Patañjali, ein indischer Weiser, lebte Schätzungen zufolge zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert. Er, der Vater des Yoga, schrieb das Yogasutra. Sein Ashtãnga (achtteiliges) Yoga enthält alle Essenzen für ein glückliches, ganzheitliches Leben.

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Alles ist miteinander verwoben

Patañjali11Alle Lebewesen stehen mit der Erde und dem Universum in einer magischen Verbindung. Viele Menschen sehnen sich danach diese Einheit zu erkennen. Millionen Menschen suchen sie in religiöser Hingabe zu ihrem bevorzugten Gott. Andere Menschen kennen nur einen Gott, die Mutter Natur selbst und wiederum Andere versuchen in ihrem Streben nach Materialismus ihren Platz im großen Schoß des Allumfassenden zu finden.

Viele Menschen gehen den Weg des Yoga. Yoga ist mehr als das Üben der Ãsana im hippen Studio. Es ist auch mehr als die stille Meditation. Patañjali hat das gut 400 Jahre vor Christus bereits erkannt und einen achtgliedrigen Pfad des Yoga erarbeitet. Dies ist ein magischer Leitfaden zur Glückseligkeit.

Im Sanskrit heißt es, dass die sogenannten Klesha unseren Geist negativ trüben. Diese Hindernisse auf dem Weg zur Glückseligkeit sollen mit den acht Stufen des Yoga nach Patañjali überwunden werden. Die Klesha bringen unseren Geist wieder und wieder aus der Ruhe. Das führt dazu, dass wir leiden.

Im Yoga werden folgende Klesha unterschieden:

  1. Avidya (Unwissenheit durch Täuschung)
  2. Asmita (übermächtiges Ego, sich selbst zu wichtig zu nehmen)
  3. Raga (Wunsch, Verlangen, Begierde)
  4. Dvesha (Abneigung und Angst vor Veränderung / Unbekanntem)
  5. Abhinivesha (Wurzel der Angst)

Die acht Stufen des Patañjali bedingen einander. Sie bauen aufeinander auf und sind ein ganzheitliches Gebilde um sich nicht in den Klesha zu verfangen. Die acht Glieder sind sehr nah am Leben orientiert. Sie sind klar und verständlich formuliert. Sich weitestgehend an ihnen zu orientieren schenkt uns eine umfassende Zufriedenheit und inneren Frieden.

1 - die Eins - Zahl

Yama, die erste Stufe des Patañjali: Kontrolle dein Selbst im Umgang mit anderen Lebewesen

Wir betreten den achtgliedrigen Pfad mit dem ersten Schritt, dem Yama. Das Yama steht für unser eigenes Verhalten anderen Lebewesen gegenüber. Welche gesellschaftliche Disziplin legen wir an den Tag? Wie gut können wir uns selbst im Umgang mit anderen Wesen kontrollieren?

Im Yama werden fünf Stufen der Selbstkontrolle unterschieden:

  • Ahimsã: Tue keinem Lebewesen Gewalt an
  • Satya: Sei wahrhaftig
  • Asteya: Du darfst nicht stehlen
  • Brahmacharya: Lebe enthaltsam
  • Aparigraha: Strebe nicht nach materiellem Besitz

Yamas wurden als Stützpfeiler geschaffen um sich von ALLEM zu befreien, was uns und / oder anderen Lebewesen schadet.

2 - Die Zwei - Zahl

Niyama, die zweite Stufe des Patañjali: Hinterfrage deinen eigenen Lebensstil

Im Niyama geht es darum seinen eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Wie gehe ich selbst mit mir um, was sind meine ureigenen ethischen Werte, an denen ich mich selbst messe. Es geht um unsere individuelle Disziplin.

Der Pfad des Niyama beinhaltet ebenso fünf Glaubenssätze:

  • Shaucha: Halte deine Gedanken rein von allem Negativen
  • Samtosha: Lerne ein Höchstmaß an Zufriedenheit
  • Tapas: Sei diszipliniert und übe dich in Askese
  • Svãdhãya: Studiere dich selbst
  • Ishvara Pranidhãna: Gebe dich dem Göttlichen hin

Auf diesem zweiten Pfad soll der Yoga Praktizierende lernen sich zu beobachten und auch zu reflektieren. Ziel dieser Selbststudie soll es sein zu erkennen, dass unsere eigene Zufriedenheit nicht von äusseren Umständen abhängig ist, sondern tief in uns selbst entsteht.

3 - Die Drei -Zahl

Ãsana, die dritte Stufe des Patañjali: Das Üben der verschiedenen Yoga Stellungen für mehr körperliche Disziplin

Vor allem die Ãsanas sind in unseren Breitengraden sehr beliebt und sind neben der Meditation für viele Yoga Begeisterte der Hauptbestandteil des Yoga. Im wahren Yoga ist es jedoch wirklich nur ein weiterer Bestandteil einer ganzheitlichen Praxis und was noch wichtiger ist, eine unabdingbare Vorbereitung für die weiteren 5 Stufen des Pfades.

Beim Erlernen der Ãsana geht es vor allem auch darum die richtige Haltung für die Meditation im Sitzen zu erlernen. Alle nachfolgenden Stufen werden in dieser Position durchgeführt.

Es gibt über 800 Körperhaltungen im Yoga!

Ein Ãsana bringt deinen Körper, deinen Atem und deinen Geist in Einklang miteinander. Ein Ãsana strebt nicht nach Perfektion im eigentlichen Sinne. Die Stellung ist für deinen Körper eine Wohltat, wenn dein Atem fließt und nicht ins Stocken gerät. Dein Körper sollte nicht schmerzen und deine Gedanken sollten sich nicht in der Ferne aufhalten. Es ist absolut wichtig sich wohl zu fühlen. Gelingt es dir diese Verbindung zwischen Körper, Geist und Atem herzustellen, so werden die Übungen deinen Körper geschmeidig halten und deinen Geist klären.

4

Prãnãyãma, die vierte Stufe des Patañjali: Die Kunst des richtigen Atmens

Prãn“ ist in etwa das, was „ununterbrochen überall ist„. „Ayama“ lässt sich mit „strecken, ausdehnen“ übersetzen. Prãnã ist die Urquelle aller Energien. Mit dem Atem ist es möglich das Prãnã zu steigern. Der Geist und der Atem stehen im Yoga eng beieinander. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Ist der Atem unruhig, so ist es auch der Geist. Ist der Geist ruhig und klar, so ist auch dein Atem ruhig und klar. Beruhigen wir also unseren Atem, so beruhigen wir auch immer unseren Geist.

Im Prãnãyãma wird dieses Wissen genutzt um spezielle Atemübungen durchzuführen. Die Übungen bestehen hauptsächlich aus diesen 4 Teilen:

  1. Recaka (Ausatmen)
  2. Sunyak (Luftanhalten mit leeren Lungen)
  3. Puraka (Einatmen)
  4. Kumbhaka (Luftanhalten mit gefüllter Lunge)

„Die stetige Praxis von Prãnãyãma verringert Blockaden im Geist, die uns an einer klaren Wahrnehmung hindern.“

Patañjali, Yoga-Sûtra 2.52.

Bei den Atemübungen sollen wir unseren Körper mit möglichst viel Prãnã füllen.

5 - Fünf - Zahl

Pratayãhãra, die fünfte Stufe des Patañjali: Die Beherrschung unserer Sinne

Mich von dem zurückziehen, was mich nährt. So lässt sich Pratayãhãra in etwa übersetzen, wobei das Ãhãra soviel wie Nahrung bedeutet.

Unsere Sinne nehmen normalerweise unsere Umgebung war. Wir sehen, hören, riechen, spüren und schmecken das was uns umgibt. Der aufnehmende Sinn ist direkt mit unserem Geist gekoppelt. Im Pratayãhãra geht es nun darum diese Verbindung zu trennen. Es ist die Lehre davon sich nicht mehr von äußeren Reizen beeinflussen zu lassen. Wir ruhen ganz im Inneren. Unsere gesamte Aufmerksamkeit wird in uns hinein gelenkt.

sechs

Dhãranã, die sechste Stufe des Patañjali: Die Konzentration unseres Geistes auf einen Punkt

Mit dem Dhãranã bewegen wir uns in die Richtung der wahren Meditation in welcher alle Gedanken ruhen. Beim Dhãranã konzentriert sich der Meditierende auf einen einzigen Punkt. Durch diese gezielte Konzentration ist der Geist vollauf mit dieser einen Aktivität beschäftigt und lässt alle anderen Aktivitäten ruhen.

Dhãranã ist eine ganz bewusste Verbundenheit mit einem Gegenstand. Die Bindung (Bandha) des Bewußtseins (Chitta) an einen Ort (Desha) ist Festhalten (Dhãranã). Du hältst deine Gedanken auf ein Konzentrationsobjekt.

Zu Beginn kannst du dich zum Beispiel auf ein Mantra konzentrieren. Lasse deinen Geist nur bei diesem Mantra verweilen, lasse ihn nicht unruhig hin und her flattern. Mit einiger Übung kannst du tiefer in die Meditation vordringen und in die siebente Stufe, das Dhyãna vordringen.

Du versinkst in den Gegenstand der Meditation. Dein Geist möchte sich in Tamas (Trägheit) und Mudas (Müdigkeit) verlieren. Du musst deine Gedanken festhalten, sie immer wieder auf den Gegenstand deiner Meditation lenken. Bist du eine Blume, dann sei eine Blume. Denke nicht an den Garten, an den Duft, an die Bienen und die Wärme der Sonne – sei einfach nur eine Blume.

7 - Sieben - Zahl

Dhyãna, die siebente Stufe des Patañjali: Das Stopp aller Gedanken

Mit dem Dhãranã wurde der Geist mehr und mehr auf die Praxis des Dhyãna vorbereitet. Durch stetiges Üben erreicht der Geist den Punkt der wahrhaftigen Meditation. Der Geist geht in die Versenkung. Das menschliche Ego und die Gedanken spielen keine Rolle mehr. Dem Geist offenbaren sich höhere Dimensionen. Er wird mit universellem Wissen genährt und kommt gänzlich zur Ruhe.

8 - Acht - Zahl

Samãdhi, die achte Stufe des Patañjali: Das Erreichen der Glückseligkeit

Samãdhi ist der Zustand uneingeschränkter Glückseligkeit.

Wer dieses Ziel erreicht, hat alles erfahren was im Yoga möglich ist. Der Geist verschmilzt vollständig mit dem Gegenstand der Meditation. Nichts persönliches steht mehr zwischen dem Geist und der Erkenntnis des allumfassenden Wissens. Alles wird eins. Es ist die Stufe des reinen Bewusstseins. Alles ist eins. Unser Geist ist wahrhaftig mit ALLEM verbunden.

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Das Erklimmen der Glückseligkeit ist ein Weg des ständigen Übens

Die Klesha unter Kontrolle zu bringen und den Geist bis zur Erreichung der Glückseligkeit zu klären, bedarf einer langen Zeit. Immer und immer wieder muss beharrlich geübt werden. Es gilt dabei sein eigenes Tempo zu finden und die Intensität des Übens dem eigenen Wesen anzupassen. Stillstand jedoch bringt uns nicht voran.

Überlege wieviel Anstrengung du zu ertragen bereit bist und wähle dann deinen Weg. Vielleicht führt er dich eines Tages direkt in das höchste Glück dieses Universums.


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