Sommersonnenwende: 21. Juni
Der Tag der Sommersonnenwende ist der längste des Jahres. Es folgt die kürzeste Nacht. Es ist das Fest des Feuers, das Fest des Lichtes. Die Sommersonnenwende ist das Pendant zur Wintersonnenwende im Dezember. Früher war es Brauch, das Jahr in eine Hälfte des Lichtes und eine Hälfte der Dunkelheit zu unterteilen. Es gab einen Sommer, dem ein Winter folgte und umgekehrt.
Das Wissen um die Sommersonnenwende ist sehr alt
Bei den heutigen Druiden ist die Sommersonnenwende unter dem Namen Alban Hefeyn bekannt. Es heißt, dass die Wurzeln bei den Kelten liegen. Es gibt jedoch keine Quellen über ein keltisches Mittsommerfest. Im heutigen Kroatien waren einst die Ostkelten beheimatet. Dort wurde die Heilige Hochzeit des Stammesgottes Toutanos mit seinem Weibe Rigani zehn Tage vor der Sommersonnenwende gefeiert. In Irland werden am Hügel der Fee Aine Mittsommerfeuer entzündet. Das Fest nennt sich dort Oiche Fheile Eoghain.
Die Anhänger der noch geschichtlich gesehenen, doch recht jungen Wicca Bewegung nennen die Sommersonnenwende Litha. Hierbei handelt es sich um eine Wortschöpfung aus den 70er Jahren des Autors von entsprechender Wicca-Literatur, Aidan Kelly.
Viele Namen und viele Geschichten wurden für dieses Fest geschrieben.
Fakt ist, der Mittsommer gehört zu den vier großen Sonnenfesten im Jahreskreis. Ihr Pendant ist die Wintersonnenwende am 21. Dezember. Sie liegt der Sommersonnenwende genau gegenüber. Die Frühlings-Tagundnachtgleiche liegt genau zwischen der Winter- und Sommersonnenwende, die Herbst-Tagundnachtgleiche zwischen der Sommer- und Wintersonnenwende.
Die Kirche konnte dieses heidnische Fest nicht ignorieren, es war fest in der damaligen Kultur der Heiden verankert. So tat sie, was sie in solchen Fällen immer zu tun pflegte, sie wandelte es in ihr eigenes Fest um, den Johannistag. Es war Johannis dem Täufer gewidmet und ist heutzutage auf den 24. Juni datiert. Noch heute sind die riesigen Freudenfeuer auch unter dem Namen Johannisfeuer bekannt. Die alte, heidnische Tradition jedoch konnte durch die Kirche bis heute nicht verdrängt werden. Im Gegenteil, mehr denn je suchen die Menschen den Weg zurück zu ihren Wurzeln, möchten sie auf dem Alten Pfad wandeln.
Der kalendarische Unterschied ist der Kalender-Reform geschuldet. Ehemals lagen Sommersonnenwende und Johannistag auf dem selben Tag, eben dem Tag von Mittsommmer, einst dem 24. Juni. Mit der Reform verschob sich alles um drei Tage nach vorn, die Kirche aber behielt das nun nicht mehr gültige Datum bei. Bei der Wintersonnenwende ist es das gleiche Spiel. Sie ist heutzutage am 21.Dezember (ehemals 24. Dezember), fiel jedoch einst mit dem Heiligen Abend zusammen. Mit der Reform blieb der Heiligabend am 24.12. bestehen, die Sonnenwende wurde angepasst und korrekterweise auf den 21. Dezember datiert.
Alte Stätten und Relikte
Die Feiern zur Sommersonnenwende gab es bereits, als an die Bibel noch nicht einmal zu denken war. Das lässt sich nicht so einfach aus dem kollektiven Gedächtnis streichen.
Nehmen wir einmal den Turm von Jericho. Er ist der älteste Turm der Welt und steht nun bereits seit 11.000 Jahren. In seiner unmittelbaren Umgebung befindet sich der Berg Quarantal. Der Schatten seines Gipfels fällt zur Sommersonnenwende genau auf diesen Turm. Das fanden die Archäologen der Universität Tel Aviv heraus.
Stonehenge ist nicht ganz so alt wie der Turm von Jericho. Das Alter wird mit etwa 5100 Jahren angegeben. Der Steinkreis ist heute eine der bekanntesten Kultstätten der Welt und eines der Lieblingsplätze zur Sommersonnenwende für spirituelle Touristen.
Ein weiteres Relikt aus der Bronzezeit ist die Himmelsscheibe von Nebra (siehe Abbildung), welche die Sonnenwenden und die Tagundnachtgleichen anzeigt. Ihr Alter wird auf 3700 bis 4100 Jahre geschätzt.
Dies sind nur drei Beispiele aus der alten Zeit, derer es viele gibt. Das Wissen ist tief in den Menschen verankert und niemand wird es löschen können, egal, wie sehr sie es versuchen.
Alte Mythen rund um die Sommersonnenwende
Mittsommer ist ein Fest der Sonne und des Feuers. Es wird ausgelassen, nahezu ekstatisch gefeiert. War die Wintersonnenwende mit der Sorge vor der bevorstehenden, kalten Jahreszeit verbunden, so war dieses Fest ein Fest der puren Freude. Die Menschen mussten sich nicht grämen oder beunruhigt sein. Die Erde brachte die ersten Früchte hervor und alles stand in voller Pracht. Es herrschte Fülle und Überfluss. Die Sonnenwenden sind durch viele Erzählungen mit der germanischen Mythologie verknüpft.
Baldur und sein Tod zur Sommersonnenwende
Viele Geschichten über den Gott Baldur sind geschrieben. Eine von ihnen ist eine Erzählung von Snorri, welche eng mit der Sommersonnenwende verknüpft ist.
Es ist der längste Tag des Jahres. Die Tage sind noch nicht so heiß, wie sie bald werden können. An keinem anderen Tag des Jahres wird die Sonne länger scheinen und ihre Kraft der Erde schenken. Hernach wird sie sich mehr und mehr zurückziehen. Die Schatten ihres Daseins werden von Tag zu Tag länger, bis zur Wintersonnenwende die Nacht den längsten Schatten wirft.
Am Tag von Mittsommer soll Baldur, der Sohn der Frigg, durch ein List von Loki zu Tode gekommen sein.
Geburt und Leben des Baldur
Odin machte sich einst zu einer längeren Reise auf. Seine Brüder Wili und We übernahmen für diesen Zeitraum die Regentschaft. Sie übernahmen zudem gleich Odins Frau Frigg und zeugten mit ihr einen Sohn, Baldur – der meist geliebte der Götter.
Baldur plagten furchtbare Albträume. Immer wieder träumte er von seinem eigenen Tod. Er ertrug diese Last nicht länger und erzählte den anderen Asen von diesem furchteinflößenden Traum. Unter Yggdrasil, der Weltenesche, hielten sie Rat, was zu tun sei.
Odin wurde ausgesandt, Näheres zu erfahren, doch davon soll ein anderes Mal die Rede sein. Springen wir ein Stück vor in der Geschichte.
Baldur hatte einen blinden Bruder namens Hödr. Er schlug vor, dass alles in der Welt, alles Beseelte und alles Unbeseelte den Schwur leisten soll, dem Gott Baldur nicht zu schaden.
Frigg machte sich auf und nahm allen Dingen und allen Wesen den Schwur ab, nur eines „vergaß“ sie: Die kleine, zarte Mistel an einer Eiche.
Die Götter testeten den Schwur und warfen Wurzeln und anderes Gehölz nach Baldur, aber alles prallte an ihm ab. Sie wurden mutiger und warfen mit immer größeren Dingen nach Baldur und nichts geschah. Odin warf seinen Speer nach ihm, Thor seinen Hammer, aber alles prallte an ihm ab.
Baldurs Tod
Auf einem Fest, just zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende, schossen sie wieder mit Pfeil und Bogen sowie anderem Gewerk auf Baldur. Loki nervte das alles wahnsinnig und er ersann eine List. Als alte Frau verkleidet suchte er Frigg auf und fragte, ob sie wirklich allen Dingen und Wesen den Schwur abgenommen hätte. Sie gestand schließlich, bei einer noch jungen Mistel auf den Schwur verzichtet zu haben.
Loki machte sich auf und holte die zarte, zerbrechlich wirkende Mistel. Zurückgekehrt gab er sie Hödr und überredete ihn, damit nach Baldur zu werfen. Dies tat er schlußendlich und Baldur sank tot zu Boden. Er war von der Mistel durchbohrt.
Baldurs Wiedergeburt
Nach dem Tod Baldurs waren die Götter sehr verzweifelt. Frigg gab ihren Sohn aber nicht auf. Es gelang ihr, nach langem Hin und Her, ihren dritten Sohn Hermoðr zu überreden, in das Totenreich zu reisen, um mit der Totengöttin Hel zu verhandeln. Mit Sleipnir, Odins achtbeinigem Pferd, machte sich Hermoðr auf den Weg durch das Tor zum Totenreich. Niemand ist je durch dieses Tor zurückgekehrt. Das kluge Pferd Sleipnir indes sprang einfach darüber hinweg. So überredete Hermoðr die Totengöttin, seinen Bruder Baldur wieder frei zu geben. Hel verlangte, dass alle Wesen und Dinge der Welt um Baldur weinen sollten, erst dann würde sie ihm seine Wiedergeburt gestatten.
Viel Zeit war vergangen, der Winter kratze bereits mit seinen kalten Krallen an der Tür. Frigg schickte abermals Boten in alle Lande aus. Alle weinten nun um Baldur – außer Thök, die Riesin. Wieder war es Loki der Listige, der seine Finger im Spiel hatte. Die Götter erkannten, dass er sich in ebendiese Riesin verwandelt hatte. Sie ergriffen Loki, zerrten ihn unter die Erde und fesselten ihn dort an einen Felsen. Erst bei Ragnarök, der Götterdämmerung gelang es Loki, sich zu befreien.
Nun war Baldur dem Reich der Toten entkommen.
Mythos des Baldurs
Diese Geschichte wurde oft verdreht und verbogen. Baldur ist kein Sonnengott, wie es oftmals behauptet wird. Er ist in den Jahreskreis eingebunden, da er zum Fest der Sommersonnenwende zu Tode kam. Er wird aber nicht zur Wintersonnenwende wiedergeboren. Seine Aufgabe ist es, in Hels Hallen auf seine Wiedergeburt nach Ragnarök zu warten. Baldur ist es, der an Odins Seite wiederkehrt, wenn die Welt neu geboren wird.
Was mich sonst noch an der Geschichte stört, kannst du im Artikel über Baldur selbst nachlesen. In meinen Augen wurde er zum Messias der Nordischen Mythologie verhunzt und die große Göttin Frigg als senile Tratsche diffamiert.
Alte Bräuche der Sommersonnenwende
In der Mittsommernacht, wenn sich die Sonne unter dem Horizont schlafen legt, werden große und kleine Feuer entfacht. Die Menschen tanzen um die Flammen und springen über sie hinweg. Das soll Glück bringen und vor Unheil schützen.
Die kleinen Kinder der alten Zeit wurden schnell krank und eine Krankheit führte nicht selten zum Tod. Sie wurden zur Mittsommernacht über das Feuer geworfen, um sie vor diesem Schicksal zu bewahren. Ein über das Feuer geworfenes Kind werde nicht so schnell krank, glaubten die Menschen der alten Zeit.
Neigten sich die Feste dem Ende entgegen, so nahmen die Menschen einen glühenden Scheit aus dem Feuer und trugen ihn nach Hause. Mit diesem Holzscheit wurde das eigene Heim gesegnet. In vielen Gebieten ist dieser Brauch noch heute ebenso aktuell wie einst. Die Kultur der Heiden ist nie wirklich zerbrochen.
Die Sommersonnenwende ist ein Fest, das tief in die Nacht hineinreicht. Um so später es wird, um so berauschender die Feier. Brennende Räder, gemäß einer uralten Tradition, werden entzündet und von Bergen und Hügeln hinab gerollt.
Das Fest endet erst, wenn die ersten Vögel erwachen und der Morgen dämmert.
Die Kraft der Sonnwendkräuter
Am Tage sammelten die Frauen Sonnwendkräuter wie Beifuß, Eisenkraut, Gundermann, Schafgarbe, Rittersporn und vor allem die Sonnenpflanze Johanniskraut. In der Nacht banden sie sich diese um ihre Hüften.
In ihren Haaren trugen sie Blumenkränze aus Gundermann, an den Hüften Beifuß. In der linken Hand hielten sie das Eisenkraut.
Den Kräutern werden starke Heilkräfte zugesprochen, die ihre Wirkung am kraftvollsten entfalten, wenn die Mittsommernacht auf die Nacht des Vollmondes fällt.
Die nackten, männlichen Tänzer banden sich indes einen Gürtel aus Beifuß um die Hüften. Er sollte die Potenz erhöhen. Die Nacktheit in jener Nacht war übrigens heilig, sie war die Verbindung zum Ursprung des menschlichen Daseins.
Mit Hilfe der Kräuter wurde ein starkes Gebräu kreiert, welches eine besonders berauschende und aphrodisierende Wirkung hatte.
Rund um die Felder steckten die Menschen die sogenannten Wolfskräuter: Arnika, Eberesche, Beifuß, Königskerze, Kümmel und das Christophskraut. Sie sollten dem Sonnengott Ehre erweisen.
Ein kleines Mittsommer – Ritual
Nimm dir einen kleinen Leinenbeutel und fülle diesen mit Kräutern aus:
- Lavendel
- Johanniskraut
- Eisenkraut
- Gundermann
Besprich den Beutel mit deinen Sorgen, Ängsten und Problemen. Verbinde ihn und vergiss nicht, ihn mit zum Feuer zu nehmen.
Wirf den Beutel am Abend in die Flammen. So sollen deine Sorgen und Ängste verbrennen und sich deine Probleme in Rauch auflösen.
Ist das Feuer klein genug, springe darüber hinweg.
Das ist nicht der Moment für waghalsige Experimente!
Spring nicht über das Feuer, wenn es für dich oder umstehende Personen gefährlich ist.
Dieser beherzte Sprung wird dich reinigen.
Mittsommer ist ein geselliges Fest. Es ist Brauch, das Fest mit der Familie und / oder Freunden zu feiern.
Die Sommersonnenwende erzählt von Licht und Überfluss, aber sie erzählt auch eine andere Geschichte. Alles was jetzt in Fülle vorhanden ist, wird wieder verloren gehen. Alles was zu Tage kommt, wird wieder im Dunkel verschwinden. Noch sind die Nächte einladend warm und die Tage voller Kraft und Licht. Der Winter scheint weit entfernt. Zelebriere das Leben und tanze durch die Nacht.
Mittsommer
·
Zur Morgenstund im blauen Licht,
Erlebt sich der Sommer auf Feld und Hain,
wie tausend Perlen im grünen Meer
glitzert der Tau im Sommerkleid.
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Auf einer Lichtung kitzeln die Strahlen
die Flügel der Feen im Moosgewand,
Elfen tanzen im Reich des Holunders,
singen vom Sommer, der in Fülle entbrannt.
◊
Es tanzen die Schwestern um lodernde Flammen,
es wiegen die Kränze im wallenden Haar,
es erzählen die Brüder die alten Geschichten,
von Sonne und König und wie es früher einst war.
◊
Türmt auf die Tische mit all euren Gaben.
Erhebt die Becher, den Göttern zum Dank,
heut ist ein Tag, um in Fülle zu baden,
zu tanzen, zu lachen im Sommergewand.
◊
Lausche dem Zauber des Kleinen Volkes,
lass in Freude dein Herz erblühen,
dreh mit der Sonne den Mittsommer-Reigen,
denn bald schon beginnt sie, sanft zu verglühen.
– © Alexa Szeli –