Der Vollmond in Widder ist der letzte Vollmond vor Samhain, dem Ende eines Jahres, zumindest in der Hexenwelt. Und er bringt uns jede Menge an kosmischen Geschenken. Auf der Mondseite werden die Kräfte durch den Heiler Chiron verstärkt, auf der Sonnenseite wirken die Energien der Venus. Wir haben auf der einen Seite starke Feuerkräfte im Tierkreiszeichen Widder, auf der anderen starke Luftkräfte im Tierkreiszeichen Waage.
Ich sprach im letzten Neumondartikel davon, dass diese Mondphase stark ausgleichende Kräfte in sich trägt, die über den Weg der Transformation geboren werden. Die irdischen Spannungsfelder sind gewaltig, aber vielleicht kannst du schon spüren, wie es Schritt für Schritt zu einem Ausgleich kommt, wenn wir nicht dem Pfad der Angst folgen, sondern auf all jene Aspekte schauen, die uns Menschen allesamt miteinander verbinden.
Wir machen uns kaputt, wenn wir krampfhaft an unserer eigenen Bubble festhalten und verklärt auf die schillernde Seifenblase unserer Illusionen blicken. Egal, wie sehr wir uns auch im Außen bekriegen, im Inneren sind wir ganz eng beieinander. Jeder darf seinen Weg wählen und viele Menschen werden ihren Kurs ändern. Licht und Liebe funktioniert nicht, Wut und Hass funktioniert nicht, jede dogmatische Einengung der eigenen Welt – egal in welche Richtung – funktioniert nicht.
Natürlich steht es jedem frei, sich die Welt schön zu denken. So wie es jedem frei steht, in ihr nur noch eine einzige Katastrophe zu sehen. Nur ist dies zielführend? Extreme fallen immer in sich zusammen, früher oder später lassen sie sich einfach nicht mehr aufrecht erhalten – dies ist nicht nur ein Naturgesetz, es ist ein kosmisches Urprinzip. Alles strebt nach Ausgleich. Dies wird sich ganz deutlich spätestens zum nächsten Neumond zeigen, der mit einer Sonnenfinsternis verbunden ist.
Steht die Venus jetzt dem Mond gegenüber, so ist sie zum Neumond am 25. Oktober an seiner Seite. Der Skorpion Neumond wird stark die Themen Werte und Beziehungen auf den Tisch bringen. Bleiben wir aber für heute bei dem Vollmond und schauen uns ein wenig näher an, welches kosmische Hilfsangebot geschnürt wird.
VOLLMOND in WIDDER
SONNE in WAAGE
09. Oktober 2022
22:54:57 MEZ / Berlin
Wer sich intensiv mit Samhain beschäftigen möchte, dem sei mein neues Buch „Samhain – Mythologie, Folklore und Rituale“ empfohlen. Überall dort erhältlich, wo es online Bücher zu kaufen gibt, ebenso direkt bestellbar in der Buchhandlung deines Vertrauens oder direkt beim Verlag.
Lass Dich mit diesem ersten Band der Jahreskreisfeste in die Welt der Schatten und Ahnen entführen. Tiefe Mystik wartet auf Dich. Der Zeitgeist von Samhain wird in den Zeilen lebendig. Reise in die Sphären der Anderswelt, wandle auf den Spuren der Druiden und Priesterinnen.
Es ist mehr als „nur“ ein Buch. Es ist heilsame Schattenarbeit, ein tiefes Verschmelzen mit der Dunkelzeit. Wohl behütet führt dich die Autorin selbst durch schwere Themen, wie den Umgang mit dem Tod.
Freue dich auf alte Legenden, Mythen, Bräuche, Räucherwissen, auf Rituale und verschlungene Pfade zu den Tiefen deines Selbst.
Der Vollmond im Widder – Oktober 2022
Der Widder, in welchem der Vollmond steht, ist geballte Frühlingskraft. Feurig, dynamisch und transformierend. Er wird ganz gehörig an unseren Komfortzonen rütteln. Die Energie ist bestrebt, starre Strukturen aufzulösen. Sie trägt die Essenz des Neubeginns. Wir dürfen nicht nur, wir müssen uns neu ausrichten. Inzwischen ist vermutlich bei so ziemlich jedem Erdling angekommen, dass die alten Zeiten vorbei sind. Sie kommen nicht zurück. Das mag viele Menschen noch immer bekümmern, aber betrachten wir es einmal ohne nostalgische Brille, so dürfen wir erkennen, dass sie zum Glück vorbei sind!
Sie sind es, die uns genau dorthin geführt haben, wo wir jetzt stehen. Wollen wir wirklich alles auf Anfang setzen und den ganzen Kladderadatsch noch einmal durchspielen oder sind wir mutig genug zu erkennen, dass wirklich viel schief gelaufen ist und wir nun die Suppe auslöffeln müssen, die wir gebraut haben? Wir alle … nicht nur „die da oben“ – du und ich und jedermann.
Vielleicht spürst du eine Wut in dir aufsteigen mit dieser Feuerkraft. Wut darüber, wie die eigenen Werte bisher verdreht wurden. Wie wir uns verbogen haben, uns angepasst haben, versucht haben irgendwie zu funktionieren. Nur reicht ‚irgendwie‚ eben nicht. Ich glaube zutiefst, dass so ziemlich jeder Mensch diesen Punkt nun früher oder später erreichen wird und wer weiß, möglicherweise gehörst du auch zu jenen, die ihn schon durchlebt haben und erkennen, welche Befreiung hinter dieser Wut wartet.
Täuschungen, auch Selbsttäuschungen lassen sich nicht mehr halten. Sich verbiegen funktioniert nicht mehr. Anpassung gelingt nicht mehr. Alles Unechte bricht zusammen. Beziehungen scheitern, Freundschaften gehen auseinander, Jobs werden gekündigt, Systeme brechen zusammen und es ist GUT so. Es gibt keinen anderen Weg. Wie sanft dieser Weg verläuft, dies liegt an uns. Je größer der Widerstand, desto stärker der Schmerz.
Mond steht nicht alleine im Widder, graduell nahe bewegt sich Chiron und schenkt uns seine Heilungskräfte. Uns wird also nicht nur kräftig eingeheizt und im wahrsten Sinne des Wortes Feuer unter dem Allerwertesten gemacht, wir werden dabei auch kosmisch getragen und unterstützt. Und es tut mir leid, aber dies geschieht nicht immer mit einer Kuscheldecke und Märchenfilm. Chiron legt durchaus den Finger tief in den Schmerz hinein. Nicht um uns weh zu tun, sondern um uns wach zu küssen, aufzurütteln. Es ist ein Akt der Liebe. Wir ändern nichts, wenn es nicht auch mal weh tut. Wozu auch?
Jeder kennt dies – fassen wir einen nicht so netten Artgenossen aufgrund falsch verstandener Liebe mit Samthandschuhen an, so treibt er seine Spielchen immer weiter und weiter. Schenken wir ihm in Liebe einen gehörigen Tritt, hat er die Chance zu erkennen. Schmerz ist keine böse Macht, sie schenkt uns Erkenntnisse, zeigt uns die wunden Punkte. Wo brauchen wir Heilung? Da, wo es weh tut!
Mond und Chiron arbeiten zum Vollmond wunderbar Hand in Hand. Die emotionale Ebene öffnet sich, wir sind verletzbar. Das ist fantastisch! Verletzbarkeit schenkt Heilung, weil wir sie heilen möchten. Spüren wir nach innen. Wo schmerzt es, wo klaffen die Wunden? Wenden wir uns diesen Feldern zu. Schenken wir uns und anderen Herzenswärme. Haben wir den Mut zur Nähe und bringen wir uns gegenseitig in unsere Schöpfungskraft.
Das fühlt sich mitunter alles ganz furchtbar an und immer wieder ist es, als seien wir innerlich total kaputt. Nichts in uns scheint heil zu sein, aber genau das tun wir gerade in dieser Zeit des großen Wandels – wir heilen.
Sonne und Venus
Dieser Mond-Chiron-Kraft stehen Sonne und Venus gegenüber. Sie sind im Luftzeichen Waage unterwegs. Gemeinsam werden sie am 23. Oktober in das Tierkreiszeichen Skorpion weiterziehen, einem Wasserzeichen. Das ruft unsere Emotionen sowas von auf den Plan!
Vorerst aber sind sie noch an die Luftenergien gekoppelt. Das weckt eine ganz tiefe Sehnsucht nach Harmonie, wenn die Waage im Spiel ist. Luftzeichen möchten ATMEN können, Luft holen, ohne dass ihnen irgendwas die Kehle abschnürt. Es sind freie, kreative Energien. Alles Enge ist kaum zu ertragen. Alles strebt in die Freiheit, in die freie Liebe. Bitte nicht mit der dogmatischen Liebe verwechseln, in der alles nur gut sein darf und Einhörner Regenbogen sprießen lassen, um es mal sanft auszudrücken. Liebe ist nicht nur Licht – Liebe ist immer Licht und Schatten! Wir lieben unsere Kinder nicht nur, wenn sie brav sind, wir lieben sie auch, wenn sie Wege gehen, mit denen wir nicht konform sind – ich sage absichtlich nicht, die falsch sind, denn das zu beurteilen ist eine andere Geschichte.
Ich kann einen Menschen zutiefst lieben, wenn er mich gerade ganz gehörig nervt. Ich kann mich selbst lieben, selbst wenn ich gerade denke, das war jetzt aber gerade richtig schräg von mir. Ich kann den Regen lieben und die Sonne, die Nacht und den Tag. Liebe ist alles. Was tust du, wenn ein geliebter Mensch auf einen Abgrund zusteuert? Baust du ihm schnell eine Lichtbrücke, die ihn schon halten wird oder lässt du ihn vielleicht auch einmal mit all deiner Liebe fallen?
Sonne in Verbindung mit Venus schenkt uns eine gehörige Portion der Liebe, aber nicht mit rosa Schleifchen und Glitzer, sondern indem sie unser Bewusstsein weitet, uns erkennen und verstehen lässt. Liebe ist ein durch und durch wahrhaftiges Gefühl. Diese Wahrhaftigkeit dürfen wir wieder entdecken. Sie ist nicht an Bedingungen geknüpft. Nur wenn du brav bist, dann liebe ich dich. Das ist keine Liebe, das ist emotionale Erpressung.
Liebe ist allumfassend. Und auch, wenn ich damit eventuell deinen Widerstand triggere, ist dies ein Akt meiner Liebe zum Leben selbst, zu den Menschen auf diesem Planeten. Und nein, ich bin nicht perfekt in diesen Dingen. Aber ich versuche zu verstehen und mein Herz zu weiten, auch wenn es an schmerzhafte Grenzen stößt. Kann ich einen Menschen lieben, der mich herausfordert, anders denkt, anstrengend ist? JA! Absolut ja. Es ist nicht immer leicht, aber ja!
Die kommenden Tage
Am 10. Oktober, also einen Tag nach dem Vollmond, stehen Chiron und Venus in Opposition zueinander. Ich möchte dies erwähnen, da an diesem Tag insbesondere alte Verletzungen aufbrechen können. Es ist immer leichter mit Ereignissen umzugehen, wenn wir uns darauf einstellen können. Diese Verletzungen rühren hauptsächlich aus Wunden alter Beziehungen. Die Venus trägt in der Waage die ausgleichenden Kräfte in dieses Feld, aber sie verglüht in der Widderkraft des Chirons, wenn sie zwanghaft nach Harmonie streben möchte. Es ist gut möglich, dass genau dieses Bedürfnis nach heiler Welt und allgegenwärtiger Harmonie an diesem Tag gehörig auf die Probe gestellt wird. Wo wir wieder an dem Punkt sind – gelingt es uns, zu lieben, wenn es unbequem wird?
Einen Tag später wechselt Merkur in die Waage. Dies wird ein Tag, in dem wir bemüht sein werden, einander zu verstehen, uns wirklich auszutauschen und zuzuhören. Wir entfernen uns vom ICH hin zum DU. Ich sehe Dich. Ich höre dir zu. Bitte sieh auch mich, höre mir zu. Die Gefahr besteht darin, die Worte als Schönfärberei zu nutzen, statt auszusprechen, was im Inneren wirklich los ist. Die Chance, welche sich öffnet, ist ein Miteinander auf Augenhöhe, vollkommen ohne Blabla …
Am 12. Oktober neigen wir aufgrund des Quadrates zwischen Mars und Neptun zum Rückzug. Uns scheint dann energetisch ein wenig die Puste auszugehen. Gönne dir einfach die Ruhe, die du dann brauchen wirst, ab dem 14. Oktober kommt die Kraft von selbst zurück, allerdings auch eher kurzfristig. Vor allem unsere kreativen Gelüste sind dann stark ausgeprägt.
Mit dem 16. Oktober geht es wieder eher in die eigene innere Welt, was dem an diesem Tage vorherrschendem Wechselspiel zwischen Sonne und Neptun zu verdanken ist. Ab dem 18. Oktober jedoch erhöhen sich die Energien wieder auffallend, wobei wir da ein wenig aufpassen müssen, dass wir nicht in unser Ego kippen und nur noch unsere eigenen Bedürfnisse durchsetzen wollen. Verantwortlich hierfür ist das Trigon zwischen Sonne und Mars.
Ich könnte dies für den ganzen Monat fortführen, es ist ein ewiges Wechselspiel zwischen „Ich brauche Ruhe, Heilung, et cetera.“ und einem „Wohooo, ich bin voll in meiner Kraft – Platz da, ich komme.“ Das kann anstrengend sein. Je bewusster du bereits deinen Weg gehst, desto weniger stark fällst du von einem Extrem in das andere, desto leichter gleitest du durch die Energien hindurch, die vor allem für all jene Menschen hilfreich sind, die genau diese Extrarunden in der Achterbahn des Lebens brauchen.
Pass gut auf dich auf.
