Tiwaz, die Rune des Gottes Tyr steht für die Weltenordnung, das Recht und die Gerechtigkeit. Im älteren Futhark führt sie das dritte Aett an, welches auch Tyrs Aett heißt.
Tiwaz ist dem Buchstaben T zugeordnet
Tiwaz = Symbol für Pfeil, Himmelsgewölbe
Die Rune Tiwaz
Betrachte einmal die Rune für eine Weile und beobachte, welche Assoziationen in dir aufsteigen. Fühlst du dich an einen Pfeil erinnert oder ein stützendes Dach, welches unter sich etwas verbirgt? Vielleicht ist es auch das Gefühl, dass etwas in eine Richtung fließt, welches in dir aufsteigt. Siehst du Geborgenheit oder Kampf, wenn du die Rune erfühlst? Oder etwas völlig anderes?
Die Form der Pfeilspitze drängt sich förmlich auf, auch wenn bei längerer Betrachtung weitere Bilder aufsteigen. In der alten Zeit erinnert sie an Speere, aber ebenso an Pfeile. Ein Speer kann sowohl geworfen, als auch gestoßen werden. Pfeile und Speere gehen stets in eine Richtung, sie wenden nicht plötzlich in der Luft und kommen wieder zu uns zurück. In der Tat fand sich das Symbol der Tiwaz Rune auf Speerklingen der alten Zeit, so wie gleichsam Schwerter diese Rune zuweilen trugen.
Baldur, Sohn von Frigg und Odin, kam durch einen Pfeil der Mistel zu Tode und war es nicht Odin selbst, der vom Speer verwundet neun Tage und Nächte am Baume Yggdrasil hing, als er letztendlich hinabfiel und die Runen fand? So scheint auch bei Vater und Sohn eine Verbindung zur Rune zu bestehen, aber die eigentliche Gottheit hinter Tiwaz ist der uralte Gott Tyr.
Die Rune Tiwaz und der Gott Tyr
Der Gott Tyr wird teils Tiwaz, auch Teiwaz genannt. Der Name Tiwaz/Teiwaz geht vermutlich auf das indogermanische „deiwos“ zurück, welches wiederum an das lateinische „deus“ (=Gott) erinnert. Auch deiwos bedeutet Gott oder auch göttlich. Theorien besagen, dass Tyr der einstige Hauptgott war, welchen später Odin verdrängte. In der Tat ist Odin ein mächtiger Gott, der noch heute einen höheren Bekanntheitsgrad als Tyr hat, doch auch wenn es so scheint, als sei Odin der Herrscher der Götter, gibt es viele Anhänger der These, dass im alten Heidentum kein Gott über einen anderen stand.
Tyr könnte in seinem Ursprung ein Himmelsgott gewesen sein, gewiss ist es indes nicht. In der alten Germania Schrift von Tacitus ist von einem Gott Twisto, auch Tuisto (=Zwitter) die Rede. Es handelt sich dabei um einen zweigeschlechtlichen Urgott, wie auch der Ur-Riese Ymir beide Geschlechter in sich trug.
In der Göttergeschichte gibt es drei Geschwister, welche Unheil und Verderben bringen: (die eigentlich doch recht harmlose) Hel, die Midgardschlange und der Fenriswolf. Der Fenriswolf ward als Welpe geduldet, wurde aber bald schon den Göttern zu unheimlich, so dass sie beschlossen ihn anzuketten. Die Zwerge fertigten aus dünnen Fäden die unzerstörbare Kette Gleipnir. Der Wolf selbst war misstrauisch, als ihm die Kette dargereicht wurde und er verlangte, dass einer der Götter die Hand in sein Maul legen sollte als Pfand. Tyr, wohlwissend was geschehen wird, opferte seine Hand.
Mit diesem Akt endete die Zweigeschlechtigkeit des Gottes und er wurde ein männlicher Gott des Krieges. Der andere Teil Twistos wandelte sich zu Donar-Thor, dem Gott des Donners. Formt nicht auch die Rune selbst aus einem Stamm zwei Abzweigungen?
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Vers des Altenglischen Runengedichts
Tyr er æinendur asa
opt værðr smidur at blasa
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Tyr ist der einhändige Ase,
oft muss ein Schmied blasen.
Recht und Ordnung
Die Rune wirkt auf das Ziel gerichtet. Ordnung und Recht sollen hergestellt werden, Frieden einkehren, so wie vorerst der Fenriswolf in Ketten gelegt, sein Dasein fristen muss. Die Rune lässt auch erkennen, dass es unter gewissen Bedingungen nötig ist, Opfer zu bringen, so wie Tyr seine Hand und ebenfalls seine Dualität für höhere Zwecke aufgab.
Lässt sich die Ordnung nicht im Guten herstellen, so ist die Rune zum Kampfe bereit. In diesem Kampf sind viele Entbehrungen zu erwarten. Bindungen können brechen, Dinge von Wert verloren gehen. Jedoch wie ein Polarstein bei Nacht, weist dir die Rune den Weg. Du bist stark. Zeige diese Stärke und weiche deiner Verantwortung nicht aus. Sei voll des Mutes und glaube unbeirrt an deine Visionen. Achte darauf, dass du dabei deine Mitmenschen nicht aus den Augen verlierst. Sei kein rücksichtsloser Einzelkämpfer, sondern habe das Gesamtbild im Blick.
Die magische Arbeit mit Tiwaz
Im Grunde ist es klar, nutze Tiwaz, wann immer du ein Ziel erreichen möchtest. Bedenke, dass diese Rune deine Widersacher vernichten kann und sei dir immer im Klaren darüber, wie weit du gehen möchtest. Verbinde dich mit der Rune, um ihre Kraft aufzunehmen und lasse ihre Energie in deine Handlungen einfließen.
Sei in deinen Entscheidungen gütig und gerecht.
Tiwaz eignet sich übrigens ganz hervorragend, um Kräfte unterschiedlichster Art zu einer „Waffe“ zu einen – wie bei Binderunen.
Widerfährt dir Unrecht, so trage Tiwaz als Amulett oder direkt auf dem Körper aufgetragen und der Gerechtigkeit wird Genüge getan.