Vollmond in Widder
Sonne in Waage
25. 09. 2018
04:52:19 MEZ
In den frühen Morgenstunden des 25. Septembers stehen sich Mondin und Sonne auf dem zweiten Grad zum Vollmond in Widder gegenüber. Die Sonne ist erst eine gute Stunde zuvor von der Jungfrau in die Waage gewechselt.
Wir sind in der Phase der zwölften Mondin, deren Patronin die Urfrau Lilith ist. Die Herbst Tagundnachtgleiche liegt gerade hinter uns und das letzte der Jahresfeste, das keltische Samhain, ist nur noch eine komplette Mondphase entfernt. Ist die 13. Mondin erwacht, legt sich das Jahr zur Ruhe und wir gleiten in die Zeit, welche außerhalb jeglicher Normen liegt. Die rauhen Nächte sind schon als ganz zartes Flüstern zu vernehmen. Noch aber steckt der Hauch des Sommers in unseren Knochen.
Vollmond in Widder
Seit mehr als einer Mondphase stehen wir im Prozess der Heilung. Die letzte volle Mondin im August war angefüllt mit heilenden Kräften. Es galt das Leben zu ordnen und sich dem Fühlen hinzugeben.
Nun scheint es, als würde die Mondin mit aller Macht an dieser Heilung festhalten wollen. Sie holt sich Chiron zur Hilfe, der in Konjunktion nah an ihrer Seite weilt. Aber auch seine Kräfte sind angegriffen, er befindet sich auf einem rückläufigen Weg vom Widder zu den Fischen. Ferner durchlebt die Mondin einen Konflikt mit Saturn, zu dem sie im Quadrat steht. Er möchte die Mondin begrenzen, ihr eine Struktur verleihen. Saturn weilt im vierten Haus und hat Angst seine Wurzeln zu verlassen, dem Vertrauten den Rücken zuzukehren. Die Mondin im achten Haus möchte diese Grenzen austesten, sich dem Verlust alter Muster stellen.
Die männliche Kraft der Sonne stellt sich diesem weiblichen Verlangen vehement entgegen. Mit Merkur scheint der Sonne zudem die Stimme der Vernunft zur Seite zu stehen. Es quillt nur so von kopfgesteuertem Bemühen über. Harmonische Unterstützung finden Sonne und Merkur ausgerechnet in der dunklen Schwester der Mondin, der Ersten und Ursprünglichen, der Lilith. Sie stehen im Trigon, also in Harmonie zueinander.
Lilith, Venus, Mars und absteigender Mondknoten
Lilith ist unser aller Ursprung. Sie ist die Kraft des Chaos. Das Christentum hat Lilith verbannt und sie höchstens noch als Dämonin ohne Erbarmen auferstehen lassen. Ihr Dasein war noch weniger akzeptabel als die Rolle der Maria Magdalena, welche bis heute der Verleumdung der christlichen Kirche ausgeliefert ist, wenngleich sie zähneknirschend heilig gesprochen wurde. Das jedoch bietet genügend Stoff für eine andere Geschichte, zu einer anderen Zeit. Kommen wir zurück zur Lilith. Nie hätte sie dem Manne den Apfel gereicht, nie hätte sie sich zähmen lassen. Also musste sie gehen.
Wer ist Lilith?
Lilith lebt in jeder Frau. Sie ist deine Wut, sie ist dein Ungehorsam, deine elementare Kraft. Sie ist das Feuer in deinen Augen, das Lodern deiner Hüften, der wilde Tanz und das hemmungslose Singen. Ist die Mondin die Göttin Frigg, so ist Lilith die Freya und auch die Hel. Lebt die Mondin in der Mutter des Christen Schamanen Jesus, so ist Lilith die lange Zeit zur Hure degradierte Maria Magdalena.
Was fordert Lilith?
Lilith wandelt im fünften Haus, dem kosmischen Spielzimmer. Hier ist kein Platz für den Ernst des Lebens, kein Raum für Vernunft. In diesem Haus lebt es sich hemmungslos und ungezügelt. Lilith hat sich als Spielkameraden den Mars erwählt. Was könnte passender sein? Er, die ungezügelte rohe Energie des Männlichen, verbindet sich mit der weiblichen, unverfälschten Urenergie des Weiblichen. Er weiß sich durchzusetzen, ist voller Tatkraft und Entschlossenheit.
Die Venus steht in Quadrat zu Lilith und Mars. Sie sucht also ganz bewusst den Konflikt zu diesen beiden Urgewalten. Sie weilt im dritten Haus, dem Ort der Kommunikation. Venus erzählt von der Liebe, der Harmonie. Sie möchte verbinden was sich in Feindschaft gegenüber steht. Sie, die Richtungsweisende im Venusjahr, kennt ihre Aufgabe und sucht den Weg der Empathie.
Liliths unmittelbare Nähe zum absteigenden Mondknoten bestätigt, dass es Zeit ist, den Zorn zu überwinden. Dieser Achsenpunkt steht für unsere Vergangenheit, für all unsere erlernten Muster und Verhaltensweisen. Festhalten um jeden Preis. Das geringste Übel hierbei wäre wohl die Stagnation. Das Ziel indes ist klar: Es gilt aufzusteigen, in die Zukunft zu schauen und die Bequemlichkeit des Alten zu überwinden.
Heilung erfordert Balance
Der Weg der inneren Heilung ist häufig lang und mitunter mühselig. Die Mondin findet sich in einem Konstrukt gegensätzlicher Interessen wieder. Innerlich sind wir noch immer nicht bereit das Alte aufzugeben. Wir hängen an unseren Gewohnheiten und können die einstudierten Muster nur schwer durchbrechen. Ein Verlust fühlt sich an wie Verrat, wie ein verlorener Kampf.
Es ist jedoch kein Spiel, kein Wettkampf mit Sieger und Verlierer. Es ist dein Leben. Wir haben uns die Muster nicht ausgesucht, wie die Zimmerfarbe in unseren Wohnräumen. Sie wurden uns übergestülpt, zurecht gestopft. Zur Not mit Gewalt. Nur weil uns etwas vertraut ist, muss es nicht das Richtige sein.
Es ist Zeit den eigenen Weg zu gehen, nicht von Außen gesteuert zu werden. Suche nicht den Weg, denn du brauchst deinen Pfad nicht finden. Du gehst zu jeder Zeit auf ihm. Dein Weg liegt immer unter deinen Füßen, aber du kannst jederzeit die Richtung bestimmen.
Möchtest du heil sein, ganz sein und vollkommen leben, so lass dich dorthin tragen wo du dich gesehen, frei und anerkannt fühlst. Finde das Gleichgewicht, die Balance zwischen deiner Vergangenheit und der erträumten Zukunft, zwischen deinem Schmerz und deiner Zuversicht. Lebe alle Aspekte des Lebens, nimm sie in Liebe an und die Waage wird in einer horizontalen Linie stehen.
Titelbild von Evie Shaffer auf Unsplash