Der Giersch ist ein Doldenblütler und eine der ersten Heilpflanzen, die wir im beginnenden Frühjahr genießen können. Im frühen März schiebt er sich durch den Boden und wächst gnadenlos drauf los. Er ist recht schmackhaft, würzig und leicht herb.
In den zarten Blättern steckt jede Menge Vitamn C (viermal so viel, wie in einer Zitrone) und Eisen, so dass er uns die Wintermüdigkeit aus den Knochen vertreibt. Du kannst ihn wunderbar für eine kleine Frühjahrskur in Smoothies verwenden.
Giersch steckt neben Eisen voller weiterer Mineralien wie Kalium, Magnesium, Calcium, Mangan, Kupfer, Zink, Karotin, Kieselsäure. Sie helfen dir deinen Körper zu entsäuern und ihm ein basisches Milieu zu schenken. Er hilft dir auch wunderbar beim Entgiften. Giersch bringt den Stoffwechsel so richtig auf Trab, was seinem hohen Gehalt an Kalium zu verdanken ist. Er entwässert den Körper und schwemmt aus, was wir nicht mehr benötigen.
Du kannst die Blätter essen, die Knospen und die Früchte mit ihren Samen. Die Blätter genießt du am besten, wenn sie noch ganz jung sind und gelbgrün glänzen. Ältere Blätter kannst du zwar auch verzehren, aber dann besser gekocht.
Giersch ist eine kleine robuste Wunderpflanze, die nicht nur gut schmeckt, sondern unseren Körper mit vielen guten Inhaltsstoffen beschenkt. Sie ist so ein richtig nahrhaftes Wildgemüse. Wächst die Pflanze nicht in deinem Garten oder bist du ein Stadtmensch, so wie ich, dann findest du den Giersch am ehesten auf Waldlichtungen, an Waldrändern und mitunter auch im Park.
Kurze Fakten zum Giersch
Er ist auch bekannt unter den Bezeichnungen:
Geißfuß, Dreiblatt, Erdholler, Gichtkraut, Wiesenholler, …
Botanischer Name:
Aegopodium podagraria L.
Familie:
Doldengewächse (Apiaceae)
Blütenfarbe:
weiß
Blütezeit:
Juni – August
Verwendbare Pflanzenteile:
Blätter, Blüten, Stiele, Blütensprosse, Früchte
Sammelzeit:
Blattschösslinge: März / April, Blüten: Juni – August, Früchte: Juli – September, Blätter: Mai – September
Das solltest du wissen, um die Pflanze zu erkennen
Ich deutete es schon an, vielen Gärtner:innen ist der Giersch ein Graus, denn legt er einmal los, dann wächst er ziemlich ungebremst. Scheinbar rücksichtslos verbreitet er sich Meter und Meter und nimmt mit seinem Sozialgeflecht anderen Pflanzen den Platz. Die Ausläufer seiner Wurzeln sind sehr stark.
Ein Übel ist jedoch, dass der Gärtner diese Wildpflanze als Unkraut ansieht, dabei könnte er sich einfach mit ihr anfreunden, denn Giersch ist äußerst gesund und wirklich lecker. Aus fast allem der Pflanze lässt sich etwas herstellen.
Seine Stiele sind ein wunderbares Erkennungsmerkmal, denn sie sind im Querschnitt dreieckig. Die ähnlich aussehende aber giftige Hundspetersilie hat einen runden Querschnitt im Stiel.
3 x 3 = Faustregel für den Giersch
So erkennst du ihn!
Der Blattstängel ist dreikantig.
Von diesem Stängel gehen drei Blattgruppen ab.
Jede dieser drei Blattgruppen hat wiederum 3 Blätter.
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Du siehst, die Drei spielt eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Giersch. An einem Blattstiel kommen drei gezackte Blätter hervor und der Stiel hat wie bereits erwähnt im Querschnitt drei Kanten.
Die Blütenstängel des Gierschs sind weder behaart noch gefleckt und im unteren Bereich zudem hohl. Achtung: Die Blütenstängel haben nicht den dreieckigen Querschnitt, dieser ist meist kantig oder auch rund.
Die Einzelblätter laufen spitz zu. Sie sind leicht behaart, hellgrün und am Rand gezackt. Die Früchte sind circa drei Millimeter lang und flach. Sie ähneln äußerlich ein wenig dem Kümmel.
Hier nun noch ein Tipp für den Gärtner, der noch mehr als nur Giersch anpflanzen möchte: Pflanze Beinwell hinzu. Er hält den ungestümen Giersch etwas zurück und es lassen sich aus ihm tolle Salben herstellen. Beinwell verbessert die Qualität des Bodens und trägt zudem sehr hübsche Blüten.
ACHTUNG bei Doldenblütlern
Ich kann dir nur raten, wirklich auf die typischen Merkmale der Pflanze zu achten. Bist du dir nicht absolut sicher, was du da sammelst, dann lasse die Pflanze stehen! Unter der Gattung der Doldenblütler gibt es ziemlich giftige Kandidaten und es kann schnell passieren, dass die falsche Pflanze im Korb landet.
Einer der übelsten Doppelgänger des Gierschs ist der Gefleckte Schierling. Zum Glück lässt er sich ziemlich gut unterscheiden, wenn du die Merkmale beachtest.
Ein wichtiges Merkmal, was nicht nur auf den Gefleckten Schierling zutrifft, sondern nahezu auf alle Pflanzen, vor allem bei anderen Doldenblütlern:
Sagt die Nase „Pfui igitt“ nimm die Pflanze niemals mit!
Der Giersch riecht wirklich angenehm, ein wenig wie Möhre mit einem Hauch Petersilie. Er riecht auf jeden Fall essbar!
Der gefleckte Schierling hingegen riecht wirklich unangenehm.
Schnupperst du an der Pflanze, wo wirst du einen stechenden Uringeruch wahrnehmen, der von einer Maus stammen könnte – überhaupt riecht die Pflanze irgendwie nach Maus. Auf jeden Fall riecht sie so, dass wir denken „Pfui igitt“.
Der Geruch ist aber nicht das alleinige Merkmal, was dir hilft, wirklich den Giersch zu erwischen und nicht einen seiner bösen Artgenossen. Es sollte auch nicht als alleiniges Merkmal genutzt werden!
Der Stängel ist beim Giersch nicht nur dreikantig, sondern auch richtig schön grün und unbehaart. Es tritt keine seltsame Flüssigkeit aus, wenn du ihn schneidest, darauf komme ich gleich noch einmal zurück.
„Ist der Stängel jedoch rot, rund und fleckig, geht es dir sehr bald ganz dreckig!“
Viele der giftigen Doldenblütler haben runde Stängel, die vollkommen glatt sind und oft rötliche oder auch violette Flecken aufweisen.
Doldenblütler, die wir essen können haben aber Ecken und Kanten am Stängel, sind gerillt oder gefurcht, niemals aalglatt!
Gefleckter Schierling
- riecht nach Mäuse-Pipi
- hat rötlich-braune Flecken am Stängel
- wird 0,8 bis 2 Meter hoch
Der Giersch wird nur 30 Zentimeter bis maximal 1 Meter hoch.
Wasserschierling
Vorsicht, diese giftige Pflanze stinkt nicht unbedingt, sie kann nach Sellerie riechen! Sie hat aber eine ganz andere Wurzel, als der Giersch, dessen Wurzel sehr filigran ist.
- knollenartige, verdickte Wurzel
- aus dem geschnittenen Stängel tritt eine gelbliche Flüssigkeit aus, die sich dann braun verfärbt
- wächst in stehenden und langsam fließenden Gewässern
Da der Giersch auch an Ufern wächst, ist da unbedingt Vorsicht geboten. Allerdings steht dieser nicht direkt im Wasser.
Hecken – Kälberkropf
Kommt nicht so häufig vor und ist auch weniger giftig, aber dennoch unangenehm.
- rötliche Flecken am Stängel
- Abzweigungen sind keulenartig verdickt (Kropf)
Hundspetersilie
Er ist eigentlich anhand der Blätter gut zu unterscheiden, aber es schadet nicht, ihn mit aufzulisten.
- Blätter sind recht schmal, gefiedert und feiner gegliedert; sie glänzen an der Unterseite und sind am Rand gesägt
- Stängel manchmal rot unterlaufen
- drei nach unten zeigende Blüten mit länglichen Hüllblättern, die der Giersch nicht hat
- riecht nicht sehr angenehm, bei Zerreiben leicht nach Knoblauch
Der Giersch steht für das pure Leben
Ich sagte es bereits in der Einleitung, der Giersch hat wirklich so einiges an wunderbaren Inhaltsstoffen zu bieten. Er ist reich an Kalium, Magnesium, Mangan, Eisen, Calcium, Zink und Kupfer. Sein Gehalt an Eiweiß ist auch nicht zu verachten. Der Vitamin C Gehalt ist nicht nur viermal höher als bei der Zitrone, sondern, um mal einen weiteren Vergleich zu setzen: Er ist 15 mal höher als beim Kopfsalat. Er ist auch reich an dem Provitamin A .
Mit seinem Mineralstoffgehalt und seinen Spurenelementen von 27mg auf 100g schlägt er jedes Standardgemüse. Selbst der sehr gesunde Grünkohl verfügt im Vergleich nur über 2mg auf 100g. Des Weiteren finden sich im Giersch ätherische Öle, Flavonoide und Phenolcarbonsäuren.
Sollte er dir pur nicht schmecken, so verwende ihn unbedingt in Smoothies – nur lass ihn nicht achtlos stehen. Wir sollten achtsam zugreifen, wenn uns die Natur mit solchen Geschenken verwöhnt.
Versuche es einmal damit:
- eine Handvoll Giersch
- eine Handvoll Brennnessel
- 1/2 Banane
- 2 Äpfel
- Saft einer halben Zitrone oder 1/2 Orange
- eventuell Wasser
Mixe es gründlich und genieße den Frühling.
Der Giersch ist übrigens auch ein ideales Heilmittel bei Gicht. Schulmedizinisch ist erwiesen, dass sein hoher Mineralstoff- und vor allem auch Kaliumgehalt wichtig ist, um Giftstoffe und Säuren auszuscheiden. So zum Beispiel die Harnsäure bei Gicht.
Auch bei Rheuma kann der Giersch Linderung schenken.
Die Wirkungsweisen der Pflanze
- krampflösend
- harntreibend
- entzündungshemmend
- entsäuernd
- entgiftend
Kalium erhöht die Permeabilität (Durchlässigkeit) der Zellmembran und sorgt so für einen besseren Abtransport der Giftstoffe.
Schau doch einmal, ob der Giersch nicht irgendwo in deinem Garten wuchert, ohne das du ihn eingeladen hast. Pflanzen, die von selbst in unserem Garten wachsen, haben uns immer etwas zu sagen. Wir sollten also einen Blick auf die Flora werfen und unsere Gesundheit dahingehend prüfen, für welche Heilwirkungen die jeweilige Pflanze steht.
Übrigens, es heißt auch: Ist das Leiden überstanden, so zieht sich die Pflanze von selbst zurück. Es wird dann von sogenannten Zeitgeist-Pflanzen gesprochen. Achte einmal darauf.
Für uns Schamanen ist alles beseelt, natürlich auch die Pflanzen. Ob das für dich stimmig ist, solltest du selbst entscheiden. Für mich ist jede Daseinsform beseelt, selbst ein Stein oder ein Sandkorn.
Dies Seele des Gierschs steckt voller Lebensfreude. Sein Optimismus ist unbändig und absolut lebensfroh.
Die Pflanze steht für das pure Leben.
Leckere Rezepte mit Giersch
Ich möchte dir eine ganze Reihe Rezepte an die Hand geben, die du nutzen kannst, um deinem Körper wirklich etwas Gutes zu tun.
Die Früchte verarbeiten
Die Früchte können als schmackhaftes und gesundes Gewürz in der Küche eingesetzt werden. Du kannst sie von Juli bis September sammeln. Sie sind etwas schärfer als der Rest der Pflanze.
Trockne hierfür den krautigen Anteil der Pflanze und klopfe hernach die Früchte einfach heraus.
Die Blätter und Blüten
Im März und April kannst du die Blattschösslinge in roher Form in einem Salat essen. So bleiben alle Inhaltsstoffe erhalten. Zarte Blätter und auch die Blattstiele des Gierschs können zudem das ganze Jahr über in roher Form zubereitet werden.
Festere Blätter kannst du in einem schmackhaften Mahl ähnlich dem Spinat verwenden. Sie sind aromatisch salzig und ähneln einer Mischung aus Möhren und Petersilie.
Die Blüten kommen sowohl in Suppen und Eintöpfen zur Anwendung, sind aber auch eine wunderschöne Dekoration, welche du ohne Bedenken roh verzehren kannst.
Giersch als Gewürz verwenden
Trockne hierfüt bitte die Bestandteile des Gierschs (Blätter, Knospen, Früchte, Stiele) und mahle sie anschließend mit einer Kaffeemühle. Sie halten sich in einem luftdichten Gefäß mindestens ein halbes Jahr und können zum Beispiel für Kräutersalz verwendet werden.
Gierschtee bei Gicht und Rheuma
Variante 1:
Für den Tee junge, frische Blätter der Pflanze verwenden. Schneide sie kleiner und gebe 2 TL auf 250ml heißes Wasser. Lasse das Ganze 7 – 10 Minuten ziehen. Für eine heilende Wirkung trinke täglich 2 – 3 Tassen.
Variante 2:
Füge den Blättern auch Blüten der Pflanze hinzu. Weitere Anwendung wie bei der ersten Variante.
Variante 3:
Überkoche 2 EL des Krautes (Abb. siehe Titelbild) mit 250ml Wasser und lasse den Tee 5 Minuten ziehen.
Tee bei Entzündungen des Harnweges
- 1 TL Giersch
- 1 TL Brennessel
- 1 TL Ackerschachtelhalm
- 1 TL Thymian
- 1 TL Kamille
- 1 TL Goldrute
Vermische alle Kräuter miteinander (sind auch in gut sortierten Apotheken erhältlich) und nimm davon 1 TL auf eine Tasse zu dir. Trinke diesen Tee drei Mal täglich.
Ein heilsames Sitzbad bei Hämorrhoiden
Koche Blätter der Pflanze auf und lasse sie in dem Wasser. Lasse das Wasser auf eine angenehme Temperatur herunter kühlen. Dosierung: 2 EL auf 250ml
Limonade mit Giersch
- 2 EL Gierschblätter
- 1 EL Pfefferminze
- 2 TL Melisse
- 1 L Apfelsaft
- 1 Bio Zitrone, in Scheibe geschnitten
Gib alle Zutaten in den Apfelsaft und lasse diesen einige Stunden ziehen.
Giersch Öl
Fülle Blätter, Blüten und Stiele in ein verschließbares Gefäß und fülle dieses dann mit einem guten Olivenöl auf. Lasse das Ganze mehrere Wochen ziehen.
Stiele und Knospen sind besonders saftig
Die Stiele in kleine Stücke schneiden und zusammen mit den Knospen in einer Sole einlegen. Die Sole nach einigen Wochen für eine weitere Konservierung durch Apfelessig ersetzen.
Giersch als Gemüse
• 200 – 250g Gierschblätter
• 2 Zwiebeln
• 1 Knoblauchzehe
• Oliven- oder Kokosöl zum Braten
• Salz, Pfeffer und Zitronensaft oder Balsamico-Essig zum Abschmecken
Zubereitung:
Die Zwiebeln zuerst auf kleiner Flamme etwa 20 Minuten andünsten. Sie sind fertig, wenn ein leicht karamellisierter Geruch aufsteigt. Währenddessen den Knoblauch hacken und anschließend hinzufügen. Den Giersch unbedingt gründlich waschen und dann in kochendem Wasser für eine Minute blanchieren.
Lasse den Giersch abschließend in einem Sieb abtropfen und füge ihn anschließend der Pfanne hinzu. Dünste das Wildgemüse noch ein wenig und schmecke es dann mit den übrigen Zutaten ab.
Gierschkraut lindert Insektenstiche
Das Kraut zerdrücken und wie eine Art Pflaster auf den Einstich legen und dabei leicht andrücken.
Umschläge bei Verbrennungen
Das Kraut mit Hilfe eines Mörsers zerstoßen und als Breiumschlag auf die Verbrennung geben.
Übrigens, wo der Giersch wächst, ist auch der Bärlauch nicht mehr weit.
Es gilt Folgendes zu beachten!
Alle hier aufgeführten Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze sind als Beispiele aus der Naturheilkunde gedacht. Sie ersetzen bei gesundheitlichen Beschwerden nicht den Besuch eines Arztes oder ausgebildeten Heilpraktikers. Sie sind keine Anleitung zur Selbstbehandlung, sondern zeigen exemplarisch etwaige Behandlungsmöglichkeiten auf. Entgegen der Empfehlung geschieht eine Anwendung aller hier aufgeführten Rezepturen, homöopathischen Mittel und sonstigen Heilmittel eigenverantwortlich. Interessierte sind aufgefordert, sich selbständig bei einem Arzt, Apotheker oder sonstigen Fachkraft über die genauen Dosierungen und Wirkungsweisen inklusive möglichen Kontraindikationen zu informieren und beraten zu lassen.