Die Esche ist ein wahrer Wunderbaum und es freut mich, dir ein paar von ihren mystischen Geschichten zu erzählen. Mögen sie dich verzaubern, wie sie auch mich immer wieder aufs Neue in ihren Bann ziehen.
Blicken wir zuerst einmal fern unserer Landen in das Reich der alten Griechen. Die Griechen hatten ihren Poseidon, der als Gott über die Meere herrschte. Sein Baum war eine Esche. In der griechischen Mythologie hatten zudem die außerweltlichen Wolken- und Seewesen wundersame Töchter, die Meliae. Sie waren Nymphen, die in Eschen lebten – also wie auch Poseidon eng verbunden mit dem Element Wasser waren.
Die Esche war jedoch nicht nur bei den alten Griechen ein Symbol des Wassers, aber dazu kommen wir später. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass Reisende auf See Splitter des Baumes als Talisman bei sich trugen, um vor dem Ertrinken geschützt zu sein.
Es war einst ein riesiger Weltenbaum
Im Mittelpunkt der germanischen Mythologie steht ein Weltenbaum, Yggdrasil genannt. Er ist so groß, dass er neun Welten umspannt. Die Äste reichen bis in den Himmel hinein. Mit Krone, Stamm und seinen drei mächtigen Wurzeln verknüpft der Weltenbaum Himmel, Erde und Unterwelt.
Diese alte Mythologie des nordischen Weltenbaumes hat tiefe Wurzeln im Ur-Wesen des Schamanismus, der auch durch drei Ebenen, drei Welten gekennzeichnet ist, die Schamanen in ihren Trance-Reisen aufsuchen können. Und war Odin nicht einer der größten Schamanen überhaupt?
Yggdrasil, der Weltenbaum ist eine heilige Esche. Sie birgt alle Geschöpfe, auch uns Menschen. Und von jener Esche erzählen die alten Geschichten als dem Baum, in welchem der große Gott Odin sich opferte, vom eigenen Speer verwundet. Neun Tage und Nächte hing er am windigen Baum. Als er herabfiel, lagen zu seinen Füßen die Runen und erwachte in seinem Inneren das Wissen um ihre Zauberkraft.
Eine Esche weiß ich stehen, sie heißt Yggdrasil,
ein hoher Baum, überschüttet mit glänzendem Nass;
von dort kommt der Tau, der in den Tälern niederfällt,
sie steht immer grün über dem Urdbrunnen.
(Völuspa 19, Arnulf Krause – Reclam 2006)
Die Esche – Eckdaten & Wirkungsfelder
Unsere Vorfahren waren nahezu fasziniert von diesem Baum. Fraxinus excelsior (lat.) – fraxinus die Esche und hinzu kommt das Aufgerichtete, im Lateinischen celse – aufgerichtet genannt, aber auch erhaben.
Und so steht eine Esche auch da, wie eine Säule, vollkommen gerade und aufgerichtet. Kein Wunder, dass sie als Symbol des Weltenbaumes gewählt wurde. Schau dir auch einmal ihre Krone an. Wie seitlich vom Körper weg und nach oben gerichtete Arme ragen die Äste in den Himmel empor, als würden sie etwas tragen wollen oder aber auch empfangen.
Zu Beginn seines Lebens ist der Stamm einer Esche olivfarben und glatt. Erst, wenn der Baum älter wird, so ab 60 Jahren etwa, bildet sich eine Borkenrinde aus. Die Borke besteht aus lauter senkrechten Rauten oder auch Rhomben (◊). Spitze an Spitze ziehen sie sich den gesamten Stamm empor. Je älter der Baum, desto dicker die Borken. Lege einmal deinen Kopf an solch einen mächtigen Stamm und lausche. Hast du Glück, so herrscht gerade reger Betrieb im Inneren und du hörst regelrecht, wie das Wasser den Stamm empor rauscht, denn unter der Rinde zieht der Baum all die Flüssigkeit in seine Krone empor.
Diese Bäume können bis zu 40 Meter (und manchmal sogar darüber hinaus) in die Höhe wachsen. Die Wurzeln des Baumes sind sogenannte Pfahlwurzeln. Eine Hauptwurzel wächst wie ein Pfahl vertikal in den Boden hinein. Die anderen Wurzeln gehen von dieser Wurzel schräg und waagerecht zur Seite ab.
Das Holz der Esche ist hart, aber auch biegsam. Es wurde deswegen auch für Masten auf Booten genutzt. Es war auch ein typisches Holz für alte Wagenräder und Speichen.
Du siehst, so eine Esche ist schon ein ziemlich starker, gut aufgericheter Baum und genau da setzt er auch mit seiner Wirkung an. Ist ein vom Leben gebeutelter Mensch schon krumm und schief, von all der Last, die er nicht loslassen konnte, so hilft der Spirit des Baumes, den Menschen wieder aufzurichten.
Die Esche wird in der Volksmedizin auch bei Arthrose und Gicht verwendet, wobei die Wirksamkeit nicht durch Studien belegt ist. Es wird dafür gerne eine Kombination aus Pappelblättern, Eschenrinde und Goldrutenkraut genutzt.
Die Blätter und Früchte des Baumes wirken zudem bei Harnwegbeschwerden. Die Blätter werden dabei zu einem harntreibenden, abführenden Tee gebrüht. Dieser Tee wirkt auch gegen Ödeme und bei Rheuma, heißt es. Bei Fieber greifen die alten Heiler auf die Samen und die Rinde des Baumes zurück. Der frische, schleimfreie Bast der Rinde wurde einst auf die Wunden zur Heilung aufgelegt.
Die Esche enthält Gerbstoffe, Flavonoide, Glykoside, Triterpene, Mineralsalze, Zucker und Vitamine.
Im Winter erkennst du den Baum gut an den schwarzen Knospen, die am Ende der Zweige sitzen. So fällt es nicht schwer, den Baum zu bestimmen.
An ihren Ästen und Stämmen sitzen auch kleine Korkwarzen, die dem Baum beim Gasaustausch mit der Atmosphäre helfen. Dies sind so kleine hucklige Erhebungen, wie winzige Huckeln aus Holz quasi.
Im Frühjahr hat es die Esche nicht eilig. Der Baum treibt relativ spät neu aus, oft sogar erst im Mai. Die Esche fürchtet den Spätfrost, den sie nicht gut verträgt.
Mit dem Blühen hat es die Esche auch nicht sonderlich eilig. Sie blüht erst mit etwa 20 Jahren überhaupt das erste Mal.
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Grünt die Eiche vor der Esche,
bringt der Sommer große Wäsche;
grünt die Esche vor der Eiche,
bringt der Sommer eine Bleiche.
◊
(Bauernweisheit)
Die Blätter wachsen als einzelne Fliederblätter, die sich paarweise gegenüberstehen, mit je einem Fliederblatt am Ende an einem kleinen Stiel.
Die Oberseite der Blätter ist kahl und dunkelgrün. An der Unterseite bildet sich an den Blattadern eine hellbraune Behaarung.
Zwischen August und Oktober können wir die Früchte des Baumes naschen. Dies sind kleine Nüsschen mit zungenförmigen schmalen Flügeln von etwa zwei bis drei Zentimetern Länge.
Büschelweise hängen sie als Rispen an den Zweigen. Diese Flügelnüsse gehören zu den Schraubendrehfliegern. Bis an die 100 Meter weit können sie mit Hilfe des Windes zurücklegen und sich dabei lustig im Kreise drehen.
Die Esche ist übrigens nicht mit der Eberesche zu verwechseln!
Sie sind nicht einmal miteinander verwandt. Während die Esche wie der Flieder zu den Ölbaumgewächsen gehört, ist die Eberesche ein Rosenholzgewächs.
Die Eberesche erkennst du an ihren feuerroten Vogelbeeren, die du nicht roh essen solltest, da sie leicht toxisch wirken. Du kannst sie aber zu Marmelade verkochen.
Eberesche und Esche waren beide auch heilige Bäume im keltischen Raum, aber sie haben eben nicht wirklich etwas miteinander zu tun.
Sie können aber schon verwechselt werden, wenn man nicht so genau schaut. Du erkennst die jeweilige Baumart gut an den Blättern. Die Blätter der Eberesche sind samtig behaart und fühlen sich weich an. Sie wirken auch eher matt und nicht so glänzend wie die glatten Blätter der Esche.
So, nun aber genug der Beschreibungen des Baumes, wenden wir uns wieder der Mystik zu. Möchtest du genauer wissen, wie die Esche aussieht, so schaue doch mal in dieses Video, wo alles kurz und knapp erklärt und gezeigt wird.
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Mehr InformationenDie Esche bei den Kelten
Die Esche findet auch im sogenannten „Keltischen Baumhoroskop“ ihren Platz, mitunter jedoch zu verschiedenen Zeiten. Persönlich arbeite ich nicht mit dem Horoskop, da es eine Erfindung des Neopaganismus ist. Es ist ganz nett, aber eben keineswegs keltisch. Ich habe dir trotzdem eine Abbildung beigefügt, falls es dich interessiert. Du kannst sie mit einem Klick vergrößern und deinen Baum finden.
Die Esche hat gleich zwei Zuordnungen, einmal vom 25. Mai bis zum 03. Juni und dann noch einmal zum Ende des Jahres vom 22. November bis zum 01. Dezember.
Dieses seltsame Zeichen mit den fünf abstehenden Strichen ist das Ogham (altirisch Ogam) Symbol für die Esche. Das Ogham ist eine alte irische Schrift. Es wurde vom 4. bis ins 6. Jahrhundert genutzt, um an den Rändern von Menhiren (aufgerichtete mehrere Meter große Monolithe) kurze Texte anzubringen. Das Ogham war auch mit den Bäumen verbunden. So steht der Buchstabe „N“ für „Nion“ das keltische Wort für Esche.
Wie bei den Griechen war die Esche bei den Kelten eng mit dem Wasser verbunden. Sie steht damit für die Gabe der Intuition, die verborgene Weisheit und auch die Kraft der Schöpfung, vor allem als Aspekt der Fruchtbarkeit. Neben der weiblichen Kraft des Wassers erstrahlt die männliche Sonnenkraft in ihrer lichten Krone. Nion verkörpert neben dem Wasser auch die Wiedergeburt, den Kreislauf des Lebens.
Es heißt, die Druiden schnitzten ihre Stäbe aus dem Holz der Esche. Mit Stäben des Baumes riefen sie einst auch den Regen herbei. Der Baum selbst schützt nahe am Ufer stehend vor Überschwemmungen, da er schnell viel Wasser aufnehmen kann. Es heißt, der Spirit des Baumes ruft das Wasser herbei, um bei Fluten das Land zu schützen.
Später, als auch den Hexen nachgesagt wurde, sie würden mit Eschestäben Regen herbeizaubern, wurde diese Zauberkunst direkt mit den Mächten des Teufels in Verbindung gebracht und war keineswegs mehr hoch angesehen wie einst bei den Druiden.
Die Räucherkraft der Esche
Ziehen wir noch einmal einen kurzen Bogen zur Nordischen Mythologie.
Das bei den Kelten schon erwähnte Prinzip des Weiblichen und Männlichen finden wir auch im Weltenbaum, wo im Reich von Mutter Erde tief die Wurzeln vergraben sind und dessen phallischer Stamm hoch hinausragt in das gegenüberliegende Reich von Vater Himmel.
An den drei Wurzeln selbst haben wir die Schicksalsgöttinnen, die drei Nornen. Sie bestimmen über Leben und Tod von jedem Wesen, ob Mensch oder Gottheit. Und auch Mimir, der Hüter der Weisheit findet sich im Wurzelreich und letztendlich auch der schlangenartige Drache Nidhöggr, der die Toten peinigt und an den Wurzeln des Baumes nagt, stets bereit, den Frieden zu stören und die ausgleichende Rolle der dunklen Kräfte einzunehmen.
Der Baum hat die Kraft, das Männliche und Weibliche miteinander zu verbinden und harmonisch zu vereinen. Der Spirit des Baumes ist ausgleichend, fließend, aber auch aufrichtend, kraftspendend. So wie die Esche das Vorbild unserer Vorfahren für den Weltenbaum war, können wir ihre Pflanzenpower als Kräfte Yggdrasils ansehen.
So wie der Weltenbaum auf kosmischer Ebene alles miteinander verbindet, so verbindet der Rauch der Esche uns selbst harmonisch mit dem Raum im Außen. Auf dass wir gerade und aufrecht durch unser Leben gehen können. Der Baum-Spirit heilt uns Menschen, schenkt Trost in der Einsamkeit, lässt uns die eigenen Wurzeln wieder spüren und durchflutet unsere Adern mit Kraft.
Besuche eine Esche, wenn du dich als von der Welt getrennt erlebst, alles in dir in Schieflage geraten ist oder du eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit spürst. Setze dich zum Baum, lehne dich an die Rinde. Spüre die Kraft, die Energie. Schaue den Blättern beim Spiel mit dem Licht der Sonne zu. Umarme die Borke, wenn du magst. Lasse dich vom Baumwesen durchströmen, wann immer du seinen Spirit brauchst.
Die kleinen Nüsschen, die Eschensamen kannst du gut verräuchern. Sie erfüllen den Raum mit einem sanften Duft. Die Energie dringt tief in die Ebene deiner Seele ein, löst die Knoten, die an falschen Stellen gebunden wurden und flechtet ein harmonisches Band aus den Zyklen deines Lebens. Die Wirkung ist heilend und transformierend zugleich.
Du kannst damit auch sehr gut bei Rückführungen arbeiten, um tiefe Einblicke in vergangene Leben zu erhaschen. Samen, aber auch Holz und Rinde des Baumes stärken generell die Kraft unserer Visionen. Die Esche ist ein wahres Orakelkraut und wird dir helfen, die Tore zwischen den Welten zu durchschreiten. Es ist also gut für schamanische Reisen anwendbar.
Blätter, Rinde und Holz schenken verräuchert Entschlossenheit, so wie die einstigen Speere und Lanzen der Kelten, geschnitzt aus dem Holz des Baumes. Der Rauch drängt wie der Geist des Holzes nach vorne, schenkt dir Mut und Tatendrang. Es wirkt auch reinigend und wurde einst zur Verbannung von Dämonen und schlechter Energie genutzt.
Der Duft ist angenehm schwer, krautig und waldig. Die Esche verbindet sich gut in Räuchermischungen, zum Beispiel mit Lorbeer und dem Harz der Kiefer. Allgemein verstärkt der Spirit der Esche Ritualräucherungen.
Die Esche als Rufholz
Indigene Völker rufen andere Wesen mit dem Heiligen Holz der Bursera graveolens, im spanischen Palo Santo genannt. Möchtest du den Spirit des Baumes nutzen, so kaufe das Holz bitte nur, wenn es eindeutig aus einer nachhaltigen Bewirtschaftung stammt. Der Rauch hat eine stark beruhigende und erdende Aura. Er hängt lange im Raum und wirkt sehr gut nach, bis hin zu einigen Tagen.
Draußen in der Natur ruft er die Erdwesen, die Spirits der Pflanzen und des gesamten Ortes um dich herum. Er schlägt Brücken in die Anderswelt, ist Botenstoff für eine tiefe Trance und erhebt die Energien in einen heiligen Raum.
Vielen ist dieser Zauber von Palo Santo bekannt, aber nur wenige greifen heute noch auf unsere eigenen einheimischen Bäume zurück. So wie Palo Santo ein Rufholz der Indigenen ist, so sind Birke und Esche die Rufhölzer in der hiesigen Welt. Vielleicht schenken wir diesen Bäumen wieder die gleiche Achtung und Aufmerksamkeit, wie unsere Vorfahren sie schon aufgebracht haben.
Es gilt Folgendes zu beachten!
Alle hier aufgeführten Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze sind als Beispiele aus der Naturheilkunde gedacht. Sie ersetzen bei gesundheitlichen Beschwerden nicht den Besuch eines Arztes oder ausgebildeten Heilpraktikers. Sie sind keine Anleitung zur Selbstbehandlung, sondern zeigen exemplarisch etwaige Behandlungsmöglichkeiten auf. Entgegen der Empfehlung geschieht eine Anwendung aller hier aufgeführten Rezepturen, homöopathischen Mittel und sonstigen Heilmittel eigenverantwortlich. Interessierte sind aufgefordert, sich selbständig bei einem Arzt, Apotheker oder sonstigen Fachkraft über die genauen Dosierungen und Wirkungsweisen inklusive möglichen Kontraindikationen zu informieren und beraten zu lassen.