Die Fünf hebt die Mystik der Zahlen auf eine neue Ebene. War mit der Vier alles Irdische vollendet, stehen wir nun auf der Schwelle zu unserer geistigen Essenz. Die Vier bildet unsere Basis, das Fundament der menschlichen Existenz. Es wird Zeit für eine neue Perspektive jenseits der Grenzen des Irdischen.
Die ersten Vier führen zur Fünf
Die ersten Zahlen der Mystik führen auf zwei verschiedenen Wegen zur Fünf, sind aber allesamt enthalten.
1 + 4 = 5
2 + 3 = 5
In beiden Gleichungen findet sich jeweils ein männliches und ein weibliches Prinzip, sind doch die Zahlen Eins und Drei der männlichen Energie und die Zahlen Zwei und Vier der weiblichen Energie zugeordnet. Yin und Yang ergeben nicht nur die Fünf, sie gehen darüber hinaus, auf der Suche nach dem, was hinter der Schwelle liegt.
Die Eins – der göttliche Urgrund
Die Zwei – die Dualität
Die Drei – die Verknüpfung von Yin und Yang
Die Vier – alle irdischen Formen vereint
Auch die Alchemisten suchten in der Fünf nach der geistigen Ebene. Das Irdische war vollendet. So führt die Fünf zur „quinta essentia“, zur Quintessenz.
Die Fünf im Pentagramm
Du kennst gewiss das Bild von Leonardo da Vinci und seiner Abbildung eines vollendeten Menschen.
Ein Mensch verfügt über zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf – fünf Körperendungen. Darüber hinaus haben wir an jedem Fuß fünf Zehen, an jeder Hand fünf Finger und unsere Sinne sind fünf an der Zahl: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten.
Die Fünf ist also auf der körperlichen Ebene eng mit uns Menschen verbunden. Sie macht uns vollkommen.
Diese Perfektion des Menschen in der Zeichnung von Da Vinci lässt sich in der Form eines Pentagramms darstellen.
So ein Pentagramm entsteht aus den Diagonalen, die in einem Fünfeck, einem sogenannten Pentagon gezogen werden.
Es besteht aus genau fünf Linien mit genau fünf Spitzen.
Wenn du das nächste Mal einen Apfel essen möchtest, so halbiere ihn doch vorher einmal und schaue dir die Schnittfläche genau an.
Ich bin sicher, du findet ein Pentagramm.
Und hast du dir einen Seestern schon einmal genauer angesehen? Richtig, auch dort findet sich das Pentagramm.
Sehr spannend ist, dass das Pentagramm die einzige Form ist, die sich durch die eigene Ausdehnung immer wieder selbst reproduziert.
Diese Wiederholung der eigenen Form lässt sich bis in die Unendlichkeit fortführen.
Die Fünf findet sich also sowohl im Kleinen, als auch im Großen. Dies war es auch, dass die Hermetiker so sehr an dieser Zahl faszinierte. Auf die Fünf lässt sich eines der Hermetischen Gesetze zurückführen.
Wie oben, so unten.
Wie im Mikro-, so im Makrokosmos.
So wird die Fünf auch als die Wahrheit der Hermetischen Gesetze bezeichnet.
Das Pentagramm selbst wird heute fast durchgängig dem Okkultismus zugeordnet. Vor allem Hexen lieben dieses Symbol. Sie tragen es nicht nur gerne als starkes Schutz-Amulett, sondern binden es oftmals in ihre magische Arbeit ein und nutzen es beispielsweise gerne für Beschwörungen.
In der folgenden Abbildung siehst du, wie ein Pentagramm gezogen werden sollte, wenn du es zur Anrufung nutzen möchtest. Es ist aber auch zu erkennen, dass zu den vier Element eine fünfte Ebene hinzu gekommen ist, die Ebene des Spirits, des Geistes – der Äther.
Möchtest du übrigens etwas verbannen, so ziehst du das Pentagramm im Uhrzeigersinn von der Erde aus.
Gut, weil es so faszinierend ist, gestatte mir ein letztes Beispiel. Verbinden wir die fünf Punkte der Stellen, an denen die Venus der Erde im Laufe von acht Jahren am nächsten stand, so erhalten wir ein beinahe perfektes Pentagramm – die Venusblume¹. Die fünf Blütenblätter symbolisieren:
- Liebe
- Schönheit
- Weiblichkeit,
- Sinnlichkeit
- Transformation
- Heilung und Frieden
In der Geomantie heißt es: Dieser Tanz der Venus mit der Erde um die Sonne energetisiert unsere Mutter Erde.
Und war die Venus in ihrer Verkörperung der Aphrodite es nicht, die -wenngleich durch eine List- den Zankapfel der Eris erhielt – du erinnerst dich, jener Frucht, die ein Pentagramm im Inneren verbirgt?
Die Fünf in der Astrologie
Sind wir schon einmal im Kosmos angekommen, so lass uns dort noch ein wenig verweilen.
In der Astrologie ist die Fünf dem Tierkreiszeichen Löwe zugeordnet und dessen Herrscherplaneten Sonne. Mit der Fünf sind wir auch im fünften astrologischen Haus eingezogen.
Die Sonne steht im Zentrum unseres Sonnensystems. Sie ist der Mittelpunkt und auch die Löwen stellen sich sehr gerne genau an diesen Platz. Beide, Sonne und Löwe, symbolisieren die Zeugungskraft. Ohne die Sonne ist ein Leben nicht möglich. Sie spendet die notwendige Energie, die wir für unsere Existenz benötigen.
Vielleicht kennst du einen Löwen in deinem näheren Umfeld. Sie strotzen nur so vor Selbst-Bewusstsein. Allerdings lauert hinter dieser Wesensart auch die Gefahr, dass sie sich im Größenwahn verlieren und sich allzu sehr selbst verherrlichen. Um so wichtiger die Reise der Fünf weiter zur Sechs, denn sie steht in der Jungfrau und wird wieder Ordnung und Struktur in die Abläufe bringen.
Die Fünf im Mittelpunkt
In einer mathematischen Anordnung der ersten neun Zahlen finden wir die Fünf genau dort – im Mittelpunkt.
Für die alten Griechen war die Zehn die Zahl der Vollendung. Bevor es also zur Zehn kommt, durchlaufen wir die Stadien von der Eins bis zur Neun und mittendrin thront die Fünf, wie die Sonne in unserem Sonnensystem und der Löwe auf der Party.
Ich erwähnte den Bezug der Fünf zum fünften Haus, das ganz im Zeichen des Löwen steht. Dieses Haus ist eine Art Spielzimmer, quasi der Partyraum des Löwen. Hier sollen und dürfen wir uns austoben. Es fließen schöpferische, kreative Energien. Die Fünf ruft also auch dazu auf, das Leben mit viel Freude zu erobern.
Die Fünf in der Weltgeschichte
Begeben wir uns auf Spurensuche.
Das Pentagramm ist einem alten Volksglauben nach auch als Drudenfuß, dem Fußabdruck eines Druden bekannt. Sie nutzten das Zeichen um sich des Nachts vor dem Druden zu schützen, der – so glaubten sie – setze sich sonst auf ihre Brust und nimmt ihnen die Luft zum Atmen.
Es heißt, zur Geburt Jesu erschien der Stern von Bethlehem am Nachthimmel, der natürlich fünfzackig war. Bei seiner späteren Kreuzigung wurden ihm fünf Wunden zugefügt. Es heißt aus diesen ströme das Heil der Welt.
Die Kreuzritter, die im Namen der Christenheit für viel Leid sorgten, verfügten über fünf Tugenden:
- Edelmut
- Höflichkeit
- Reinheit
- Tapferkeit
- Frömmigkeit
Als Symbol der göttlichen Wahrheit steht die Fünf bei den Hebräern für die fünf Bücher Moses.
Der islamische Glauben erfordert in seiner Ausübung fünf Säulen:
- das Glaubensbekenntnis
- das Gebet
- die Almosensteuer
- das Fasten
- die Pilgerfahrt
In China treffen wir die Fünf in der 5-Elementen-Lehre zur Beschreibung der Natur, die die Zyklen von WERDEN, WANDLUNG und VERGEHEN in sich tragen.
- Holz
- Feuer
- Metall
- Wasser
- Erde
Der Buddhismus fügt den uns bekannten vier Elementen ein fünftes hinzu: die Leere.
Quinta essentia
Die ersten vier Zahlen führen zur Fünf. Mit dem ersten Quartett ist das irdischen Dasein soweit vollendet, dass wir in der Lage sind zu existieren. Die Fünf öffnet den Raum zu einer neuen Ebene, sie ist das Spielzimmer in eine neue Sphäre, dem Äther.
Wir haben mit der Fünf die Schwelle zur geistigen Anbindung im Universum erreicht und gehen nun auf die Suche nach einer inneren Ganzheit, einer Verbindung der materiellen und nunmehr auch geistigen Welt.
Im Tarot ist die Fünf dem Hierophanten zugeordnet. Der Hierophant ist der Enthüller der heiligen Geheimnisse. Er ist ein Einweihungspriester in die alten Mysterien. Seine Aufgabe ist es, die Tür in die höheren Welten des Seins zu öffnen. Diese Schwelle zu übertreten ist wie ein Initiationsritus.
Mit der Fünf gehen wir nicht mehr in die Ruhe der Hohepriesterin (die Zwei), wir beginnen uns für das Außen zu interessieren, vor allem auch dem, was hinter unseren irdischen Grenzen liegt. Wir erkennen die nächste Ebene, wenn wir uns mit den ersten vier Ebenen und somit den irdischen Geheimnissen dieser Welt auseinandersetzen.
Die Fünf hat die Tür aufgestoßen, durchgehen müssen wir selbst.
Quellen:
¹)Neunercode, Werner Johannes Neuner: Die Venusblume.(Stand 09.03.2021, 19:01).http://www.neunercode.com/Venusblume/Venusblume.html.
- Schlapp, Peter (2010), Astrologie und das Geheimnis der Zahlen: Tierkreiszeichen und Planeten im Lichte der Zahlensymbolik. Tübingen astranova.
- von Kirschner, Johann (2014), Lehrbuch der Numerologie: Zahlen als Schlüssel der Seele. (1. Aufl.). Berlin Firavarti Verlag.