Welches Geheimnis ist ganz tief in dir verborgen? Welchem Schatten läufst du davon? Der Vollmond am 16. Mai 2022 wird versuchen, seine tröstende Hand auf eben diese Wunden zu legen.
Es ist nicht irgendein Vollmond, den wir da in den frühen Morgenstunden erwarten. Der Mond wandelt auf der Mondknotenachse, so dass es zu einer totalen Mondfinsternis kommt. Er zaubert dabei ein wenig und wandelt sich von einem Vollmond in einen Blutmond. Zentimeter für Zentimeter taucht er in den Kernschatten der Erde ein und beginnt orange-rot zu leuchten.
Möchtest du dieses Highlight des Monats beobachten, so schwing dich früh aus deinem Bett. Recke und strecke dich dreimal nach rechts, dreimal nach links, mach sieben Kniebeuge und dreizehn Hampelmänner. Das ist ganz neu im spirituellen Erlebnispool und nennt sich „Numerologischer Frühsport für Hexen“. Also, früh aufgestanden und los gehts.
Ob mit oder ohne Hexen-Frühsport, möchtest du einen Teil der Mondfinsternis bewundern, so solltest du um 03:32 Uhr an einem Ort sein, der dir eine freie Sicht auf die Zaubermondin beschert. Jedenfalls, wenn du in Berlin wohnst. Je weiter es Richtung Westen geht, desto später kannst du aufstehen und desto mehr kannst du sehen. Selfkant, die westlichste Gemeinde Deutschlands kann also jubeln. Ein klitzekleines bisschen zumindest.
Für die komplette Mondfinsternis müsstest du in Südamerika sein oder auch im östlichen Teil von Nordamerika, zum Beispiel im wunderbaren New York.
Warum aber sehen wir nicht alles? Nun das liegt daran, dass die Sonne sich nicht daran hindern lassen wird, aufzugehen. Ganze 106 Minuten kann so eine Mondfinsternis maximal andauern, Berlin beispielsweise kommt nur bis zum Ende des zweiten Aktes, ehe der Vorhang fällt. Beginnt um 05:29 Uhr die Hauptphase, ist es hier zumindest vorbei. Die Gemeinde Selfkant hat dann noch einige Minuten, aber die maximale Verdunkelung ist in Europa nur in Portugal und im Westen Spaniens zu sehen.
VOLLMOND in SKORPION
SONNE in STIER
16. Mai 2022
06:14:08 MEZ / Berlin
Die Energien zum Vollmond
Eine Mondfinsternis nicht zu Ende sehen zu dürfen, das ist schon schade. Eine kleine Entschädigung aber hat der Kosmos sich für uns ausgedacht. Der Mond ist mit nur 360.000 Kilometern Entfernung der Erde recht nah und erscheint uns daher größer als gewöhnlich.
So wunderschön eine Mondfinsternis auch ist, wie wird es sich mit den Energien zum Vollmond verhalten?
Die Sonne, welche ja zu jedem Vollmond Frau Mondin direkt gegenübersteht, hat Besuch erhalten. Der ihr am nächsten liegende Planet, der kleine Merkur ist graduell so dicht an der Sonne, dass die Energien sich gegenseitig stark beeinflussen. Ob das für uns so prickelnd wird, sei mal dahingestellt. Die Sonne durchzieht zwar den erdigen Stier, was an für sich Ruhe in unser System bringt, aber Merkur tritt gerade ordentlich auf die Bremse, so dass wir von einem rückläufigen Merkur sprechen.
Mond wandelt also auf der entgegengesetzten Seite und wer steht dem Stier gegenüber? Ich verrate es dir, der geheimnisvolle Skorpion. Das Tierkreiszeichen, in dem die alte, weise Ur-Göttin Cailleach sich erhebt und die Wesen der Anderswelt durch die Samhain Nacht geistern. Erinnerst du dich, ich frage, welches Geheimnis der Mond wohl in dir beleuchten wird – nun soviel kann ich an dieser Stelle schon verraten, die Mondin allein ist es nicht, die es zu entlocken versucht.
Zwei weitere enge Verbindungen gibt es zu diesem Vollmond noch, zwischen Neptun und Mars sowie – und wie wunderbar das ist – zwischen Chiron und der Venus. Die Jupiter Neptun Konjunktion, das Pärchen des Jahres, geht derzeit wieder getrennte Wege. Pluto ist dafür, wie schon zu Beginn dieser Mondphase, ebenso wie Merkur rückläufig.
Zeit, das Geheimnis zu lüften
Zum Zeitpunkt des Vollmondes stehen ganze drei der zehn astrologischen Planeten im zwölften Haus: Sonne, Venus und Uranus. Ebenfalls im zwölften Haus bewegt sich Chiron, wie bereits erwähnt, nahe an der Venus stehend. Das zwölfte Haus ist das Haus der Geheimnisse. Es ist zugleich das mysteriöseste aller astrologischen Häuser. Hier liegen tiefe Wahrheiten vergraben. Dieses Haus kennt all deine Schatten, all das, was du zu verbergen versuchst und all jene Dramen deines Lebens, die du tief in dir vergraben hast.
Das Haus entspricht dem Tierkreiszeichen der Fische, es ist Heimat der Spiritualität und des Unterbewussten. Es ist ein Ort der Träume und ein Ort der Inspiration. Es scheint, als läge hier inmitten des Kosmos ein unterirdisches Reich verborgen, dass alle Schätze unseres Lebens beherbergt. Jene, die wir gerne funkelnd schön in unseren Händen halten, aber auch jene, deren Deckel wir mit Eisenketten umschlingen.
Dieses zwölfte Haus wird einen großen Einfluss auf die Energie des Vollmondes nehmen. Das Mondlicht wird dir den Weg zu deinen Schatten leuchten, folge dem Pfad und renne nicht davon, denn der Mond trägt den Stachel des Skorpions. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber wir sind inmitten einer sich wandelnden Zeit, deren Ausgang nicht absehbar ist. Sollten wir es da nicht endlich leid sein, vor uns selbst davon zu laufen?
So kannst du den Vollmond als Chance sehen und den Raum des zwölften Hauses als Ort einer eigenen Initiation nutzen. Finde dein tiefes Selbst, nimm es an, egal welches Gesicht es dir zeigt. Beginne alles an dir mit Wohlwollen, noch besser mit tiefer, bedingungsloser Liebe zu betrachten.
Wie wäre es denn, wenn du einfach so diesen Vollmond als Wendepunkt nimmst? Auf einer unserer beiden Schultern sitzt zu jeder Sekunde der Tod mit einer Sanduhr in der Hand. Niemand weiß, wann das letzte Sandkorn fällt. Vielleicht in 50 Jahren, vielleicht in einem Monat, vielleicht in einer Stunde. Wir wissen es nicht. Wir wollen es auch nicht hören, nicht darüber nachdenken, es in eines der Erdlöcher des zwölften Hauses vergraben, aber es ändert nichts: Wir sind sterblich.
Wir haben dieses wunderbare Geschenk des Lebens bekommen und wir sollten keine Sekunde länger zögern, es endlich komplett auszupacken und jeden Tag als die Kostbarkeit zu betrachten, die es ist. Finde, was dich erfüllt. Ich schreibe absichtlich nicht, was dich glücklich macht. Das Streben nach Glück ist das Fangen von Rauch mit einem grobgelöcherten Netz. Finde deine Erfüllung. Lebe nicht mehr entgegen deinen Wertvorstellungen. Erhebe deine Träume zum heiligen Gral. Springe mitten in deine Ur-Kraft hinein. Spüre achtsam deinen Körper. Nimm Verbindung zum Kosmos und all dem wunderbaren Leben auf.
Was flüstert uns die Mondin?
Ich sprach schon davon, sie trägt den Stachel des Skorpions. Dieses Tierkreiszeichen lässt uns Ende Oktober endgültig in der Dunkelzeit ankommen, eine Zeit der inneren Einkehr, der spirituellen Reise in andere Welten, der Suche nach tiefer Weisheit, nach verborgenem Wissen. Wie auch im zwölften Haus sind wir jenseits des Irdischen, auf der Schwelle zu anderen Reichen oder auch längst über sie hinweg getreten.
Die Kraft kommt aus der Dunkelheit, nicht aus dem Licht. Sie steigt aus dem Verborgenen auf, den Schatten und finsteren Orten. Die Energie ist archaisch und in ihrem Wesen unbestechlich wie ein Skorpion, in dessen Natur es liegt, den mitunter tödlichen Stich zu setzen, wenn es nicht mehr anders geht.
Die Mondin küsst unsere Intuition, hebt uns sanft auf die Schwelle zum Verborgenen. Sie durchzieht dabei das sechste Haus, was die Energie mehr auf unsere Physis richtet, auf unseren Körper. Die Gesundheit rückt in den Fokus, wir achten gut auf uns, neigen aber auch dazu ein wenig zu kränkeln.
Wir müssen aufpassen, dass wir mit Mond im sechsten Haus nicht in eine kosmische Falle treten. Die Energie redet uns gerne ein, dass wir gebraucht werden wollen. Im schlimmsten Fall bemessen wir unseren eigenen Wert an diesem tückischen Faktor. Solange ein Mensch absolut in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, sollte es in meiner Welt niemals dazu kommen, dass er einen anderen Menschen braucht, eines anderen Menschen bedürftig ist. Und so gibt es in meiner Welt auch kein „Ich möchte, dass mich jemand braucht.“. Ganz und gar nicht. Diese Sicht erfolgt immer aus einem Mangel heraus.
Achte also darauf, ob du dich unnütz fühlst, weil du das Gefühl hast, niemand braucht dich. Schaue dir dann an, warum das so ist und vielleicht gelingt es dir ja, zu erkennen, dass es absolut wunderbar ist, wenn es niemanden auf dieser Welt gibt, der dich wirklich braucht.
Wie gesagt, ich rede nicht von Menschen, die sich noch nicht oder nicht mehr um sich selbst kümmern können, weil sie zu jung, zu alt sind oder anderweitig gehandicapt sind. Feiere es, wenn dich niemand braucht, denn dann lebst du vermutlich in einem guten, gesunden Umfeld.
Neptun und Mars
Neptun und Mars haben sich in den Fischen verbrüdert, von denen Neptun ja zugleich der Herrscherplanet ist. Er wandelt also zu Hause und hat Mars quasi als Gast. In dieser Konstellation wartet die nächste Falle auf uns, der Wunsch, es allen recht machen zu wollen.
Es kann sein, dass es dich dazu drängt, deinen Tag so zu organisieren, dass du niemandem auf die Füße trittst, aber ehrlich, warum solltest du das tun? Es ist nicht rechtens, sich selbst zu verlieren, um im Licht des Anderen zu glänzen. Leuchte aus dir selbst heraus, denn du hast jedes Recht dazu.
Passe also zum Vollmond auf, dass du dich nicht in irgendeiner Form selbst manipulierst und verweigere dich dem erst recht, falls es jemand von Außen versuchen sollte. Je selbstbewusster du zu dir stehst, desto geringer ist die Gefahr, in eine dieser kosmischen Fallen zu treten, die uns letztendlich aber auch nur lehren wollen, dass wir unseren Weg noch ein gutes Stück weitergehen müssen, ehe wir unseren Pfad völlig frei und selbstbestimmt wählen werden.
Heilung und Liebe reichen dir die Hand
Das letzte Vollmond-Pärchen bilden Venus und Chiron, die Macht der Liebe und Kreativität und die Kraft der Heilung.
Auch diese Beiden beschenken uns mit einer Gabe fürs Leben. Ihre Botschaft heißt: Zeige deine Verletzlichkeit. An dieser Stelle ein Netflix-Tipp (unbezahlte Werbung): Brené Brown – The Call to Courage. Sie hat auch ein Buch geschrieben: „Verletzlichkeit macht stark“, welches ich allerdings nicht gelesen habe. Ich vermute jedoch, es lohnt sich.
Es ist an der Zeit, die eigenen Schutzmauern einzureißen. Zeit, dass wir die harten Hüllen abstreifen und uns in all unserer zauberschönen Verletzlichkeit zeigen. Es ist einfach verrückt, dass wir alle diese Verletzlichkeit in uns tragen, aber so ziemlich niemand sie zeigen mag. Im Gegenteil, meistens versuchen wir unsere verletzliche Seite mit aller Macht zu verbergen.
Wenn wir doch aber nur beginnen würden uns zu öffnen …
Liebevoll ermuntern uns Venus und Chiron mit der Feuerkraft des Widders unsere eigene Scham zu überwinden und uns mit all unserer Verletzlichkeit zu offenbaren. Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen, dass es sich absolut lohnt. Öffne ich mich, so öffnet sich auch mein Gegenüber. Manchmal nicht sofort, aber doch recht bald. Probiere es gerne einmal aus.
Freue dich auf einen schönen Vollmond
Na, wo liegt gerade dein Fokus? Konzentrierst du dich auf die Schönheit oder die Herausforderung des Vollmondes? Prüfe gerne einmal, in welche Richtung deine Empfindungen gerade tendieren. Das ist ein guter Gradmesser dafür, wie bewusst du bereits lebst.
Siehst du die Schönheit und freust du dich auf die Gaben der vollen Mondin, so bist du auf einem sehr guten Weg, ein tief bewusstes Leben zu führen. Denkst du nun, och nee – nicht schon wieder so ein anstrengender Mond, dann liegt dein Fokus nicht tief in dir, sondern ist sehr stark im Außen verhaftet. Bist du dann mutig genug, die Einladung der Mondin anzunehmen und mit ihr in deinen Schatten zu tanzen?
Welchen Weg du auch immer für dich wählst, ich wünsche dir eine zauberschöne Vollmondzeit.