des Kaffeesatzes brühe einen sogenannten türkischen Kaffee in einer Mokkatasse auf. Überlege zuvor, welche Frage für dich beantwortet werden soll. Rühre den Mocca nicht um und trinke ihn ganz bewusst. Ist nur noch der Satz über, so nimm eine Untertasse, stülpe sie über die Öffnung der Tasse und drehe sie schwungvoll um. Öffne es noch nicht, sondern lasse es ruhen, bis der Kaffeesatz gut getrocknet ist. Hebe dann die Untertasse ab und suche im Kaffeesatz nach Symbolen und Zeichen.

Einige sagen, es dürfe nur das Schwarze der Tasse betrachtet werden, andere sagen, es geht um die Zwischenräume. Schau, was sich für dich richtig anfühlt. Lasse dich nicht in Schablonen von richtig und falsch pressen. Probiere es einfach einmal aus.

Zahl Sechs

Die Ceromantie

Die Ceromantie ist eine Form der Divination mithilfe von Kerzen. Wie beim Bleigießen, wird hier flüssiges Wachs in kaltes Wasser gegossen, ohne das wir allerdings die schädlichen Bleidämpfe atmen. Es entstehen dabei die unterschiedlichsten Figuren und Symbole, die nur darauf warten, von dir gedeutet zu werden.

Die Zahl 7

Der magische Spiegel

Spreche ich hier vom magischen Spiegel, so meine ich die schwarzen Spiegel. Normale Spiegel kannst du in der magischen Arbeit für Reflexionen nutzen, insbesondere im Bereich des Schutzes, aber davon ein anderes Mal.

Du kannst dir einen schwarzen Spiegel als ein Portal zu anderen Dimensionen vorstellen, unter anderem auch zeitlichen. So ist es mit solch einem Spiegel möglich, in die Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft zu schauen. Gern genutzt wird ein Spiegel aus Obsidian, welcher schon bei den Azteken sehr beliebt war. Der Spiegel ist besonders zu Voll- und Neumond zu empfehlen. Lasse keine anderen Menschen in deinen Spiegel schauen, bewahre ihn idealerweise in einem Leinen- oder Wolltuch auf. Bei der Spiegelarbeit gilt: Carpe noctem – Nutze die Nacht. Er arbeitet auch tagsüber, aber in der Nacht funktioniert es erfahrungsgemäß einfach besser.

Schwarze Spiegel lassen sich auch selbst herstellen. Es funktioniert alles, was aus Glas ist und sich auf der Rückseite schwarz anmalen lässt. Du kannst eine Glasschüssel nehmen, einen Bilderrahmen mit Glaseinsatz oder auch einfach ein sonstiges Glasstück. Das Zimmer sollte dunkel sein, damit so wenig wie möglich etwas aus dem Raum gespiegelt wird.

Résumé

Es gibt zahlreiche Methoden der Mantik und Divination. Die Kunst der Wahrsagung ist seit Menschengedenken in unserem Wesen verankert. Spätestens in Zeiten der Not, fragt wohl ein jeder Mensch gerne einmal nach seiner Zukunft. In der magischen Arbeit ist die Wahrsagekunst äußerst beliebt. Sie spielt vor allem in der Hexenkunst, aber auch im Schamanismus eine bedeutende Rolle. So werden die einzelnen Jahreskreisfeste, insbesondere die Rauhnächte, gerne für einen Blick in das Kommende genutzt.

Sicher hat dich beim Lesen schon das ein oder andere Werkzeug mehr angesprochen, als die Übrigen. Mit diesem Werkzeug solltest du beginnen zu arbeiten. Vielleicht bist ja auch du bald in der Kunst der Wahrsagung bewandert.

Der Text ist nur ein kleiner Einstieg, der dir Wege aufzeigen soll. Die ersten Schritte darfst du nun selbst wagen.

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