Gerade jetzt in diesem Moment kommt alles anders als geplant. Diese Tatsache begleitet mich schon mein ganzes Leben, durchzieht meine Existenz wie ein roter Faden. Ich liebe es und statt mich dem zu widmen, was geplant war, möchte ich einen Brief an jeden Einzelnen von euch schreiben. Thema: Mutig sein, loslassen und selbstbestimmt leben!
Mutig sein, loslassen und selbstbestimmt leben!
Fragst du dich, was ich eigentlich gerade plante, bevor ich mich voller Elan an das Schreiben dieser Zellen wagte? Nun, ich verrate es dir. Ich wollte einen Artikel über Thor schreiben, den großen Donnergott, den Sohn des mächtigen Odin. Bevor ich mich an die Arbeit mache, sammle ich mich zumeist. Dieses Mal nahm ich ein Bad und konzentrierte mich, besser gesagt, ich versuchte mich auf Thor zu konzentrieren. Lange hielt ich das nicht durch, denn als würde der Donnergott selbst mir einen Gedankenblitz nach dem anderen schicken, durchströmten mich die aufregendsten Theorien.
So magst du mir auch verzeihen, wenn diese Zeilen ein wenig zu euphorisch, ein wenig zu heroisch klingen. Ich bin im Begriff zu platzen vor Glück und nichts kann mich jetzt noch aufhalten meine Gedanken mit dir zu teilen.
Das ohnmächtige Gefühl der Angst
Alles begann vor genau einem Monat. Es war ein Freitag und noch dazu der Dreizehnte. Ich freute mich auf diesen Tag, denn große berufliche Veränderungen standen an. Zudem liebe ich diese Zahl und in Kombination mit einem Freitag war mir das Glück bisher stets hold. An diesem Tag jedoch schien am Abend alles anders, als der Morgen versprach.
Wohl nichts im Leben blockiert uns so sehr wie die Angst. Mutig sein erscheint verdammt schwer. Welche Angst glaubst du, nährt das Schrecken in uns am meisten? Ich verrate dir, was ich glaube. Es ist die Angst vor Veränderung, die Angst vor dem Ungewissen. Unser Verstand ist nicht gerade unser Freund, denn er plappert in einem fort. Er schöpft sein Wissen aus einem Pool unserer Erfahrungen und ist nur selten gewillt dazu zu lernen. Dieser Verstand fürchtet die Veränderung so sehr, dass er sich alles, wirklich alles Mögliche einfallen lässt, damit es immer schön geordnet so weitergeht wie bisher.
Was aber, wenn wir nicht selbst, sondern ein anderer Mensch eine Tür zuschlägt, in deren Nähe wir uns nicht einmal wagten? Die Ohnmacht der Angst fällt eiskalt über uns. Sie erwischt uns mit einer Heftigkeit, die uns straucheln lässt. Die Welt ist plötzlich aus den Angeln gehoben. Sie rast, sie steht schnell, sie rast, sie steht still. Die Angst hat uns im Würgegriff, so sehr, dass uns manchmal gar die Luft zum Atmen fehlt. Eine einzige Sekunde des Lebens kann einem Armageddon gleichen.
Erstmal überleben
So ein emotionaler Schock kann uns jegliche Kontrolle über unser Leben nehmen. Wer schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, der weiß wovon ich rede. Es muss aber nicht ein Verlust auf der menschlichen Ebene sein, auch andere Lebensumstände können einen emotionalen Schock auslösen. Die Kündigung der Wohnung zum Beispiel oder der Verlust einer Arbeitsstelle kann aus der Angst vor der Zukunft, der Angst vor der Veränderung Monster erschaffen, gegen die wir erst einmal machtlos sind.
Ich würde nicht so weit gehen, mein Erleben am Freitag den Dreizehnten mit einem emotionalen Schock gleichzusetzen, aber definitiv riss es mir fürs Erste förmlich den Boden unter den Füßen weg. Ich habe in meinem Leben schon oft Situationen meistern müssen, die für den Verstand zu viel des Guten waren. Und ich würde auch diese Situation meistern.
Erstmal jedoch standen alle Signale auf rot. Mein Verstand schlug ein paar Kapriolen, aber beruhigte sich erstmal, damit es zu keiner Überreaktion kommt. Lieben Dank an dieser Stelle an dieses wunderbare Prinzip der Selbsterhaltung. Dieser erste taktische Zug des Unterbewusstseins setzte innerhalb kürzester Zeit ein: Verdrängung. Ein wertvoller, aber auch schädlicher Mechanismus, wenn wir nicht wieder hinausfinden.
Nach kurzem Protest begann ich die Situation zu ignorieren. Das hat jetzt einfach nicht stattgefunden. Natürlich weiß der Verstand, dass es sehr wohl stattgefunden hat, aber so tun als ob, kann wirklich Berge versetzen. Es funktionierte. Einige Tage vergingen, die Welt drehte sich weiter und nichts wirklich Schlimmes geschah.
Kreuzten kleine Bewusstseinsfunken meine Denkkanäle, so zischte ich sie beißend hinfort. Ich wollte sie nicht, ich wollte sie noch nicht.
Das Leben holt sich alles zurück
Ewig funktioniert das Gefühl der Verdrängung nicht und das ist auch gut so. Irgendwann bricht das zu schnell errichtete Gebilde ein wie ein wackliges Kartenhaus. Zu diesem Zeitpunkt setzt meistens die Wut ein. All die Leere, das Leugnen der vergangenen Tage scheint nun mit aller Macht dafür zu sorgen, dass diese Lücke wieder gefüllt wird. Die Wut hat ein enormes Potential dieses große leere Loch mit aller Wucht zu stopfen. So folgte also die Wut, wenngleich sie nur einen wirklich kurzen Gastauftritt hatte.
Das Leben holt sich alles zurück. Hat das Leben lückenlos aufgeholt, so macht es das, was es am Besten kann. Es versucht sich seine Gewohnheiten, seine Vergangenheit und die vermeintliche Sicherheit zurückzuerobern. Wir beginnen mit dem Leben zu verhandeln. Meist bleibt es nicht dabei und wir erweitern unser Handeln auf die Person oder den Bereich des Lebens, die oder der uns genommen wurde.
Zu welch Kompromissen wir nun bereit sind. Es ist die Tückischste aller Phasen, weil wir viel zu oft bereit sind zu opfern, was uns im Wesentlichen ausmacht.
In meinem Fall dauerte die Phase genau eine Zugfahrt lang und ich glitt nahtlos in die Phase der Depression hinüber.
Wir können nur mutig sein, wenn wir die Trauer zulassen
Sind die ersten 3 Phasen durchlebt, so beginnt die eigentliche Aufarbeitung, die Phase der Trauer. Jetzt fließen die Tränen, jetzt beginnen wir loszulassen, zuzulassen und der Tatsache wirklich ins Auge zu blicken. Der Schmerz hat uns eingeholt. Ich fürchte, an dieser Phase führt kein Weg vorbei.
Bist auch du in solch einer Situation, so halte diese Phase aus und kehre nicht zur Phase eins zurück. Es ist genug der Verdrängung, denn wir können nur mutig sein, wenn wir unsere Trauer zulassen. Ein wunderbares Leben wartet schon auf uns, lassen wir es zu, dass es erblühen kann.
Diese Phase kann unterschiedlich lang sein, von wenigen Tagen bis zu Wochen, manchmal auch Monaten, wobei es dann ernsthaft in Erwägung zu ziehen ist, sich fachliche Hilfe zu holen.
In meinem Fall währte die Phase ungefähr zwei Wochen. Sie fiel in die Zeit der Rauhnächte. In dieser Zeit Tausende Menschen trotzdem auf ihrem Weg zu begleiten war wirklich eine Herausforderung, aber ich stellte mich ihr und habe sie gemeistert.
Alice im Wunderland
Ich bin schon etwas älter, etwas weiser und klüger als so manch junger Hitzkopf. Ich kenne viele Spielregeln des Lebens und weiß, dass ich die Zügel wieder in die Hand nehmen muss. Das tat ich auch. Plan Nummer eins: Mutig sein. Loslassen war angesagt und ich ließ los. Ich ließ in Liebe und Dankbarkeit los. Als ich mich dazu entschloss, war plötzlich alles ganz leicht.
Ich fiel wie Alice in ein schwarzes Loch und fand mich in einem Raum wieder, der scheinbar keinen Ausgang hatte. Als ich die winzige Tür erblickte, war ich noch viel zu groß, viel zu erfüllt vom Schrecken, als das ich hindurch passen würde. Wie Alice versuchte ich diese Tatsache auszutricksen und plötzlich ward der Raum viel zu eng für meine Größe. Ein Weg hinaus fand sich auch dadurch nicht. Erst als alles in Balance geriet, konnte ich die Tür öffnen und in ein Land voller Wunder treten.
Das Unmögliche zu schaffen, gelingt einem nur, wenn man es für möglich befindet.
Zitat aus Alice im Wunderland
Mutig sein
Wir müssen mutig sein und durch die Tür gehen, die das Leben uns aufhält. Mir selbst fehlte es an dem nötigen Mut die Tür des Lebens aufzureißen und hindurchzugehen. Jemand anderes übernahm diese Entscheidung für mich. Eines Tages aber, da wollte auch ich einfach nur noch mutig sein. Mutig sein und das Leben anpacken.
Seither geht alles stetig bergauf. Das Leben fließt. Die Angst zeigt sich nur noch sehr selten und zieht schnell wieder von dannen. Viele neue Türen haben sich geöffnet. Wahre Wunder des Lebens haben Einzug gehalten. Meine Welt ist reich an Möglichkeiten und ich brenne darauf, sie zu ergreifen. Positive Erlebnisse geben sich förmlich die Klinke in die Hand, erstaunliches geschieht und ich bin gewiss, da draußen wartet noch viel mehr.
Loslassen
Eine Zeitlang ist es der normale Lauf der Welt, dass wir versuchen an der Vergangenheit festzuhalten. Wir müssen aber lernen loszulassen. Nur wenn wir bereit sind, die Vergangenheit ruhen zu lassen, erblicken wir den Zauber der Gegenwart und ebnen den Weg für die Zukunft.
Nur, wenn wir loslassen, werden sich neue Räume öffnen. Jag all die Angst zum Donnerdrummel und lass los, wenn die Vergangenheit dich fest umklammert hält. Lasse nicht im Zorn los, sondern in Liebe und Dankbarkeit. Jede Erfahrung des Lebens formt uns zu dem Menschen, der wir sind. Jede Erfahrung des Lebens schenkt uns die Weisheit, die Fähigkeit bewusst zu handeln und die nötige Reife, die Krone zu richten und weiterzugehen.
Selbstbestimmt leben
Du erschaffst dein Leben. Deine Gedanken formen deine Zukunft. Richte dich aus, überlege wer du sein möchtest und gehe deinen Weg. Nimm dir Zeit für diesen Schritt, zapfe die unendliche Weite deiner Phantasie an und überlege sehr gut, wer du wirklich bist. Finde deinen inneren Kern. Du bist nicht die Summe deiner Erfahrungen, das ist etwas, dass der Verstand stetig versucht zu vermitteln.
Ich bin sicher, unsere irdische Hülle ist nur ein Bruchteil dessen, was uns wirklich ausmacht. Wir können unsere Zukunft formen. Visualisiere dein Leben, stelle dir immer und immer wieder genau das Leben vor, dass du leben möchtest. Fühle es, liebe es, atme und erlebe es in deinen Visionen und es wird dich finden.
Ich habe begonnen ganz klare Vorstellungen von meiner Zukunft zu formen und es ist erstaunlich wieviele Dinge davon bereits in Erfüllung gegangen sind. Es funktioniert, wenn wir dem Leben vertrauen, den Energien vertrauen. Es funktioniert, wenn wir loslassen und unser Leben selbst in die Hand nehmen. Es ist niemals zu spät.
Versuche es und übe dich im mutig sein. Ein Leben voller Wunder wartet nur auf dich.
„Alice: Das ist unmöglich… Hutmacher: Nur, wenn man nicht daran glaubt!“