In einer liebevollen und achtsamen Kommunikation behalten wir unseren Gesprächspartner stets im Blick. Erkenne den Zauber der Ich-Botschaft und Kommunikation ist ein Kinderspiel.
Ein kleiner Funke genügt
Wer kennt das nicht? Ein kleiner Funke genügt und plötzlich befinden wir uns in einer Situation, in der es zu einer Eskalation in der Kommunikation kommen kann. Wir streiten, fühlen uns missverstanden, werden missverstanden, sind frustriert und finden aus dieser Spirale nicht so einfach wieder heraus.
Der Verstand formuliert wunderbare Botschaften an dein Gegenüber und aus dem Mund poltern die Sätze wie Tennisbälle aus einer Selbstschussanlage. Einer nach dem anderen. Wir wollen sie stoppen, doch je stärker wir das Gefühl haben nicht verstanden zu werden um so mehr verlassen die falschen Sätze unseren Mund. Die Fronten verhärten sich und keiner scheint bereit zu sein, den Konflikt zu lösen.
Der ursprüngliche Funke ist meist nur eine winzige, unbedachte Formulierung, die von dem jeweiligen Gegenüber falsch aufgefasst wird.
Es geht auch anders
Kommunikation findet immer statt, jeden einzelnen Tag. Wir können dabei viel falsch machen, aber wir können auch vieles richtig machen.
Eine positive Kommunikation basiert auf achtsames formulieren und miteinander umgehen. Das können wir lernen!
Wir durchbrechen den Teufelskreis einer negativen Kommunikation und lösen unsere Konflikte, wenn wir bestimmte Fehler im sprachlichen Miteinander vermeiden.
Suchen wir eine Lösung für beide Seiten und setzen wir nicht länger unseren eigenen Standpunkt auf Biegen und Brechen durch, denn darin liegt bereits die halbe Miete.
Verteidigen wir unseren eigenen Standpunkt stets vehement, wird das Vertrauensverhältnis untereinander nachhaltig gestört. Indem wir die eigene Meinung in den Vordergrund schieben, setzen wir den Standpunkt des Anderen herab. Wir zwingen seine Bedürfnisse in die Knie. Das ist keine gute Basis für ein achtsames und vertrauensvolles Miteinander.
Von einer negativen Du-Botschaft zur positiven Ich-Botschaft
Es gibt einen Trick in der Kommunikation, der Situationen entschärft und wie durch Zauberhand für ein besseres Verständnis untereinander sorgt. Wir wandeln eine negative „Du-Botschaft“ in eine positive „Ich-Botschaft“ um.
Der Begriff der Ich-Botschaft (original: I-Message) stammt ursprünglich von dem US-amerikanischen Psychologen Thomas Gordon.
Er verstand unter einer Ich-Botschaft eine authentische und bewertungsfreie Selbstoffenbarung.
Ich-Botschaften und Aktives Zuhören sind wichtige Bestandteile im Gordon-Modell, einem bekannten Modell zur Lösung von Konflikten.
Was sind negative Du-Botschaften?
- „Du hast vergessen, mich anzurufen!“
- „Du hast den Müll nicht runter gebracht.“
- „Mensch, kannst Du nicht aufpassen.“
- „Denk doch mal mit!“
Wie fühlen sich diese Sätze an? Nicht so toll, oder?
Wir empfinden derartige Aussagen als unangenehm und doch werden sie tagtäglich genutzt.
Die Folge: Unser Gegenüber fühlt sich angegriffen und geht in den Verteidigungsmodus über. Er wird gezwungen, sich zu rechtfertigen und möchte dieser unangenehmen Lage entkommen.
Da haben wir ihn, unseren kleinen Funken. Jetzt noch ein klein wenig den Ton verschärfen und schon kommt es zu einer Eskalation, die völlig unnötig ist.
Sehr beliebt sind auch Formulierungen wie immer, ständig, dauernd.
Beispiel: „Du lügst immer!„
Autsch! Touché! Ehrlich, wer möchte so etwas hören?
Am Ende gibt es nur Verlierer. Wir verlieren uns in negativen Gefühlen. Die verspürte Wut, die aufkommende Traurigkeit oder auch die letztendliche Resignation lassen sich nicht so schnell abschütteln. Die Beziehung zueinander bekommt einen kleinen, zarten Riss. Ändert sich nichts an der Kommunikation miteinander, so wird der Riss mit der Zeit immer größer und ist unter Umständen eines Tages nicht mehr zu kitten.
Das alles nur, weil wir falsch kommunizieren.
Der Zauber der Ich-Botschaft
Niemand ist frei von Fehlern. Kommunikation ist nicht immer einfach. Es passiert leicht, dass wir in die oben aufgeführten Fallen tappen und uns in der Spirale einer unerwünschten Kommunikation wiederfinden.
Es ist ratsam sich in der Kommunikation an folgenden vier Punkten zu orientieren, die sich äußerst positiv auswirken.
Die Beobachtung
Versuche, deine Beobachtung ohne eine Bewertung zum Ausdruck zu bringen.
In der Kommunikation ist es wichtig, die Beobachtung einer Situation klar von der Bewertung einer Situation zu trennen.
Vermeide dabei Begriffe wie:
- ständig
- immer
- dauernd
- …
Wir haben folgende Situation:
Ich unterhalte mich mit einer Freundin und habe das Gefühl, dass sie mir eigentlich gar nicht zuhört. Sie schaut ständig in ihr Handy. Ich versuche die Situation zu klären.
Variante eins: „Ständig schaust du in dein Handy!“
Die Freundin wird durch diesen Vorwurf direkt angegriffen. Des Weiteren erreicht sie die Botschaft, dass sie das STÄNDIG macht.
Es fand eine Bewertung der Situation statt.
Variante zwei: „Ich sehe, du schaust gerade in dein Handy.“
Jetzt findet eine einfache Feststellung der Situation ohne eine Bewertung statt. Die Beobachtung wurde der Freundin mitgeteilt. Die Freundin ist nun zwar im Zugzwang, wurde jedoch nicht angegriffen.
Das Gefühl
Bringe deine Gefühle zum Ausdruck
Ein Beispiel: „Es frustriert mich sehr, dass … „
Möchtest du deine Gefühle ausdrücken, so achte darauf, dass sie keine negativen Wertungen enthalten. Frustriert ist so eine negative Wertung.
Sage besser: „Das macht mich traurig, …“
Der Druck wird aus der Formulierung herausgenommen. Das ist ein achtsamer Ansatz im gegenseitigen Umgang miteinander, denn Druck erzeugt immer Gegendruck.
Das Bedürfnis
Drücke deine Bedürfnisse aus.
Beispiel: „[…], weil ich deine Aufmerksamkeit nicht erhalte.“
Schauen wir einmal auf das Gefühlsleben. Warum entstehen in dieser Situation negative Gefühle? Sie entstehen nicht, weil eine Freundin diese oder jene Verhaltensweise an den Tag legt, sondern weil unser Bedürfnis (nach Aufmerksamkeit) nicht erfüllt wird.
Sage stattdessen: „[…], weil ich dir etwas wichtiges erzählen möchte.“
Jetzt wird das eigene Bedürfnis ausgedrückt und der Fokus liegt nicht mehr auf dem, was ich „nicht erhalte“.
Der Wunsch
Formuliere einen Wunsch an dein Gegenüber.
Beispiel: „Höre mir doch mal zu!“
Der Wunsch ist es, dass die Freundin doch endlich zuhört. Ob sie nach dieser schroffen Aufforderung noch Lust dazu verspürt?
Formuliere sanft: „[…], und ich mir dafür deine Aufmerksamkeit wünsche.“
Jetzt wird der Wunsch achtsam und liebevoll geäußert. Die wenigsten Menschen, werden daraufhin erwidern, dass ihnen das gerade gar nicht passt, sondern sie werden zuhören.
Die positive Formulierung der Ich-Botschaft
Das Ergebnis ist also nicht:
„Ständig schaust du in dein Handy! Das frustriert mich sehr, weil ich deine Aufmerksamkeit nicht erhalte. Höre mir doch mal zu!“
Sondern:
„Ich sehe, du schaust gerade in dein Handy. Das macht mich traurig, weil ich dir etwas wichtiges erzählen möchte und ich mir dafür deine Aufmerksamkeit wünsche.“
Es ist gar nicht so leicht, immer die richtige Formulierung zu finden. So kann auch in einer formulierten Ich-Botschaft letztendlich eine Du-Botschaft enthalten sein.
Ein Satz wie „Ich fühle mich nicht verstanden!“, heißt nichts anderes als „Du hast mich nicht verstanden!“ Das ist zugleich Unterstellung als auch Anklage.
Liebevolles & achtsames Kommunizieren
In einer liebevollen und achtsamen Kommunikation behalten wir unser Gegenüber im Blick.
Folgende Fragen sind dabei nützlich:
- Wie sich fühlt mein Gegenüber?
- Was braucht mein Gegenüber?
- Welchen Wunsch hat mein Gegenüber?
- Habe ich ihn/sie wirklich verstanden?
- Hat er/sie mich wirklich verstanden?
- Kommuniziere ich ohne Druck?
- Habe ich meine Gefühle zum Ausdruck gebracht, ohne ihn/sie damit zu bedrängen?
- Ist mein Bedürfnis klar geworden?
- Schätze ich die Situation wirklich richtig ein oder bewerte ich sie zu stark / schwach?
- …
Kommunikation ist keine Einbahnstraße, in der wir mit Vollgas losfahren können. Es passiert schnell, dass wir unsere*n Gesprächspartner*in überfahren.
Kommunikation sollte im besten Fall ein harmonisches Zusammenspiel zwischen aufmerksamem Zuhören, respektvollem Antworten, Erkennen der eigentlichen Situation und eine wertungsfreie Wiedergabe der eigenen Bedürfnisse und Wünsche sein.
Läuft es trotzdem einmal so richtig schief, so ist auch dies kein Beinbruch, wenn die Situation mit einer ehrlichen Entschuldigung wieder gerade gebogen wird.
„Entschuldige, ich habe mich missverständlich ausgedrückt.“
Die Welt kann ganz einfach sein.