Um ein Vollmondritual für den Zwilling zu finden, betrachten wir doch einmal die Zeit, in welche dieser Zaubermond fällt und vor allem auch, was der Mond so mit sich bringt.
Zuerst jedoch verrate ich dir ein Geheimnis. Schreibe ich meine Artikel, so weiß ich vorher nie genau, was dabei entsteht. Gerade jetzt in diesem Moment, habe ich noch keine Ahnung, welches Vollmondritual ich gleich empfehlen werde. Ich habe noch nicht einmal darüber nachgedacht. Bei mir ist immer der Weg, das Ziel.
Nun, dann setzen wir gemeinsam einen Schritt vor den anderen.
Die Zeit der Greisin
Zu Mabon waren Tag und Nacht in Balance, seither werden die dunklen Stunden stets länger und das Licht besucht uns immer kürzer.
Es ist die Zeit der Greisin.
Schon immer standen wir Menschen vor allem unter der Obhut der großen Göttin. Sie hat viele Gesichter und in der Dunkelzeit hält sie schützend ihre Hand über uns. Sie ist die Matrona, die Urd, die Cailleach, die Hel oder auch die Baba Yaga. Sie transformiert, ist Totengöttin, Initiatorin, Hüterin des uralten Wissens, Schenkerin, Beschützerin, die alte Weise.
Ihr Fest ist Samhain. Da wandelt sich die Göttin, steigt in die Tiefen hinab und legt den Hauch des Wandels über uns. Alles was gestorben ist, wird aus ihrem Schoß erneut auferstehen. Sie kennt die Tiefen des Lebens, kennt alle Facetten des Seins. Alles hat sie gesehen: Geburt, Leben und den Tod.
In der Zeit ihrer Herrschaft wenden wir uns nach innen. Wir schauen zurück, suchen bewusst die Ruhe und gehen in die Transformation. Unsere Vorfahren und Ahninnen sprechen zu uns und wir lauschen. Lauschen den Stimmen, die über das Leben hinaus in uns widerhallen und lauschen dem Leben selbst.
Jetzt also stirbt das Alte, bereit dem Neuen Platz zu machen. Das können wir uns im Vollmondritual zunutze machen.
Wir fürchten den Wandel
Geschenke lieben wir alle, aber den Wandel fürchten wir zumeist. Es ist nicht leicht, das Alte gehen zu lassen. Es ist uns vertraut.
Das Ungewisse hat ein unbekanntes Gesicht und wir wissen nicht, ob es uns gefallen wird. Aus dieser Angst heraus, nehmen wir vieles in Kauf, nicht selten selbst Dinge, die uns offensichtlich schaden. Wir sind deswegen nicht schwach oder dumm, uns fehlt es nur ein wenig an Mut und Vertrauen.
Baba Yaga hat einen Mörser. In diesen wirft sie all das Alte hinein und zerreibt es bis in die letzte Faser. In diesem Gefäß lässt sie Dinge transformieren. Sie fordert uns auf, es ihr gleich zu tun. Wir sollen unsere Augen öffnen, unsere Gaben erkennen und mutig nutzen.
Die Angst ist immer größer, als das was kommt. Sie ist wie ein Schatten an der Wand, der aus einer Maus ein riesiges Monster werden lässt. Wir können einfach die Mauer niederreißen oder uns so weit von ihr entfernen, dass die Schatten kleiner und kleiner werden und sich letztendlich auflösen. Dafür müssen wir nur über unsere eigenen Grenzen hinaus gehen.
Einmal sagen: „Ich mach das jetzt!“, „Ich ziehe das jetzt durch!“.
Zum Vollmond steht Mond im Zwilling, die Zeit davor liegt jedoch ganz in der Kraft des Stierzeichens. Er wechselt etwa alle zweieinhalb Tage das Sternzeichen, welches er durchzieht. Die Mondenergie ist also maximal zweieinhalb Tage alt. Wir Hexen lieben es, die wirkenden Energien zu verweben, also schauen wir für unser Vollmondritual auch auf die Mond-Kraft des Stieres.
Der Mond im Stier
Schauen wir einmal, ob uns der Stier hilft, das eigene Potential zu erkennen, damit wir uns voll und ganz in das Abenteuer Leben stürzen können?
Der Stier ist das zweite Zeichen der Sternbilder. Vor ihm hat der feurige Widder den Frühling gebracht. Der Stier ist ein erdiges Zeichen. Er galt in vielen Kulturen als heiliges Tier, sei es bei den Ägyptern, den Sumerern oder auch im alten Babylon. Der Stier verkörpert die Verwurzelung in der Erde. Die Druiden verehrten einen besonderen, den weißen Stier.
Seine Kräfte wirken von außen nach innen. Wir dürfen empfangen und es in uns wandeln lassen. Der Stier hat Ausdauer, beweist Geduld und strotzt nur so vor Stärke.
Der Stier setzt sich ganz gerne Grenzen, die wir ja nun eigentlich gerade sprengen wollen. Aber! Er weiß auch, was gut für ihn ist und was in seinem Revier nichts zu suchen hat. Dann schart er mit den Hufen, schnauft wild und zerreißt das für ihn rote Tuch. Er, der eigentlich keine Veränderung mag, findet die Kraft zu vertreiben, was in seiner Welt nichts zu suchen hat.
Die Farbe des Stieres ist tannengrün, die ihm zugeordnete Pflanze die Hagebutte. Das passt doch wunderbar in diese Jahreszeit und mir kommt so langsam eine Idee für dieses Vollmondritual.
Und wie passt da Mond?
Wir Menschen sind eng mit unserer Gefährtin Mond verbunden. Im Mond spiegeln sich unsere Gefühle, unsere Intuition, auch unsere Geheimnisse. Die Mondkraft begleitet uns durch all unsere Lebensphasen. Der Mond im Stier möchte, dass wir sicher sind und uns geborgen fühlen. Klingt erstmal nicht sonderlich nach Veränderung, aber Mond ist es auch, der alles tut, damit wir uns wirklich sicher und geborgen fühlen. Die Mondkraft im Stier sucht die Gemeinschaft und auch wir sollten in unserem Wunsch nach Rückzug, nie die Gemeinschaft aus den Augen verlieren.
Wir brauchen einander.
Zum Vollmond selbst steht selbiger im Zeichen des Zwillings. Hier kommen uns die transformierenden Kräfte der Greisin zugute. Der Mond im Zwilling ist für alle neuen Eindrücke empfänglich. Alles was auf uns einströmt, wird betrachtet. Wir sind dabei bereit, auch tief in unser Inneres zu schauen. Von Vorteil ist auch, dass unsere Emotionen dabei nicht unbedingt im Vordergrund stehen. So sind wir besser in der Lage, uns selbst zu reflektieren.
Die Farben des Mondes sind silbern und weiß. Überhaupt ist Mond eng mit Silber verbunden. Sein Tag ist der Mon(d)tag. Die wertvollsten Steine sind der Opal, Perlen und natürlich auch der Mondstein.
Hast du gut aufgepasst?
Fassen wir noch einmal kurz zusammen. Zu Samhain hat sich die Kraft der Greisin, der alten und weisen Göttin erhoben. Sie transformiert, lässt sterben um Neues zu gebären. Es ist eine Zeit der inneren Einkehr und des inneren Wandels.
Die vorausgehenden Kräfte des Stiers ebnen uns den Weg. Sie sind erdig. Der Stier steckt seine Grenzen ab, aber jagt innerhalb derer alles hinaus, was störend ist. Sein Element ist die Erde, seine Farbe tannengrün und seine Frucht die Hagebutte.
Die Mondkräfte im Zwilling helfen uns in dem Vollmondritual Neues zu erschaffen und gewonnene Erfahrungen zu reflektieren und zu transformieren.
Mond ist silbern und weiß, seine Steine sind Perlen, Opale und Mondsteine. Alles ist auf unser Fühlen, unsere Intuition ausgerichtet. Das Element ist Silber.
Wir haben also:
- die alte Göttin / die Greisin
- Transformation / Loslassen / Wandel
- Element Erde & Silber (Edelmetall)
- Farben: tannengrün, silber und weiß
- Frucht: Hagebutte
- Steine: Opal, Mondstein und Perlen
Vielleicht weißt du an dieser Stelle selbst schon, was zu tun ist und ein eigenes Vollmondritual hat sich bereits in dir geformt. Vielleicht aber möchtest du nun wissen, was aus den Tiefen meiner Gedanken emporgestiegen ist.
Das Vollmondritual für den Zwilling
In meinem Geist entstand das Bild eines Amuletts, dass dich begleiten soll. Wir brauchen:
- Ton (für das Element Erde)
- etwas Kleines aus Silber, vielleicht ein schöner Mondanhänger
- kleine Hagebutten
- einen Opal, Mondstein oder Perlen
- Tannennadeln
Du kannst gerne auch weitere Gegenstände aus der Natur sammeln oder die Vorschläge durch Sachen ersetzen, die für dich stimmiger sind. Der Ton sollte so beschaffen sein, dass er an der Luft trocknet.
Gehe gerne vor der Herstellung des Amuletts in Meditation und verbinde dich mit der Göttin dieser Zeit. Suche dir gezielt eine der oben genannten Göttinnen aus, wenn du magst. Das erleichtert meist den Zugang. Ich wandere zu Urd, denn ich fühle mich eng mit ihren Kräften verbunden. Bitte die weise Alte darum, dich zu leiten. Sie wird dir helfen, die Ebenen miteinander zu vereinen und tiefer in die spirituellen Sphären einzutauchen.
Gib dich dann vollkommen deiner Intuition, deiner Kreativität hin. Das heißt: Einfach machen. Forme dein eigenes Amulett. Du kannst überlegen, ob du ein Loch hinzufügen möchtest, damit ein Band zum Aufhängen durchgefädelt werden kann.
Während du das Amulett erstellst, teile ihm alles mit, was sich in deinem Leben ändern darf. Gib all deine Wünsche hinein, es wird sie aufnehmen und dich bis zur nächsten vollen Mondin im Stier begleiten.
Überlasse das Amulett nach diesem Vollmondritual dem Licht der Mondin, damit sich die Energien verbinden. Schenke das Amulett einen Platz auf deinem Altar. Hast du keinen Altar, so könntest du ja mit diesem Amulett anfangen …
Update: Am nächsten Morgen (27.11.2020)
Dieses Vollmondritual habe ich gestern Abend geschrieben. Wie gesagt, wusste ich ja selbst nicht, wohin die Reise geht. Es war spät und mir fiel ein, dass ich am Tag auf meinen Spaziergang kleine Hagebutten gesehen hatte, aber ich wusste nicht mehr genau wo.
Trotzdem zog es mich hinaus.
Im Park, in dem es keine Laternen gibt, erkannte ich, dass es nicht so schlau war, in der Dunkelheit zu suchen. Mir dämmerte aber auch, dass es nicht die Hagebutten waren, die mich riefen, sondern eine Begegnung mit .. ich weiß es nicht genau. Vor mir in etwa 10 Meter Entfernung saß mitten auf dem Weg ein größeres schwarzes Tier. Saß da und schaute in meine Richtung, zumindest fühlte es sich so an.
Ich konnte die Augen nicht sehen., aber sehr wohl spürte ich den Blick. Wir standen uns gegenüber. Ich konnte nicht viel erkennen. Ich bin nicht nur in der Dunkelheit hinaus, sondern auch ohne Brille. Die Atmosphäre war sehr angespannt, irgendwie aufgeladen und ich wusste, dass ich nicht näher herankommen darf.
Es war, als würden zwei Wesen sich erkennen, sich aber nicht in die Quere kommen wollen. Ich bin nach einer Weile rückwärts den Weg zurück gegangen, aus dem ich kam. Das eigenartige Gefühl blieb und es ist noch immer leicht präsent. Ich werde meine Spirits dazu bereisen.
Jedenfalls der langen Rede kurzer Sinn ist, dass ich heute Morgen noch einmal die Hagebutten suchen ging und sie auch bald fand. Auf dieser Suche fiel mir ein, dass das Stierzeichen auch mit Zauberbeuteln in Verbindung steht. Hast du also keinen Ton oder möchtest du überhaupt lieber mit Zauberbeuteln arbeiten, so sind sie für dein Vollmondritual eine perfekte Alternative.
Du könntest einen roten Stoff nutzen. Versuche ein natürliches Material zu nehmen, vielleicht ein reines Baumwoll-Shirt, dass du nicht mehr brauchst. Du kannst das Mojo, wie Zauberbeutel auch genannt werden, mit all den Sachen füllen, die ich aufgelistet habe und auch mit Dingen, die dir selbst einfallen.
Gib unbedingt Erde mit in den Beutel, auch kleine Steine sind gut. Das Beschwören geht wie bei dem Amulett. Binde den Beutel gut zu, vielleicht ja mit silbernen Fäden. Du kannst ihn bei dir tragen oder auf dem Altar aufbewahren.