Die Hasel war einst ein heiliger Baum. Sie ist einer der Hauptbäume der alten Kelten. Die Hasel schenkt Weisheit und öffnet Tore zu anderen Dimensionen. Ein ganz besonderer Zauber wohnt ihr inne.
In meinem privaten Sammelsurium magischer Utensilien hüte ich ein Fetisch seit vielen Jahren wie einen ganz besonderen Schatz – eine Dreiernuss des Haselstrauches. Ich nahm sie einst mit, weil mir war, als riefe sie mich. Ein wunderschönes Trio mit einer ganz besonderen Kraft. Bitte verzeih, dass ich kein Foto beifüge, aber ihr Zauber ist nicht für aller Augen gedacht.
Sie liegt wohl behütet auf einem Stein, in welchem eine Spirale eingraviert ist. Dieser Stein wiederum ist gebettet auf weichem, irischen Moos. Dieses liegt auf einem kleinen Klotz des Holunderbaumes, den ich einst leider fällen musste. Auf dem Klotz stehen außerdem die drei Nornen, im Halbkreis um Stein und Haselnüsse angeordnet. Das gesamte Gebilde wird von einem magischen Steinkreis umringt, deren einzelnen Steine mit der Zeit zu mir fanden.
Du siehst, diese drei Nüsse der Hasel sind mir so bedeutsam, dass sie einen ganz besonderen Platz erhalten haben, wo sie gemeinsam mit der Nornenkraft wirken.
Nun, ich bin nicht die erste Frau und Hexe, die sich auf die Kräfte der Hasel verlässt. Schon im alten Märchen Aschenputtel begegnet sie uns – vor allem, wenn wir die originale Fassung lesen.
„Vater, das erste Reis, das Euch auf Eurem Heimweg an den Hut stößt, das brecht für mich ab!“
So sprach das Aschenputtel und der Vater tat, wie ihm geheißen. Auf dem Rückweg stieß ein Haselreis an seinen Hut und dieses schenkte er seiner Tochter.
„Aschenputtel dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf, und weinte so sehr, daß die Tränen darauf niederfielen und es begossen. Es wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam ein weißes Vöglein auf den Baum, und wenn es einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab, was es sich gewünscht hatte.“
Du siehst, in dem Märchen weilt der Geist der Mutter – verkörpert in einem weißen Vögelchen (Täubchen) – in den Zweigen eines schönen Haselbaumes. In dieser alten Version begegnet uns auch immer wieder die magische Drei. Dreimal täglich besucht sie das Grab, drei Tage dauert das Fest des Königs, dreimal sagt die böse Stiefmutter „Nein“ als das Aschenputtel mit zum Fest gehen möchte und dreimal geht sie doch zum Ball.
Ein jedes Mal besuchte sie zuvor das Grab und sprach:
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich!“
Auch in der alten Fassung bekam das Aschenputtel natürlich den Prinzen. Den bösen Stiefschwestern aber hackten die Tauben die Augen aus. So „waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag bestraft.“
Ich kann nur empfehlen, die alten Versionen der Märchen zu kaufen, solange sie noch zu haben sind und nicht gänzlich der Zensur zum Opfer fielen.
Was lernen wir? Die Haselnuss, übrigens auch Hexenhasel, Frau Hasel, Waldhasel oder auch Haselstrauch genannt, ist ein Schwellenbaum, der verschiedene Dimensionen miteinander verbindet. In diesem Fall das irdische Reich mit dem Reich der Toten. Es öffnet aber nicht nur einen Raum zur Anderswelt, wie du später noch sehen wirst.
Schauen wir uns erst einmal den Baum selbst an.
Die Hasel – Baum oder Strauch?
Die korrekte Antwort ist: Sowohl als auch. Die ursprüngliche Hasel wächst in unseren Breiten meistens als Strauch, selten als Baum.
Ab dem 16. Jahrhundert treffen wir aber auch vermehrt auf die Baumhasel, ich wohne beispielsweise in einer Strasse, die von vorne bis hinten mit Haselbäumen bepflanzt ist. Sie kam aus Westeuropa und Westasien zu uns, ist unter anderem auch als Türkische Hasel bekannt. Die Baumhasel wächst im Gegensatz zum Busch recht langsam und wird bis zu 20 Meter hoch. Da die Bedingungen in einer Stadt ihr kaum Schaden zufügen, wird sie immer häufiger in den urbanen Straßen angepflanzt.
Die Meisten kennen die Hasel aber eher als Strauch. Sie wird um die fünf bis sieben Meter hoch und kann gute 100 Jahre alt werden. Sie ist ein Birkengewächs. Schaue dir einmal die Blätter an, dort ist es gut zu erkennen.
Die Blätter der Hasel sind fast rund, haben einen deutlich gesägten Rand mit vielen kleinen Zacken und einem spitzen Ende. Sie wachsen wechselständig, also immer abwechselnd links und rechts vom Ast. Befestigt sind sie an einem bis zu 15 Milimeter kurzen, behaarten Stiel mit der Form eine Drüse. Die Blätter selbst werden bis zu 15 Zentimeter lang.
Wir finden die Hasel noch immer recht gut, vor allem an Waldrändern. Dies ist aber kein Vergleich zu ihrem einstigen Vorkommen. Vor gut 8000 Jahren war der größte Teil Mitteleuropas mit dem Haselstrauch überzogen. Als das Klima nicht mehr so warm und trocken war, verdrängten die Laubbäume den Strauch jedoch weitestgehend.
Der Haselstrauch verträgt Sonne und Schatten gleichermaßen. Für einen guten Halt bildet er eine tiefe Pfahlwurzel mit starken Seitenwurzeln.
Die Zweige sind lang und sehr biegsam, perfekt geeignet, um Körbe zu flechten. Aber auch als Fassreifen macht das Holz eine gute Figur. Stabilere Stämme wurden eher für den Bau einer Armbrust verwendet, aber auch als Wander- und wie wir noch sehen werden Zauberstab.
Vor der Verwendung des Holzes war vermutlich vor allem die Nuss interessant. In Brandenburg wurden Haselnüsse in Tongefäßen gefunden, die dort seit 7000 – 4000 v. Chr. eingeschlossen waren. Die Haselnuss war also schon in der Mittelsteinzeit eine wichtige Nahrung für den Menschen. Er wird sie, wie die Eichhörnchen, für den Winter gehortet haben.
Essen kannst du die Nuss aber erst, wenn sie nicht mehr grün, sondern braun ist und schon von selbst aus ihrem Bettchen fällt. Um aber überhaupt die Nuss essen zu können, muss der Baum erst einmal blühen. Das tut er recht früh, von Januar bis April. Er ist der Auslöser der unangenehmen Frühjahrspollen-Allergie, auch Heuschnupfen genannt.
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„Vorbei ist bald des Winters Weh,
streut die Hasel Goldstaub in den Schnee.“
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Die Hasel zeigt uns also mit ihrem goldenen Pollenstaub, dass der Winter bald enden wird. Dieser Pollen ist auch wichtig für die Bienen. Er ist reich an Eiweiß. Er dient als Aufbautracht (erste Tracht des Jahres) zur Fütterung der neuen Brut. Das Bienenvolk braucht ihn also für sich selbst in dieser noch recht unbeständigen Jahreszeit. Nektar in der Blüte gibt es bei der Hasel jedoch nicht. Sie ist eine reine Pollenpflanze, wie auch die Erle.
Die Sache mit den Bienen bringt mich zur eigentlichen Frage zurück. Wie kommen wir nun aber zur Nuss?
Die Hasel ist einhäusig, das heißt männliche und weibliche Blüten wohnen friedlich unter einem Dach, also auf einem Baum. Die männlichen Kätzchen sind gelbbraun und werden 3-8cm lang. Ein einziges Kätzchen kann bis zu zwei Millionen Pollenkörper tragen. Da möchte aber jemand auf Nummer sicher gehen!
Sie werden schon im Herbst gebildet, gehen aber erst im Frühjahr auf Reisen. Sie fallen heraus und überlassen es dem Wind, sie zum Weibe zu tragen. Zum Glück ist sie ja nicht weit entfernt.
Die weibliche Blüte sitzt in einer Knospe. Sie hat einen Millimeter kurze, rote Narben, die dort herausschauen. Wie schon erwähnt, Nektar bilden sie nicht und sie riechen auch nicht. Sie sind für unsere Bienen ziemlich uninteressant.
Schnappen sich die roten Narben den umherfliegenden Pollen, dann gibt es eine Nuss, die dann im August geerntet wird. Wir sind nicht die Einzigen, die solch eine Nuss möchten, auch die Eichhörnchen vergraben sie Jahr für Jahr zu Tausenden. Sie gehen lieber auf Nummer sicher, weil sie viele Stellen einfach wieder vergessen. Gut für die Hasel, denn so kann ein neues Bäumchen wachsen.
Mythologie, Mystik und Magie der Hasel
Als die letzte Eiszeit vorbei war, wuchsen in den Tundren erst die Birken und Kiefern, aber bald schon auch die Hasel. Der erste Wald sah also ein wenig anders aus, als wir es heutzutage gewohnt sind, zumindest bis die Eichen kamen und die Hasel an den Rand der Wälder drängten.
In der Signaturenlehre ist die Hasel dem Element der Luft zugeordnet. Sie trägt die Kraft der Sonne in sich, aber auch der Venus und des Merkurs. Die geschlechtliche Zuordnung ist nicht eindeutig, aber meist männlich. Mitunter wird die Hasel auch als konträr zum eigenen Geschlecht beschrieben, also männlich bei einer Frau, weiblich bei einem Mann.
Der Hasel werden allerlei Kräfte zugesprochen.
Du kannst die dünnen Zweige um den Kopf binden. Das wird dir Glück bringen. Da sie, wie du noch sehen wirst, auch eng mit der Fruchtbarkeit in Verbindung steht, bietet sich solch ein Kranz auch zum Fest Beltane an, zumal die Kelten die Hasel hoch verehrten – aber auch dazu später mehr. Solch ein Kranz aus Zweigen und Blättern soll auch Wünsche erfüllen. Trage ihn doch einmal, wenn du ein Wunschritual vollführst.
Schneide die Zweige nicht einfach ab! Frage den Baum vorher um Erlaubnis und lasse ein Opfer da. Bäume lieben alles, was flüssig ist. Die Hasel freut sich über Met, aber auch einfach einen Schluck Wasser.
Das alte Volk wusste, dass eine Halskette aus 7 Nüssen das lichtvolle Feenvolk ruft, eine Kette mit 9 Nüssen geht etwas dunklere Wege.
Die Schale der Nuss kannst du bei dir tragen, wenn dich Schmerzen plagen, die von einem feuchten Wetter herrühren.
Es heißt auch, dass nach einem Biss der Kreuzotter ein Kreuz aus Haselzweigen auf die Wunde gelegt wurde. Achtung, es ist nicht überliefert, ob die Patienten diese Methode überlebten. Von den Heilkräften ist nicht mehr viel bekannt, aber es wird seinen Grund haben, warum der geflügelte Stab des Gottes Hermes aus den Zweigen der Hasel gewesen sein soll.
Nun, wie du bei den Kelten noch sehen wirst, ist 3×3 eine wunderbar, magische Zahl. Also stelle ich dir im Folgenden NEUN magische Bezüge gesondert vor.
Die Hagezussen
Ein Hag ist ein eingefriedetes Gelände, meist geschützt durch eine Hecke. Der Haselstrauch nimmt seinen Platz in diesem Schutzwall schon seit der Steinzeit ein. Kleine Siedlungen im einstigen Urwald waren von Gehölzen umgeben, die Feinde auf allen Ebenen abwehrten.
Neben unserem Haselstrauch fanden sich auch die Hainbuche, Heckenrosen, der Holunder oder auch die Brombeere am Rand eines solchen Hags. Nicht nur die wilden Tiere wurden ferngehalten, auch die bösen Geister. Die weisen Alten sammelten in diesem Gestrüpp ihre Nüsse, Beeren, so manches Vogelei und auch Heilkräuter.
Sie waren naturkundige Heilerinnen, die Hagezussen, aus denen später dann namentlich die Hexen wurden. Hagezussen waren aber nicht nur mit den Spirits der Pflanzen verbunden, sie waren es auch, die wussten, wie sie die Grenzen der Reiche übertreten können. So fühlten sie, dass die Hasel, wie im Märchen von Aschenputtel, ein Tor zum Reich der Toten ist.
Die Anderswelt
Im Märchen hat die verstorbene Mutter ihren Segen über das Aschenputtel gebracht und so tut es die Hasel seit jeher.
Daneben waren Haselzweige aber auch eine Totenspeise. Das heißt, die Zweige wurde den Menschen mit in das Grab gelegt. Solche Zweige wurden in heidnischen und in christlichen Gräbern gleichermaßen entdeckt.
Die Zweige sollten dafür sorgen, dass die Seele der Toten erneut geboren wird und so leichter den Weg durch die Welten findet.
In der griechischen Mythologie ist es die Schicksalsgöttin Lachesis, die mit einem Lebensstab aus Haselholz die Lebensfäden jedes Menschen misst.
Die magische Drei
Reisen wir weiter in die Mythologie der Kelten. Die Druidenpriester wählten die Hasel oft als Holz für ihren Druidenstab, da ein Stab aus solchem Holz seinem Träger die Gabe der Weisheit schenkt.
Überhaupt war die Hasel den Kelten heilig!
Du findest sie auch im Keltischen Baumkalender, der erst erfunden wurde, als es die Kelten schon längst nicht mehr gab. Falls du aber dennoch damit arbeiten magst, kannst du das Schaubild anklicken und schauen, ob die Hasel vielleicht dein Geburtsbaum ist.
Das Zeichen mit den vier Strichen nach links ist das Ogham¹ Symbol für die Hasel. In dieser alten irischen Schrift stand sie an neunter Stelle des Ogham Alphabetes und hieß „Coll“.
Die Zahl Neun ist die Vollkommenheit. Alle Kräfte sind in einem kosmischen Gleichgewicht. Du kennst vermutlich die neun Welten der nordischen Mythologie im Reiche Yggdrasil. Die Neun ist Anfang und Ende zugleich.
Die Zahl Drei ist eine nicht minder magische Zahl, steht sie doch vor allem im keltischen Raum für die Aspekte der Dreifachen Göttin. – Brigid, Modron und Cailleach. Die Muttergöttin, die jeweils eines ihrer Gesichter zeigt. So steht die Drei für die Sinnbilder der weiblichen, göttlichen Macht – mit ihren weißen, roten und schwarzen Kräften. In ihr pulsiert die archaische Weiblichkeit.
Das Leben wird geschenkt, genährt und genommen. Die weiße Göttin Brigid lässt alles Erwachen und regt zum Wachstum an, die rote Modron ist ernteschwer, voller Leben und die schwarze Cailleach nimmt von der Oberfläche alles Leben und hütet in ihrem schützenden Schoß bereits die Samen für das Kommende.
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Es wird gemunkelt, der Baum der Weisheit war den Kelten so heilig, dass es mit dem Tode bestraft werden konnte, ihn ungefragt zu fällen.
In alten Legenden erfahren wir so einiges über den „Heiligen Brunnen des Wissens“. Dieser Brunnen ist von den „Neun Haselnussbäumen der Weisheit“ umgeben. Aus dem Brunnen fließen sieben Ströme der Weisheit. Als Heimat des Brunnens werden unterschiedliche Quellen benannt.²
Die Haseln am Brunnen stehen für Weisheit, Inspiration und Poesie. Die Blätter, Blüten und Nüsse erwachen alle zusammen und fallen in das Wasser des Brunnens. Im Wasser schwimmen die Lachse der Weisheit, welche die Nüsse fressen. Mit deren nährender Kraft schaffen sie ihre lange Reise vom Meer hinunter zu den Flüssen.
Es heißt, jede Nuss, die ein Lachs isst, entwickelt sich zu einem Fleck auf seinem Körper. Essen wir Menschen einen dieser magischen Lachse oder trinken wir das Wasser des Brunnens, so wird uns Weisheit geschenkt. Übrigens, in jedem Jahr kehren die Zauber-Lachse natürlich zu ihrem Brunnen zurück.
Von den Kelten hoch in den Norden
… mit einem kleinen Schlenker in den Süden. Da wir schon erfahren haben, dass der Baum mit dem Tode im Bunde steht, verwundert es nicht, dass in so mancher Geschichte Frau Percht die Menschen mit einer Haselgerte schlägt, um ihnen den Winter auszutreiben. Percht heißt die oide Hex aber nur im Alpenraum, weiter nördlicher kennen wir sie als Frau Holle und noch höher im Norden hört sie auf den Namen Frigg.
Wir aber schauen auf eine andere nordische Göttin.
Idun ist die Göttin und Hüterin der goldenen Äpfel. Diese Äpfel schenken die ewige Jugend. Die Götter aßen sie und waren so für alle Zeit unsterblich, jung, stark und schön.
Eines Tages aber gerieten die Kräfte ins Wanken. Eine götterfeindliche Thursenkraft raubte Idun und die Gottheiten begannen zu altern.
Nur durch eine List kam die Göttin wohlbehalten nach Hause zurück und stellte die natürliche Ordnung wieder her.
Idun reiste auf ihrem Heimweg in der Gestalt einer Haselnuss. So ist der Göttin nicht nur der Apfel, sondern auch die Hasel geweiht.
Die Nuss ist reich an Vitamin E, ein wichtiger Bestandteil der Membranen aller Körperzellen, mit einer verjüngenden Wirkung. Ähnlich also dem Apfel, der seinerseits ein Symbol der ewigen Jugend ist. Die Nuss enthält aber auch viel gesundes Fett, Eiweiß, Kalzium, Eisen, Kalium und Phosphor, sowie die Vitamine A, B1, B2 und C.
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Übrigens wurde in der Lex ripuaria³ aus dem 7./8. Jahrhundert jeglicher Haselzauber verboten. Die Menschen hörten aber nicht auf, an die Zauber zu glauben. So waren sie sich sicher, dass abwesende Feinde geschlagen werden können, wenn nur eines ihrer Kleidungsstücke als Prügelopfer herhielt. Sowie die Haselrute auf die Kleidung traf, spürte ihr Träger den Hieb am eigenen Leib.
Kinder jedoch durften nicht mit einer Haselrute geschlagen werden, da sie sonst angeblich missgebildet werden.
Magischer Schutz
Der Haselzweig verteidigt sich nicht nur, indem er zuschlägt. Er schützt ganz ohne Hiebe gegen böse Geister, Krankheiten und auch Blitze. So stellten sich Feldarbeiter in eine Haselstaude, wenn es gewitterte. Es heißt, selbst die winzigsten Splitter des Baumes schützten ein Haus vor Feuer und Blitzschlag. Möchtest du jedoch sicher gehen, so wirf neun der Kätzchen in das Herdfeuer oder hänge Zweige an das Fenster.
Zum Schutz der Ernte vor Feuer und Blitz, wurde ein Hasel-Schössling mitten ins Feld gestellt. Um das Saatgut, das Gemüse und auch die Früchte vor bösem Zauber, Vögeln und anderen Schädlingen zu schützen, wurde direkt in die Erde mit einem Haselstab ein Kreuz mit gleich langen Armen gezeichnet, gefolgt von einem Herz und einem weiteren Kreuz.
Auch wurde das Holz an die Türe genagelt, um das Böse abzuwehren, so wie die Hecken der alten Hagezussen es taten. Die Christen verdrehten die schützende Kraft und empfahlen es nun gegen die Hexen selbst, welche ja des Teufels waren.
Die Hasel leitet unerwünschte Energien ab, die aus Erde und Wasser aufsteigen können. Das Holz bannt böse Zauber und soll sogar Giftschlangen fern halten.
Du kannst mit dem Zweig einer Hasel zum Beispiel einen Schutzkreis ziehen, in welchem du ein Ritual vollziehen möchtest oder aber du bindest das Reisig in einen Hexenbesen ein, der idealerweise aus neun Hölzern besteht.
Nimmst du einen Zweig des Holunders zur Hasel hinzu und hältst beide über Kreuz, so wird alles Böse abprallen, so heißt es.
Auch die Seeleute glaubten an die schützende Kraft der Hasel und nahmen Zweige mit auf ihre Reisen.
Ohlala …
Erinnerst du dich an die astrologische Zuordnung zur Venus? Nun das hat schon seinen Grund. Ich kenne zwei Redewendungen, die direkt zeigen, dass die Hasel auch in Sachen Fruchtbarkeit hoch im Kurs steht.
„In die Hasel gehen.“
„Der ist aus der Haselstaude entsprungen.“
Fangen wir ganz von vorne an. War einst ein Mensch so gar nicht am anderen Geschlecht interessiert, so wurde ihm ein Pulver aus Haselrinde ins Essen gemischt. So stand auch für diesen Gesellen einer Hochzeit alsbald nichts mehr im Wege.
In Rom wurden dem Brautpaar direkt die Haselnüsse geschenkt, damit schon bald die Kinder folgen. Der Bräutigam warf Nüsse unter die Schar der Gäste. Zum einen, um den Segen der Jungend zu verteilen, zum anderen, damit seine Rente eines Tages gesichert ist. Auch in unseren Gegenden versprachen die Haselnüsse, die einer Braut geschenkt wurden, viele zu stopfende Münder.
Klappte es mit dem Nachwuchs nicht gleich, so wurden Haselzweige über das Bett gehangen. War die Lust selbst eingeschlafen, so wussten sie um die aphrodisierende Kraft des Haselnussöls.
In der Beltane Nacht wurde besonders liebestollen Mädchen ein Haselstrauch vor das Kammerfenster gestellt, um sie zum Gespött der Leute zu machen. Und das vor allem ausgerechnet im Land der Liebe, in Frankreich. Gut, dass wir nicht alle Bräuche fortführen müssen.
Die liebe Hildegard von Bingen war wenig amüsiert, was den Haselstrauch anging. Sie sei „…ein Sinnbild der Wollust, zu Heilzwecken taugt er kaum…“.
Die Friedensstifterin
„In der Hasel lebt der Frieden.“
Das sagten schon unsere Vorfahren über ihren heiligen Strauch. So wurden bereits die alten Thing-Plätze eingehaselt, also mit Haselstecken umfasst, damit es zu keinen Streitigkeiten kommt. Gleiches galt für Wohnstätten, aber auch Kampfplätzen, die dem Training dienten.
Es heißt, mit einer Hasel ließe sich die Unschuld eines des Mordes Beschuldigten feststellen.
Im alten Rom trugen Abgesandte Haselruten bei sich, um ihre friedlichen Absichten zu demonstrieren. Gerichtsstätten wurden mit den Johannistrieben abgesteckt und selbst der Richterstab war aus dem Holz einer Hasel geschnitzt. Heißt es doch, das Holz der Hasel tut Wahrheit kund.
Die Wünschelrute
Frau Hasel war und ist die wichtigste Zauberpflanze für die Herstellung einer Wünschelrute.
Wie die Rute zu schneiden sei, da gibt es unterschiedliche Auffassungen. So zum Beispiel soll dies in der Weihnachtsmitternacht geschehen, vermutlich ursprünglich also zur Wintersonnenwende. Andere Geschichten sagen, es dürfe nur das Holz einer einjährigen Pflanze genommen werden, welches zu einer Tagundnachtgleiche zu schlagen ist – oder zur Sonnenwende, oder auch in einer Vollmondnacht.
Einig sind sie sich jedoch indes, dass die Rute mit nur einem einzigen, kräftigen Hieb zu schlagen sei. Das erscheint um einiges wichtiger, als der perfekte Zeitpunkt. Uneinig sind sie wiederum beim Schneidwerk, wobei jedoch am häufigsten ein noch nie gebrauchtes Messer empfohlen wird. Mit dem Hieb wird die neue Rute beschworen, auf das sie gute Dienste leistet.
Das Holz ist für Pendler und Ruten-Kundige gleichermaßen geeignet, denn es hat eine gute Verbindung zu jeglichen Energien. Wie die feine Nase eines Hundes spürt es schnell die gesuchten Quellen auf und führt den Träger der Rute zuverlässig dorthin, zumindest wenn er die Rute zu handhaben weiß. So lassen sich Wasser, Erze oder auch verborgene Schätze finden.
Für die Suche nach Schätzen darf die Rute allerdings nicht mit einem Messer geschlagen werden. Hier wird ein Feuerstein genutzt, welcher niemals auch nur ein klitzekleines Stückchen Eisen berühren darf. Dieser Glaube hielt sich bis weit in das 17. Jahrhundert. Geschnitten wurde in der Fastnacht, in der Holle-Nacht und zum Johannistag – also vermutlich zur Sommersonnenwende.
Das Orakel
Wer unter einer Hasel schläft, den ereilen im Traum Visionen. Das Holz der Hasel ist eng mit der Wahrsagekunst verknüpft.
Ein Rütteln am Hasel-Pfahl (der Gartenzaun) zur Wintersonnenwende sorgt dafür, dass einem die zukünftige Braut oder der baldige Bräutigam erscheint.
„Gartenzaun ich schüttle dich, feines Lieb, ich wittre dich“.
Sind die Worte gesprochen, so ist entweder der Name der Person zu hören oder unser drittes Auge erkennt ein Abbild dieses Menschen.
In Schottland und im Norden Großbritanniens wird zu Samhain das Orakel der Nüsse befragt. Diese Nacht wird auch die Nut-Crack Night (dt. Nussknackernacht) oder The Oracle of the Nuts (dt. Das Orakel der Nüsse) genannt.
Ein Beispiel:
Unverheiratete gaben der Nuss die Namen von möglichen Partnern. Dann wurden zwei Nüsse ins Feuer gelegt. Verbrannten beide Nüsse friedlich, war eine Verlobung nicht mehr weit. Sprangen sie aber wild durch das Feuer, so kam es erst gar nicht zu einer Vermählung oder ein gemeinsamer Weg verlief recht steinig.
Möchtest du wissen, ob ein bestimmter Mensch treu ist, so benenne eine Nuss mit dessen Namen. Lege sie auf ein Feuerrost. Springt oder knackt die Nuss, fühle der Person mal auf den Zahn. Brennt die Nuss friedlich vor sich hin, so ist es eine treue Seele.
Rauch & Spirit der Hasel
Im Grunde lassen sich Nüsse, Zweige und Rinde verräuchern. Eigentlich aber wird nur das Holz verwendet. Du ahnst es schon, es ist ein nützliche Zutat bei einem Liebeszauber-Räucherwerk.
Der Duft des Holzes ist beruhigend und warm. Der Rauch lässt uns leichter ums Herz werden. Er kann uns in andere Welten ziehen, indem die Abenteuerlust geweckt wird oder aber auch indem wir andere Dimensionen betreten und in Austausch gehen. Es grüßt hier vor allem die Merkur-Kraft.
Wir gehen mit dem Rauch auf Wanderschaft durch verschiedene Welten. Das Haselholz hilft uns also, über die Schwellen zwischen den Räumen zu treten. Dabei werden die geistigen Kräfte geschärft. Die Fähigkeit zur Konzentration bündelt sich. Wir erkennen andere Wege und Möglichkeiten, indem wir einfach unseren Blickwinkel ändern.
Nutze den Rauch des Holzes auch für Orakel, vor allem in der Nacht von Samhain.
In der Natur kannst du im Austausch mit dem Spirit der Hasel Elementarwesen begegnen, die sich dort aufhalten.
Tritt mit dieser Zauberpflanze in Kontakt, wenn du mit viel zu vielen Gedanken durch das Leben gehst. Sie hilft dir, den Kopf frei zu bekommen. Meditiere am Strauch oder begib dich für schamanische Reisen in Trance. Staune, wie sich die Grenzen mit dem Zauber der Hasel auflösen.
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A hazel nut is named for you
And dropped upon the coals.
If it burns and burns to cinder
There’re nothing more to hinder
For my love burns true.
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Erläuterung:
¹ altirisch Ogam; Das Ogham ist eine alte irische Schrift. Es wurde vom 4. bis ins 6. Jahrhundert genutzt, um an den Rändern von Menhiren (aufgerichtete mehrere Meter große Monolithe) kurze Texte anzubringen.
² der Connla’s Well, der Brunnen in der Nähe von Tipperary oder auch der Jenseitsbrunnen, der sich auf einer Insel unter dem Meer befindet
³ Gesetzessammlung während der Herrschaft des austrasischen Königs Dagobert I. für das Gebiet des Herzogtum Ripuarien (Gebiet der Rheinfranken)
empfehlenswerte Quellen:
- Renate Kauderer: Heimische Bäume. S. 134ff.
- Video auf Youtube: Die Hasel und ihre besonderen Kräfte
- Website von Eco Enchantments: The magic of the Ogham Trees
Es gilt Folgendes zu beachten!
Alle hier aufgeführten Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze sind als Beispiele aus der Naturheilkunde gedacht. Sie ersetzen bei gesundheitlichen Beschwerden nicht den Besuch eines Arztes oder ausgebildeten Heilpraktikers. Sie sind keine Anleitung zur Selbstbehandlung, sondern zeigen exemplarisch etwaige Behandlungsmöglichkeiten auf. Entgegen der Empfehlung geschieht eine Anwendung aller hier aufgeführten Rezepturen, homöopathischen Mittel und sonstigen Heilmittel eigenverantwortlich. Interessierte sind aufgefordert, sich selbständig bei einem Arzt, Apotheker oder sonstigen Fachkraft über die genauen Dosierungen und Wirkungsweisen inklusive möglichen Kontraindikationen zu informieren und beraten zu lassen.