Die Sechs verleiht der Reise durch die Mystik der Zahlen wieder eine Ordnung, eine Struktur. Die Fünf hatte das Tor zu einer neuen Ebene aufgestoßen, die vier irdischen Elemente waren vollkommen und wir waren frei, uns dem Geist, dem Äther – der spirituellen Welt zu öffnen. Die Fünf steht im Zeichen des Löwen und der Sonne und glänzt in der Mitte der Schöpfung. Sie strotzt nur so vor Selbst-Bewusstsein und es besteht die Gefahr, dass sie sich komplett dem Geist verschreibt, vom irdischen Boden abhebt und sich im Größenwahn verliert.
Die Sechs steht im Erd-Zeichen der Jungfrau. Sie räumt auf, bringt alles wieder an den richtigen Platz und gibt Halt unter den Füßen.
Die Sechs und ihr Element, die Jungfrau
Reisen wir weit, sehr weit zurück. Blicken wir auf dieser Seelenreise auf die Jungfrau, so sehen wir zuerst die Heilige Mutter Maria der Christen. Wir aber bleiben nicht stehen, sondern lassen unseren Geist noch weiter ziehen. Diese Jungfrau ist die gezähmte Seele der wilden Frauen. Sie ist ein Schatten der Saligen, der Bergfrauen, der Moosfrauen, der Wald- und Wildfrauen.
Sie ist eine Erinnerung an die alten Heilerinnen, die Seherinnen, die Weisen, die Magierinnen, die Schamaninnen.
Diese Urfrauen waren vom Volke respektvoll verehrt, eine tiefe Verwurzelung war untrennbar mit ihnen verbunden, so wie jeder Mensch auf eine untrennbare Weise auch mit der eigenen Mutter verbunden ist. Die Inquisition hat versucht, diesen tiefen Glauben an die wilden Frauen auszumerzen, hat die Frau gedemütigt, erniedrigt und zur Sünderin erkoren.
Die tiefen Wurzeln des Volkes aber, die mit jener Urfrau verbunden waren, konnten sie nicht kappen. So wie die drei Nornen am Brunnen der Urd immer wieder heilendes Wasser auf die Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil fließen lassen, so flossen Ströme der Erinnerung durch die Herzen der Menschen. Vielleicht war dies der Grund für die „Heilige Maria“, der Wegzoll, den die christlichen Missionare zahlten, um die Gunst des Volkes nicht zu verlieren. Die gezähmte Mutter, in der die Kraft einer Jungfrau steckt und auch die Funken einer einstigen starken Göttin.
Die Kraft des Tierkreiszeichens der Jungfrau wirkt erdend auf uns. Sie ist mit den Blumen, den Früchten verbunden und zeigt einen Prozess der Reife und der Ernte an. Wie die Sechs, bringt sie Ordnung in das Leben. Sie schenkt Struktur. Dabei stellt sie sich nicht mitten in die Sonne wie der Löwe, sondern hält sich eher diskret zurück, beobachtet, analysiert. Alles wird auf die Probe gestellt, bis es zur Perfektion gelangt, bis es wirklich stimmt.
Die Sechs, die Zahl der Perfektion
1 + 2 + 3 = 6
Dem 1. Grund, der ersten Manifestation (1) wird die erste weibliche (2) und die erste männliche Zahl (3) hinzugefügt. Die Sechs ist eine verdichtete Form der ersten drei Zahlen: Eins, Zwei und Drei. In der okkulten Mathematik ist auch von den drei höchsten Bewusstseinsstufen die Rede. Auch aus diesem Grund wird die Sechs als die Zahl der Perfektion bezeichnet.
Schaue dich einmal in der Natur um und du wirst die sechseckigen Formen in vielerlei Varianten finden. Nehmen wir nur einmal die Bienen und ihre Waben. Die Waben selbst bestehen aus einem Sechseck. Die kleine Biene hat sechs Beinchen. Sie lebt maximal sechs Wochen und in dieser Zeit sammelt sie den wertvollen Honig, der aus sechseckigen Fruktose- und Glukosemolekülen besteht.
Ein Eiskristall ist ein Sechsstern, schaue ihn bei nächster Gelegenheit einmal ganz genau an. In Achtsamkeit betrachtet, sind sie faszinierend schön. Auch der Diamant hat eine hexagonale Kristallstruktur. Unsere Würfel haben sechs Zahlen auf sechs Seiten und würfeln wir zu wild, so fällt er auf unsere Erde, deren Achse genau um 66,6° geneigt ist.
In der Kabbalah versiegelt Gott den Raum in sechs Richtungen: oben, unten, rechts, links, vorne und hinten. In der Genesis ist von sechs Schöpfungstagen die Rede. In der Hermetik fasst das Hexagramm diese Tage zusammen, mit seinem ruhenden Pol in der Mitte, dem siebenten, dem Ruhetag.
Kurzer Exkurs zum Hexagramm
Das Hexagramm wird auch als das „Siegel Salomons“ bezeichnet.
Es wird oftmals dem Christentum oder Judentum zugeschrieben, sein Usprung aber ist mindestens 2000 Jahre älter als seine Nutzung durch die monotheistischen Religionen.
Seine Wurzeln liegen, soweit der heutige Stand, im Hinduismus des alten Indiens. Das Hexagramm wird dort Shatkona genannt und ist ein Symbol für Shiva und Shakti.
Das Shaktona aus zwei Dreiecken, welche übereinander geschoben sind. Die eine Spitze des Dreiecks zeigt nach oben (△) und symbolisiert Shiva, die männliche Kraft, den Phallus. Die andere Spitze des Dreiecks zeigt nach unten (▽) und steht für Shakti, die weibliche Seite, die Yoni.
Die Überlagerung des männlichen und weiblichen Dreiecks stellt das allumfassende Wesen Gottes dar. Gott ist nicht Frau, nicht Mann oder vielmehr ist Gott Frau und Mann. Im Hinduismus ist Gott ALLES. Das Weibliche und das Männliche gehört untrennbar zusammen. Somit ist das Shaktona ein allumfassendes Symbol.
Wo finden wir die Sechs noch?
Jetzt wird es ein wenig geometrisch. Mich faszinieren Formen und die Zusammenhänge innerhalb der Formen. Vielleicht kann ich dich ein wenig anstecken. Ich versuche es durch eine Abbildung zu verdeutlichen:
Ziehen wir einen Kreis, so hat jeder Kreis einen bestimmten Durchmesser und einen bestimmten Radius, also der halbe Durchmesser. Nehmen wir diesen Radius und zeichnen ihn inwendig in einen Kreis, so passt er punktgenau sechsmal hinein. du kannst es gerne ausprobieren.
Ziehe mit dem Zirkel einen Kreis. Verstelle den Zirkel nicht und setze ihn danach auf einem beliebigen Punkt des Kreises auf. Markiere den Radius auf der Linie und setze auch dort dann den Zirkel ein, um die nächste Markierung zu setzen. Das machst du genau fünf Mal und dann verbindest du die Markierungen entlang des Kreises miteinander.
Ziehst du von jeder Markierung auch eine Linie zum Mittelpunkt des Kreises, so erhältst du sechs vollkommen gleiche Dreiecke.
Okay, das war jetzt vielleicht etwas zu trocken, also schnell etwas für das Herz.
Das Herz liegt auf der Ebene unseres vierten Ckakras, dem Herzchakra. Dieses Chakra hat auch den Sechsstern als Symbol.
Schwenken wir noch einmal kurz zur Kabbalah zurück, denn im kabbalistischen Lebensbaum ist Tipheret, der Weg der Schönheit und des Herzens, die sechste Sephira.
Die Zahl Sechs ist komplett in unserem irdischen Bewusstsein verankert. Bleiben wir noch einmal ganz kurz bei dem Gedanken, dass die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde. Dieser Prozess fügt den Zahlen eine weitere Ebene hinzu: Die Zeit.
Zuvor spielte die Zeit überhaupt keine Rolle, aber noch heute spiegelt sich die Sechs in unserem Zeitbewusstsein wider. Wir haben heute eine Sechs-Tage-Woche, also unsere Woche besteht aus sechs Werktagen und einem Ruhetag. Unsere Gesellschaft lebt unter dem Druck, dass alles erledigt sein muss, ehe wir am siebenten Tag ruhen dürfen.
Dieser menschlich gemachte Zeitrahmen ist einer unserer größten Fesseln. Wir halten uns durch dieses Zeitsystem in unserem eigenen Rhythmus gefangen. Diese eigene Knechtung bindet uns an den irdisch-materiellen Zyklus, den Leistungsdruck unserer Gesellschaft. Erstmal müssen wir Ordnung schaffen, ehe wir uns spirituell entwickeln dürfen. Es gibt meist immer irgendetwas zu tun, das erstmal erledigt werden muss, ehe wir wirklich das tun, was wir eigentlich wollen.
Wir sind programmiert, unsere irdische Lebensaufgabe auf die Reihe zu bekommen, eine solide Basis zu schaffen – unsere kleine Bienenwabe. Perfekt wird diese Wabe aber erst wenn wir alle Ebenen einbeziehen: die körperliche, die geistige und die seelische.
Das sechste Haus
Die Sechs ist astrologisch dem sechsten Haus zugeordnet. Dieses Haus steht, wie passend, für unseren Körper und unsere Gesundheit. Wir dürfen unser Leben bestmöglich organisieren, in einen perfekten ökologischen und ökonomischen Rahmen bringen, damit in unserem Körper alles reibungslos funktioniert und wir uns bester Gesundheit erfreuen.
Das sechste Haus fragt ganz konkret: Wie gehst du mit deinem Körper und seinen Kräften um? Arbeitet dein Körper mit deinem Geist und deiner Seele zusammen oder ist er losgekoppelt davon? Verfügst du über genügend körperliche Energien?
Den wachen Geist bringt die Sechs durch Merkur ins Spiel, der Planet, der dieser Zahl zugeordnet ist und Herrscherplanet der Jungfrau. Der Merkur ist der Sonne am nächsten und kann als Botschafter der Sonnenkräfte betrachtet werden. Sein Element ist die Luft. Er steht für einen offenen Geist, einen klaren Intellekt und fließende Kommunikation. Seine Energie macht wach und beweglich.
Diese leuchtende Wachheit können wir jetzt gut gebrauchen.
Die Sechs, die verteufelte Zahl der Kirche
Sie ist die Zahl des Teufels, die luziferische Zahl. Dies findet sich erstmals in der Bibel in der Offenbarung des Johannes. Die Sechs wird dort als die Zahl des Tieres und des Antichristen erwähnt.
Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.“
Das Tier wird in den Johannisbriefen mit dem Antichristen assoziiert. Kleine Geschichte am Rande: Aleister Crowley, vor allem bekannt durch sein Thoth Tarot nannte sich selbst das „Große Tier“ und signierte seine Briefe stets mit: 666.
Die Kirche führte ja auch die Verteufelung des Sexuallebens ein und das Zölibat ihrer Pfarrer und Nonnen, was vorher keineswegs üblich war. Die Zahl Sechs steht natürlich auch für die Sexualität und wurde aus diesem Grunde auch schon von den alten Griechen mit Aphrodite in Verbindung gebracht.
Die Blume der Aphrodite
Das Symbol der Göttin ist die Blume der Aphrodite.
Diese Blume besteht aus sechs Fischblasen innerhalb einer Umrandung, die an ein Spinnennetz erinnert.
Bis in das 20. Jahrhundert hinein fand sich die Blume der Aphrodite oftmals auf Amuletten von Schwangeren in Arabien und Nordafrika. Sie trugen dieses kraftvolle Symbol am Herzen, damit ihre Mutterschaft gut verläuft und sie ein gesundes Baby in Händen halten dürfen.
Das gefällt mir persönlich besser, als die Sechs als eine Zahl der Sünde zu verteufeln. Das ist Leben, Energie, Entwicklung.
Trotzdem lass uns nochmal einen kurzen Blick auf die 666 werfen.
Die 666 in der Mathematik
Schon wieder Mathe. Es tut mir leid, aber es ist wirklich spannend.
Ist es mir vorhin nicht gelungen, dich für die mathematischen Welten zu begeistern, dann vielleicht jetzt.
Addieren wir alle Zahlen von 1 bis 36 miteinander, dann erhalten wir 666.
1 + 2 + 3 + 4 + 5 + … + 36 = 666
Noch nicht beeindruckt? Okay, wie wäre es damit:
Werden die Quadrate der ersten sieben Primzahlen addiert, so erhalten wir 666.
2² + 3² + 5² + 7² + 11² + 13² = 666
4 + 9 + 25 + 49 + 121 + 169 = 666
Das genügt auch noch nicht. Okay, gib mir noch eine Chance!
Belphegors Primzahl
Belphegor ist der Dämon der genialen Erfindungen. Eine Primzahl ist übrigens eine Zahl, die sich durch keine andere Zahl teilen lässt außer durch sich selbst, was dann logischerweise Eins ergibt.
Da gibt es diese eine Primzahl, die Zahl des Belhegors, die von vorne gelesen den gleichen Wert hat, wie von hinten gelesen und nun rate einmal, welche Zahl direkt in deren Mitte steht – die 666!
Ich zeige es dir:
Die Primzahl des Belphegor besteht aus genau 31 Ziffern, was übrigens eine gespiegelte Dreizehn ist und die Bezeichnung „Der Dreizehnte“ ist eines der vielen Synonyme für den Teufel. Die Dreizehn finden wir aber auch links und rechts der 666, in den jeweils 13 Nullen.
Eine aus der Sicht der okkulten Mathematik wahrhaft faszinierende Zahl, die ich auch schon rituell verwendet habe.
Ich hoffe, ich konnte dich ein klein wenig begeistern. Reisen wir noch ein letztes Mal in die Welt der Symbolik.
Die Doppelfurka
Das Kreuz wird vor allem mit der Kreuzigung von Jesus Christus verbunden. Für die Symbolisierung gibt es verschiedene Arten von Kreuzen. Eines der ersten und einfachsten Kreuze siehst du links abgebildet.
Dieses Kreuz wird je nach Kultur beispielsweise das Griechische Kreuz oder auch Doppelfurka genannt.
Eine Furka allein ist ein y-förmiges Kreuz.
An so einer Furka, so heißt es, wurde der ägyptische Gott Seth gekreuzigt. Er hatte einst seinen Bruder Osiris getötet und somit dessen Sohn Horus den Thron verwehrt. Es dauerte lange, einige Quellen sprechen von 88 Jahren, aber eines Tages holte Horus sich den Thron zurück. Die Herrschaft von Seth war beendet.
Seth hat aber auch Gutes vollbracht. Er hat die Sonne Re vor der Schlange Apophis beschützt, die drauf und dran war, selbige zu verschlingen. Der Tag war gerettet, oder? In diesem Fall heißt es für den Gott eher und täglich grüßt das Murmeltier. Apophis steht in jeder Nacht wieder auf und Seth muss sie jede Nacht erneut töten.
Kommen wir zurück zur Furka. Also die Furka, das Kreuz des Seth, symbolisiert seine Reise in die Unterwelt im Herbst und seine Auferstehung zur Jahreswende – das kann nämlich nicht nur die Schlange.
In der Abbildung hält Seth übrigens das Ankh in der Hand, eine weiter fortgeschrittene Variante des einfachen Kreuzes.
Die Doppelfurka besteht aus zwei einzelnen Furka, einem Ypsilon, dass nach oben und einem, das nach unten gerichtet ist. Es soll den gesamten Jahreszyklus symbolisieren, also auch das Frühjahr und den Sommer. Das klingt schon weniger nach Jesus, nicht wahr?
Die Doppelfurka findet sich bei der Göttin der Ehe, sowohl bei den Griechen und als auch den Römern. Bei der römischen Göttin Juno und auch ihrem griechischen Pendant Hera ist sie ein Hauptbestandteil des Symbols.
Vielleicht ist dir die Göttin Juno eher als ihr alter, weiser Aspekt – als Minerva bekannt.
In der griechischen Antike hat die Doppelfurka die vier Elemente repräsentiert: Erde, Luft, Feuer und Wasser.
Im mittleren Osten stand es für die vier Himmelsrichtungen, aber auch die vier Winde.
Im Buddhismus stellen zwei gekreuzte Donnerkeile die Macht von Buddhas Weisheit dar.
Ich hoffe ich konnte dir die Sechs und auch die okkulte Mathematik ein klein wenig näher bringen.
Und schau doch einmal, was ich entdeckt habe, als ich die Symbole für die Doppelfurka erstellte, ein kleines Geheimnis. Wir müssen das Ganze nur ein wenig vergrößern und ein kleines bisschen drehen:
Et voilà! – Das Hexagramm.
So schließt sich der Kreis.
Quellen:
Schlapp, Peter (2010), Astrologie und das Geheimnis der Zahlen: Tierkreiszeichen und Planeten im Lichte der Zahlensymbolik. Tübingen astranova.
von Kirschner, Johann (2014), Lehrbuch der Numerologie: Zahlen als Schlüssel der Seele. (1. Aufl.). Berlin Firavarti Verlag.
Forty, Sandra (2006): Handbuch Symbole, Erftstadt.
Walker, Barbara G (1997): Die geheimen Symbole der Frauen. Heinrich Hugendubel Verlag.