Einmal im Jahr, ungefähr zu gleichen Zeit wird der Zwergplanet Pluto für fünf bis sechs Monate rückläufig. Ob es letztendlich fünf oder sechs Monate sind hängt davon ab, wie weit er gerade von der Sonne entfernt ist, denn Pluto ist ein Exzentriker in Bezug auf seine Umlaufbahnen.
Natürlich bleibt Pluto mit Beginn der Rückläufigkeit nicht plötzlich stehen, macht eine Kehrtwende und marschiert in die andere Richtung davon. Nein, er bewegt sich langsamer auf seiner Umlaufbahn als sonst. So entsteht eine optische Täuschung und es sieht aus, als würde er sich rückwärts durch den Kosmos bewegen. Etwas über vierzig Prozent seiner Lebenszeit verbringt der Zwergplanet also trödelnd.
Ich würde es vermutlich nicht anders halten, schließlich ist er der Letzte in seiner Reihe, all die anderen – Merkur, Venus, unsere Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und auch Neptun – sind dichter an der Sonne gelegen. Vielleicht wurde der kosmische Winzling deswegen nach dem Herren der römischen Unterwelt benannt. Wer wünscht sich schon einen Gott des Todes direkt neben sich? Aber zu seinen mythologischen Wurzeln kommen wir später, schauen wir uns den Zwergplaneten vorher etwas genauer an.
Rückläufigkeit Pluto 2022
29. April – 08. Oktober
Wissenswertes über Pluto
Pluto darf in der Reihe der Planeten nicht mehr mitspielen. Lange war er der kleinste Planet, nun gebührt Merkur diese Ehre. Dem noch kleineren Pluto allerdings nahmen sie im Jahr 2006 den Planetenstatus wieder weg und degradierten ihn zum Zwergplaneten. Noch aber ist ihm ein anderer Titel inne. Er ist von allen bisher anerkannten astrologischen Planeten am weitesten von der Sonne entfernt.
Die Dimensionen im All können wir uns kaum vorstellen, aber das wir ein ganzes Stück von der Sonne weg unsere Bahnen drehen, das steht außer Frage. Pluto aber ist von der Sonne noch 40 Mal weiter weg als du und ich. Kein Wunder, dass er bei diesem enormen Abstand ganze 247,94 Jahre braucht, um die Sonne einmal zu umrunden.
Nun und weil er fern jeglicher Beobachtung sein Unwesen treibt (auch wir können ihn mit bloßem Auge nicht erkennen) wundert es nicht, dass er aus der Reihe tanzt. Seine Umlaufbahnen verlaufen wirklich recht exzentrisch. Er bewegt sich nicht in der gleichen Ebene wie die anderen Planeten, sondern seine Bahn ist um 17 Prozent geneigt. Ich muss immer daran denken, dass er vielleicht da draußen alle flüchtigen Energien einsammelt und Ordnung im kosmischen Raum schafft.
Hinter dem Reiche von Neptun, Herrscher über das Tierkreiszeichen der Fische liegt der Kuipergürtel, in dem Pluto zu Hause ist. Er ist der äußerste Asteroidengürtel in unserem Sonnensystem. Neben Pluto sind dort noch weitere Zwergplaneten und andere kosmische Kleinkörper unterwegs. Sie alle eint, dass sie sich aus der ursprünglichen Materie zusammensetzen, aus einer Zeit stammend, in der die Planeten einst entstanden. Hier im Kuipergürtel werden auch die Kometen geboren.
Pluto auf einem Blick
- Zwergplanet im Kuiper-Gürtel
- Alter: 4,5 Milliarden Jahre
- Namensgeber: römischer Gott der Unterwelt
- Entdeckung: 1930 von Clyde Tombaugh
- Umlaufzeit: 248 Erdjahre
- Länge eines Tages: 153,3 Stunden
- Durchmesser: 2320 km
- Art: vermutlich ein Gesteinskern, ummantelt mit Wassereis und einer Kruste aus Stickstoffeis
- Entfernung von der Sonne: 5,906,000,000 km
- Position: 9. und vorerst letzter Planet im Sonnensystem
- Stärke der Schwerkraft: 0,7 N / kg
- Anzahl der Monde: 5 – Charon, Hydra, Nix, Kerberos und Styx
Die mythologischen Wurzeln von Pluto
Es heißt, wenn wir den Code des Zwergplaneten Pluto entschlüsseln können, dann haben wir die Seele des gesamten Universums verstanden.
Um den Spirit von Pluto zu begreifen, macht es Sinn, sich seinen Namensgeber einmal etwas genauer anzuschauen.
Die große Erdgöttin Demeter hatte gemeinsam mit Zeus viele Söhne und Töchter. Eine davon war die schöne Kore, das Kornmädchen.
Einst ging Kore mit ihren Freundinnen spazieren, sammelte hier und da Frühlingsblumen und genoss den sonnigen Tag. Plötzlich aber fallen ihr die Blumen aus den Taschen ihres Kleides und ihr Sammelkörbchen wird weit davon geschleudert. Ein Fremder zog Kore auf sein Gespann und raste in überirdischer Eile davon. Er lenkte den Wagen in einen See und wollte gerade in die Fluten hinabtauchen, als sich ihm eine Nymphe in den Weg wirft.¹
Sie hatte Kore erkannt und sie wusste auch von dem Fremden, der kein Geringerer als Hades war, der Gott der Unterwelt. Schon lange betete er Kore aus der Ferne an. Er bat unlängst seinen Bruder Zeus um die Hand seiner Tochter, welcher weder zu- noch absagte. Da bekanntermaßen keine Antwort immer dazu führt, dass Beste zu wählen, überkam es ihn an jenem Tag. Keine Sekunde länger wollte er ohne sie sein. Die Nymphe aber erinnerte ihn: „Du kannst nicht wider Demeter handeln und ihre Tochter entführen. Willst du sie zur Frau, so musst du sie darum bitten.“
Hades will von alledem nichts hören. Er stößt sein Königszepter in das Wasser und der Weg in sein Reich in der Unterwelt ist frei. Die schöne Kore ward vom Erdboden verschwunden.
Als dies nun geschah, geriet die Welt aus den Fugen, welche einst unter dem behüteten Einfluss von Demeter und ihrer Tochter Kore stand. Männliche Götter rissen die Herrschaft über alles Irdische an sich. Alle drei Brüder: Zeus, Poseidon und auch Hades geißeln die Erde unter ihrer Gewalt. Es geht bei alledem nicht nur um die schöne Kore, es geht um einen Wechsel der Macht.
Dieser Gott Hades wurde schon bei den alten Griechen selbst Pluton genannt, lateinisch Pluto. Er ist der Vorläufer zum späteren römischen Gott Dis. welcher auch dort alsbald als Pluto bekannt war. Pluton bedeutet Reichtum und auch Dis bedeutet reich und prächtig, frucht- und kostbar. Aus seinem Reich geht die fruchtbare Erde hervor, gedeiht das Korn und die Pflanzen, welche Menschen und Gottheiten gleichermaßen nähren.
Hades Reich ist aber auch ein Reich des Todes und der Wiedergeburt. Früher oder später finden sich dort alle Wesen ein, die je auf der Erde lebten. Manche verschlägt es gemäß ihren Greueltaten auf Erden in den Tartaros oder auf die Wiesen der Asphodelischen Felder. Die Rechtschaffenen gelangen nach Erebos in die Obstgärten des seligen Elysiums. Dorthin hatte Hades auch Kore entführt.
In diesem Teil der Unterwelt herrscht weder Frost noch Kälte. Es ist immer helllichter Tag und überall erklingt Musik. Wer nach Elysium kommt, kann so er denn mag, wiedergeboren werden. Wer dreimal nacheinander in Elysium aufgenommen wird, darf sich für alle Zeit auf der Insel der Seligen niederlassen.
Was aber wurde aus der schönen Kore? Sie fügte sich mehr oder weniger. Fortan war sie unter ihrem bekannteren Namen bekannt, Persephone, die Göttin der Unterwelt. Ihre Mutter Demeter aber ließ die Pflanzen nicht mehr wachsen und alle leideten Hunger. Endlich griff Zeus ein und es wurde eine Einigung gefunden. Persephone lebte fortan nur eine Hälfte des Jahres in der Unterwelt. Tat sie dies, so ward Winter auf Erden. Stieg sie aus der Unterwelt empor, so begann der Sommer.
Was lernen wir aus diesem Teil der Geschichte? Hades / Pluto nimmt sich, was er begehrt. Er ist das Sterben und das Werden. Licht und Schatten, Reichtum und Grauen, Geburt – Leben – Tod und Wiedergeburt. Er ist die Verkörperung der Transformation, der Wandel in allen Dingen.
Rückläufer Pluto – Stolpersteine und Chance
Mit Pluto in unserem energetischen Raum wird immer etwas Neues auf den Weg gebracht, egal ob er langsam oder schnell seine Runden dreht. Als Rückläufer, also wie wir gelernt haben langsam laufend, wird dieses Attribut des Planeten jedoch stark verstärkt. Es ist, als würde er auf die Bremse treten, um sich mal so richtig Zeit zu nehmen, um gerade zu rücken, was aus dem Ruder gelaufen ist.
Wir spüren aber nicht nur den Rückläufer Pluto sehr intensiv. Wechselt der Zwergplanet von einem Tierkreiszeichen in ein anderes, so bricht stets irgendeine Katastrophe über uns herein. Zum Glück geschieht das nicht jährlich wie die Rückläufigkeit. Zum jetzigen Zeitpunkt im Frühjahr 2022 ist der letzte Wechsel gut 14 Jahre her und brachte die Weltfinanzkrise über uns Erdlinge.
2023 und 2024 wird er des Öfteren das Tierkreiszeichen wechseln und zwischen Wassermann und Steinbock in und her trudeln. Das wir uns in einem Wandel befinden ist unübersehbar, aber gewiss wird er diesen noch einmal kräftig anstoßen. Warten wir es ab, welche Überraschung er dieses Mal für uns geplant hat, bis er dann endgültig im unkonventionellen Wassermann ankommen wird. Das werden aufregende Zeiten, soviel ist gewiss.
Du siehst, Pluto ist ein sehr aufwirbelnder Planet, der in ganz tiefe Ebenen einwirkt. Schauen wir uns an, welche Stolpersteine und Chancen mit dem Rückläufer Pluto auf uns warten.
Jetzt wird aufgeräumt
Immer so gegen Ende April wird Pluto rückläufig. Wer weiß, vielleicht ist er ja nicht ganz unschuldig an der alten Volksweisheit „Alles neu macht der Mai.“ Für die darauffolgenden fünf bis sechs Monate lässt er sich langsamer durch den Kosmos treiben, damit ihm auch ja nichts entgeht. Genug Zeit also, um Veränderungen auf den Weg zu bringen und sie fürs Erste zu festigen.
Pluto hat seine Augen scheinbar überall und scheut nicht davor zurück, gründlich aufzuräumen. Alles Alte hat ausgedient und muss dem Weichen, was nun auf den Weg gebracht werden soll. Strukturen werden geprüft, wenn nötig aufgebrochen und auch kurzerhand entsorgt, wenn sie ausgedient haben.
Diese Energie spüren wir natürlich auch in unserem eigenen kleinen Raum, in unserem ureigenen Mikrokosmos. Immer schön an die Hermetischen Prinzipien denken: Wie im Großen, so im Kleinen. Wie im Schatten, so im Licht. Wie oben, so unten. Wie im Makrokosmos, so im Mikrokosmos.
Pluto wird also in unserem Leben aufräumen. Du kannst versuchen wegzuschauen und das Ganze zu ignorieren. Wirklich sinnvoll erscheint mir dies aber nicht. Du weißt, wenn jemand anderes aufräumt, dann finden wir hinterher nichts mehr wieder. Im schlimmsten Fall liegt kein Stein mehr über dem anderen.
Besser ist es, wenn wir unsere Augen nicht verschließen, die Ärmel hochkrempeln und beim Ausmisten helfen. Nutze die helfenden Arme des Rückläufer Pluto, um in deinem Leben einmal ordentlich zu entrümpeln. Das Frühjahr bietet sich wunderbar zum Ausmisten auf allen Ebenen an und den Sommer über können wir den neu entstandenen Raum mit alledem füllen, was wirklich zu uns gehört.
Wo liegt deine Macht?
Der Rückläufer Pluto macht seinem Patronen Hades alle Ehre. Wie der Gott der Unterwelt mischt er sich in das Machtgefüge der Welt ein. Getreu dem Motto „Das wollen wir doch mal sehen, wer hier das sagen hat.“, wird an Führungspositionen gerüttelt und mit dem Machtgefälle gespielt.
Macht ist nicht per sé ein mieser Wert. Wie alles im Leben hat es seine Sonnen- und Schattenseite. Ich sage immer: Möchtest du den wahren Charakter eines Menschen erkennen, so schenke ihm Macht. Ein wirklich effektiver und schneller Weg, die Idioten dieser Welt zu erkennen. Probiere es einmal aus. Es ist erstaunlich, was so alles hinter Masken verborgen liegt.
Mit Macht kann viel Gutes auf den Weg gebracht werden, wenn sie sinnvoll eingesetzt wird. Macht kann aber auch unterdrücken und das Schlimmste im Menschen hervorbringen.
Ist Pluto rückläufig, so sei achtsam im Umgang mit jeglichen Führungspersönlichkeiten. Du musst vor keiner Seele den Buckel krümmen. Lass dich nicht knechten und von oben herab behandeln. Glaube nicht alles, was dir gesagt wird und folge nicht jedem Befehl. Wie Hannah Arendt einst proklamierte: „Niemand hat das Recht zu gehorchen.“
Gib die Macht über dein Leben niemals aus der Hand. Fällt es dir schwer, für dich einzustehen, so sieh Plutos Herausforderung als Angebot. Gib niemals auf. Übe es deine Frau, deinen Mann zu stehen – jeden verflixten Tag. Klappt es nicht, dann sei stolz darauf, dass du es versucht hast und probiere es am nächsten Tag erneut. Wir wurden allesamt zu braven, folgsamen Erdlingen konditioniert – oft über viele Jahre hinweg. Nur die dicksten Sturköpfe konnten sich dem widersetzen. Hol dir dein Leben zurück, Schritt für Schritt.
Schaue, wo die Macht über dein Leben wirklich liegt. Ist sie ganz und gar bei dir oder fügst du dich immer wieder dem Willen anderer Menschen? Sei kritisch, wenn du prüfend den Blick schweifen lässt. So manch Geselle auf Erden beherrscht die Machtspielchen auf sehr subtile Art. Also sei mutig und spüre, wie frei du wirklich in deinem Herzen, deiner Seele bist.
Halte den Prüfungen stand
Mit dem Rückläufer Pluto kommt so einiges auf dich zu. Hebt er sein Zepter, so beginnt die innere Transformation, die sich auch im Außen widerspiegelt. Im Großen und Ganzen sind wir jedoch auf uns selbst gestellt. Immer wieder drängt uns der Spirit des Rückläufers in die Tiefe unserer eigenen Seele hinabzusteigen. Es ist, als würde unser Leben ebenso exzentrische Ellipsen ziehen wie Pluto selbst. Mal geht es hinab in unsere Schattenwelt und dann steigen wir wieder hoch empor.
Die Energien spüren wir nicht alle gleichermaßen stark. Sind wir sehr bei uns und gefestigt in der eigenen Persönlichkeit, haben wir unsere Werte gefunden und gelernt Macht zu nutzen, statt sie zu missbrauchen, so wird Pluto an uns so gut wie unbemerkt vorüberziehen. In einem aufgeräumten Haus gibt es für ihn nichts zu tun.
Sind wir jedoch weit von unserer Seele entfernt, haben wir keinen Halt in dieser Welt, sind wir eines Anderen Knecht und stehen wir nicht für unsere Werte ein, dann kann es sehr unangenehm werden. Entscheide selbst, ob dies gut oder schlecht ist. Wie möchten wir denn leben? Selbstbestimmt, frei und in unserer Mitte stehend oder irgendwie verloren im Raum?
So kannst du die angebotenen Transformationen als Geschenk ansehen, um zu deiner eigenen Stärke zu finden. Weißt du nicht, in welche Richtung du gehen solltest, so lausche deinem Herzen. Es kennt den Weg. Arbeite an deiner Intuition, sie ist das beste Navigationsgerät, dass uns mit in die Wiege gelegt wurde. Vertraue deiner inneren Stimme, deinen eigenen Gefühlen. Fühlt sich etwas falsch an, dann kehre um, schlage eine andere Richtung ein.
Pluto zuckt niemals mit der Wimper, wenn es darum geht, die Schattenseiten des eigenen Lebens kennenzulernen. Er stößt uns hinein, wie einst Persephone in die Unterwelt. Sie konnte ihrem Schicksal nicht entgehen, aber sie hat einen Weg gefunden, wie sie das Schattenreich nicht mehr fürchten muss und wie sie es immer wieder einmal verlassen kann, wenngleich es stets zu ihr gehören wird.
Schatten machen uns nur Angst, so lange wir nicht wissen, was dort verborgen ist. Sind wir mutig und schauen uns dieses innere Reich an, so können wir es ganz liebevoll in unser Leben integrieren, ohne still zu leiden, weil wir ein Monster fürchten, von dem wir nicht wissen, wie groß und gefräßig es ist.
Also tue es Pluto und Persephone gleich. Steige in die unteren, verborgenen Gefilde deines Selbst hinab. Lernen diese Welt in dir kennen und du wirst auch in diesem Reich mit Liebe herrschen.
Freue dich, dass in deinem Leben aufgeräumt wird.
Überdenke deinen eigenen Umgang mit Macht.
Unterwirf dich nicht einer falschen Führung.
Hüte dich vor Aggressionen.
Ermächtige dich Selbst und herrsche über dein Leben.
Spüre deine Urkräfte.
Verlasse dich auf deine Intuition.
Sei Königin oder König in deinem Reich.
Verliere deine Träume und Wünsche nicht aus den Augen.
♥
Quelle
¹Wanderer am Himmel. S. 40. Caryad, Thomas Römer und Vera Zingsem. Springer-Verlag Berlin. 2015.