Füreinander da sein ist eines der wichtigsten Faktoren unseres Lebens. Wir sind eine Gemeinschaft und doch scheint es so, als würde die Welt mehr und mehr verrohren.

 

Füreinander da sein oder doch besser wegschauen?

Eine Frau war sehr verzweifelt und erzählte mir ihre Geschichte:

„Ich ging schnell im Supermarkt um die Ecke etwas einkaufen. Die Kinder wollten in der Zeit mit dem Hund eine Runde Gassi gehen, der kleine Junge, sechs Jahre jung, und sein großer Bruder. Vor der Haustür rannte der Hund plötzlich über die Straße, der Kleine lief hinterher.

Der Hund wurde in diesem Moment von einem Auto überfahren. Das Kind wurde zum Glück nicht auch noch erwischt. Der Fahrer machte sich aus dem Staub. Der große Bruder war fassungslos. In einer Übersprungshandlung boxte er mit der Faust in eine Glasscheibe. Er hat sich dabei sehr tiefe und stark blutende Schnittwunden zugezogen.

Da waren nun die drei: Der schwer verletzte Hund, der weinende kleine Junge und der stark verletzte und unter Schock stehende große Bruder.

In der Straße waren mehrere Leute unterwegs und niemand, wirklich niemand, hat den Dreien geholfen. Als ich zurück kam bot sich mir ein schlimmes und zugleich trauriges Bild.  Ich regelte alles weitere. Der Hund verstarb leider noch vor Ort, ein Krankenwagen versorgte das blutende Kind und ich selbst spendete Trost so gut es eben ging.“

Es hat ihr niemand geholfen. Das ist traurig, es ist schlimm und seien wir mal ehrlich, auch ziemlich ungeheuerlich?

Ich höre fast täglich von ähnlichen Erfahrungen. Zum Beispiel eine Frau, die mit ihrem behinderten Sohn in einer Wohnung eingeschlossen war. In der Nachbarswohnung ist ein Brand ausgebrochen, das Treppenhaus war nicht mehr passierbar. Sie schrie am Fenster um Hilfe, doch niemand hat etwas für sie getan!

In was für einer Welt leben wir eigentlich?!

 

Füreinander da sein

Es sind nicht immer gleich die ganz großen Katastrophen, in denen wirklich dringend geholfen werden sollte.

Es sind die kleinen Dinge die zählen. Wie oft laufen wir achtlos an jemanden vorbei und sind dabei vollkommen auf uns selbst konzentriert? Wir übersehen Menschen, die unsere Hilfe nötig hätten oder sehen sie und schauen bewusst nicht so genau hin, da der nächste Termin nicht verpasst werden darf. Wir huschen mit gesenktem Kopf vorbei, weil zu Hause das Essen auf uns wartet.

Das Kind das offensichtlich allein durch das Einkaufscenter irrt und seine Mama sucht: Wie viele fragen ob sie helfen können?

Die alte Frau am Bankautomat, die die Schlange immer länger werden lässt, weil sie das System nicht versteht: Wie oft wird dann einfach nur geschimpft, statt zu helfen?

Der Tourist, der verzweifelt versucht das fremde U- und S-Bahn Netz zu entziffern: Wer fragt denn schon mal einfach so, wo es denn hingehen soll?

Die Frau, der die Einkaufstasche reißt und ihre Sachen kullern über die Straße: Wer bleibt stehen und sammelt es schnell mit auf?

Das Schulkind an einer stark befahrenen Straße, welches sich nicht auf die andere Seite traut: Wer nimmt es an die Hand?

Der Obdachlose, der irgendwo herumliegt: Wer schaut nach, ob noch alles in Ordnung ist?

Es ist doch ganz einfach. Sehen wir, dass jemand in Not ist oder sein könnte, dann nehmen wir uns doch einfach ein paar Minuten Zeit. Wir können einfach füreinander da sein und es fühlt sich auch noch so verdammt gut an.

Hier mal ein paar Cent für die Oma vor uns an der Kasse, wenn das Geld nicht ganz reicht. Dort mal den Einkauf die Treppe hochtragen. Jemanden fragen, wohin er denn möchte, wenn er verloren herum steht.

Schauen wir nicht immer nur auf uns, sondern haben wir einen achtsamen Blick auf unser Umfeld. Wir kennen sie alle, die Momente in denen wir schnell weiterlaufen, weil wir gerade Zeit haben. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich habe danach ein furchtbar schlechtes Gewissen und es wird mir klar, dass die Welt nicht untergegangen wäre, wenn ich mir die Zeit genommen hätte.

Lasst uns füreinander da sein. Seien wir achtsam, nicht nur mit uns, sondern mit allen Lebewesen dieser Erde. Nehmen wir uns einfach kurz die Zeit um einem anderen Menschen zu helfen und machen wir dadurch diese Welt ein klein wenig menschlicher.

 

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